Was sind Pensionsrückstellungen?

Das Thema Pensionsrückstellungen gehen viele Unternehmer erst gar nicht an. Es ist komplex und umfassend. Dennoch sollten Sie sich zumindest mit den Grundzügen und der Wirkungsweise der Pensionsrückstellungen auseinandersetzen. Zum einen vermeiden Sie so gravierende Fehleinschätzungen und zum anderen können Sie damit Ihren Gewinn und Ihren Cashflow beeinflussen. Insbesondere für Unternehmen, die bilanzieren oder bilanzieren müssen, sind die Pensionsrückstellungen sehr wichtig. Bei der Unternehmens- und Bilanzanalyse haben sie einen besonderen Stellenwert. Wenn Sie sich den Geschäftsbericht eines börsennotierten Unternehmens anschauen, stellen Sie fest, dass die Angaben zu den Pensionsrückstellungen im Anhang sehr umfangreich sind und meist mehrere Seiten umfassen. Häufig ist es sogar so, dass die Pensionsrückstellungen einen wesentlichen Teil der Bilanzsumme ausmachen. Dies wirkt sich direkt auf den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital aus, der sogenannten Eigenkapitalquote. Ebenso hat es Einfluss auf den Grad der Verschuldung, also den Anteil des Fremdkapitals am Eigenkapital. Das hat Auswirkungen auf die Zahlungsfähigkeit und damit auf Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen und Wachstum.

Was sind Pensionsrückstellungen?

Seit dem 1. Januar 2018 gilt ein neues Gesetz, das Betriebsrentenstärkungsgesetz. Es soll dazu beitragen, insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen, die betriebliche Altersversorgung (bAV) attraktiver zu machen. Arbeitgeber, die für ihre Mitarbeiter eine solche zusätzliche Sicherung für die Altersvorsorge anbieten, steigern damit ihre Arbeitgeberattraktivität. Auf der Suche nach Fach- und Führungskräften kann eine betriebliche Altersversorgung ein zusätzlicher Pluspunkt sein, um Mitarbeiter zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden. Für die bAV Ihrer Arbeitnehmer behalten Sie einen bestimmten Teil des Gehalts ein, den Sie dann als Sparrücklage beiseitelegen. Dieses zurückgelegte Geld ist die Pensionsrückstellung.
 

Ausgestaltungsmöglichkeiten

Für die Ausgestaltung der Versorgungspläne gibt es zwei Möglichkeiten: den beitragsorientierten Versorgungsplan (DC-Plan/Defined Contribution Plan) und den leistungsorientieren Versorgungsplan (DB-Plan/Defined Benefits Plan).

Unterschiede zwischen beitragsorientiertem und leistungsorientiertem Versorgungsplan:

Defined Contribution Plan

Defined Benefits Plan

Der Arbeitgeber zahlt das Geld direkt mit dem Lohn aus, jedoch auf ein externes Spardepot.

Aufgrund der Arbeitsleistung erhalten die Mitarbeiter bestimmte Pensionszusagen vom Arbeitgeber. Diese erhöhen sich über die Jahre der Betriebszugehörigkeit.

Der Arbeitnehmer kann selbst entscheiden, wie das Geld anzulegen ist, beispielsweise in Form von Aktien- oder Anleihefonds.

Der Arbeitgeber legt das Geld an und entscheidet über die Anlageform.

Der Arbeitnehmer trägt das Risiko der Wertenwicklung seiner Altersversorgung.

Der Arbeitgeber trägt das Risiko für die weitere Entwicklung der Geldanlage.

Er muss sich mit dem Thema selbst auseinandersetzen und entscheiden, welchen Chancen-Risiko-Mix er bevorzugt.

Hier müssen Sie sich unter Umständen von einem Experten beraten lassen, welche Anlageform am besten für Ihr Unternehmen geeignet ist.

Die Weiterentwicklung der Geldanlage hat keine Auswirkungen auf das Unternehmen.

Die Entwicklung der Geldanlage wirkt sich auf die Unternehmensbilanz aus.

Sie buchen die monatlichen Zahlungen an Ihre Mitarbeiter als Personalaufwand.

Sie müssen die vereinbarten Versorgungsleistungen erbringen, wenn der Arbeitnehmer das Rentenalter erreicht.

In Ihrer Bilanz erscheinen diese Zahlungen dann nicht erneut. Sie bilden dafür keine Rückstellungen.

Die Rückstellungen für die Altersversorgung finden in der Bilanz in Form von Pensionsrückstellungen Ansatz.

DC-Pläne wirken sich nicht auf die Bilanz aus und haben keinen Einfluss auf die Bilanzanalyse oder den Unternehmenswert.

DB-Pläne nehmen Einfluss auf die Bilanzanalyse und den Unternehmenswert.

 

So funktioniert die Bilanzierung von leistungsorientieren Pensionsplänen

Sie müssen die zukünftigen Verpflichtungen für die Pensionspläne Ihrer Mitarbeiter sachgerecht erfassen. Dazu bilden Sie auf der Passivseite der Bilanz entsprechende Rückstellungen. Sie können natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen, wie viel Sie tatsächlich einmal zahlen müssen. Das ist zum einen abhängig von der Gehaltsentwicklung und zum anderen von der Dauer der Betriebszugehörigkeit Ihrer Mitarbeiter. Um diese Verpflichtungen zu kalkulieren, sind versicherungsmathematische Berechnungen notwendig. Dabei fließen dann Faktoren wie die langfristige Erwartung für die Lohnentwicklung, die Rentenentwicklung und die Sterblichkeit mit ein. Dabei wird der Wert abgezinst, um den Barwert der erworbenen Rentenansprüche zu bilanzieren. Das ist der Wert, den Sie unter bestimmten Voraussetzungen in der Zukunft an Ihre Mitarbeiter leisten müssen.
 

Aufbau des Treuhandfonds ist wichtig

Besteht ein Unternehmen schon sehr lange und hat entsprechend lange Pensionspläne für die Mitarbeiter, kann dieser Betrag sehr hoch sein. Deshalb ist es notwendig Vorkehrungen zu treffen. Der Aufbau von eigens eingerichteten Treuhandfonds ist für die Pensionsverpflichtungen notwendig. Dort liegt das sogenannte Planvermögen. Das bedeutet, dass Sie in diese Fonds einzahlen, um Vermögen aufzubauen und später die Leistungen für die Pensionsverpflichtungen zu bedienen. Ein Dritter kümmert sich in den meisten Fällen um die Verwaltung dieses Treuhandvermögens.
 

Treuhandvermögen wirkt sich in der Bilanz ebenfalls aus

Das aufgebaute Treuhandvermögen wird in der Bilanz mit den Pensionsverpflichtungen verrechnet. Sie weisen dort nur die Nettosumme aus. So kann es beispielsweise sein, dass Sie 100 Millionen Euro in einer Bilanz als Pensionsrückstellungen finden, die tatsächliche Pensionsschuld beträgt jedoch 160 Millionen Euro. Die Differenz von 60 Millionen Euro liegt beispielsweise in Form eines entsprechend hohen Treuhandvermögens vor. Die Details dazu finden Sie im Anhang des Geschäftsberichts des jeweiligen Unternehmens.
 

Wenn sich die Annahmen verändern

Die Pensionsverpflichtungen für die Zukunft berechnen sich unter bestimmten Annahmen. Diese können sich im Lauf der Zeit verändern. Gehaltstrends oder die Sterblichkeit unterliegen keinen so hohen Schwankungen, sodass diese Veränderungen weniger Auswirkungen auf die Pensionsrückstellungen haben. Durch den drastischen Zinsverfall in den letzten Jahren ist die Verzinsung für entsprechende Anlageformen, wie beispielsweise Industrieanleihen, ebenfalls drastisch zurückgegangen. Für die Pensionsverpflichtungen bedeutet dies, dass sie mit einem reduzierten Zinssatz abzuzinsen sind. Dadurch steigt der Barwert an. Beim Barwert handelt es sich um den Wert, den die zukünftigen Pensionsverpflichtungen zum jetzigen Zeitpunkt haben.
 

Zinsentwicklung der letzten Jahre zeigte negative Auswirkungen

Diese Änderung der Voraussetzungen mussten viele Unternehmen in den letzten Jahren durchführen, als die Zinsen in Deutschland nach unten reguliert wurden. Die sich dabei ergebende Differenz müssen Sie zulasten des Eigenkapitals buchen. Das hatte im Jahr 2014 bei vielen Unternehmen ein Absinken des Eigenkapitals und damit auch eine geringere Eigenkapitalquote zur Folge. In vielen Fällen war es den Unternehmen nicht möglich, dies durch entsprechend hohe Gewinne zu kompensieren. Dadurch war bei vielen Unternehmen die Zahlungsfähigkeit ebenfalls beeinträchtigt.


So wirkt sich die Veränderung der Pensionsrückstellung auf den Gewinn aus

Wenn sich der Zinssatz verändert und dadurch die Pensionsrückstellungen einen anderen Wert bekommen, hat das keine Auswirkungen auf das Betriebsergebnis und belasten den Gewinn nicht. Die Veränderungen buchen Sie direkt auf das Eigenkapital. Aber sie wirken sich dennoch auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus. Sie bewirken Veränderungen beim Dienstzeitaufwand und beim Zinsanteil.

Der Dienstzeitaufwand ist unter den Personalkosten zu buchen. Dabei handelt es sich um die jährlich erbrachten Arbeitsleistungen der Mitarbeiter, für die sich die Pensionszusagen und damit die Pensionsrückstellungen erhöhen. Das Buchen dieser Kosten hat sehr wohl Auswirkungen auf den Gewinn. Im Fall der Zinssenkungen, vermindert sich der Gewinn einer Periode.
 

Zinsen im Jahresabschluss stellen Aufwand dar

Außerdem werden die Pensionsrückstellungen auch im Jahresabschluss verzinst, denn sie gelangen nicht sofort zur Auszahlung. Der Mitarbeiter bekommt seine Zahlungen aus der betrieblichen Altersversorgung, erst wenn er im Rentenalter ist. Das bedeutet im Grunde nichts anderes, als dass der Mitarbeiter Ihnen als Unternehmen einen Kredit über viele Jahre gewährt. Deshalb sind die Pensionszusagen jährlich zu verzinsen. Diese Zinsen stellen für Sie einen Aufwand dar, der als Zinsanteil in der Gewinn- und Verlustrechnung auszuweisen ist.

Daran wird deutlich, dass die Pensionsrückstellungen eine Verbindlichkeit darstellen, für die Zinsen zu zahlen sind, so wie für Kredite oder Anleihen auch. Deshalb ist es wichtig, diese Position in der Bilanz sehr genau zu kalkulieren.
 

So wirkt sich die Veränderung der Pensionsrückstellung auf den Cashflow aus

Die Pensionsrückstellungen belasten ebenfalls den Cashflow. Das gilt in dem Moment, wenn die konkreten Zahlungen an die Mitarbeiter oder die ehemaligen Mitarbeiter erfolgen. Der größte Teil dieser Verpflichtungen liegt in der Zukunft. Aber gerade Traditionsunternehmen haben schon heute Rentenleistungen in erheblicher Höhe zu erbringen.

Das bedeutet, dass auch die Duration der Pensionsrückstellungen eine große Rolle spielt. Duration ist eine Kennzahl für die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer, also wie lange das Kapital durchschnittlich in den Pensionsrückstellungen gebunden ist. Eine längere Laufzeit ist dabei vorteilhafter. Bei einer kurzen Laufzeit der Pensionsrückstellungen, werden die Zahlungsverpflichtungen viel schneller fällig. Es kommt dann eher zum Abfluss liquider Mittel. Die Duration der Pensionsrückstellungen ist im Prinzip vergleichbar mit der Laufzeit von anderen Verbindlichkeiten. Je kürzer die Laufzeit, umso eher ist die Liquidität durch steigende Auszahlungssummen gefährdet.

Tipp: Wenn die Kapitalbindungsdauer der Pensionsverbindlichkeiten kurz ist, sollte ein entsprechendes Planvermögen vorhanden sein, damit Sie die Verpflichtungen bedienen können. Ist die Kapitalbindungsdauer länger, weil Sie beispielsweise ein noch sehr junges Unternehmen mit jungen Mitarbeitern haben, muss das Planvermögen zu Beginn noch nicht so hoch sein. Einzahlungen in eine verzinsliche Geldanlage tragen dazu bei, dass das Vermögen mit der Zeit wächst und eine entsprechende Deckung der Pensionszusagen entsteht.


 

Wenn Sie sich intensiver mit dem Thema Pensionsrückstellungen befassen möchten, können Sie unter den nachfolgenden Links weiterlesen:

https://www.rechnungswesen-verstehen.de/lexikon/pensionsrueckstellungen.php

https://www.gevestor.de/details/pensionsruckstellungen-in-der-steuerbilanz-664933.html

https://www.dashoefer.de/dasfibuwissen/Pensionsr%C3%BCckstellung-Steuerrecht.html

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