Selbstständig machen mit einer Änderungsschneiderei

Existenzgründung als ÄnderungsschneiderIn: Nach wie vor gilt eine Änderungsschneiderei als Inbegriff der seriösen Heimarbeit. Doch was vor Jahrzehnten noch alltäglich war, ist heute eher zu einem gewissen Luxus geworden. In Zeiten günstiger Massenware lohnt es sich nicht immer, ein Kleidungsstück perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden zu lassen. Genau hier greift das professionelle Leistungsspektrum eines Änderungsschneiders. Die Textilindustrie mit ihren Einheitsgrößen und Kampfpreisen ist der größte Konkurrent für das traditionelle Berufsfeld des Änderungsschneiders geworden. Dennoch lässt sich mit dem notwendigen Können und einer klug gewählten bzw. am Markt nachgefragten Spezialisierung gutes Geld auf selbstständiger Basis verdienen. Im Folgenden sollen die wichtigsten Aspekte diesbezüglich beleuchtet werden. Dass eine Änderungsschneiderei immer noch gut zu tun haben dürfte erkennt man im Alltag daran, dass die besagten Einheitsgrößen längst keine verlässliche Orientierung mehr erlauben. Das Lieblingsshirt passt in Größe L, ein neues von der Stange muss auf einmal in XL ausfallen. Was nicht richtig passt bzw. irgendwo zwickt, wird in einer Änderungsschneiderei passend gemacht.

Selbstständig machen als ÄnderungsschneiderIn: Worüber informiert dieser Beitrag?

  • Welche Voraussetzungen sollten Existenzgründer in diesem Bereich mitbringen?
  • Welche (formalen) Rahmenbedingungen sind zu beachten?
  • Was sollte in dieser Branche beim Marketing beachtet werden?
  • traditionelles Handwerk vs. billige Massenware: Wie lässt sich dieser scheinbare Widerspruch strategisch nutzen/auflösen?
     

Voraussetzungen für die berufliche Selbstständigkeit: das nötige Händchen (gilt auch für den Umgang mit Kundenwünschen)

Nicht zu vergessen ist, dass es sich um ein Handwerk handelt! Dementsprechend sollten auch die Fertigkeiten und Kenntnisse vorhanden sein, um potenziellen Kunden ein ansprechendes Leistungsspektrum anzubieten, das sich beispielsweise nicht nur mit dem Kürzen begnügt. Ansonsten kürzen angehende Änderungsschneider vor allem an ihrer möglichen Einnahmebasis. Das eigene Können muss die Basis für eine erfolgreiche und somit nachhaltige Arbeit sein. Zu bedenken ist, dass die Resultate unmittelbar sichtbar sind und auch als Werbung nach außen getragen werden. Wer Kunden mit seinen Fähigkeiten und einem überzeugenden Service begeistert, wird den Kundenstamm schnell durch Mund-zu-Mund Propaganda ausbauen können. Auch eine Homepage ist sicher ein guter Weg, um die eigene Präsenz zu bewerben und das Leistungsspektrum offenzulegen.
 

Fachwissen, Leistungsspektrum und Gewerbeanmeldung

Eine bestimmte Ausbildung ist nicht zwingend vorgesehen, allerdings ist Fachwissen unerlässlich, um überzeugende Arbeit zu liefern. Ist dies der Fall, wird es Kunden egal sein, ob eine Ausbildung oder eine zum Beruf gemachte Leidenschaft dahinter steht. Zu bedenken ist ferner, dass das Können von Änderungsschneidern in direkter Verbindung zu den Verdienstmöglichkeiten steht. Je spezieller das Angebot, desto höher die durchsetzbaren Preise, sofern sich in der Nähe keine unmittelbare Konkurrenz befindet. Für den Start kann es auch Sinn machen, mit Bekleidungsgeschäften zu kooperieren, um sich einen Kundenstamm aufzubauen (die eigene Familie bzw. Bekannte erweisen sich in vielen Fällen auch als wertvolle Werbetrommel). Da es sich wie gesagt um einen handwerklichen Beruf handelt, ist eine Gewerbeanmeldung Pflicht. Dies gilt auch dann, wenn es sich um einen Nebenverdienst neben der eigentlichen Berufstätigkeit handelt. Flickschneider müssen sogar im Rahmen der Gewerbeanmeldung der Handwerkskammer beitreten. Die Gebührenordnung der Handwerkskammer besagt, dass ein Flickschneider Kleidung nur abändern, aber nicht in Eigenregie herstellen darf. Im Einzelfall gilt es, das vorgesehene Leistungsspektrum bei der Gewerbeanmeldung zu präzisieren und im Zweifelsfall die Handwerkskammer zu kontaktieren. Durch die grundsätzliche Nähe zu den handwerksähnlichen Berufen muss in den meisten Fällen auch eine Handwerkskarte im Rahmen der Gewerbeanmeldung beantragt werden.
 

Rahmenbedingungen im Wandel der Zeit analysieren: Handwerk vs. textiler Preisverfall

Auch ohne eine eingehende Analyse dürfte jedem klar sein, dass die Preise für Textilien auf dem Massenmarkt niedrig sind. Oftmals ist Kleidung von der Stange so günstig, dass sich eine Anpassung oder Reparatur finanziell nicht lohnt. Zu bedenken ist auch, dass mittlerweile viele Modehäuser eine interne Hausschneiderei anbieten, um individuelle Kundenwünsche zu erfüllen. Dieser Bereich fällt als Einnahmequelle für selbstständige Änderungsschneider weg, es sein denn, ihnen gelingt eine Kooperation mit einem Modehaus, was eine feste Auftragsbasis in Aussicht stellen würde.

Eine Änderungsschneiderei sollte solche Kunden ansprechen, die für Kleidung mehr Geld ausgeben und Wert auf traditionelle Handwerksarbeit statt auf beliebige Einheitsware legen. Nicht wenige Menschen definieren sich über Kleidung, insofern gilt es, mit einer Änderungsschneiderei eine gewisse Nische zu besetzen, die durchaus auch höherpreisig sein kann. Wer sich mit Massenänderungen im Niedrigpreissegment zufrieden geben will, muss entsprechend viele Aufträge in kurzer Zeit erledigen. Wer seine Nische gefunden und sich einen Kundenstamm aufgebaut hat, wird auch höhere Preise durchsetzen können. Auch oder gerade in Zeiten industrieller Massenproduktion besinnen sich wieder viele Menschen auf die Präzision und Kreativität professioneller Handarbeit: Genau hier liegen auch in der Zukunft die Verdienstchancen mit einer selbstständigen Änderungsschneiderei. Um die eigenen Perspektiven zu beleuchten, sollte zumindest die nähere Umgebung analysiert werden: Wie viele Änderungsschneidereien oder Modehäuser mit entsprechendem Service gibt es schon? Zeigt sich eine Marktlücke (= unbefriedigte Kundenbedürfnisse), in die gezielt vorgestoßen werden kann?
 

Formen für den Einstieg bedenken: Professionelles Nähzimmer oder Geschäftsräume

Oftmals wird aus dem Hobby irgendwann der Wunsch, Geld damit zu verdienen. Insofern bietet es sich an, zuerst nebenberuflich ein Gewerbe anzumelden und sich so einen Kundenstamm aufzubauen. Hat man sich irgendwann einen guten Namen ‚ernäht‘, so kann der Schritt in die Selbstständigkeit gegangen werden. Natürlich können Änderungsschneider auch sofort voll in Eigenregie mit heißer Nadel durchstarten. Allerdings sollte sich niemand Illusionen machen: Aller Anfang ist schwer und die textile Massenproduktion ist allgegenwärtig, was immer mehr auch für das hochpreisige Segment gilt. Ein Risiko gehen Änderungsschneider nicht ein, da sie keine großen Investitionen haben. Meistens reicht es, sich daheim ein Arbeitszimmer zu schaffen, das auch steuerlich geltend gemacht werden kann. Hier müssen Maschinen und Stoffe sowie die Textilien Platz finden. Grundsätzlich besteht auch die Option, ein Geschäft in günstiger Lage mit viel Laufkundschaft zu eröffnen. In diesem Fall müssten die Mietkosten jeden Monat auf der Soll-Seite stehen. Größere Investitionen sind auch hier nicht zu erwarten, da ja die Maschinen meistens schon vorhanden sind. Insofern gibt es auch in finanzieller und risikotechnischer Sicht keinen Grund, den Schritt in die Selbstständigkeit nicht zu wagen. Auch empfiehlt es sich, Schritt für Schritt zu denken: Wenn es gut läuft und das hauseigene Zimmer irgendwann nicht mehr reicht, scheint der Zeitpunkt erreicht, um über die Anmietung von Geschäftsräumen nachzudenken. Je nachdem, wie teuer die bearbeiteten Kleidungsstücke sind, kann auch eine Versicherung Sinn machen, um sich im Schadensfall vor hohen Kosten zu schützen.
 

Maßgeschneidertes Marketing: Was ist in diesem Bereich besonders zu beachten?

Die Erfahrungen zeigen, dass sich die relevante Zielgruppe eher weniger im Internet bewegt. Trotzdem sollten angehende Existenzgründer hier Präsenz zeigen, um zukünftigen Entwicklungen einen Schritt voraus zu sein und gerade auch das jüngere Publikum wieder von traditioneller Handarbeit zu überzeugen. Ansonsten wird die Mund-zu-Mund Propaganda durch zufriedene Kunden von alleine aktiviert, sodass der Kundenstamm wachsen wird. Annoncen in Wochenzeitungen sowie günstige Wurfzettel sind weitere Maßnahmen, um die eigene Bekanntheit in der unmittelbaren Umgebung zu erhöhen. Zudem sollten sich Änderungsschneider überlegen, wie sie ihre Kunden langfristig binden können. Gut kalkulierte Rabattaktionen für Folgeaufträge (man denke an Treuekarten) oder ein Änderungsabo (jeden Monat ein Kleidungsstück ändern) können für eine nachhaltige Einnahmebasis sorgen.
 

Fazit: Ist das Betätigungsfeld ‚Änderungsschneiderei‘ aus der Mode geraten?

Auch wenn die Änderungsschneiderei ein etwas angestaubtes Image hat, so lässt sich in diesem Bereich immer noch gutes Geld verdienen, denn viele Kunden lieben auch im 21. Jahrhundert ehrliche und professionelle Handwerksarbeit. Durch den Trend hin zu mehr Qualität und einer starken Individualisierung haben Änderungsschneider die Chance, der textile Ansprechpartner für anspruchsvolle Kunden zu werden. Dies setzt natürlich ein notwendiges Feingefühl im Umgang mit Kunden und einen guten Riecher für Trends voraus. In strategischer Hinsicht ist zu bedenken, dass ein breites Leistungsspektrum das eigene Fachwissen unter Beweis stellen kann. Letztlich sollte aber auch ein Alleinstellungsmerkmal vorhanden sein, das den Weg gerade zu dieser Änderungsschneiderei als alternativlos erscheinen lässt. Aus der Mode ist dieser Beruf auch in Zeiten von Massenmode und omnipräsenten Textildiscountern noch lange nicht, denn vor allem ältere Menschen (die in Zukunft die größte und einkommensstarke Zielgruppe darstellen werden) legen größten Wert auf traditionelle Handwerkskunst. Als solche gilt es seinen Beruf zu verstehen und mit entsprechend professionellen Resultaten sichtbar zu machen


Was ist nun in puncto "Krankenversicherung" zu tun?

Wenn Sie bislang gesetzlich krankenversichert sind und sich nun mit einer Änderungsschneiderei selbstständig machen, müssen Sie Ihre Krankenkasse über die Selbstständigkeit unterrichten. Sie sind nun Kraft Gesetzes nicht mehr pflichtversichert und haben nun als freiwillig Versicherter die vollen Beiträge zur GKV zu tragen, welche nun jährlich anhand Ihres Einkommens festgesetzt werden. Für viele Selbstständige ist die PKV jedoch die günstigere Alternative. Die Beiträge sind hier einkommensneutral. Vergleichen Sie im Vorfeld immer mehrere Anbieter miteinander. Nutzen Sie hierfür unseren kostenlosen PKV-Vergleich >>>

Gründung einer Änderungsschneiderei: praxisorientierte Zusammenfassung

  • für eine selbstständige Tätigkeit als Änderungsschneider ist ein Gewerbe anzumelden
  • je nach Tätigkeitsumfang/-schwerpunkt sind Bestimmungen der Handwerkskammer zu beachten (das eigene Herstellen von Bekleidung kann unter dem Label ‚Änderungsschneiderei‘ untersagt sein) => es sollte Klarheit herrschen, wohin die textile Reise geht
  • Optionen für den Einstieg bedenken: geschäftlich genutztes Arbeitszimmer vs. Geschäftsraum in der Stadt?
  • Fachkenntnisse und eine gleichbleibend hohe Qualität sind unerlässlich, um Kunden zu binden bzw. einen Kundenstamm aufzubauen
  • in diesem eher traditionellen Handwerksbereich spielt auch in Zeiten des Internets die Mund-zu-Mund Propaganda nach wie vor eine große Rolle
  • Ausgangslage analysieren und eine eigene Nische (Spezialisierung) besetzen: Wie sieht die unmittelbare Konkurrenzsituation aus? Lassen sich Kooperationen mit Modehäusern nutzen? Welche textilen Bedürfnisse sind am Standort unbefriedigt?
  • Informationen zur Gewerbeanmeldung für eine Änderungsschneiderei finden Sie auf dieser Seite

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