Work-Life-Balance: Was ist das eigentlich?

Das Work-Life-Balance-Konzept gibt es bereits seit 1986. Dabei geht es darum, alle Teile des Lebens in Einklang zu bringen, um mehr Zufriedenheit zu erreichen. Populär wurde der Begriff allerdings erst in den 1990er-Jahren. Mit der New Economy kam es zu weitreichenden Veränderungen. Die Anforderungen stiegen, Überstunden waren an der Tagesordnung. Die Kollegen sollten im Idealfall die besten Freunde sein. Der Arbeitsplatz entwickelte sich zum Zuhause, immer mehr Arbeit verlagerte sich ins Home-Office. Dadurch, dass immer mehr Frauen berufstätig waren, kam es zu einer Abwertung des Privatlebens. Wer dann Familie hatte, war neuen Belastungen ausgesetzt, dies alles miteinander zu vereinbaren. Das hatte zur Folge, dass für den Alltag außerhalb der Arbeit nicht besonders viel Zeit blieb. Es galt die Zeit effizient zu nutzen.
Wie Unternehmen auf diese Entwicklung reagierten
Für Unternehmen war es einerseits ein Glücksfall, dass sich die Prioritäten verschoben hatten. Andererseits mussten sie etwas tun, um Mitarbeitern die Vereinbarung von Arbeitsleben und Privatleben zu ermöglichen. Unternehmen führten flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit ein. Allerdings nutzten insbesondere Führungskräfte solche Angebote nicht, da sie Karriereeinbußen befürchten mussten. Ein Manager in Teilzeit ist eben nur schwer vorstellbar. Für diese Personengruppe entstand ein neues Work-Life-Balance-Konzept: Alles im Leben hat seine Zeit. In einer Phase des Lebens steht die Arbeit im Vordergrund, in einer anderen eher das Privatleben. Alles auf einmal geht nicht, denn der Tag hat nur 24 Stunden.
Die 4 Säulen der Work-Life-Balance nach Professor Howard Stevenson
Professor Howard Stevenson von der Harvard Business School vertrat die Ansicht, dass es notwendig ist, Prioritäten zu setzen: „Manager müssen lernen, sich bewusst Grenzen zu setzen und nicht endlos nach mehr Leistung, Erfolg oder Anerkennung zu streben.“ Sein Ziel war der größtmögliche persönliche Erfolg – im Berufs- wie im Privatleben.
Das Grundprinzip der vier Säulen des Work-Life-Balance-Modells
Säule 1: Beruf und Finanzen
Die Arbeit stellt für viele die Säule dar, in die sie viel Zeit, Energie und Hoffnungen stecken. Daher hat diese Säule großes Potenzial erfüllend zu sein und birgt gleichzeitig ein großes Frustpotenzial.
Säule 2: Familie und soziale Kontakte
Das soziale Umfeld eines Menschen, seine Familie, Partner, Freunde, Bekannte und Kollegen, können Rückhalt und Unterstützung sein. Fehlen die sozialen Kontakte oder ist das Umfeld negativ, kann das zu Stress und gefühlter Isolation führen.
Säule 3: Gesundheit und Fitness
Diese Säule beinhaltet alles rund um den Körper und die Gesundheit. Ernährung, körperliche und geistige Fitness sowie Erholung nach anstrengenden Phasen spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Säule 4: Sinn und Kultur
Jeder ist irgendwann im Verlauf seines Lebens auf der Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens, seiner Handlungen. Jeder hat sein eigenes Wertegefüge, das letztendlich seine Persönlichkeit ausmacht. Fehlen Sinn oder Werte, fehlt ein Ziel, auf das es lohnt hinzuarbeiten, kommt es zwangsläufig zu Frust und Orientierungslosigkeit.
Beispiele für Maßnahmen, um die Work-Life-Balance herzustellen:
Da Arbeitgeber ein besonderes Interesse an zufriedenen Mitarbeitern haben, schaffen sie eine angenehme und offene Unternehmenskultur, die es den Mitarbeitern ermöglicht, einen Ausgleich zu finden. Gleichzeitig verbessern die Unternehmen damit ihr Image und bleiben auf dem Arbeitgebermarkt wettbewerbsfähig. Folgende Maßnahmen können zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit beitragen:
- flexible Arbeitszeitmodelle
- Dies beinhaltet sowohl flexible Arbeitszeiten wie auch die Möglichkeit, teilweise im Home-Office zu arbeiten.
- betriebliches Gesundheitsmanagement, beispielsweise Gesundheitstage
- Mitarbeiterküche, um eine gesunde Ernährung zu ermöglichen
- betriebsinterne Kinderbetreuung
- Möglichkeiten zur Pausengestaltung, beispielsweise Aufenthaltsraum mit Tischtennisplatte oder Kicker
- Möglichkeiten zum Betriebssport oder vergünstigter Beitrag im Fitness-Studio
Fazit
Ob und wann die Lebensbalance bei jedem Einzelnen eintritt, hängt von vielen Faktoren ab. Es ist ein Irrtum, davon auszugehen, dass die angestrebte Balance eintritt, wenn alle vier Säulen gleich viel Aufmerksamkeit bekommen. Jeder hat sein individuelles Gleichgewicht, bei dem die Persönlichkeit, eigene Bedürfnisse und die eigene Situation eine wichtige Rolle spielen.
Einige wünschen sich einen schnellen beruflichen Aufstieg, für andere liegt der Fokus auf der persönlichen Lebensbalance. Die einzelnen Säulen sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Zu Schwierigkeiten kann es kommen, wenn eine Säule wegbricht, beispielsweise durch eine schwere Krankheit oder Jobverlust. Prioritäten können sich verschieben, beispielsweise wenn die Familie wächst oder ein Angehöriger erkrankt und mehr Zeit und Energie erfordert.
Vorteile der Work-Life-Balance für den Arbeitgeber
Arbeitgeber profitieren von Work-Life-Balance. Mitarbeiter wechseln nicht so häufig den Arbeitgeber, Motivation und Arbeitszufriedenheit sind hoch, was zu einer Leistungsverbesserung führt.
Kritik am Modell Work-Life-Balance
Den perfekten Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben gibt es nicht. Er ist ein Mythos, den sich einige Wirtschaftszweige zunutze machen. Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen, Pläne zu machen und Selbstmanagement zu lernen. Damit allein kommt jedoch das Leben nicht ins Gleichgewicht. Das Leben ist ohnehin nicht vollständig planbar. Beispielsweise wird der Babysitter genau dann krank, wenn der wichtige Termin ansteht, mit dem neuen Chef stimmt die Chemie nicht oder ein Kunde wechselt ohne Warnzeichen zur Konkurrenz – so etwas kann passieren. Wer versucht, dies alles zu kontrollieren, verkrampft und erzeugt Stress. Leben bedeutet anpassungsfähig zu sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt dabei ist – das hat schon Sigmund Freud festgestellt –, der Mensch ist von Natur aus unausgeglichen. Diese Unausgeglichenheit ist der Antrieb für Kreativität und Engagement. Viele Leistungsträger in Unternehmen sind erfolgreich, weil sie von innerer Unruhe getrieben sind, nicht weil sie ausgeglichen sind. Sie streben danach, ständig besser zu werden. In manchen Lebensphasen ist höchste Konzentration und voller Einsatz gefordert. In anderen Phasen ist ausreichend Zeit, soziale Kontakte oder Hobbys zu pflegen. Menschen sind rhythmische Wesen, das fängt schon mit einem Tag-Nacht-Rhythmus an oder mit dem Bio-Rhythmus, der sich über den gesamten Tag verteilt.
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