Marketing in der Gründungsphase: Fehler, die unerwartete Konsequenzen haben können

Für viele Gründer ist der Start in die Selbstständigkeit verständlicherweise mit dem Wunsch nach schneller Sichtbarkeit und Reichweite verbunden. Es werden Werbeanzeigen geschaltet, Webseiten publiziert und Social-Media-Kanäle eingerichtet, und das alles oft in einem rasanten Tempo. Strategisch mag dieses Vorgehen vielleicht sinnvoll sein, im Hinblick auf die Rechtslage birgt es aber eine Menge Risiken, denn im Marketing drohen schnell rechtliche Fallstricke. Dieser Beitrag zeigt, welche Marketingfehler Gründern besonders häufig unterlaufen, welche Folgen diese haben können und wie Start-ups und Jungunternehmer rechtliche Risiken von Anfang an effektiv reduzieren können.
Der Druck zum schnellen Marketingstart
Auf jungen Unternehmern lastet häufig ein enormer Druck. Sie wollen möglichst schnell Ergebnisse sehen und "loslegen". Klar, die Konkurrenz ist groß und jeder ist bestrebt, Wettbewerbern mindestens einen Schritt voraus zu sein. Doch gerade in der Gründungsphase wird häufig unterschätzt, dass schon kleine Fehler beim Marketing zu rechtlichen Schritten führen können. Je aktiver ein Unternehmen nämlich in der Kommunikation nach außen ist, desto größer werden auch die rechtlichen Anforderungen an die Inhalte . Das heißt, Aktivitäten auf Social Media, Webseiten und innerhalb von Werbekampagnen können schnell unschöne Konsequenzen haben, wenn grundlegende Vorgaben nicht beachtet werden.
Für viele Unternehmer können rechtliche Fehler im Marketing schnell teuer werden. Abmahnungen wegen unerlaubter Werbe-E-Mails, falscher Produktbezeichnungen oder fehlender Pflichtangaben führen häufig zu hohen Vertragsstrafen. Auch die Nutzung nicht lizenzierter Inhalte oder unzulässige Werbeaussagen zählen zu den typischen und kostspieligen Stolperfallen. Doch neben den finanziellen Folgen wiegt ein anderer Aspekt oft noch schwerer: der Vertrauensverlust bei Kunden, Geschäftspartnern und in der Öffentlichkeit. Deshalb sollte Rechtssicherheit im Marketing von Anfang an ein fester Bestandteil des Geschäftsaufbaus sein und nicht nur als Nebensache betrachtet werden. Wer frühzeitig für klare und rechtskonforme Strukturen sorgt, spart langfristig Zeit und Geld - und schützt zugleich die eigene Reputation.
Kritische Fehlerquellen im Gründer-Marketing
Schon kleinste Ungenauigkeiten reichen oft aus, um rechtliche Konflikte auszulösen. Das liegt daran, dass Wettbewerber, Markeninhaber und auch spezialisierte Marktbeobachter öffentliche Inhalte sehr genau prüfen und bei Verstößen oder Fehlern sofort entsprechend reagieren. Zu den Folgen zählen aber nicht nur Abmahnungen mit hohen Kosten sowie Reputationsschäden durch öffentlich gewordene Rechtskonflikte, sondern auch strafbewehrte Unterlassungserklärungen und teure Vertragsstrafen bei erneuten Verstößen. Darüber hinaus gehen die Konsequenzen mit der Entfernung ganzer Kampagnen oder Inhalte einher.
Besonders häufig passieren Jungunternehmern Fehler in diesen Bereichen:
Unbewusste Markenverletzungen:
Wenn sich Gründer für ein Logo oder einen Markennamen entscheiden, sollten sie vorher penibel prüfen, ob ähnliche oder identische Muster bereits existieren. Eine einfache Recherche im Internet reicht dafür aber nicht aus: Maßgeblich sind beispielsweise Markenregister und Branchenverzeichnisse.
Irreführende oder übertriebene Werbeaussagen:
Formulierungen wie "perfekte Ergebnisse" oder "garantierter Erfolg" hören sich zwar für die Zielgruppe attraktiv an, können rechtlich aber dann problematisch sein, wenn sie sich nicht belegen lassen. Gibt es keine gesicherte Grundlage für die Aussage, gilt sie als irreführend und somit als wettbewerbswidrig.
Fehlende Pflichtkennzeichnungen:
Ob Impressum, Datenschutzerklärung, Preisangabenverordnung oder Werbekennzeichnungen bei Kooperationen, vor allem Gründer verlieren schnell den Überblick, welche verpflichtenden Informationen wann wirklich erforderlich sind. Das Fehlen gehört jedoch zu den häufigsten Gründen für Abmahnungen. Das gilt vor allem bei der Nutzung von Social-Media-Kanälen und auf Webseiten.
Risikoquellen bei Bildern, Texten und Videos:
Fremde (und kopierte) Textpassagen sowie Fotos, ungeklärte Musikrechte und die fehlende Zustimmung von abgebildeten Personen führen in vielen Fällen zu Urheberrechtsverstößen. Unwissentlich nutzen viele Gründer nämlich einfach Materialien aus dem Internet, weil sie glauben, es ist frei verfügbar. Das ist aber nicht automatisch der Fall.
Wichtig: Gerade für Gründer, die noch keine finanziellen Rücklagen aufgebaut haben, können solche Risiken existenzgefährdend sein.
Wie Gründer rechtliche Risiken frühzeitig minimieren
Viele Risiken lassen sich mit klaren Prozessen und einer sowohl durchdachten als auch rechtzeitigen Strukturierung auf ein Minimum reduzieren. Start-ups sollten dabei immer bedenken, dass rechtliche Sicherheit im Marketing eine unverzichtbare Investition in den langfristigen Unternehmenserfolg ist, auch wenn sie etwas Zeit kostet.
Die folgende Checkliste kann dabei helfen:
- Noch vor der Veröffentlichung muss geprüft werden, ob die Inhalte alle aktuellen Richtlinien in Bezug auf Markenrechte, Urheberrechte oder wettbewerbsrechtliche Vorgaben erfüllen. So lassen sich Risiken aufdecken, bevor es zu unerwarteten Konsequenzen kommt.
- Feste Regeln sind auch in kleinen Unternehmen ein Muss. Zu solchen Regeln gehören das Vier-Augen-Prinzip (gegebenenfalls mithilfe von externen Partnern oder Beratern), Checklisten für wiederkehrende Inhalte sowie dokumentierte Freigabeprozesse. Gründer, die von Anfang an feste Abläufe etablieren, erkennen Fehler, bevor sie öffentlich werden.
- Wichtig ist, dass Gründer ausschließlich lizenzierte Bilder, Musik, Icons oder Texte verwenden. Viele Plattformen bieten beispielsweise rechtssichere Inhalte mit klaren Nutzungsrechten. Darüber hinaus sollten eigene Inhalte ebenfalls dokumentiert werden. So lässt sich später nachweisen, dass keine Rechte Dritter verletzt wurden.
- Im Zweifelsfall hilft immer eine kurze anwaltliche Einschätzung. Das gilt vor allem bei Namen, Slogans und auch bei größeren Marketingkampagnen. Zwar ist ein Anwalt mit Kosten verbunden, er schafft jedoch maximale Sicherheit und verhindert mit seiner Expertise deutlich teurere Konflikte.
- Wer rechtliche Anforderungen schon früh in seinem Unternehmen integriert, vermeidet dadurch nicht nur Abmahnungen, sondern schafft auch Vertrauen.
Damit kleine Fehler keine großen Folgen haben
Abmahnungen, Unterlassungsansprüche und Imageschäden sind schon in der Gründungsphase große Risiken, die sich aber durch entsprechende Maßnahmen bestmöglich eindämmen lassen. Wenn Sie von Beginn an systematisch prüfen, klare Prozesse etablieren und im Zweifel fachliche Beratung einholen, schützen Sie Ihr junges Unternehmen langfristig und nachhaltig. So gelingt ein rechtssicherer Start.
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