Wirtschaftsentwicklung: Krisenwinter 2023/24 in Deutschland?

Eine aktuelle Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Aussichten der Unternehmen im Herbst 2023 deutlich abgekühlt haben: Jedes dritte Unternehmen erwartet in den kommenden 12 Monaten schlechtere Geschäfte. Der Saldo der Geschäftserwartungen liegt bei minus 22 Punkten. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2023 lag er noch bei minus 5 Punkten. Die Umfrage basiert auf Antworten von insgesamt rund 24.000 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen in Deutschland.
 

Rufe nach chancenorientierter Wirtschaftspolitik werden lauter

Die genannten Zahlen belegen, dass sich viele Unternehmen in Deutschland längst im Krisenmodus befinden. Nur 30 % der Unternehmen bewerten ihre Situation als gut, 21 % als schlecht. Insgesamt sind die Aussichten aufgrund der globalen Unsicherheiten schlecht. Als Ursache für die schlechte Entwicklung sehen 51 % der befragten Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen an. Schlechte Wirtschafts- bzw. Standortpolitik macht es vielen Unternehmen zusehends schwerer, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Vor allem die hohen Energiekosten sind in vielen Branchen zu einer großen Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit geworden.
 

Welche Risiko-Indikatoren gibt es?

In der DIHK-Umfrage werden weitere Risiken benannt, die einen unmittelbaren Einfluss auf den Geschäftserfolgt haben. Ob Handel, Dienstleistungen, Bau oder Industrie: Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie der Fachkräftemangel sind in allen Branchen zu einem akuten Problem geworden. Auch die schwächelnde Inlandsnachfrage nennen Unternehmen als Risikofaktor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Im Bereich Handel und Dienstleistungen erreichen die Werte für zu hohe Arbeitskosten ein Allzeithoch, was ebenfalls für akute Probleme in vielen befragten Unternehmen spricht.

Im Durchschnitt beschäftigen Unternehmen aktuell mehr als 3,1 Risikofaktoren wie die genannten. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel lag dieser Wert bei etwa 2,5. Je mehr dieser Risikofaktoren Unternehmen beschäftigen, desto schwieriger gestaltet sich das operative Tagesgeschäft. Und im Moment deuten viele Daten darauf hin, dass die Belastungen und Risiken für Unternehmen in Deutschland weiter steigen.
 

Forderungen an die Politik

Martin Wansleben, DIHK-Hauptgeschäftsführer, sieht momentan keine Anzeichen für einen sich selbst tragenden Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Er sieht deshalb die Bundesregierung in der Pflicht, schnell zu handeln. Kritisch zu sehen ist laut DIHK vor allem die Entwicklung, dass viele Unternehmen mittlerweile Beschäftigungsabsichten und Investitionspläne zurückfahren. Bislang haben Unternehmen wegen des akuten Fachkräftemangels auch in schlechteren Zeiten eingestellt. Es gibt nun Anzeichen, dass sich dies ändern könnte.
 

Ausufernde Bürokratie als Ressourcenfresser

Viele Unternehmer sind frustriert über die Rahmenbedingungen. Insbesondere der Abbau von Bürokratie wird gefordert, zumal er im Koalitionsvertrag versprochen wurde. Neue Berichtspflichten für Unternehmen tragen jedenfalls nicht zu wachstumsförderlichen Rahmenbedingungen bei. Was die hohen Energiekosten angeht, herrscht weiterhin Unklarheit. Im Gespräch war zuletzt, dass es für Industriestrom subventionierte Preise geben soll, damit Deutschland als Standort im internationalen Kontext wettbewerbsfähig bleibt.
 

Fazit für Selbstständige und Existenzgründer

Die genannten Entwicklungen zeigen, dass strategische Flexibilität wichtiger denn je ist. Existenzgründer sollten bereits im Businessplan die hier genannten Risikofaktoren wie Energiekosten, Fachkräftemangel, Inlandsnachfrage, Währungsschwankungen und Rohstoffpreise proaktiv angehen und unternehmensspezifische Lösungen entwickeln. Sie stellen damit Unternehmergeist unter Beweis und dürften so bei der Kapitalgewinnung bessere Chancen haben.

Bereits etablierte Unternehmen sollten diese wichtigen Risikofaktoren permanent auf dem Bildschirm haben und frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Gewissenhafte Vorbereitung ist insofern wichtiger denn je. Überlassen Sie nichts dem Zufall und lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Selbstständige Bankgespräche führen sollten.

 

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