Corporate Finance – Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Corporate Finance ist ein Begriff aus dem Englischen Sprachgebrauch und heißt wörtlich Unternehmensfinanzierung. Diese zwei Begriffe lassen sich als Synonyme verwenden. Dabei geht es darum, die Mittelbeschaffung (Finanzierung) und die Mittelverwendung (Investition) in Unternehmen zu planen, zu steuern und zu kontrollieren.
Corporate Finance umfasst alle betrieblichen Zahlungsströme. Diese sind zielgerichtet und der situationsgerecht zu planen und zu steuern. Eine ständige Kontrolle trägt zu einer stabilen Finanzsituation im Unternehmen bei. Die Unternehmensfinanzierung beinhaltet alle Finanz- und Investitionsentscheidungen.
Zielsetzung von Corporate Finance: Erhaltung der Liquidität
Das wichtigste und oberste Ziel von Corporate Finance ist die Erhaltung der Liquidität. Denn ohne Liquidität ist das Unternehmen zahlungsunfähig und kann seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Die schlimmste Konsequenz ist die Insolvenz.
Weitere Ziele der Unternehmensfinanzierung
Unternehmensfinanzierung hat nicht alleine das Ziel, die Liquidität zu erhalten. Sie verfolgt noch andere Ziele.
Maximierung der Rentabilität
Rentabilität ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die sich aus dem Verhältnis von Gewinn zu Kapital berechnen lässt. Abhängig von der Bezugsgröße gibt es weitere Unterteilungsmöglichkeiten.
- Eigenkapitalrentabilität
Sie berechnet sich aus dem Gewinn im Verhältnis zum Eigenkapital
- Gesamtkapitalrentabilität
Um die Gesamtkapitalrentabilität zu berechnen, sind auch die Zinsen für das Fremdkapital und das Fremdkapital zu berücksichtigen.
Sie berechnet sich so (Gewinn + Fremdkapitalzinsen) : (Eigenkapital + Fremdkapital)
- Umsatzrentabilität
Sie lässt sich aus Gewinn im Verhältnis zum Umsatz berechnen.
In der Unternehmenspraxis gibt es noch viele weitere Rentabilitätskennzahlen, die jedes Unternehmen im Rahmen seiner betriebswirtschaftlichen Berechnungen individuell auswählt.
Risikomanagement
Im Rahmen des Risikomanagements sind finanzielle Risiken für das Unternehmen zu bewerten. Das können beispielsweise Devisen- oder Rohstoffkursschwankungen sein oder auch die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde seine Rechnungen nicht bezahlt. Mithilfe statistischer Analysen (die Analyse vorliegender Zahlen ist eine vergangenheitsorientierte Betrachtungsweise) oder zukunftsorientierter Methoden lässt sich das Risiko einschätzen. Eine zukunftsorientierte Methode ist beispielsweise das Durchspielen verschiedener Szenarien, auf der Grundlage der aktuellen Situation im Unternehmen. Dieses Verfahren wird auch Worst-Case-Szenario genannt, es beschreibt also, was schlimmstenfalls passieren kann.
Aufgrund der so erlangten Daten sind entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, damit das theoretische Risiko nicht zur akuten Gefahr für den Fortbestand des Unternehmens wird.
Das Gesamtziel von Corporate Finance ist, das optimale Verhältnis von Rendite und Risiko zu finden.
Der Prozess bei der Unternehmensfinanzierung
Der Prozess der Unternehmensfinanzierung verläuft immer in gleichen Schritten ab, die sich ständig wiederholen. Er ist nie abgeschlossen, die Finanzierung im Unternehmen fließt ständig.
1. Zunächst ist der Kapitalbedarf zu ermitteln.
- Das kann bei der Unternehmensgründung das für die Gründung notwendige Kapital sein.
- Es kann sich um den Finanzierungsbedarf für eine anstehende Investition handeln
- oder um den Bedarf an liquiden Mitteln, um die laufenden Kosten zu decken und kurzfristige Verbindlichkeiten zu bedienen.
2. Ist der Kapitalbedarf ermittelt, wird im nächsten Schritt für die Finanzierung gesorgt. Die Finanzierung soll den Bedarf decken. Dazu stehen den Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung.
- Investition des Gewinns für weitere Anschaffungen.
- Beschaffung von Fremdkapital durch die Aufnahme eines Kredits.
- Beschaffung von Eigenkapital durch den Verkauf von Unternehmensanteilen.
- Der kurzfristige Kapitalbedarf lässt sich durch die Aufnahme eines kurzfristigen Kredites decken.
- Durch die genaue Planung der Geldflüsse im Unternehmen, vor allem der kurzfristigen Geldflüsse (Stichwort Cashmanagement), lässt sich die kurzfristige Liquidität im Unternehmen sicherstellen.
3. Der nächste Schritt ist die Kapitalverwendung (auch Kapitalallokation oder Investition genannt). Dabei heißt zielorientierte Kapitalverwendung, dass die Ausgabe von heute eine Einnahme in der Zukunft bedeutet.
Im weiteren Verlauf müssen Unternehmen die Kapitalverwendung ständig kontrollieren. Stellt sich dabei heraus, dass beispielsweise eine Investition nicht mehr rentabel ist, besteht Handlungsbedarf im Unternehmen. Das kann letztendlich zur Freisetzung der finanziellen Mittel führen, zum Beispiel durch den Verkauf einer Anlage.
Arten des Finanzmanagements
Das Finanzmanagement lässt sich in zwei Arten einteilen: das strategische Finanzmanagement und das operative Finanzmanagement.
Strategisches Finanzmanagement
Das strategische Finanzmanagement ist langfristig ausgerichtet. Dabei sind Risiko- und Erfolgspositionen ständig zu kontrollieren und die Kapitalverwendung ständig neu zu bewerten. Hier geht es um langfristige Investitionsentscheidungen und die Kapitalstruktur im Unternehmen.
Operatives Finanzmanagement
Das operative Finanzmanagement betrifft vor allem die kurzfristige Finanzplanung und die Sicherung der Liquidität. Damit ist ein reibungsloser Ablauf im Unternehmen gewährleistet.
Die Finanzanalyse als Instrument der Unternehmensfinanzierung
Die Finanzanalyse stützt sich auf Zahlen und Daten aufgrund von Bilanzen, der Gewinn- und Verlustrechnung, Entwicklungen in der Branche, konjunkturelle Entwicklungen und den Geschäftsbericht. Sie liefert eine fundierte Bewertung der wirtschaftlichen Situation im Unternehmen, insbesondere was die künftige Erfolgsermittlung und die Zahlungsfähigkeit anbelangt.
Dabei lassen sich zwei Arten der Finanzanalyse unterscheiden:
- die interne Finanzanalyse führt das Unternehmen selbst durch. Sie liefert Planungs- und Kontrollinformationen, auf deren Grundlage die Unternehmensleitung Entscheidungen treffen kann.
- die externe Finanzanalyse führen unternehmensexterne Personen durch. Auf der Grundlage dieser Daten treffen beispielsweise Lieferanten die Entscheidung, ob sie einen Lieferantenkredit gewähren. Auch Investoren entscheiden auf der Grundlage dieser Daten beispielsweise, ob sie Anteile am Unternehmen kaufen.
Kurzer Überblick nur ein Einstieg. Es liegt an Ihnen, sich weiter in die Materie zu vertiefen.
Die dargestellten Finanz- und Investitionsentscheidungen sind nur oberflächlich angerissen, um Ihnen einen Überblick über die unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Instrumente zu verschaffen. In Ihrem Geschäftsalltag agieren Sie oft ganz automatisch mit dem ein oder anderen Tool. Um Ihre Möglichkeiten zu erweitern lohnt es sich, sich mit den zusätzlichen Optionen zu beschäftigen. Es ist durchaus möglich, dass Sie ein Instrument für sich entdecken, das Sie bislang noch gar nicht bewusst genutzt haben, Ihnen aber langfristig von großem Nutzen ist.
Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung, wenn ich selbstständig bin?
Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr ohne weiteres in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Sie müssen sich dort nun auf Antrag befreien lassen. Die künftige Beitragshöhe richtet sich hier nach Ihrem Einkommen. Die Kosten für Selbstständige betragen in 2023 zwischen ...