Selbstständig machen mit einem Hotel

Seit einigen Jahren ist in den Nachrichten immer wieder zu hören, dass Deutschland als Reiseziel zusehends beliebter wird. Das gilt nicht nur für den Urlaub im eigenen Land, sondern auch für Übernachtungsgäste aus aller Welt. Wer als Existenzgründer beim Auffinden einer Geschäftsidee nachfrageorientiert vorgeht, hat angesichts dieser Entwicklungen eine vielversprechende Option gefunden: selbstständig machen mit einem Hotel. Doch ist es angesichts der skizzierten Bedingungen ein Selbstläufer, ein Hotel zu eröffnen? Welche strategischen Faktoren sind bei der Planung zu beachten? Wie kann das neue Hotel am Markt positioniert werden, wie wird für eine hohe Auslastung gesorgt? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Beitrag praxisorientiert skizziert.
 

Wirklich bereit für diese Geschäftsidee…?

Bevor es an die Details zu dieser Geschäftsidee geht, sollten ambitionierte Existenzgründer mit Blick auf die Herausforderungen im Hotelgewebe kurz innehalten. Zu hinterfragen ist, ob wirklich der Wille vorhanden ist, gerade in der Startphase ein hohes Arbeitspensum leisten zu wollen (zu können)? Auch wenn es nicht nur um eine kleine Pension als Alternative zu einem Hotel handelt, werde viele Aufgaben am Tag zu erledigen sein. Und abgesehen von der reinen Arbeit für den Gast (Zimmerservice, Frühstück etc.) wird auch das Führen des Betriebs (Marketing, Buchhaltung etc.) viele Ressourcen binden. Kenntnisse in den Bereichen Selbst- und Zeitmanagement sind sicher sehr hilfreich, um die vorhandenen Ressourcen bestmöglich einsetzen zu können. Und vorhandene Berufserfahrungen in der Hotellerie werden es auch mit Sicherheit einfacher machen, den Blick von Beginn an auf das Wesentliche für Erfolg zu legen.
 

Existenzgründung als Hotelier: selbstständig machen im Hotelgewerbe

  • Analyse der Ausgangslage

  • Die Wichtigkeit des Standortes für ein Hotel

  • Wie für eine hohe Auslastung sorgen?

  • Hotel eröffnen: Voraussetzungen

  • Welche strategischen Alternativen lassen sich nutzen?

  • Verdienst mit einem eigenen Hotel?


Analyse der Ausgangslage

Seit einigen Jahren boomt die Tourismusbranche in Deutschland. Wer sich selbstständig mit einem Hotel machen möchte, wird neben ausländischen Gästen auch einheimische anlocken können. Grundsätzlich gilt es, die im Folgenden skizzierten Ausgangsbedingungen im Businessplan für den auserkorenen Standort zu konkretisieren! Nur eine belastbare Konkurrenz- und Standortanalyse kann letztlich zeigen, ob sich eine wirtschaftlich nachhaltige Basis für die Gründung eines Hotels nutzen lässt.

Im Jahr 2018 verzeichnete Deutschland einen Rekord mit Blick auf die Übernachtungszahlen, die auf knapp 480 Millionen angestiegen sind. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Wachstum von gut 4 %. Aktuell gibt es in Deutschland knapp 13.000 Hotels, wobei die Anzahl in den letzten Jahren leicht angewachsen ist. Der Hotelverband Deutschland teilte 2018 mit, dass aktuell etwa 700 Hotels im Bau oder in der Planungsphase seien. Das spräche für ein deutliches Wachstum in diesem Markt. Brancheninsider rechnen in den nächsten Jahren mit etwa 100.000 neuen Hotelzimmern in Deutschland. Das spricht für eine immense Nachfrage, aber auch für eine angespannte Konkurrenzsituation je nach Standort.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Hotels an Standorten ballen, die in touristischer Hinsicht sehr attraktiv bzw. gut erschlossen sind. Ein Großteil der neuen Hotels ist im gehobenen Segment (4 Sterne) bzw. im Mittelklassesegment angesiedelt. Angesichts dieser Entwicklung muss im Businessplan die Frage beantwortet werden, in welchem Markt- bzw. Preis- und Qualitätssegment das neue Hotel platziert werden soll? Zudem ist in strategischer Hinsicht zu überlegen, ob eine offiziell anerkannte Sterne-Klassifizierung genutzt werden soll? Diese ist für das Marketing bzw. die Außenwirkung sicher nicht unerheblich. Allerdings erfordert es einige Anstrengungen, um einen geforderten Standard (Zimmergröße und Einrichtung) anbieten und auch dauerhaft halten zu können.

Ebenfalls positiv stimmen sollte angehende Existenzgründer die Tatsache, dass die Zimmerauslastung zuletzt angestiegen ist. Eine hohe Auslastung wird die Grundvoraussetzung für einen hohen Verdienst mit einem Hotel sein. Durch die höhere Auslastung sind auch die Preise für Hotelzimmer gestiegen. Im Durchschnitt kostet eine Hotelzimmer (ohne Frühstück sowie Mehrwertsteuer) 95 Euro, was einem Plus von 1,3 % in Deutschland entspricht. In Europa sind die Preise für Hotels insgesamt gesehen sogar im 2,5 % gestiegen. Der Preispolitik wird mit Blick auf die strategische Platzierung am Markt eine Schlüsselrolle zukommen.
 

Sich aus der Masse hervorheben

Urlaub ist etwas höchst Individuelles. Jeder Mensch hat andere Anforderungen an ein vermeintlich perfektes Hotel. Insofern kann es gerade mit einem kleineren Hotel Sinn machen, eine Nische zu besetzen und auf eine Spezialisierung zu setzen. Das können ein besonderer Service (z.B. Betreuung für Kinder) oder ein besonderes gastronomisches Konzept sein, das ideal zum Standort passt. Die Ausarbeitung eines tragfähigen Konzepts wird die Basis für die Gewinnung und auch Bindung von Gästen sein. Schaffen Gründer es, jährlich wiederkehrende Stammgäste zu gewinnen, lässt sich mit einer recht sicheren Einnahmebasis rechnen.
 

Der Standort als alles entscheidender Faktor

Mit Blick auf die erfolgskritische Auslastung ist der Standort das A&O für ein erfolgreiches Hotel. Er muss eine hohe Auslastung sicherstellen, wozu natürlich auch ein attraktives Gebäude in bester Lage seinen Beitrag leisten muss. In erster Linie muss der Standort touristisch erschlossen sein. Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten sind ein Muss, ebenso bekannte und sehenswerte touristische Ziele in der Nähe. Gute Verkehrsanbindungen machen den Standort unabhängiger von der Anreise mit dem Auto. Auch wenn es viele Gäste unterhaltsam wünschen, so wollen die meisten einen ruhigen Standort. Ist nachts durch Lärm nicht an Schlaf zu denken, wird auch das beste Hotelkonzept sicher nicht punkten können. Die Konkurrenzsituation muss bei der Standortanalyse natürlich in wirtschaftlicher Hinsicht eine Schlüsselrolle spielen. Gibt es schon zig Hotels in einem Umkreis von wenigen Kilometern, kann es mit der Auslastung schwer werden. Es sei denn, das Konzept überzeugt Kunden mit unwiderstehlicher Einzigartigkeit.
 

Individuelles Konzept für die Vermarktung ausarbeiten

Abgesehen von der zentralen Wichtigkeit des Standorts wird auch das Hotelkonzept selbst für Erfolg eine wichtige Rolle spielen. Mit welcher Leistungs- und Qualitätsphilosophie soll das Hotel geführt werden? Welche Alleinstellungsmerkmale sollen für eine zugkräftige Positionierung gegenüber der Konkurrenz sorgen? Wie sollen das äußere und innere Design aussehen und auf Gäste wirken? Welches Leistungsspektrum soll mit Blick auf Service, Gastronomie und Wellness angeboten werden? Ein Blick auf den Markt zeigt, dass nur noch die wenigsten Hotels reine Übernachtungen anbieten. Kostenfreies W-Lan darf in den allermeisten Häusern schon als Standard angesehen werden. Damit werden sich kaum noch Gäste im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals gewinnen lassen. Auf einen Frühstückservice wollen die meisten Gäste beispielsweise nicht verzichten. Ein sportliches Rahmenprogramm oder der Verleih von Fahrrädern oder E-Rollern können weitere Mehrwerte sein, die Kunden zur Buchung bewegen. Auch organisierte Ausflüge vom Hotel aus können in dieser Hinsicht den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen.
 

Finanzierung mit dem Businessplan sicherstellen

Standort, Gebäude und Konzept stehen, nun geht es an die Hotelfinanzierung. Und die wird es in sich haben, denn für (Um)baumaßnahmen und die komplette Inneneinrichtung werden hohe Summe anfallen, für die entsprechend Fremdkapital einzusammeln sein wird. Dabei kann es sich um Kredite bzw. Darlehen oder aber auch weitere Geschäftspartner handeln. In jedem Falle werden sich Existenzgründer in eine gute Ausgangs- bzw. Verhandlungsposition bringen können, wenn sie mit dem Businessplan ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Zahlen und Szenarien im Finanzteil sollten erkennen lassen, dass das neue Hotel sehr profitabel ist. Und wenn Gründer dann noch eine beträchtliche Summe an Eigenkapital mit einbringen können, werden sie ihre eigene Position und Glaubwürdigkeit weiter stärken können. Bevor ein Hotel nennenswerte Gewinne abwirft bzw. schwarze Zahlen schreibt, sind immense Investitionen zu meistern. Insofern ist es extrem wichtig, die Bekanntheit von Beginn an zu forcieren und so für eine hohe Auslastung zu sorgen.
 

Strategische Alternative zur Hotelgründung prüfen

Wem angesichts dessen die Gründung oder gar der Bau eines neuen Hotels zu risikobehaftet ist, kann sich mit einer Alternative befassen, die sich zeitnah umsetzen lässt. Angesichts der großen Dichte an Hotels in Deutschland vor allem in Städten ist zu prüfen, ob es Angebote für die Unternehmensnachfolge gibt. Ein Blick in die Bücher (ggf. mit fachmännischer Unterstützung) muss zeigen, dass das Hotel gut läuft. Der Kauf eines gut laufenden Hotels hat natürlich auch einen hohen Preis, dafür kann aber sofort ein gut laufender Betrieb ohne die angedeuteten Startschwierigkeiten übernommen werden. Allerdings ist für diese Variante Fingerspitzengefühl gefragt, um die vorhandenen Stammgäste nicht zu verprellen. Ganz in dieser Hinsicht wird es nicht möglich sein, dass vorhandene Konzept von heute auf morgen komplett zu ändern. Sofern strategische Änderungen angedacht sind, müssen diese mit den Kunden umgesetzt werden, auf keinen Fall an ihnen vorbei.
 

Marketing: Kunden gewinnen & Auslastung sicherstellen

Eine auf funktionale Keywords ausgerichtete Homepage ist in Zeiten der zunehmenden Onlinebuchung eine Grundvoraussetzung, um die Bekanntheit und Reichweite enorm zu erhöhen. Durch integrierte Buchungsmöglichkeiten können Besucher auf der Seite sich zudem sofort ein Zimmer für den gewünschten Reisezeitraum sichern. Das alleine wird für eine ganzjährig hohe Auslastung aber nicht reichen. Zu prüfen sind Kooperationen mit Eventmanagern, Reiseveranstaltern oder auch Reisebüros, um auch jenseits der Hauptsaison für eine hohe Auslastung zu sorgen. Saisonale Schwankungen hängen stark vom Standort ab- Während an der See die Buchungen im Winter zurückgehen, muss dies bei einem zentral gelegenen Cityhotel nicht der Fall sein. Erneut wird deutlich, wie wichtig der Standort in vielen Facetten für den wirtschaftlichen Erfolg eines Hotels ist.
 

Hotel eröffnen: Voraussetzungen

Grundsätzlich ist das Berufsbild Hotelier nicht geschützt, sodass sich jeder in diesem Bereich mit einem Gewerbe selbstständig machen kann. Ohne Branchenerfahrungen und eine fundierte kaufmännische Expertise wird es aber kaum möglich sein, ein Hotel wirtschaftlich auf Erfolgskurs zu halten. Gute Vernetzungen in der Tourismusbranche erweisen sich ebenfalls als erfolgskritisch, um das Geschäft ans Laufen zu bringen und durch Kooperationen Mehrwerte und Synergieeffekte zu schaffen. Eine formale Grundlage für die Umsetzung dieser Geschäftsidee könnte z.B. eine Ausbildung zum Hotelfachmann sein. Auch ein modernes Tourismusstudium kann eine vielversprechende Basis sein.

Wer ein Hotel betreiben möchte, muss in jedem Fall ein Gewerbe anmelden. Sofern ein gastronomischer Betrieb integriert ist, müssen eine Gaststättenerlaubnis sowie eine Konzession erwirkt werden. Vorgesehen sind auch Nachweise mit Blick auf Hygieneverordnungen und eine Erstbelehrung in Bezug auf das Infektionsschutzgesetz. Pauschal lässt sich nicht sagen, welche Nachweise Hoteliers im Zuge der Gewerbeanmeldung zu erbringen haben. Diese lassen sich direkt aus dem konkreten Leistungsspektrum ableiten, das ohnehin bei der Gewerbeanmeldung umfassend zu schildern ist. Insgesamt vereinfachen sich die rechtlichen Rahmenbedingungen deutlich, wenn weniger als 8 Betten für Gäste zur Verfügung gestellt werden. Bei einem solchen Betrieb dürfte es sich eher um eine klassische Pension handeln, die aber durchaus als strategische Alternative gesehen werden kann (für alle, die es kleiner und familiärer angehen lassen wollen).

Weitere formale Rahmenbedingungen und auch Kostenfaktoren ergeben sich durch etwaige Vergütungssteuern für aufgestellte Spielautomaten, GEMA gebühren (sofern eine hauseigene Disco o.ä. vorgesehen ist) sowie für Gaststättentarife für spezielle Fernsehangebote. Für angehende Hoteliers kann die Mitgliedschaft in einem Dachverband sehr sinnvoll sein, um ein perspektivenreiches Beratungsangebot zu nutzen.
 

Verdienst mit einem Hotel?

Wie hoch der Verdienst mit einem eigenen Hotel ausfallen kann, sollte sich aus den Zahlen aus dem Businessplan ableiten lassen können. Letztlich wird sich ein selbstständiger Hotelbetreiber aus den erwirtschafteten Gewinnen einen Lohn ‚auszahlen‘. Sofern die Auslastung stimmt und recht hohe Preise bei einer niedrigen Kostenstruktur durchgesetzt werden können, sind Hoteliers relativ frei in der Gestaltung ihres Verdienstes. Als Orientierung sei darauf hingewiesen, dass ein angestellter Hotelmanager mit einem Durchschnittsgehalt von etwa 4.000 Euro rechnen kann. Nachdem der Betrieb gut angelaufen ist, können selbstständige Hotelbetreiber durchaus auch einen höheren Verdienst anpeilen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Verdienst in den ersten Monaten deutlich geringer ausfallen wird. Zudem werden umsichtige Kaufleute hohe Gewinne auch nicht immer zu 100 % als Verdienst auszahlen, sondern wieder in den Betrieb investieren.
 

Zahlen und Zusammenhänge…

Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs sollten Existenzgründer einen Wert genau im Blick haben, die Break-even-Schwelle. Dieser kritische Wert zeigt, welche Auslastung notwendig ist, damit das Hotel in den Gewinnbereich kommt. Ist das nicht der Fall, kann nichtmals die Kostendeckung gesichert werden, von einem hohen Verdienst als Hotelier kann dann natürlich keine Rede sein! Die aktuelle Auslastungsquote liegt deutschlandweit bei etwa 72 %, womit insgesamt noch deutlich Luft für Wachstum vorhanden ist. Im konkreten Fall kann eine Break-Even-Analyse aber auch zeigen, dass eine solche Auslastung nicht ausreicht. Das wird vor allem der Fall sein, wenn die Preise für das Hotelzimmer zu gering sind bzw. die Kosten auf der anderen Seiten aus dem Ruder laufen. Kein Gründer sollte sich also auf irgendwelchen durchschnittlichen Marktdaten ausruhen bzw. diesen nacheifern. Ein durchschnittlicher Gewinn lässt noch keine Aussage darüber zu, wie viel Gehalt sich ein Hotelbetreiber tatsächlich ausgezahlt hat.
 

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit einem Hotel‘

  1. Die Tourismus- bzw. Hotelbranche boomen seit Jahren

  2. 2018 wurde ein neuer Rekord bei den Übernachtungszahlen erreicht

  3. Ein guter Standort ist der wichtigste Pfeiler für wirtschaftlichen Erfolg mit einem Hotel

  4. Ein individuelles und aus Sicht der Zielgruppe erstelltes Konzept muss dafür sorgen, dass das Hotel eine starke Anziehungs- und Bindungskraft ausübt

  5. Für die Eröffnung eines Hotels sind hohe Investitionen erforderlich, sodass der Businessplan in jeder Hinsicht externe Kapitalgeber überzeugen können muss

  6. Übernahmeoptionen bzw. der Kauf eines Hotels sind eine zu prüfende strategische Alternative zur Neueröffnung eines Hotels

  7. Wer ein Hotel eröffnen will, muss ein Gewerbe anmelden. Je nach Leistungsspektrum sind weitere formale Nachweise zu erbringen oder zu erwirken (Stichworte Gaststättenerlaubnis, Konzession, Kenntnisse der Hygieneverordnungen usw.).

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