Steuern sparen mit dem Wachstumschancengesetz? Ein paar Beispiele

Das Wachstumschancengesetz ist ein umfassendes Maßnahmenpaket, das in Deutschland eingeführt wurde, um Unternehmen steuerlich zu entlasten, Investitionen zu fördern und die wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Es enthält zahlreiche Regelungen, die je nach Branche und Unternehmensgröße unterschiedlich wirken. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Regelungen es gibt, wer konkret profitieren kann und wie Sie diese Vorteile optimal nutzen können.

 

Was ist das Wachstumschancengesetz?

Das Wachstumschancengesetz wurde mit dem Ziel geschaffen, die deutsche Wirtschaft nach den Herausforderungen der letzten Jahre – wie der Pandemie und der Energiekrise – wieder zu beleben. Die Maßnahmen zielen darauf ab, insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sowie Selbstständigen unter die Arme zu greifen. Dazu gehören steuerliche Erleichterungen, Investitionsanreize, Maßnahmen zur Digitalisierung und Unterstützung für klimafreundliche Projekte.

Das Gesetz wurde im Jahr 2023 von der Bundesregierung beschlossen und tritt in mehreren Etappen in Kraft. Die wesentlichen Regelungen gelten ab dem 1. Januar 2024, jedoch gibt es einzelne Bestimmungen, die einen spezifischen Startzeitpunkt haben.
 

Überblick der Einführungstermine:

Januar 2024:

  • Einführung der erweiterten degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter.
  • Änderungen bei der Verlustverrechnung für Unternehmen.


Januar 2025:


Januar 2030 (für spezifische Maßnahmen):

  • Auslaufende Regelungen für bestimmte Abschreibungsmöglichkeiten, wie die degressive Abschreibung bei Wohngebäuden.

 

 

Steuerliche Entlastungen: Wer profitiert und wie?


Degressive Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Einführung der degressiven Abschreibung. Diese Regelung erlaubt es Unternehmen, Anschaffungen schneller steuerlich geltend zu machen. Beispielsweise könnte ein Unternehmen, das eine neue Maschine im Wert von 100.000 Euro anschafft, statt linearer Abschreibung über mehrere Jahre in den ersten Jahren einen höheren Abschreibungsbetrag ansetzen. Dadurch reduziert sich die Steuerlast in der Anfangsphase, was Liquidität schafft – ein klarer Vorteil für Betriebe, die hohe Investitionen tätigen.
 

Beispiel: Ein mittelständisches Produktionsunternehmen kauft eine neue CNC-Maschine für 120.000 Euro. Mit der degressiven Abschreibung könnte das Unternehmen in den ersten Jahren bis zu 25 % des Anschaffungswertes jährlich abschreiben, statt wie zuvor 10 %. Das ergibt eine Steuerentlastung von etwa 30.000 Euro allein im ersten Jahr.

 

Anhebung der Ist-Versteuerungsgrenze

Bisher galt eine Umsatzgrenze von 600.000 Euro, um die sogenannte Ist-Versteuerung nutzen zu können. Diese wurde auf 800.000 Euro erhöht. Unternehmen, die unterhalb dieser Schwelle bleiben, müssen die Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen, wenn sie tatsächlich bezahlt wurde, und nicht bereits bei Rechnungsstellung.
 

Beispiel: Ein kleiner Handwerksbetrieb mit einem Jahresumsatz von 750.000 Euro stellt im Dezember 2024 eine Rechnung über 50.000 Euro aus, die der Kunde jedoch erst im Januar 2025 bezahlt. Dank der Ist-Versteuerung muss der Handwerker die Umsatzsteuer erst im Januar abführen und gewinnt so einen Liquiditätsvorteil.

 

Verlustverrechnung

Unternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Verluste erleiden, können diese zukünftig besser mit Gewinnen aus anderen Jahren verrechnen. Die sogenannten Verlustvor- und -rückträge wurden erweitert.
 

Beispiel: Ein Start-up im Bereich Softwareentwicklung hat in den ersten zwei Jahren Verluste von 100.000 Euro gemacht, erzielt aber im dritten Jahr einen Gewinn von 150.000 Euro. Durch die verbesserte Verlustverrechnung können die Verluste direkt vom Gewinn abgezogen werden, was die Steuerlast erheblich senkt.

 

Förderung von Forschung und Entwicklung

Ein großer Schwerpunkt des Gesetzes liegt auf der Unterstützung von Innovationen. Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren, können steuerliche Vorteile nutzen. Besonders relevant ist dies für Unternehmen in zukunftsorientierten Branchen wie Klimaschutz, erneuerbare Energien oder digitale Technologien.
 

Beispiel: Ein Unternehmen entwickelt ein neues Batteriespeichersystem für Solaranlagen. Für die Forschungsaufwendungen in Höhe von 500.000 Euro kann das Unternehmen steuerliche Förderungen geltend machen. Dadurch wird ein Teil der Investitionen indirekt durch Steuerersparnisse zurückerstattet, was die Innovationskraft stärkt.

 

Maßnahmen zur Digitalisierung

Mit der Einführung der E-Rechnungspflicht ab dem 1. Januar 2025 wird die Buchhaltung vieler Unternehmen revolutioniert. Die elektronische Rechnung spart nicht nur Papier, sondern soll auch den Verwaltungsaufwand verringern und die Effizienz steigern.
 

Beispiel: Ein Logistikunternehmen, das bisher monatlich 1.000 Rechnungen manuell erstellt, setzt auf ein neues E-Rechnungssystem. Dieses System kostet in der Implementierung zunächst 10.000 Euro, reduziert jedoch langfristig die Verwaltungskosten um jährlich 15.000 Euro. Zudem erfüllen die digitalen Rechnungen automatisch die gesetzlichen Vorgaben.

 


Klimaschutzmaßnahmen und Investitionen in Wohnraum


Degressive Abschreibung für Wohngebäude

Um den Wohnungsbau zu fördern, wurde eine degressive Abschreibung für neue Wohngebäude eingeführt. Investoren können 5 % des Baukostenwertes jährlich abschreiben, was eine schnelle Amortisation ermöglicht.
 

Beispiel: Ein Investor baut ein Mehrfamilienhaus mit Baukosten von 2 Millionen Euro. Mit der neuen Regelung kann er in den ersten 10 Jahren jährlich 100.000 Euro abschreiben. Dadurch sinkt seine Steuerlast erheblich, und das Projekt wird finanziell attraktiver.



Förderung klimafreundlicher Technologien

Unternehmen, die auf erneuerbare Energien oder klimafreundliche Technologien umsteigen, profitieren von Steuererleichterungen. Das betrifft beispielsweise den Austausch alter Maschinen gegen energieeffiziente Alternativen oder die Installation von Photovoltaikanlagen.

Beispiel: Ein landwirtschaftlicher Betrieb rüstet seinen Fuhrpark auf elektrische Fahrzeuge um und installiert eine Solaranlage zur Stromerzeugung. Die Investitionskosten von 500.000 Euro werden teilweise durch steuerliche Anreize kompensiert, wodurch sich die Investition schneller amortisiert.



Herausforderungen und Handlungsempfehlungen

Das Wachstumschancengesetz bietet große Chancen, erfordert aber auch eine genaue Planung und Anpassung der Geschäftsstrategien. Besonders kleinere Unternehmen sollten sich frühzeitig informieren, welche Maßnahmen für sie infrage kommen. Der bürokratische Aufwand, insbesondere bei der Umstellung auf E-Rechnungen oder der Beantragung von Forschungsförderungen, könnte eine Hürde darstellen.


Um die Vorteile des Gesetzes optimal zu nutzen, empfiehlt sich Folgendes:

  • Steuerberater konsultieren: Ein Steuerberater kann gezielt prüfen, welche Regelungen für Ihr Unternehmen gelten, und hilft bei der Umsetzung.
  • Investitionsplanung überdenken: Ziehen Sie geplante Anschaffungen oder Bauvorhaben vor, um von den verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten zu profitieren.
  • Digitalisierung vorantreiben: Nutzen Sie die Einführung der E-Rechnungspflicht als Anlass, Ihre Buchhaltungsprozesse zu modernisieren.
  • Förderprogramme nutzen: Informieren Sie sich über spezielle Förderungen für klimafreundliche Projekte oder Forschungsvorhaben.

 

Fazit

Das Wachstumschancengesetz bietet sowohl für Unternehmen als auch für Selbstständige zahlreiche Möglichkeiten, ihre Steuerlast zu senken und Investitionen attraktiver zu gestalten. Allerdings hängt der konkrete Nutzen stark von der individuellen Situation ab. Unternehmen sollten die Regelungen frühzeitig analysieren, um die bestmöglichen Vorteile zu sichern und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein erfahrener Steuerberater kann hierbei eine wertvolle Unterstützung sein.

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