Altersvorsorge mit Versicherungen: Vorteile und Nachteile

Versicherungsfachfrau im Beratungsgespräch

Seit jeher übt der Begriff „Versicherung“ auf deutsche Sparer eine Art magische Wirkung aus. Versicherungen, die zur Rentenvorsorge nützlich sind, gibt es allerdings nicht viele. Es müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, damit eine Rentenversicherung für Selbstständige sinnvoll ist. Meistens jedoch überwiegen die Nachteile im Vergleich zu alternativen Altersvorsorgekonzepten.
 

Nicht von Versprechen blenden lassen

Die Anbieter locken mit Versprechen wie garantierte Mindesthöhe und geringe Steuerlast. Doch das ist nur die halbe Wahrheit privater Rentenversicherung. Wer sein Geld mit Rendite anlegen will, ist mit einer Rentenversicherung nicht gut beraten.

  • Der erste Blick bei einem solchen Angebot sollte auf den garantierten Zinssatz gelenkt werden. Wer einen neuen Vertrag abschließt, dürfte im aktuellen Zinstief nur wenig erhalten. Liegt der Garantiezins unterhalb der Inflationsrate, ist eine private Rentenversicherung nicht sinnvoll.
  • Der zweite Blick geht auf die Garantieleistung. Inzwischen überwiegt die Zahl der Anbieter, die keine Überschussbeteiligung anbieten bzw. keine nennenswerten Beträge versprechen können.

Zudem bieten private Rentenversicherungen einen großen Nachteil: Wenn Sie einmal nicht in der Lage sind, den privaten Vertrag zu bedienen, rechnen sich die Verträge nicht mehr. Auch, wenn sie ihren Vertrag vorzeitig auflösen, machen sie Verluste.

Das Kleingedruckte lesen: Was steckt hinter höheren Ertragschancen?

Wenn eine private Versicherung damit wirbt, eine sichere Rente mit vergleichsweise hohen Ertragschancen zu ermöglichen, sollten Sie hellhörig werden. Oft steckt dahinter nämlich keine klassische Rentenversicherung, sondern eine fondsgebundene Versicherung. Ihnen muss klar sein, was Sie unterschreiben, denn eine fondsgebundene Versicherung ist risikoreich.


Die private Rentenversicherung: klassische Variante

Generell ist die klassische Rentenversicherung mit geringen Renditechancen versehen. Steckt keine Fondspolice dahinter, ist es eine sichere Möglichkeit, bequem fürs Alter vorzusorgen. Die Flexibilität allerdings tendiert Richtung Null. Um die Güte einer privaten Rentenversicherung zu beurteilen, brauchen Sie die garantierte Mindestrente, die Sie später aus dem Vertrag erhalten. Diese gilt nur, wenn die Beiträge regelmäßig eingehen. Wenn Sie auf der Suche nach einer klassischen privaten Rentenversicherung sind, dient Ihnen die Höhe dieser Garantierente zum Vergleich verschiedener Anbieter untereinander.

Die Unterschiede in den Versicherungsleistungen der Versicherer wird beeinflusst von den Abzügen, die die Assekuranzen vornehmen. Abschluss- und Verwaltungsgebühren sowie Risikoaufschläge führen dazu, dass die geleisteten Beiträge nicht vollständig in die Police fließen. Der Sparanteil ist mitunter stark gemindert. Wenn Sie sich für einen konservativ ausgerichteten Vertrag entscheiden, wird das Geld überwiegend in sichere Zinsanlagen gesteckt. Die Assekuranzen sind verpflichtet, 90 % der erwirtschafteten Erträge an Sie weiterzugeben. Der spätere Rentenbezug besteht aus zwei Teilen. Der Auszahlung und den Überschüssen. Die Höhe der Überschüsse hängt davon ab, wie clever die Versicherung das Geld investiert hat.
 

Sofortrente oder aufgeschobene Rentenversicherung?

Wenn Sie eine private Rentenversicherung abschließen, können Sie zwischen zwei Modellen wählen. Die bekannteste Form ist die aufgeschobene Rentenversicherung. Dabei bezahlen Sie jahrelang Beiträge und beziehen später eine Rente aus dem Vertrag. Bei der Sofortrente investieren Sie einen Einmalbetrag und erhalten im Gegenzug praktisch sofort nach der Einzahlung eine Rente. Mit dieser Variante können sich ältere Versicherungsnehmer eine regelmäßige Zahlung ermöglichen.
 

Private Rentenversicherungen erfordern regelmäßige Einzahlung

Wie bereits beschrieben, rechnen sich private Rentenversicherungen nur, wenn Sie diese regelmäßig bedienen. Das bedeutet, dass Sie unter Umständen für viele Jahre Geld binden. Zum einen müssen die vereinbarten Beiträge regelmäßig bei der Versicherung eingehen. Zum anderen haben sie nur unter Inkaufnahme starker Abschläge die Möglichkeit, vorzeitig am das Geld zu kommen, falls sie es für andere Dinge benötigen. Falls es Ihnen wider Erwarten nicht gelingt, den privaten Rentenversicherungsvertrag konstant zu bedienen, kommt es zu einer teuren Beitragslücke. Diese sollten Sie möglichst schnell auffüllen, um die Verluste zu begrenzen.
 

Tipp: Erst Rürup, dann private Rentenversicherung zusätzlich abschließen

Wenn Sie dabei sind, ihre private Rentenvorsorge aufzubauen, sollten Sie nach Möglichkeit zuerst prüfen, ob ein Rürup-Vertrag für Sie sinnvoll ist. Wenn dieser voll ausgeschöpft ist, können Sie mit einer privaten Rentenversicherung die Rentenlücke weiter schließen. Informationen zur staatlich geförderten Rürup-Rente finden Sie hier.


Wetten, dass Sie noch lange leben?

Wenn Sie eine private Rentenversicherung abschließen, wetten Sie auf die Lebenszeit, die Ihnen noch bleibt. Der Rentenbezug wird seitens der Versicherungen nämlich danach kalkuliert, wie die durchschnittliche Lebenserwartung ist. Oft ist es so, dass sich alleine aufgrund dieser Tatsache der Abschluss einer privaten Rentenversicherung erst im fortgeschrittenen Alter wirklich rechnet.
 

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie sich für eine private Rentenversicherung entscheiden

  • mehrere Angebote einholen und Renditen vergleichen
  • kostengünstigen Anbieter auswählen
  • Vertrag ohne Dynamik abschließen, weil bei jeder Dynamikstufe neue Abschlusskosten geltend gemacht werden. Das schmälert die Leistung und erschwert den Überblick.
  • Die Auszahlung sollte hingegen voll dynamisch erfolgen. Das bedeutet, Sie erhalten anfangs eine geringe Rentenleistung, die Jahr für Jahr ansteigt. Der Vorteil liegt darin, dass die zu erwartenden Rentenzahlungen niemals weniger werden können. Verzichten Sie auf die volldynamische Auszahlung, können Renten gekürzt werden, sobald die Erträge der Assekuranz sinken.
  • Achten Sie auf Verträge mit einer Abruf- und einer Aufschuboption. Mit einer Abrufoption ziehen Sie den Rentenbeginn vor, eine Aufschuboption sorgt dafür, dass die Auszahlung nach hinten geschoben wird. Das verschafft Ihnen Flexibilität.
  • Wenn möglich, entscheiden Sie sich für jährliche Zahlweise. Monatliche Beitragszahlung kostet meistens extra.
  • Ein Vertrag mit Kapitalwahlrecht erweiterte die Flexibilität zum Zeitpunkt des Bezugs. Denn dann können Sie wählen, ob Sie eine Einmalzahlung wünschen oder eine monatliche Auszahlung. Manche Assekuranzen inkludieren das Kapitalwahlrecht mit einer begrenzten Zeitschiene. Prüfen Sie den Vertrag daraufhin. Mitunter müssen Sie spätestens 3 oder 5 Jahre vor Rentenbeginn entscheiden, welche Auszahlungsform Sie wünschen.
  • Die private Rentenversicherung sollte, wenn möglich, nicht mit einer Berufsunfähigkeitsrente gekoppelt sein. Lassen Sie sich in jedem Fall ausrechnen, wie viel Geld Sie ohne den Berufsunfähigkeitsschutz aus der Versicherung erhalten würden. Meist ist es die bessere Entscheidung, Vorsorge und Berufsunfähigkeit in zwei verschiedenen Policen abzusichern.


Ist eine private Rentenversicherung für sie eine gute Wahl?

Ist die Rentenlücke groß, könnte der Abschluss der privaten Rentenversicherung sinnvoll sein. Doch achten Sie darauf, vorab die gesetzlichen Vergünstigungen in Form von Rürup oder einer Betriebsrente auszuschöpfen. Je jünger sie sind und je weniger Sie Ihren beruflichen Werdegang absehen können, desto weniger eignet sich eine private Rentenversicherung. Sie sollten unbedingt im Hinterkopf behalten, dass Sie mit einer privaten Rentenversicherung wenig flexibel sind.

Falls Sie nicht sicher sind, ob sie wirklich permanent die geforderten Beiträge leisten können, sollten Sie lieber nach einer Alternative zur Altersvorsorge suchen. Die drohenden Abzüge sind zu groß. Falls Sie eine Immobilie finanzieren und ein Eigenheim mit zu ihrer Vermögenstrategie gehört, sollten Sie Ihr Geld lieber in die Bildung von Eigenkapital stecken. Eine private Rentenversicherung läuft dem entgegen.