Standort für Ihre Firma: Auf diese Punkte kommt es an
Die Wahl eines geeigneten Standortes ist bei einer Existenzgründung eine zentrale Grundsatzentscheidung, die viele Implikationen für die spätere Geschäftsentwicklung beinhaltet. Ein falscher Standort kann die Kosten in die Höhe treiben, das Absatzpotenzial schwächen oder verkehrstechnisch einfach sehr kontraproduktiv sein. DEN perfekten Standort gibt es pauschal nicht, da jedes Geschäftsmodell bzw. jede Branche besondere Eigenarten und Anforderungen hat, die es zu beachten gilt.
Jeder Existenzgründer sollte sich unmittelbar klar machen, dass ein richtiger Standort entscheidend für den späteren Geschäftserfolg ist. Neben unzulänglichen Finanzen erweist sich auch ein falscher Standort gerade in der Startphase als große Gefahr für Existenzgründungen. Natürlich müssen betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte bei der Auswahl eines geeigneten Standortes im Vordergrund stehen, und nicht persönliche Geschmacksvorlieben. Was nützt einem angehenden Restaurantbesitzer die modernste Küche, wenn sich die Räumlichkeiten selbst in der Pampa ohne Laufkundschaft befinden? Bei der Auswahl eines geeigneten Standortes sind demnach die Parameter Pragmatismus, Zahlenbasiertheit und Funktionalität anzuwenden. Da es sich um eine Grundsatzentscheidung für die Geschäftsausrichtung handelt, will diese gut durchdacht sein. Unüberlegte Schnellschüsse erweisen sich meistens als langfristig nicht tragfähige Lösung.
Eine Frage der örtlichen Lage: Infrastruktur mit Blick auf die anvisierten Ziele prüfen
Die Standortbestimmung ist zunächst auch durchaus (w)örtlich zu verstehen: Konkret muss es um die Infrastruktur bzw. die Verkehrsanbindung gehen. Transportunternehmen sollten etwa nahe an einer Autobahn oder in der Nähe eines Güterbahnhofes bzw. Flughafens gelegen sein. Wer einen Verkaufsladen eröffnen will, sollte auf eine günstige Lage in der Innenstadt achten, die viel Laufkundschaft verspricht bzw. von potenziellen Kunden leicht erreicht werden kann. Je nach Größe des Geschäfts müssen auch Parkmöglichkeiten und Lagerkapazitäten vorhanden sein. Hier zeigt sich schon, dass für jedes Geschäft die Auswahlfaktoren gewichtet werden müssen. Ein Standort wird niemals alle Anforderungen perfekt erfüllen können. In diesem Fall können die geschäftsspezifischen Gewichtungen einen sinnvollen und entscheidenden Unterschied ausmachen. Zu denken ist auch an die Infrastruktur für potenzielle Zulieferer, die Waren liefern oder abholen. Und dann spielt auch der Faktor ‚Arbeitskräfte‘ mit Blick auf die örtliche Infrastruktur eine große Rolle: Sind rund um den Standort genügend Fachkräfte vorhanden? Welches Einzugsgebiet ließe sich für Pendler nutzen?
Kaufkraft und Kundenstruktur analysieren: Passen Zielgruppe und Standort zusammen?
Wer ein Handelsunternehmen betreiben will, sollte die Kundenstruktur möglichst genau kennen, um die Absatzchancen realistisch einzuschätzen. Zu beantworten ist vor allem die Frage, welche Kaufkraft der Standort ermöglicht. Ein Geschäft mit Luxusartikeln wird in einem sozialen Brennpunkt einer Großstadt wohl eher nicht funktionieren. Die Frage der Kaufkraft vor Ort hat für den stationären Handel eine sehr große Bedeutung, während sie für einen Onlinehandel weniger zentral ist, da sich die Kaufkraft über das ganze Land und ggf. sogar über die Landesgrenzen hinaus verteilt. Für eine nachhaltige und verlässliche Entscheidung ist jeder Gründer natürlich auf Daten angewiesen: Diese können bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer erfragt werden. Es sollte nie der Fehler begangen werden, nur der subjektiven Wahrnehmung und Einschätzung zu vertrauen. Wer ganzheitlich vorgeht, wird auch zahlenbasierte Belege haben wollen. In diesem Kontext muss auch die Konkurrenzsituation beleuchtet werden: Wie viele direkte Konkurrenten gibt es? Wo liegen deren und die eigenen Schwächen/Stärken? Eine noch so gute Geschäftsidee wird nachhaltig geschwächt, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Standort ist, daher sollten Alternativen sorgsam geprüft werden. Standortanalyse heißt nicht, sich nur auf einen festzulegen und diesen auf Herz und Nieren zu prüfen. Erst im Vergleich werden Vorteile und Chancen sowie Risiken offenbar. Wer eine Wohnung mietet oder ein Haus kauft, entscheidet sich meistens auch nicht für das Erstbeste. Mögliche Nachteile zeigen sich dann erst im Nachhinein. Bei einem gegründeten Unternehmen fehlen dann aber womöglich schon Handlungsspielräume respektive finanzielle Ressourcen.
Unterschiede bei der Gewerbesteuer beachten!
Existenzgründer sollten beachten, dass die Gewerbesteuer von Gemeinde zu Gemeinde bzw. Stadt zu Stadt unterschiedlich hoch ausfallen kann. Hierfür sind unterschiedliche Hebesätze verantwortlich, über die sich Existenzgründer informieren sollten. Generell sollten daher langfristige Kosten mit einkalkuliert werden, die durch die Gewerbesteuer anfallen. Es sollte aber nicht zwangsläufig an der Gewerbesteuer gespart werden, denn ein sehr guter Standort kann auch einen höheren Preis haben. Standorte mit hervorragender Infrastruktur haben tendenziell eine höhere Gewerbesteuer, denn Gemeinden/Städte wissen natürlich, dass sie für sich ansiedelnde Unternehmen attraktiv sind. Ein solcher Standort ist betriebswirtschaftlich meistens die bessere Option. Es nützt nichts, wenig Gewerbesteuer zu zahlen, dafür aber eine katastrophale Infrastruktur zu haben, die die Geschäftsentwicklung deutlich bremst. Wer ganzheitlich und langfristig denkt, muss die entstehenden Kosten konkreten Vorteilen gegenüberstellen.
Standort mit Immobilien: Mieten oder kaufen?
Je nachdem, welche Art von Geschäftsräumen gebraucht wird, stellt sich auch die Frage der strategischen Option mieten oder kaufen. Durch Mietzahlungen entstehen regelmäßige Fixkosten, die allerdings auch eine gewisse Flexibilität erlauben, falls der Standort später im Zuge des Wachstumskurses geändert werden muss. Wer Grundstücke kauft, ist diesbezüglich etwas eingeschränkter. In finanzieller Hinsicht ist zu beachten, dass große Geldsummen dann fest gebunden sind als Anlagevermögen. Wer mietet, hat tendenziell mehr liquide Mittel, wobei es im Einzelfall sehr auf den Kapitalbedarf ankommt. Diese Überlegungen stellen sich eher für größere Unternehmen, die einen regen Kapitalfluss haben. Wer den Kauf eines Grundstücks erwägt, muss natürlich einiges beachten: Wie sind die Baubestimmungen vor Ort (für Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen)? Wie ist die Bausubstanz? Ist der Kaufpreis gerechtfertigt? Passen die baulichen Gegebenheiten (Kapazitäten) zu den anvisierten Unternehmenszielen? Gibt es Handlungsspielraum für Wachstum? Aber auch die Option des Mietens birgt Gefahren in sich, wenn der Vertrag nur über eine sehr kurze oder sehr lange Zeit abgeschlossen werden kann. Neben den reinen Kosten sind natürlich auch die Nebenkosten zu kalkulieren, was für beide Optionen gleichermaßen gilt. Ein häufiger Standortwechsel kann nicht gut sein, da er mit Kosten und Vertrauensverlusten seitens der Kunden verbunden ist. Da die Entscheidung für einen Standort offenbar nachhaltiger Natur ist, sollte sie mit Blick auf die Zukunft getroffen werden.
Ein nützliches Tool aus der Betriebswirtschaft für die Praxis: Standortanalyse
Wer grundlegend Erfolg mit seiner Geschäftsidee haben will, muss seinen Markt samt Zielgruppe genau kennen, denn auf diesem Wissen basieren die Produktentwicklung und das gesamte Marketing. Letztlich kann aber auch der Standort nur als gut oder schlecht befunden werden, wenn man seinen Markt und die Kundenbedürfnisse genau kennt. Der Standort darf also niemals separat für sich betrachtet werden, sondern im gesamten Unternehmensgefüge.
Die hier genannten Faktoren für die Wahl eines geeigneten Standortes als Basis für geschäftlichen Erfolg sollten in einer so genannten Standortanalyse formal zusammengeführt werden. Im Grunde genommen müssen alle identifizierten Faktoren mit ihren Vor- und Nachteilen aufgelistet und gewichtet werden, sodass sich eine individuelle Nutzenrechnung ergibt. Wer auf diese Weise vorgeht, kann auch mehrere Standorte miteinander vergleichen und so eine fundierte Entscheidung treffen, die möglichst viele relevante Faktoren objektiv mit einbezieht. Natürlich kann es für eine Standortanalyse keine pauschale Vorlage geben, da für jedes Geschäftsmodell branchenspezifische Anforderungen gelten, die der Existenzgründer identifizieren und vor allem gewichten muss. Durch die Gewichtung ist es möglich, strategische Schlüsselfaktoren (wie etwa eine exzellente Infrastruktur) bei der finalen Entscheidung stärker zu würdigen. Um sich einen konkreten Eindruck zu verschaffen, seien für den Bereich ‚stationärer Handel‘ einige Faktoren der Standortanalyse aufgelistet, die mit konkretem Inhalt zu füllen und gewichten sind (Vorteile beispielsweise mit 2 Punkten werten, Nachteile mit 1 Punkt/ zentrale Aspekte mit doppelten Punkten im Negativen sowie Positiven gewichten):
exemplarische Standortfaktoren für den stationären Handel:
- Kaufkraft
- Einzugsgebiet (Anziehungskraft des Standortes)
- Infrastruktur/Parkplätze
- Wettbewerbssituation
- Mietpreise (ggf. Kaufoption prüfen)
Es ist klar, dass für ein Handwerksunternehmen andere Faktoren relevant sind. Daher gilt: Keine Standortanalyse gleicht der anderen. Wer mehrere Standorte analysiert, muss mit einem recht hohen Arbeitsaufwand rechnen, der sich jedoch langfristig auszahlen wird. Fehlerhafte Bewertungen und Einschätzungen können jedem Geschäft die Grundlage entziehen. Wie oft schon wurde in der eigenen Umgebung ein Geschäft geschlossen, weil es einfach keine Kunden angezogen hat?
3 Beispiele für den richtigen Standort einer Firma
1) Standort für einen Imbiss
Die Zahl der Fastfood-Anhänger wächst stetig in Deutschland. Allerdings steigen auch die Ansprüche der Kunden. Längst sind nicht mehr nur Currywurst mit Pommes frites gefragt. Die Verbraucher legen Wert auf Frische und Qualität. Wer heute einen Imbiss erfolgreich eröffnen und betreiben will, braucht nicht nur ein gutes und überzeugendes Konzept, sondern vor allem auch einen geeigneten Standort.
Ein geeigneter Standort für einen Imbiss erfüllt die folgenden Kriterien:
- Kunden aus der Zielgruppe halten sich in unmittelbarer Nähe auf.
- Belebte Standorte bringen viel Laufkundschaft.
- Büros und Gewerbebetriebe lassen sich beispielsweise beliefern.
- Es ist keine Konkurrenz in der Nähe, die die gleiche Zielgruppe anspricht.
- Am gewünschten Standort kann der Imbiss alle notwendigen Genehmigungen bekommen.
- Bauliche und technische Voraussetzungen sind vorhanden oder lassen sich mit wenig Aufwand herrichten.
- Es besteht die Möglichkeit, einige wenige Tische und Stühle aufzustellen, Sonnen- und Regenschutz inbegriffen.
- Es sind Parkplätze in unmittelbarer Nähe vorhanden.
In diesem Zusammenhang sind natürlich weitere Fragen wichtige: Welches ist die genaue Zielgruppe? Wie soll die Speisekarte aussehen? Wie gut kann der Gründer kochen? Können Sie Spezialitäten oder vegetarische Snacks anbieten? Auch wenn die Konkurrenz groß ist, lässt sich durch eine besondere Speisekarte eine bestimmte Zielgruppe erreichen. Dabei muss die angepeilte Kundengruppe jedoch groß genug sein, damit das Unternehmen am Ende floriert.
2) Der richtige Standort für ein Café
Auch hier ist ein einzigartiges Konzept der Schlüssel zum Erfolg, wenn das Café sich anschließend am richtigen Standort befindet. Ein Café lebt eher von Stammkunden, einige Cafés sind jedoch abhängig von Laufkundschaft. Bei vielen ergibt eine Mischung aus beidem den Unternehmenserfolg.
Sie sollten den Standort für Ihr Café so wählen, dass Sie Ihre Zielgruppe leicht erreichen, sodass potenzielle Gäste regelmäßig vorbeikommen. Sie müssen sich im Klaren über Ihre Zielgruppe sein. Wer eher Geschäftskunden ansprechen möchte, wird sich seine Räumlichkeiten in einem schönen Geschäftsviertel suchen. Sind eher junge Menschen die Zielgruppe, bietet sich ein Standort in der Nähe einer Universität an.
Erfolgsentscheidend ist natürlich die Konkurrenz. Wenn es bereits drei Cafés in der gleichen Straße gibt, die genau die gleiche Zielgruppe ansprechen, bleibt nicht mehr allzu viel Kaufkraft übrig für ein viertes Café. Außer der Lage sind bei der Standortwahl natürlich die räumlichen Gegebenheiten wichtig. Bieten die gewählten Geschäftsräume ausreichend Platz um Tische und Stühle aufzustellen? Gibt es die Möglichkeit, bei schönem Wetter Tische im Freien aufzustellen? So kann eine schön gestaltete Terrasse ein Kundenmagnet sein.
Haben Schank- und Speiseraum eine Grundfläche von mehr als 30 Quadratmeter oder mehr als zehn Sitzplätz, müssen sanitäre Anlagen zur Verfügung stehen. Wollen Sie Alkohol ausschenken, haben Sie grundsätzlich die Pflicht, entsprechende Toiletten vorzuhalten, die nach Geschlecht getrennt und mit Vorräumen mit Waschbecken ausgestattet sein müssen.
3) Der richtige Standort für eine Hundepension
Hunde machen Lärm, der viele Menschen stört. Familien mit Kindern möchten auch nicht unbedingt eine große Ansammlung von Hunden in unmittelbarer Nähe haben. Sie haben Angst um ihre Kinder. Eine Hundepension befindet sich daher besser nicht mitten in der Stadt oder einem Wohngebiet, sondern eher etwas außerhalb, wo der Lärm keinen stört. Ein solcher Standort hat zudem den Vorteil, dass die Hunde Platz zum Spielen und Herumtollen haben. Schließlich soll der Hund auch so etwas wie Ferien verbringen, wenn Herrchen und Frauchen nicht da sind.
Bevor die ersten Gäste in der Hundepension Einzug halten können, kommt zunächst der Tierarzt, um sich die Räumlichkeiten genau anzusehen. Sie müssen dem Tierschutzgesetz entsprechen und sowohl im Innen- wie im Außenbereich bauliche Mindestanforderungen erfüllen. Hier ist es wichtig, dass der angehende Unternehmer sich zuvor genaustens informiert und die Räumlichkeiten entsprechend auswählt oder herrichtet.
Zu prüfen ist auch die Konkurrenzsituation. Gibt es in der Nähe bereits eine Hundepension? Unterscheidet sich Ihr Angebot von diesem erheblich? Sie könnten beispielsweise Zusatzleistungen anbieten, wie einen „Spa-Bereich“ mit Massagen oder einen besonderen Bereich im Auslauf für Spiele und Agility.
Fazit und Ausblicke: Bewertung der Wichtigkeit der Standortwahl für Existenzgründer
Nicht für jedes Unternehmen spielt der Standort eine alles entscheidende Rolle (man denke an Büroräume), in den meisten Fällen aber repräsentiert er die buchstäbliche Grundlage für nachhaltigen Geschäftserfolg. Und wer beurteilen kann, dass der Standort nicht überlebenswichtig für ein Geschäft ist, muss dieses richtig gut kennen. Für Handels- und Transportunternehmen etwa ist ein guter Standort extrem wichtig, dies gilt im Grunde auch für Dienstleistungsunternehmen aller Art. Selbst Onlinehändler, die keine Laufkundschaft wie im stationären Handel haben, brauchen eine hervorragende Infrastruktur samt Lagerkapazitäten, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Letztlich kann die Standortwahl nur dann zu einem Erfolg werden, wenn alle relevanten Faktoren mit spezifischer Gewichtung berücksichtigt werden. Am zielführendsten ist es, vorhandene Daten über den Standort (beispielsweise durch die örtliche IHK) mit in die Analyse einfließen zu lassen. Unüberlegte Schnellschüsse sollten nach Möglichkeit vermieden werden, die betriebswirtschaftliche Brille sollte bei jedem Blick auf den möglichen Standort aufgesetzt werden.
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