Selbstständig machen als Dozent

Dozent hält Seminar

Wer ein Studium in einem bestimmten Fachbereich abgeschlossen hat oder generell über gefragtes Fachwissen verfügt, kann damit im lehrenden Bereich Geld verdienen. Voraussetzung ist natürlich, dass das Unterrichten Spaß bereitet. Wer diese Grundvoraussetzung mitbringt, kann sich im folgenden Beitrag mit der Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Dozent‘ in kompakter Form auseinandersetzen. Eine Tätigkeit als selbstständiger Dozent muss sich nicht nur auf den Bildungssektor bzw. bestimmte Institutionen oder Universitäten begrenzen. So ist es durchaus denkbar, als Dozent/Trainer in der freien Wirtschaft durchzustarten.

Existenzgründung als Dozent: selbstständig machen mit einer lehrenden Tätigkeit

  • Selbstständig machen als Dozent: begriffliche Klarstellungen & Perspektiven

  • Voraussetzungen fachlicher und formaler Natur

  • Wie an Aufträge gelangen?

  • Option der nebenberuflichen Selbstständigkeit als Dozent

  • Gefahr der Scheinselbstständigkeit beachten
     

Ausgangslage: begriffliche Klarstellungen

Wer sich als Dozent selbstständig machen möchte, kann beispielsweise an Volkshochschulen oder mit einem akademischen Abschluss an einer Universität arbeiten. Generell ist ein großer Teil der dort vorzufindenden Lehrkräfte freiberuflich tätig, also nicht fest angestellt. Die hier vorgestellte Geschäftsidee soll mit Blick auf diesen Bereich vorgestellt werden.

Wissenschaftliche Mitarbeiter, die im Rahmen ihrer Anstellung ebenfalls zur Lehre verpflichtet sind, werden auch oft als Dozenten bezeichnet. Um diese Option soll es aber nicht gehen, schließlich soll hier ja ein möglicher Weg in die berufliche Selbstständigkeit skizziert werden. Wer an einer Universität auf freiberuflicher Basis als Dozent lehrt, wird als Lehrbeauftragter bezeichnet. Im Grunde genommen meinen die Begriffe Dozent und Lehrbeauftragter dasselbe. Beim Lehrbeauftragten allerdings handelt es sich um ein rein akademisches Umfeld, das in der Regel einen Hochschulabschluss voraussetzt. Natürlich haben auch Lehrer, die keine Festanstellung finden oder anstreben, die Option, sich als Dozent selbstständig zu machen.

Selbstständig machen als Dozent: Status

Ein Blick in das Einkommenssteuergesetz (Paragraf 18) zeigt, dass lehrende Tätigkeiten in der Regel den Freien Berufen zugeordnet werden. Wer sich insofern als Dozent selbstständig machen will, wird den Status des Freiberuflers nutzen können. Dies hat den Vorteil, dass kein Gewerbe anzumelden ist. Auch die Buchhaltung wird deutlich einfacher: Im Grunde reicht im Rahmen der ohnehin jährlich fälligen Steuererklärung eine einfache Einnahme-Überschuss-Rechnung. Der jeweilige Status für eine Tätigkeit als Dozent kann aber immer nur im Einzelfall festgestellt werden. Letztlich ist die Vertragsform bzw. die vertragliche Grundlage entscheidend. Wer als freiberuflicher Dozent auf selbstständiger Basis arbeitet, wird keinen Anstellungsvertrag erhalten. Üblich ist z.B. ein Honorarvertrag, in dem auch die Vergütung für die Tätigkeit als Dozent geregelt wird.


Eine Option für die hauptberufliche Selbstständigkeit?

Wer sich als selbstständiger Dozent hauptberuflich selbstständig machen will, wird eine sehr gute Auslastung erzielen müssen. Dies kann in der Praxis meistens nur erreicht werden, wenn bei verschiedenen Bildungsträgern gearbeitet wird. Die Vergütung dort ist festgeschrieben und in vielen Fällen auch nicht sehr hoch. Mit einzukalkulieren ist, dass für die übliche Vergütung pro Unterrichtseinheit auch Vorbereitung nötig ist, die quasi mit in die zu investierende Arbeitszeit einzurechnen ist. Zudem kann es gerade im universitären Bereich sein, dass Klausuren gestellt und korrigiert werden müssen. Hinzu kommen administrative Aufgaben (Prüfungsangelegenheiten etc.). Insofern relativiert sich selbst ein vermeintlich hoher Stundenlohn von 50 bis 80 Euro, zumal davon ja auch noch Steuern und sonstige Versicherungen abgehen.
 

Option nebenberuflich selbstständig machen als Dozent

Vor dem geschilderten Hintergrund kann es insofern zunächst die bessere bzw. sicherere Option sein, sich nebenberuflich als Dozent selbstständig zu machen. Wer diesen Schritt neben dem Hauptberuf wagen möchte, muss seinen Arbeitgeber um Erlaubnis bitten. Die Einkünfte aus der nebenberuflichen Tätigkeit sind jenseits eines jährlichen Freibetrages zu versteuern. Der Vorteil dieser durchaus arbeitsintensiven Option ist es, sich langfristig ein zweites Standbein ohne finanziellen Druck aufbauen zu können. Es besteht die Chance, sich einen Namen zu erarbeiten und so in Zukunft eine hohe Auslastung als selbstständiger Dozent genießen zu können. Ist dies gegeben, so spricht nichts gegen eine hauptberufliche Selbstständigkeit als Dozent.
 

Fokus erweitern: selbstständig machen als Trainer in der freien Wirtschaft

Je nach eigener Qualifikation und anvisierter Zielgruppe ist es eine denkbare Option, explizit nicht den Bildungssektor anzuvisieren, sondern den Wirtschaftsbereich. Fortbildungen für Mitarbeiter sind in vielen Branchen längst Standard geworden, denn Stillstand bedeutet in vielen Unternehmen Rückschritt. Insofern spricht Vieles dafür, Unternehmen als Zielgruppe anzuvisieren und sich als Trainer bzw. Coach selbstständig zu machen. Untersuchungen belegen, dass deutsche Unternehmen jedes Jahr Ausgaben in Milliardenhöhe für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter tätigen. Wer sich als Experte in einem gefragten Bereich profilieren kann, hat gute Chancen mit einer lehrenden Tätigkeit in diesem Bereich. Gefragte Themen sind beispielsweise Mitarbeiterführung, Zeit- und Projektmanagement sowie change management. Im Coachingbereich ist es denkbar, nicht nur Gruppen, sondern auch einzelne Personen zu unterrichten. Hierbei handelt es sich meistens um Führungskräfte, die ihre eigene Kompetenzen erfolgsorientiert ausweiten wollen.
 

Verdienst als selbstständiger Dozent

Als Spezialist in einem der genannten Gebiete bieten sich nachhaltig gute Chancen, um sich als Dozent bzw. Trainer selbstständig zu machen. Der Vorteil in der freien Wirtschaft besteht zweifelsohne darin, dass größere Handlungsspielräume bei den Verdienstmöglichkeiten genutzt werden können. Der Verdienst ist nicht wie bei Bildungsinstitutionen festgeschrieben, sondern er kann aktiv gestaltet werden. Wer bei einer Internetrecherche einen Blick auf Preise für solche Weiterbildungsmaßnahmen wirft, wird schnell erkennen, dass die Verdienstchancen sehr attraktiv sind. Doch der Weg dahin kann steinig sein. Zunächst gilt es, sich einen Namen in der relevanten Branche aufzubauen. Welches Unternehmen möchte schon viel Geld in einen Trainer/Dozenten investieren, der bis dato noch wenig Referenzen vorzuweisen hat?
 

Was muss ein selbstständiger Dozent mitbringen?

Egal, für welche strategische Ausrichtung sich selbstständige Dozenten entscheiden: Sie sollten Leidenschaft für die Lehre und den Umgang mit Menschen mitbringen. Wer langfristig erfolgreich als Dozent sein möchte, wird sein Publikum begeistern müssen. Nichtssagende Langeweile mit Standardinhalten wird nicht ausreichen, um sich Gehör zu verschaffen. Insofern sollten auch moderne und multimediale Lernmethoden eingesetzt werden, um den Unterhaltungs- und Lernfaktor deutlich zu erhöhen. Insofern sind praktische Erfahrungen als Dozent sehr wichtig, um mit einem professionellen Auftritt überzeugen zu können. Natürlich müssen fundierte Fachkenntnisse vorhanden sein. Schließlich gilt es, als Fachexperte mit einem hohen pädagogischen Geschick Inhalte zu vermitteln.
 

Zielgruppe: vorgeschrieben oder frei wählbar

Wer sich als Dozent bei Weiterbildungsträgern selbstständig machen möchte, bekommt seine Zielgruppe quasi automatisch zugeteilt (je nach Thema). In der freien Wirtschaft aber besteht die Möglichkeit, die Zielgruppe durch sein Fachwissen und Leistungsspektrum gezielt auszuwählen: Wer sich als Dozent mit den Themen Führung und Motivation selbstständig machen möchte, wird sich in erster Linie mit Führungskräften auseinandersetzen müssen. Die Themen Zeit- und Projektmanagement hingegen sprechen eine wesentlich breitere Zielgruppe an. Wer sich selbstständig und möglichst kreativ beruflich verwirklichen möchte, wird dies eher in der freien Wirtschaft erreichen können. Im (Weiter)bildungsbereich ist ein eher starres Korsett vorgegeben, das einzuhalten ist.
 

Wie als freiberuflicher Dozent an Aufträge gelangen?

Wer sich im Bildungssektor als Dozent selbstständig machen möchte, wird sich bei entsprechenden Trägern/Einrichtungen bewerben müssen. Hier zeigt sich wiederum das eben angesprochene starre Korsett in diesem Bereich. Themen und Inhalte können in diesem Fall meistens auch nicht selber bestimmt werden, da ein Lehrplan bzw. bestimmte Lehrmaterialien maßgeblich sind. Grundsätzlich ist im Sinne einer Standortanalyse vor dem Schritt in die Selbstständigkeit zu klären, wie viele potenzielle Bildungseinrichtungen es gibt. Natürlich muss dann bei der identifizierten Auswahl noch genauer hingesehen werden: Gibt es überhaupt Bedarf an freiberuflichen Dozenten? Sofern mehrere Engagements angestrebt werden, müssen sich die Fahrzeiten und Entfernungen in Grenzen gehalten. Wer die notwendige Auftragsakquise in fremde Hände geben will, kann auf die Dienste spezieller Vermittlungsagenturen zurückgreifen (zu nennen ist beispielsweise dozentenpool24). Dies hat aber in Form von Vermittlungsgebühren seinen Preis. Letztlich kann es sich aber um eine gangbare Lösung handeln, um eine konstant hohe Auslastung sicherzustellen.
 

Es gilt, sich als gefragter Experte zu profilieren

Wer sich im Wirtschaftsbereich als Trainer/Coach selbstständig machen möchte, wird mit einer professionellen und suchmaschinenoptimierten Homepage seine Bekanntheit forcieren müssen. Für dieses Szenario müssen das Marketing bzw. der Vertrieb in die eigenen Hände genommen werden. Firmen bzw. Entscheidungsträger müssen von den Vorteilen von Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter überzeugt werden. Dies kann telefonisch oder bei Beratungsterminen vor Ort geschehen. An dieser Stelle wird deutlich, dass eine selbstständige Tätigkeit als Dozent auch ein gewisses Verkaufstalent voraussetzt. Was den Standort angeht, so sind mögliche Unternehmen/Branchen im Vorfeld zu analysieren. Gibt es dort Bedarf für die Themen, die angeboten werden? Wie sieht es mit Konkurrenz aus? Zudem gilt es mit Blick auf einen möglichst breit aufgestellten Marketing Mix, sich als Experte zu profilieren. Dies kann z.B. auf Karriereplattformen wie Xing gelingen. Dort besteht die Chance, sein Können und Angebot als Dozent auf den Punkt zu bringen. Mit der Zeit wird ein Netzwerk wachsen, aus dem sich immer wieder neue Chancen für Aufträge ergeben. Insofern sollten solche Portale ebenfalls konsequent für die Auftragsgewinnung genutzt werden. In jedem Falle muss die Devise lauten: Präsenz zeigen! Denn es wird auch viele potenzielle Auftraggeber geben, die von sich aus nach erfahrenen Dozenten für ein bestimmtes Thema suchen.
 

Problemfeld der Scheinselbstständigkeit

Gerade wer als Dozent selbstständig für nur ein Institut arbeitet, unterliegt dem Risiko einer Scheinselbstständigkeit. Es liegt in der Natur der Sache, dass in diesem Fall eine gewisse Weisungsbefugnis nicht von der Hand zu weisen ist. Generell ist die Sachlage undurchsichtig und nur im Einzelfall zu klären. Wer diesbezüglich Zweifel hegt, kann bei der Deutschen Rentenversicherung eine Statusabfrage vornehmen. Folgende Aspekte können aber Hinweise darauf geben, die gegen eine Scheinselbstständigkeit sprechen:

  1. Zu Grunde liegen Honorarverträge (für jedes Semester neu)

  2. Die Vergütung als selbstständiger Dozent erfolgt pro Unterrichtseinheit

  3. Unterrichtsausfälle werden nicht vergütet

  4. Es gibt keinen Urlaubsanspruch und keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
     

Risiken als selbstständiger Dozent mit finanziellen Folgen bedenken

Es ist nicht unüblich, dass ein Kurs im Weiterbildungsbereich an eine bestimmte Teilnehmerzahl gebunden wird. Ein vermeintlich sicheres Engagement kann somit kurzfristig doch entfallen, die erhofften Einnahmen wird es dann nicht geben. Dieses Risiko ist in der freien Wirtschaft eigentlich nicht gegeben, da die Voraussetzungen und Teilnehmerzahlen ja im Vorfeld feststehen.

Formale Besonderheit: gesetzliche Rentenversicherungspflicht prüfen

Generell ist es die Pflicht von Selbstständigen, sich privat um die Rentenvorsorge zu kümmern. Nur so kann der gewohnte finanzielle Lebensstandard im Rentenalter gewahrt werden. Zu beachten ist aber, dass einige Berufsgruppen von Selbstständigen per Gesetz zur gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtet sind. Und hierzu gehören auch freiberufliche Lehrer. Insofern ist im Einzelfall zu prüfen, ob der konkrete Status eine Pflichtversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung notwendig macht. Zu prüfen ist ferner, ob eine Versicherung über die Künstlersozialkasse (KSK) möglich ist, wodurch sich die Kosten für Sozialversicherungen senken lassen. Ein entsprechender Antrag kann Klarheit bringen.


Kurzzusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Dozent‘

  1. Fokus ausrichten: In welchem Bereich soll eine Tätigkeit als selbstständiger Dozent anvisiert werden? Grundlegende Optionen: Bildungssektor vs. freie Wirtschaft

  2. Status: Mit Blick auf das maßgebliche Einkommenssteuergesetz dürfen selbstständige Dozenten aufgrund der lehrenden Tätigkeit als Dozent eingestuft werden

  3. Wer als selbstständiger Dozent an Aufträge kommen will, muss sich aktiv bei Instituten bewerben oder sich als gefragter Experte gegenüber Unternehmen positionieren

  4. Mit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit als Dozent besteht die Chance, sich mit weniger Risiko und finanziellem Druck ein zweites Standbein aufzubauen

  5. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob eine Pflicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung besteht.

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