Kapitalbeschaffung: Ihre Kunden als Investoren gewinnen!

Geschäftsmann stellt Konzept vor

Ein ungewöhnlicher aber durchaus interessanter Weg an Kapital zu kommen ist die Finanzierung mit der Hilfe Ihrer Kunden. Wie funktioniert eine Finanzierung mit Hilfe von Kundenkapital? Das Prinzip ist relativ einfach und ein wenig mit einer Sammelbestellung vergleichbar. Sie müssen allerdings für die Initialzündung zuerst genügend Interessenten finden, bevor Sie eine Verbindlichkeit eingehen und die Ware bestellen.

Bis Sie an dem Punkt angelangt sind, an dem Sie nach Bestellern suchen, müssen Sie einiges vorher sehr genau durchdenken und organisieren. Und auch nach der Bestellung steht noch viel Arbeit an. Dieser Artikel erläutert den Weg von der ersten Idee über die Bestellung bis hin zur Verbuchung der Rechnung. Im Kern steht dabei die ausgefeilte Geschäftsidee, ohne die eine Finanzierung durch Kundenkapital schwerlich existieren kann. Im Vordergrund dieses Beitrags steht ein konkretes Beispiel, damit Sie eine Möglichkeit der praktischen Umsetzung kennenlernen können.
 

Die Idee: Klar, einfach und verständlich muss es für Kunden sein

Wenn Sie nach dem Prinzip einer Sammelbestellung vorgehen, um Kundenkapital einzusammeln, brauchen Sie eine ganz klare Botschaft. Jeder Besteller muss verstehen, worum es geht und was er bekommt, um bereitwillig das Geld vorzuschießen. Machen Sie es sich und Ihren potenziellen Kunden so leicht wie möglich.

Vor diesem Hintergrund ist es vorausschauend, das Produkt in einer Größe anzubieten, dessen Maße perfekt in handelsübliche Versandkartons passen. So sparen Sie Porto und Verpackungskosten. Außerdem verbilligt dieses Vorgehen die Preise beim Abfüller/Verpacker und vereinfacht die Lagerhaltung, denn gleich große Pakete lassen sich einfach stapeln und Sie können jeden Quadratmeter Lagerfläche optimal ausnutzen. Es ist Ihre Aufgabe, das perfekte Produkt zu konzipieren oder zu finden,

  • welches auf großes Interesse bei möglichst vielen Konsumenten trifft und

  • welches in dem von Ihnen angepeilten Preis- oder Qualitätssegment noch nicht vorhanden ist bzw. keine große Konkurrenz hat.

Je mehr Interessenten Sie für Ihr Produkt begeistern können, desto mehr Geld können Sie einsammeln, um den ersten großen Wurf zu landen. Der Ablauf soll anhand eines Beispiels erklärt werden.
 

Kapitalbeschaffung über Kunden am Beispiel von Reis

Ein Student fährt in den Semesterferien nach Indien. Dort ernährt er sich aufgrund seiner knappen Urlaubskasse überwiegend von Basmati Reis. Dieser ist in Indien ein Grundnahrungsmittel und deshalb sehr günstig. Zurück in Deutschland stellt er fest, dass Basmati Reis von vergleichbarer Qualität hier dreißigmal so teuer ist, wie in Indien. Er stellt sich eine ganz einfache Frage: Warum ist der Preisunterschied so exorbitant groß?

Dieser Frage geht der Student ernsthaft nach. Ein großer international agierender Konzern sammelt die Ernte ein, präpariert sie für den Versand und verschifft sie in großen Containern nach Europa. Dort werden sie gelagert, entsprechend kommissioniert (Päckchen zu 250 g, 500g und 1000 g), etikettiert, verteilt und in den Supermärkten vergleichsweise teuer angeboten.

Die Gründe für die starke Verteuerung liegen unter anderem darin:

  • Um den Absatz anzukurbeln, schaltet der Konzern täglich unzählige Anzeigen in Magazinen, auf Plakatwänden und in Zeitungen, dreht kostenintensive Werbespots mit international bekannten Werbegesichtern, druckt Flyer, verteilt Kostproben auf der Straße und tut alles, was die Marketing-Maschinerie online und offline hergibt.

  • Der Anbieter offeriert den Reis in verschieden großen Verpackungseinheiten, die unterschiedlich designed sind. Das verschlingt Unsummen an Marketing- und Produktionskosten.

  • Der Fixkostenapparat rund um den Reis für Transport und Logistik, Marketing, Verkauf, Organisation und Verwaltung ist enorm hoch. Es werden viele Menschen beschäftigt, die bezahlt werden müssen. Das alles gilt es in den Verkaufspreis einzukalkulieren.

  • Der Konzern will natürlich Gewinne machen und schlägt eine ordentliche Marge oben drauf. Am Ende kostet der Reis das 30-fache von dem, was es in Indien kostet.
     

Wie groß ist die Nachfrage in Deutschland?

Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Basmati Reis ist in Deutschland hoch. Allerdings gibt es in einem unteren Preissegment keine qualitativ hochwertigen Produkte am Markt. Wer sehr guten, ökologisch unbedenklichen und fair erzeugten Basmati Reis kaufen will, muss sehr hohe Preise bezahlen. Hier steckt Potenzial für ein Geschäft und es stellen sich einige Fragen:

Wie teuer wäre der in Deutschland so begehrte hochwertige Basmati Reis aus Indien, wenn der gesamte Kostenapparat rund um das Produkt auf ein Minimum reduziert werden würde? Wie lassen sich die Prozesse vom Reisanbau bis zum Verkauf vereinfachen oder sogar ersatzlos streichen? Wo lassen sich Kosten dauerhaft einsparen? Anhand der Antworten auf die Fragen entsteht eine recht überschaubare, aber arbeitsintensive To-Do-Liste:

  • Reisbauern in Indien finden, die Basmati Reis in Spitzenqualität ökologisch verträglich anbauen. Genau das will die Zielgruppe haben.

  • Website erstellen, auf der der gesamte Anbauprozess gezeigt und die Bauern vorgestellt werden. Diese erhalten für Ihre gute Arbeit reelle Preise, von denen sie ihr Geschäft führen können, welches den Mitarbeitern soziale Arbeitsbedingungen und angemessene Entlohnung bietet. Auch die Qualitätskontrollen, die der Reis durchlaufen muss, werden anhand von Zertifikaten nachgewiesen. So wird der gesamte Prozess transparent, Kunden wissen genau, wofür sie ihr Geld bezahlen.

  • Auf Basis dieser Website gilt es jetzt, feste Vorbestellungen einzusammeln und Vorauszahlungen zu kassieren. Die Vorbestellungen müssen zusammengenommen mindestens das Volumen eines Überseecontainers erreichen.

  • Ein Kunde muss mindestens 2 kg Reis oder ein Vielfaches davon bestellen, weil das die wirtschaftlichste Größe ist, in der die Ware abgepackt und später innerhalb Deutschlands verschickt werden kann.

  • Ist die Anzahl der Vorbestellungen groß genug, kann der Reis eingekauft und in einem Container nach Hamburg verschifft werden.

  • Der Reis wird von einem Kooperationspartner in schlichte 2-kg-Verpackung abgefüllt, etikettiert und per Post an die Kunden geschickt.

Damit der gesamte Ablauf möglichst reibungslos geht, müssen die einzelnen Prozessschritte sauber ineinandergreifen. Das bedeutet, dass alle Kooperationspartner vom Reisbauern bis zum Versender bereits in den Startlöchern stehen und für Sie aktiv werden müssen, sobald Sie die Sammelbestellung auf den Weg bringen.
 

Wenn Sie Vorauszahlungen einsammeln wollen, müssen Sie transparente Infos bieten

Die Website ist der Dreh- und Angelpunkt für die Kunden, hier befindet sich das Herz des (noch) kleinen Geschäfts. Hier sollten Sie alle nötigen Informationen präsentieren, die Ihre Kunden über das Produkt wissen müssen. Beschränken Sie sich bei der Konzeption Ihrer Geschäftsidee auf das Wesentliche und konzentrieren Sie Ihre Bemühungen darauf, ein hochwertiges Produkt zu fairen Bedingungen für alle anzubieten und Ihr Vorhaben so weit wie möglich z. B. über soziale Medien bekannt zu machen.

Die Website ist auch der Dreh- und Angelpunkt für Sie. Ihr Onlineshop benötigt eine Anbindung an ein Bestell- und Kundenverwaltungs- sowie an ein Rechnungsschreibungsprogramm. Diese Tools gibt es bereits auf dem Markt, zum Teil sogar kostenfrei. Wenn Sie Ihr Konzept sauber aufsetzen, laufen die Prozesse später beginnend mit der Bestellung durch den Kunden, über den Versand bis hin zur Abrechnung und zur Verbuchung beim Steuerberater fast komplett automatisch ab. Das wiederum bedeutet, dass Ihr Kostenapparat sehr klein ausfällt. Davon profitieren Sie, Ihre Kunden und die Erzeuger – eine „Win-Win-Win „Situation.
 

Der Quantensprung: Vom Reisgeschäft zu Ihrer eigenen Geschäftsidee

Das ausführliche Beispiel des wagemutigen Reisimporteurs soll Ihnen zeigen, wie Sie vorgehen können, um das Vertrauen von Kunden zu gewinnen, die Ihnen Geld zur Finanzierung einer Geschäftsidee vorschießen sollen. Im Kern steckt dieses Prinzip: Ein ökologisch einwandfreies Produkt in sehr guter Qualität zu einem konkurrenzlos günstigen und sozialverträglichen Preis anzubieten. Dazu können Verbraucher kaum Nein sagen. Mit einem solchen Produkt im Portfolio starten Sie aus einer guten Position, wenn Sie Vorauszahlungen der Kunden einsammeln wollen.

Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen in der jüngeren Zeit, die mit genau diesem Konzept erfolgreich wurden. Anbieter von Tee, Reis, Waschmittel, Bambusparkett, Wein, Saft und Nudeln haben es erfolgreich angewendet und innerhalb von ein bis drei Jahren entweder einen florierenden neuen Geschäftszweig oder eine ganz neue Firma kreiert.

Im Grunde handelt es sich immer um Produkte, die für sich genommen nicht spektakulär sind, aber die vor allem durch transparente Informationen auf sich aufmerksam machen. Im Vordergrund aller Konzepte stehen Fairness, Sozialverträglichkeit und oft auch Umweltschutz: Erzeuger, Verkäufer und Kunden profitieren gleichermaßen durch die verschlankten Prozesse, weil sich dadurch vergleichsweise günstige Verkaufspreise realisieren lassen. Allen ist gemeinsam, dass Erzeuger nicht zu „Hungerlöhnen“ arbeiten, dass Händler bzw. Verkäufer keine unangemessen hohen Gewinnaufschläge berechnen und dass Kunden von einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis profitieren.

Wenn es Ihnen gelingt, ein Produkt oder eine Dienstleistung so zu konzipieren, die diese Ansprüche erfüllt werden, haben sie die idealen Voraussetzungen, um eine kundenseitige Anschubfinanzierung in vier- oder fünfstelliger Höhe auf den Weg zu bringen – und das ganz ohne hohe Zinsen.

Vielleicht müssen Sie mehrmals das Prinzip der Sammelbestellung durchführen, bevor Sie genügend Gewinne erzielt haben, um Waren aufs Lager zu bestellen. Doch dann können Sie jeden Kunden sofort nach der Bestellung im Onlineshop beliefern. Wenn Sie diese anstrengende erste Phase geschafft haben, stehen Ihre Chancen sehr gut, dass sich Ihr Geschäftsmodell etabliert und langfristig für stabile Umsätze sorgt.

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