Selbstständig machen als Optiker

Lichtempfindlichkeit oder verschwommenes Sehen sind oftmals Symptome, die Menschen zum Augenarzt oder direkt zum Optiker führen. Fehlsichtigkeit jeglicher Art ist in diesem Sinne die berufliche Existenzgrundlage für professionelle Augenoptiker. Und da mehr als fast jeder zweite Deutsche über 16 Jahren eine Brille trägt, ist die potenzielle Auftragslage je nach Standort sehr gut. Der Zentralverband der Augenoptiker mit Sitz in Düsseldorf gibt an, dass es deutschlandweit mehr als 12.000 Fachgeschäfte von Augenoptikern gibt, wobei mehr als 50.000 Menschen in dieser Branche arbeiten. Wer mit dem Gedanken spielt, sich in diesem Bereich beruflich selbstständig zu machen, kann sich im Folgenden einen kompakten Überblick für formale und strategische Aspekte verschaffen.
 

Die Existenzgründung: Von Anfang an den Blick für wesentliche Erfolgsfaktoren schärfen

Zahlreiche Studien zeigen, dass Auszubildende, die in dieser Branche übrigens händeringend gesucht werden, hervorragende Zukunftsperspektiven haben. Schon jetzt gibt es in Deutschland über 40 Millionen Brillenträger und die alternde Bevölkerung trägt quasi automatisch dazu bei, dass in Zukunft noch mehr Brillen gebraucht werden (mit zunehmendem Alter wird jeder irgendwann einsehen müssen, dass eine Brille unabdingbar ist). Mittlerweile kann das Handwerk (!) der Augenoptiker auf eine fast 500-jährige Geschichte zurückblicken, wobei sich die (design)technischen Möglichkeiten allerdings in den letzten Jahren rasant entwickelt haben. Niemandem dürfte durch die Werbung entgangen sein, dass aufkommende Filialunternehmen in den letzten Jahren für eine Bereicherung gesorgt haben, auch der Onlinehandel spielt in diesem Rahmen eine wachsende Rolle. Diese Strukturveränderung sollte von Anfang an bedacht werden. Insbesondere erscheint es erforderlich, den Standort mit Blick auf die Konkurrenzsituation sorgsam zu analysieren.
 

In diesem Handwerk gibt es nach wie vor die Meisterpflicht

Insgesamt hat die ‚traditionelle‘ Meisterwerkstatt an Bedeutung verloren, was aber nicht heißt, dass es keine beruflichen Erfolgschancen gibt: Viele (besonders ältere) Kunden legen nach wie vor großen Wert auf persönliche Fachberatung, statt online virtuell eine Brille auf das eigene Gesicht zu setzen. An dieser Stelle sei auf die formale Grundvoraussetzung der Meisterpflicht hingewiesen, die für dieses Handwerk zwingend vorgeschrieben ist, da komplexe und gesundheitsrelevante Produkte erstellt werden. Übrigens ist auch ein Meistertitel Pflicht, wenn man als Angestellter Filialleiter in einem Optikerbetrieb ist. Perspektivisch betrachtet sollten also junge Optiker nach der Ausbildung den Meister anstreben. Dieser so wichtige Titel kann neben der Arbeit in einer Fachschule erworben werden. Die eigentliche Meisterprüfung ist dann später bei der örtlichen Handwerkskammer abzulegen, die einen auch mit Rat und Tat auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet (eine mit der Selbstständigkeit entstehende Zwangsmitgliedschaft hat also durchaus konkret nutzbare Vorteile!). Die Grundlage für den beruflichen Erfolg, für den formal natürlich ein Gewerbe angemeldet werden muss, ist ein Fachgeschäft, das auch mit den entsprechenden Gerätschaften ausgestattet werden muss. Insofern ist mitunter ein hoher Bedarf an Startkapital nötig, der nur durch einen professionell ausgearbeiteten Businessplan gedeckt werden kann: Durch fundierte Überlegungen zum Standort, der Konkurrenz, dem Leistungsspektrum, zu Preisen und der Finanzierung wird es möglich sein, Banken bei Kreditverhandlungen zu überzeugen. Die scheinbar lästige Pflicht eines Businessplans eröffnet die strategische Chance, von Beginn an die Weichen auf Nachhaltigkeit zu stellen: angehende selbstständige Augenoptiker sollten sich zwingen, ihr angestrebtes Geschäftsmodell ganzheitlich zu durchdenken, sodass Chancen und Risiken meist automatisch offenbar werden.
 

Die Ausrichtung prüfen und ggf. strategische Schwerpunkte setzen

Das mögliche Angebotsspektrum kann breit gefächert sein, sodass etwaige Geschäftsfelder ebenfalls im Businessplan beäugt werden sollten. So können z.B. auch Sport-, Lese- oder hochwertige Sonnenbrillen hergestellt werden, auch Kontaktlinsen als Konkurrenz zur Brille können den möglichen Kundenstamm vergrößern. In gesundheitsrelevanter Hinsicht kann es auch Sinn machen, sich mit einer Zusatzqualifikation für Sehbehinderungen als Fachmann zu positionieren. Zwar mag das Internet mit seinen virtuellen Fachbetrieben eine Gefahr sein, jedoch kommen auch diese nicht ohne Präsenz vor Ort aus, schließlich müssen Brillen eigentlich immer justiert und an das jeweilige Gesicht angepasst werden. Insofern ergibt sich die Chance, durch Kooperationen mit solchen Unternehmen die Auftragsbasis zu erhöhen.
 

Ich schau‘ dir in die Augen, Kunde…

Das eigene Kerngeschäft wird darunter ja nicht leiden, zumal auf diesem Wege vielleicht auch der eine oder andere Kunde gewonnen werden kann. Neben der Bestimmung der individuellen Sehstärke (Refraktion) und Herstellung/Anpassung von Brillen wird der handwerkliche Berufsalltag natürlich vor allem durch den Kundenkontakt bestimmt. Gute Augenoptiker sollten demnach kommunikationsstark sein und auf Kunden mit ihren Wünschen gezielt eingehen können. Neben der eigentlichen handwerklichen Arbeit machen Kundengespräche einen großen Teil des Arbeitsalltags aus, es sein denn, man beschäftigt zu Beginn oder zu einem späteren Zeitpunkt Angestellte. Das handwerkliche Geschick sollte auch mit kaufmännischem Wissen angereichert werden, denn durch die Eröffnung eines eigenen Ladens fällt mit Blick auf die Buchhaltung zusätzliche Arbeit an, die von Beginn an konsequent ausgeführt werden sollte. Wer hier Defizite hat, sollte nichts schönreden und einen Crashkurs besuchen oder sich externe Hilfe holen. Mit der Zeit wird jeder selbstständige Augenoptiker auch in diese Materie hineinwachsen. Die berufsspezifischen Anforderungen (auch optometrisch genannt) sind in den letzten Jahren rasant angewachsen, sodass Augenoptiker schon fast 70 % aller Brillenverordnungen übernehmen (die Augenärzte steuern nur noch gut 30 % bei). Vor 20 Jahren war dieses Verhältnis noch umgekehrt. Zudem hat sich das Image der Brille gewandelt: was früher als notwendiges Übel betrachtet wurde, hat sich mittlerweile zu einem modischen Accessoire gemausert, von dem es gerne auch mehr als 1 Exemplar sein kann. Gute Verkäufer sollten Kunden also mit neuesten Trends faszinieren können. Übrigens hat das Bundesverfassungsgericht der Zunft der Augenoptiker 2000 in einem Urteil bestätigt, dass sie auch so genannte Grobrasterteste (Screeningtests) durchführen dürfen. Auch Farbsehteste, Tests für die Kontrastempfindlichkeit oder das Sehen in der Dämmerung können im professionellen Leistungsspektrum inbegriffen sein.
 

Ein starkes Netzwerk für berufliche Nachhaltigkeit

Naturgemäß müssen Augenoptiker auch mit Fachärzten zusammenarbeiten, wodurch ein stetiger Kundenfluss gesichert ist. Eventuell werden auch nicht alle Arbeiten vor Ort ausgeführt, sodass je nach Kostenkalkulation einzelne Arbeitsschritte ggf. ausgelagert werden können (man denke etwa an die Herstellung der Gläser, deren Anpassung und Einfassung später im Meisterbetrieb vorgenommen wird). Insofern können Angestellte, die sich selbstständig machen wollen, auf ihr Berufswissen zurückgreifen, um sich ein Netzwerk zu schaffen und mit zuverlässigen Partnern zusammenzuarbeiten. Auch was die Preisgestaltung und die möglichen Zuschüsse von Krankenkassen angeht wissen ehemals Angestellte bestens Bescheid: Sie sind mit einer langjährigen Berufserfahrung also bestens aufgestellt, um als Meister nun die Brille selbst aufzusetzen. Das Internet sollte genutzt werden, um dem Geschäft eine starke virtuelle Präsenz zu bieten und suchenden Kunden eine Anlaufstelle zu präsentieren. Wer nach einem Augenoptiker in der Nähe sucht, sollte nach Möglichkeit an die eigene Adresse geraten. Zudem kann das Leistungsspektrum (inkl. etwaiger Schwerpunkte) medienwirksam und mit großer Reichweite angepriesen werden.
 

Fazit für einen guten beruflichen Durchblick in der Zukunft

Die beruflichen Zukunftsperspektiven für Augenoptiker sind rosig, denn in einer alternden Gesellschaft wird der Bedarf an Brillen weiter steigen. Trotz oder gerade wegen der rasanten Entwicklung der technischen Möglichkeiten und der komplexen Kundenansprüche ist der Meisertitel nach wie vor eine formale Grundvoraussetzung, um sich als Augenoptiker selbstständig zu machen. Ob sich der Trend hin zum ‚Online-Brillenkauf‘ weiter anhält, bleibt definitiv abzuwarten. Nach einer Konsolidierung des Marktes kann sich auch durchaus zeigen, dass insbesondere ältere Kunden Fachgeschäfte vor Ort vorziehen. Zudem bieten sich auch hier betriebswirtschaftlich relevante Perspektiven, da mit solchen Anbietern kooperiert werden kann, da diese vor Ort persönliche Fachberatung anbieten wollen bzw. müssen. Grundsätzlich kann ein Franchisesystem eine mögliche Lösung für den Weg in die Selbstständigkeit sein: den Vorteilen einer bekannten Marke und eines funktionierenden Marketings stehen greifbare Nachteile wie hohe Franchisegebühren sowie eine grundsätzlich eingeschränktere unternehmerische Handlungsfreiheit entgegen. Mit einem guten Standort ist schon eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit gegeben. In puncto Marketing und Verkaufsaktivitäten im Fachgeschäft kann im Grunde jegliche Kreativität genutzt werden, um den Imagewandel der Brille zu nutzen: Aus der eher verachteten Sehhilfe von einst hat sich ein trendiges Accessoire entwickelt, das Form, Design und Funktion vereint. Insofern sollten Kunden schon große Augen machen, wenn sie das neu eröffnete Fachgeschäft betreten...
 

Zentrale Aspekte zum hier behandelten Thema ‚selbstständig machen als Augenoptiker‘

  • Ausgangssituation: in Deutschland gibt es über 40 Millionen Brillenträger, der Bedarf wird in den kommenden Jahren durch die alternde Bevölkerung weiter zunehmen
  • Zugangsvoraussetzung: für die Selbstständigkeit als Augenoptiker ist der Meistertitel nach wie vor Pflicht
  • mit einem sorgfältig ausgearbeiteten Businessplan kann die Finanzierung der Startphase (Ladengeschäft inkl. Ausstattung) gemeistert werden
  • für das Fachgeschäft ist ein guter Standort überaus erfolgskritisch (eine dementsprechende Analyse sollte also gründlich erfolgen)
  • strategische Ausrichtung: Sollen bestimmte Schwerpunkte angeboten werden? Welche Profilierung macht mit Blick auf den Standort Sinn?
  • handwerkliche und kaufmännisches Geschick ist gefragt: Augenoptiker müssen auch gute Verkäufer sein
  • betriebswirtschaftlich handeln: Welche Arbeitsschritte sollten besser ausgelagert werden? Welche Maschinen sollten besser vor Ort sein?
  • eine professionelle Homepage sollte als virtuelle Visitenkarte Kunden zur realen Präsenz des Fachgeschäftes führen

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