Selbstständig machen als Videograf

Kamera Equipment

Es ist zweifelsohne so, dass von bewegten Bildern eine magische Anziehungskraft ausgeht: Hält man Betrachtern einen visuellen Reiz wie ein Video und als Kontrast einen Textblock vor, wird die Aufmerksamkeit fast immer auf die bewegten Bilder fallen. In den letzten Jahren ist es aufgrund der rasanten Fortschritte der Digitalisierung fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden, auf die Schnelle das Smartphone zu zücken und ein Video aufzunehmen. Wer das Ganze professionell angehen und aus dem Hobby ‚Filmerei‘ eine attraktive Einnahmequelle machen will, kann sich hier mit einer recht modernen Geschäftsidee befassen: selbstständig machen als Videograf. Es handelt sich quasi um das Pendant zum Fotografen, der sich auf nicht bewegte Bilder ausrichtet. Natürlich können beide Berufsbilder im Leistungsspektrum auch auf Disziplinen des anderen übergreifen, sofern das Fachwissen dazu vorhanden ist.

Existenzgründung als Videograf : selbstständig machen mit bewegten Bildern

  • Analyse der Ausgangslage

  • Businessplan als Videograf ausarbeiten

  • Marketing: Kunden gewinnen als Videograf

  • Voraussetzungen, um sich selbstständig als Videograf zu machen

  • Verdient als Videograf?

     

Analyse der Ausgangslage

Was macht eigentlich ein Videograf? Worin zeigen sich Unterschiede zum Kameramann, denn auf den ersten Blick scheint es sich ja um zwei sehr ähnliche Tätigkeiten zu handeln? Generell lässt sich festhalten, dass ein Videograf mit seiner Tätigkeit breiter aufgestellt bzw. spezialisierter ist als ein Kameramann. Videografen kümmern sich um die gesamte Produktion inklusive Schnitt, Vertonung und Vor- sowie Nachbereitung (Pre- bzw. Postproduction im Fachjargon), während ein Kameramann sehr oft ‚nur‘ hinter der Kamera steht nur nach Anweisung arbeitet. Ein Videograf ist ferner der richtige Ansprechpartner für Effekte, mit denen eine Aufnahme noch eindrucksvoller werden soll. Je nach Ausrichtung und anvisierter Zielgruppe kann sich ein Videograf selbstständig machen, ohne ein Unternehmen zu gründen bzw. Mitarbeiter anzustellen. Dies wäre eine strategische Option, falls eine größere Agentur gegründet werden soll.
 

Abgrenzung zu ähnlichen Berufsbildern

In Deutschland ist dieses noch nicht geschützte Berufsbild relativ neu. Es ist quasi mit der Digitalisierung und den Chancen von Social Media wie Instagram gewachsen. Ein Blick auf das Marktgeschehen in Deutschland zeigt, dass Videografen sehr oft im Hochzeitsbereich bzw. als Hochzeitsfilmer arbeiten. Damit ist eine potenzielle Zielgruppe bereits ausgemacht, die zudem viel geschäftliches Potenzial in Aussicht stellt: Hochzeitspaare sind meistens bereit, für besondere Leistungen tief in die Tasche zu greifen. Und genau solche Leistungen bietet ein Videograf, denn er kann bewegte Bilder vom wichtigsten Tag im Leben professionell festhalten.

Abgesehen vom Privatkundenbereich können selbstständige Videografen auch den Geschäftskundenbereich anvisieren. Möglich wäre es, Clips für Unternehmen zu erstellen, die als Imagefilm oder generell für Werbezwecke eingesetzt werden. Letztlich muss der Standort zeigen, welche Ausrichtung auch angesichts der Konkurrenzsituation vielversprechend ist.

Videografen agieren eng mit Kunden zusammen und präsentieren das fertige Produkt. Im Sinne der Serviceorientierung kann es durchaus vorkommen, dass noch Änderungen vorzunehmen sind. Ein vorheriges Briefing bzw. eine genaue Absprache sollte aber sicherstellen, dass die Kundenerwartungen sofort getroffen werden. Manchmal ist in diesem Kontext auch vom Vlogger als Pendant zum Blogger die Rede: Dabei handelt es sich um ein Videotagebuch, in dem zu interessanten Themen Stellung bezogen wird. Wer eine hohe Reichweite erzielt und sich so einen gewissen Namen macht, kann diese Position nutzen und sich als Influencer in Szene setzen. Hier zeigt sich, dass die Grenzen zwischen modernen digitalen Berufsbildern nicht immer strikt verlaufen. Ein erfolgreicher Videograf hat mit einem eigenen Kanal durchaus die Chance, als Influencer Geld zu verdienen. Das setzt aber voraus, dass er seine Interessenten fesseln kann und die in den Videos verarbeiteten Themen eine hohe bzw. aktuelle Relevanz aufweisen.
 

Chancen als selbstständiger Videograf bewerten

In den letzten Jahren lässt sich eine klare Erhöhung der Nachfrage feststellen. Durch die Werbepotenziale von Social Media setzen immer mehr Unternehmen auf diese Fachkenntnisse. Und im Privatbereich gibt es viele Anlässe, zu denen ein Videograf gebucht werden könnte (so etwa auch zu Jubiläen oder runden Geburtstagen). Neueste Kameratechnik auch in Kombination mit Drohnen erlaubt es zudem, potenziellen Kunden völlig neue Perspektiven mit sichtbaren Mehrwerten anbieten zu können! Durch die zunehmend mobile Internetnutzung und die immense Bedeutung von Videos für das Internetmarketing (man denke allein an YouTube) sollten selbstständige Videografen in den nächsten Jahren mit stabilen Rahmenbedingungen rechnen können.
 

Businessplan: Ausrichtung und Kosten planen

Welche Leistungen möchte der selbstständige Videograf für welche Zielgruppe und zu welchen Konditionen anbieten? Diese Fragen müssen im Businessplan mit aller Klarheit beantwortet werden, um ein klares Profil bzw. eine kluge strategische Positionierung für sich nutzen zu können. Um Kunden besondere Mehrwerte zu bieten und sich gezielt von der Konkurrenz abzuheben, kann eine Spezialisierung im Sinne einer Nischenstrategie sinnvoll sein. Dabei kann es sich um besondere Techniken oder die sehr effektvolle Bearbeitung von Videos handeln. Auf die Möglichkeit der Einbindung von Drohnen wurde ja bereits eingegangen. Um eine tragfähige Entscheidung treffen zu können, muss der Zielmarkt genau analysiert werden: Wofür gibt es tatsächlich eine idealerweise wachsende Nachfrage? Der Standort spielt für einen selbstständigen Videografen keine alles entscheidende Rolle, denn er wird in einem nach wirtschaftlichen Kriterien definierten Aktionsradius unterwegs sein. Zu prüfen ist, inwiefern Anfahrtskosten an Kunden weitergegeben werden können.
 

Finanzen planen und Risiken minimieren

Nicht zu unterschätzen sind die Kosten für eine Existenzgründung als Videograf. Denn um beeindruckende Videos erstellen zu können, muss auf modernste Kameratechnik gesetzt werden. Und diese sollte zweifach vorhanden sein, damit durch Defekte keine teuren Ausfallzeiten entstehen bzw. Projekte nicht abgewickelt werden können. Auch für das Zubehör und Softwarelösungen für die Bearbeitung sind Kosten einzuplanen. Eigene Geschäftsräume sind nicht unbedingt erforderlich, sodass ein heimisches Arbeitszimmer ausreichen kann. Im Privatkundenbereich werden Beratungsgespräche ohnehin meistens bei Kunden bzw. am Ort des späteren Geschehens geführt.
 

Unternehmen gründen als Videograf

Wer ein kleines Unternehmen für Videoproduktion gründen will, muss mit einem höheren Finanzierungsbedarf rechnen. Angesichts dessen ist die Ausarbeitung eines professionellen Businessplans alternativlos. Erstens werden so alle relevanten Aspekte der Tätigkeit erfolgsorientiert geplant. Zweitens werden die Finanzen sorgfältig durchgerechnet und die gesamte Geschäftsidee so auf eine tragfähige Basis gestellt. Und drittens ist ein professioneller und in sich stimmiger Businessplan als Videograf unverzichtbar, um Geldgeber von sich überzeugen zu können.
 

Eine Visitenkarte für den Gründer

In erster Linie muss der Businessplan den Gründer ohne jeden Zweifel als versierten Experten erscheinen lassen. Das fängt schon mit der Begründung des Einsatzes einer bestimmten Technik an. Die richtigen Kameras werden das A&O für die späteren Arbeitsresultate als Videograf sein. Prüfenswert sind in jedem Fall Gimbal Kameras, um für die notwendige Stabilisierung sorgen zu können. Alle zusätzlichen technischen Investitionen sollten immer mit Blick auf das Leistungsspektrum und einen möglichen Profit/Mehrwert erörtert werden: Bringt mich Feature XY aus Kundensicht und mit Blick auf die Konkurrenz wirklich entscheidend voran? Oder soll die entsprechende Summe lieber anderweitig Nutzen stiften?
 

Sichtbar sein und Kunden gewinnen als Videograf

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Arbeit von Videografen sichtbar ist. Daher ist es nur konsequent, dass der Videoprofi selbst für suchende Kunden auch sichtbar ist. Dies erreichen Existenzgründer in Zeiten von Google und Co. am effektivsten mit einer suchmaschinenoptimierten Homepage, die auf relevante Keywords ausgerichtet ist. Dazu muss bekannt sein, wonach potenzielle Kunden überhaupt suchen, wenn sie einen professionellen Videografen engagieren möchten. Mit Maßnahmen im Bereich Local SEO ist es möglich, gerade für den anvisierten Aktionsradius gezielt Akzente zu setzen und die eigene Bekanntheit mit aller Konsequenz zu erhöhen.

Bei einem erfolgreichen Marketing als Videograf wird es vor allem darauf ankommen, sein eigenes Können und Referenzen unter Beweis zu stellen. Daher können kurze Videos aus eigener Produktion und positives Kundenfeedback die beste Werbung in eigener Sache sein. Um für eine maximale Zugkraft des Marketings zu sorgen, kann der Aufbau einer anziehenden Marke sehr sinnvoll sein. In diesem Sinne ist ein positives Image wie ‚der beste Videograf in ganz XX‘ oder ‚das beste Angebot für Videos aus außergewöhnlichen Perspektiven‘ o.ä. aufzubauen. Ein überzeugendes Profil mit hoher Reichweite wird in Zeiten der Digitalisierung eine wichtige Voraussetzung sein, um Kunden als Videograf gewinnen zu können. Mehr noch: Durch das Internet lässt sich die Kundengewinnung zu großen Teilen automatisieren, sodass mehr Zeit für andere Tätigkeiten bleibt.
 

Voraussetzungen, um sich als Videograf selbstständig zu machen

Da dieser Beruf in Deutschland noch nicht geschützt ist, gibt es keine besonderen Voraussetzungen, um sich so nennen zu dürfen. Gleichwohl ist es eine Grundvoraussetzung, dieses Handwerk in allen technischen und kundenorientierten Belangen sicher zu beherrschen. Besonders die Auswahl und fachmännische Anwendung sämtlicher Technik kann als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit als Videograf gesehen werden.
 

Selbstständiger Videograf: freiberuflich oder gewerblich?

Ob als Videograf ein Gewerbe anzumelden ist oder von einer freiberuflichen Tätigkeit auszugehen ist, kann nur im konkreten Fall geklärt werden. Zweifelsohne kann es sich um eine künstlerische Tätigkeit handeln, die eine Einstufung als Freiberufler möglich erscheinen lässt. Vor allem, wenn eine dementsprechende Qualifikation nachgewiesen werden kann. Wer aber explizit auf die Wünsche von Kunden eingeht und diese konsequent umsetzt, rückt eher in die Nähe einer gewerblichen Tätigkeit. Ein Gewerbe wäre in jedem Fall anzumelden, sobald Mitarbeiter beschäftigt werden bzw. eine Firma gegründet wird und somit nicht mehr alle fachlichen Leistungen selbst aus eigener Hand erbracht werden. Das ist die Basis für eine Anerkennung als Freiberufler durch das zuständige Finanzamt.
 

Rechtliche Rahmenbedingungen als Herausforderung

Im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit als Videograf gibt es zahlreiche Rechtsvorschriften zu beachten, die hier (https://www.selbststaendig.de/youtube-verstoss-vermarktungsrechte) in kompakter Form nachzulesen sind. Besonders Bild-, Lizenz- und Persönlichkeitsrechte rücken in den Fokus. Schwierig wird es in der Praxis immer dann, wenn Personen in einem Video zu sehen sind, die nicht explizit um Erlaubnis gefragt wurden. Um sich vor möglichen Risiken zu schützen und im Falle von Rechtsstreitigkeiten gut aufgestellt zu sein, kann der Abschluss einer Betriebshaftpflicht- und Rechtschutzversicherung sehr sinnvoll sein.
 

Verdienst als Videograf?

Wie viel Existenzgründer als selbstständiger Videograf verdienen können, hängt in erster Linie von der Auftragslage und der eigenen Preispolitik ab. Erfahrungsgemäß wird die Startphase finanziell eher mau ausfallen, muss doch zunächst erst ein Kundenstamm aufgebaut werden. Nur mit zahlreichen Aufträgen im Monat ist ein attraktiver Verdienst als Videograf in einer mittleren vierstelligen Höhe pro Monat möglich. Aber nur, wenn alle Faktoren und jeder Zeitaufwand bei der Kalkulation von Angeboten berücksichtigt wird.
 

Der Faktor Zeit ist für den Gewinn entscheidend

Wird ein Hochzeitspaar über einen ganzen Tag filmisch begleitet und soll daraus ein individueller Film als Erinnerung werden, so endet die Arbeit nicht am Tag der Hochzeit. Vorher ist bereits Zeit für Beratungsgespräche und die Planung aufzubringen. Danach wird es eine Zeit dauern, bis aus dem Rohmaterial ein überzeugendes Endresultat geworden ist, das sich sehen lassen kann. Auch wenn für Kunden Preise für eine solche Leistung zwischen 500 und 1.000 Euro sehr hoch erscheinen mögen, wird der Videograf viele Stunden investieren müssen. Und schließlich muss er als Selbstständiger alleine für diverse Nebenkosten wie Krankenversicherung, Altersvorsorge etc. aufkommen. Insofern relativieren sich die hohen Einnahmen sehr schnell wieder, wenn ihnen alle Kosten entgegengestellt werden. Um mehr Übersicht und Transparenz zu erlangen, sollte mit einem Stundenlohn kalkuliert werden. Letztlich muss jeder selbstständige Videograf für sich entscheiden, welchen Stundenlohn bzw. welchen Verdienst er pro Monat anpeilt. Abgesehen vom reinen Verdienst sind auch die nicht bezahlbaren Mehrwerte wie mehr selbstbestimmte Freizeit der Habenseite hinzuzufügen.

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Videograf

  1. Es handelt sich um ein recht junges Berufsbild mit vielfältigen Chancen durch die Digitalisierung

  2. Im Gegensatz zu einem Kameramann bietet ein Videograf ein ganzheitliches Leistungsspektrum an, das sich auf Privat- oder Geschäftskunden erstrecken kann

  3. Durch Vermarktungsmöglichkeiten auf Videoportalen wie YouTube besteht eine grundsätzliche Nähe zu Influencern

  4. Um Kunden gewinnen zu können, müssen selbstständige Videografen bei Suchmaschinenanfragen sichtbar sein und ferner ihr eigenes Können mit ausgewählten Videos eindrucksvoll unter Beweis stellen

  5. Bei der Ausübung ihrer Tätigkeit sehen sich Videografen mit einigen rechtlichen Rahmenbedingungen konfrontiert, die sicher beherrscht werden sollten

  6. Um einen hohen Verdienst als Videograf zu erzielen, sind eine gute Auftragslage und eine nach gewinnorientierten Aspekten durchgeführte Angebotskalkulation notwendig.

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