Selbstständig machen mit Krankentransporten

Wer ein ‚Helfergen‘ besitzt und nach einer stark gefragten Geschäftsidee sucht, kann hier praxisorientiert die Option prüfen, sich mit Krankentransport bzw. Krankenfahrten selbstständig zu machen. Es geht um vom Arzt verordnete Fahrten für Menschen, die in der Mobilität eingeschränkt sind und keine andere Möglichkeit haben, ihr Ziel auf anderem Weg zu erreichen. Dieser Beitrag zeigt, welche Formen die Selbstständigkeit mit Krankentransport annehmen kann und dass es von Beginn an auf eine klare Differenzierung ankommt.
 

Was ist ein Krankentransport?

Wer sich selbstständig mit Krankentransport machen möchte, sollte sich zu Beginn vor dem Hintergrund der eigenen Geschäftsziele und Qualifikation mit diesem Begriff ganz genau auseinandersetzen. Unter Krankentransport ist versteht man den Transport von hilfsbedürftigen Personen, die keine medizinischen Notfälle darstellen. Dennoch ist eine Betreuung durch medizinisches Fachpersonal notwendig. Davon abzugrenzen sind Krankenfahrten, die auch von Taxiunternehmen durchgeführt werden können. Hierbei handelt es sich um den Transport ohne medizinische Begleitung, wobei die Krankenkasse für die Kosten bzw. Abrechnung herangezogen werden kann. Insofern muss klar sein, ob die Geschäftsidee selbstständig machen mit Krankentransport oder mit Krankenfahrten heißen soll. Im Sprachgebrauch und beim Marketing werden beide Formen meistens mit Krankentransporten gleichgesetzt. Ein Problem wird das allerdings in formaler Hinsicht, wenn es um die Kostenabrechnung geht.


Das Kleingedruckte in der Verordnung des Arztes ist entscheidend

Grundsätzlich muss ein Krankentransport von einem Arzt verordnet worden sein, damit die Krankenkasse für die Kosten aufkommt. Mit einem Kreuz auf einer entsprechend notwendigen Verordnung entscheidet der Arzt, welche Art von Krankentransport notwendig ist. Das kann eine medizinisch begleitete Liegendfahrt oder eine einfache Taxifahrt sein (hier würde in der Verordnung dann Taxi/Mietwagen angekreuzt). Kreuzt der Arzt das falsche Feld an, kann der Unternehmer die Kosten ggf. nicht richtig abrechnen. Wer sich mit qualifizierten Krankenfahrten selbstständig machen möchte, muss eine entsprechende medizinische Ausbildung oder Fachqualifikation aufweisen (z. B. Rettungssanitäter). Einfache Krankenfahrten stehen einer größeren Zielgruppe zur Verfügung. Je höher der Aufwand beim Krankentransport ist, desto höhere Hürden haben Existenzgründer zu nehmen. Das kann als Faustregel für diese Geschäftsidee direkt zu Beginn für eine bessere Orientierung sorgen. Wichtig: Um medizinische Notfälle geht es bei der Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit Krankentransport‘ nicht. Diese sind ein Fall für den Rettungswagen, nach die Notrufnummer 112 gewählt wurde.
 

Das Wichtigste zur Existenzgründung mit Krankentransport auf einen Blick

  • Beim Krankentransport ist die qualifizierte Form mit begleitendem Fachpersonal vom reinen Transport im Sinne einer Taxifahrt zu unterscheiden (= unqualifizierter Krankentransport).

  • Der behandelnde Arzt ordnet an, welche Form des Krankentransports abzurechnen ist.

  • Der unqualifizierte Krankentransport erlaubt Gründern einen einfacheren Einstieg, ggf. auch als zweites Standbein in der Personenbeförderungsbranche.

  • Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur, wenn mit einer Verordnung eine medizinische Notwendigkeit vorliegt.

  • Die Genehmigungsverfahren für den Krankentransport sind in den Ländern unterschiedlich geregelt, sodass Gründer die für sie geltenden Voraussetzungen frühestmöglich prüfen müssen.


Voraussetzungen, um sich mit Krankentransport selbstständig zu machen?

Um die Gründungsvoraussetzungen zu präzisieren, soll hier nochmals auf den Unterschied zwischen Krankentransport und Krankenfahrt (= unqualifizierter Krankentransport) verwiesen werden. Während letztere Option für Taxiunternehmer bzw. alle, die einen Personenbeförderungsschein besitzen, relativ unkompliziert ist, formulieren die Bundesländer für den qualifizierten Krankentransport zahlreiche Voraussetzungen. Eine notwendige Genehmigung können Gründer nur erwirken, wenn sie ihre finanzielle, persönliche und fachliche Eignung nachweisen können.

Im Rettungsdienstgesetz des jeweiligen Bundeslandes sind formalen Rahmenbedingungen festgeschrieben. In Hamburg ist es beispielsweise möglich, dass auch private Unternehmen jenseits des öffentlichen Rettungsdienstes Krankentransporte durchführen können. Da die Rahmenbedingungen in den Bundesländern unterschiedlich sind, kann es hier keine pauschale Aussage geben. Grundsätzlich ist es aber möglich, sich als Unternehmer mit unqualifiziertem und qualifiziertem Krankentransport selbstständig zu machen.
 

Übersicht: Nachweise für die Genehmigung des qualifizierten Krankentransportes

  • Persönliche Eignung: Auskunft aus dem Gewerbezentralregister und aktuelles polizeiliches Führungszeugnis (nicht älter als 3 Monate), Nachweis über das öffentliche Verkehrsregister zur Bestätigung der persönlichen Zuverlässigkeit.
  • Nachweis der finanziellen Eignung im Falle der Unternehmensgründung: Der Gründer muss ausreichende finanzielle Mittel für den angedachten Geschäftsbetrieb einbringen können.
  • Weitere Nachweise für die Fahrzeuge: Sind diese für den Krankentransport geeignet/zugelassen? Liegt Verkehrssicherheit durch eine aktuelle Hauptuntersuchung vor? Beim qualifizierten Krankentransport rücken auch Hygienekonzepte und Dienstpläne in den prüfenden Fokus, um einen reibungslosen Betrieb sicherstellen zu können.

Zu beachten ist, dass der gegenüber dem Gewerbeamt auftretende Unternehmer die Genehmigung für den Krankentransport zu erwirken hat. Diese ist im Regelfall zeitlich auf 4 Jahre begrenzt, sodass sich Unternehmer für Krankentransport rechtzeitig um eine Verlängerung bemühen sollten. Um für Planungssicherheit zu sorgen, sollten Verträge mit Kostenträgern (Krankenkassen) abgeschlossen werden.

Auf dem strategischen Bildschirm sollten Gründer in diesem Bereich auch Nebenpflichten haben, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen und hinzukommen können. Zu denken ist in diesem Kontext insbesondere an Dokumentationspflichten. Auch die Aufnahme in den Bereitschaftsplan von Rettungsdiensten ist für den qualifizierten Krankentransport denkbar.
 

Formale Grundlagen für Abrechnung mit der Krankenkasse schaffen

Für den unqualifizierten Krankentransport verläuft die notwendige Gewerbeanmeldung in der Regel weitaus einfacher. Meistens sind es Taxiunternehmer, die sich mit Krankenbeförderung ein weiteres Standbein für eine berechenbare Einnahmebasis aufbauen. Taxi- oder Mietwagenunternehmer brauchen keine weitere Ausbildung oder Qualifikation, um sich mit dieser Form von Krankentransporten selbstständig zu machen. Durch ihr Geschäftsmodelle erfüllen sie an sich die Voraussetzungen für die Personenbeförderung. Die Gründung eines Taxiunternehmens kann also sehr eng im Zusammenhang mit dem unqualifizierten Krankentransport gesehen werden. Für die Abrechnung mit den Krankenkassen ist ein entsprechender Vertrag zu erwirken, wobei die Voraussetzungen auch im jeweiligen Bundeslang zu klären sind.
 

Ausgangslage: Warum selbstständig machen mit Krankentransport?

Ein gewisses Helfergen werden Gründer für diese Geschäftsidee sicher als intrinsische Motivation mitbringen müssen. Aber auch ein Blick auf die Nachfrage zeigt, dass es sich bei der Selbstständigkeit mit Krankentransporten um eine lukrative Geschäftsidee handelt. In einer alternden Gesellschaft wie der deutschen ist in diesem Bereich in den kommenden Jahren mit einer starken Nachfrage zu rechen. Marktdaten (siehe Quellen) zeigen, dass die Fahrtkosten für Krankenversicherungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Lagen die Ausgaben für Krankentransporte 2011 noch bei unter 4 Milliarden Euro, waren es 2019 bereits mehr als 6 Milliarden Euro.
 

Welche Fahrtkosten werden von der Krankenkasse übernommen?

Da es nur sehr wenige Selbstzahler bei diesem Geschäftsmodell geben wird, interessiert diese Fragen sowohl den Beförderten als auch den Unternehmer selbst. Grundsätzlich kommen Krankenkassen nur für Kosten auf, wenn der Krankentransport medizinisch notwendig ist bzw. von einem Arzt verordnet worden ist. Ein Blick auf § 60 SGB V zeigt, dass Versicherten in diesem Fall Anspruch auf die Kostenübernahme haben. Sofern Unternehmer für Krankentransport Verträge mit Krankenversicherungen abgeschlossen haben, können sie die Kosten mit diesen abrechnen. Es obliegt einem Arzt, über die jeweilige medizinische Notwendigkeit zu entscheiden.

Ausnahmen mit Blick auf die Genehmigungspflicht gelten für Fahrten zur Strahlen- sowie Chemotherapie und zur regelmäßigen ambulanten Dialysebehandlung. Auch für Schwerbehinderte gelten Ausnahmen, mit denen sich Unternehmer bzw. angehende Selbstständige auskennen sollten. Kunden des Krankentransportes selbst haben nur die gesetzliche Zuzahlung zu tragen, die sich zwischen 5 und 10 Euro bewegt. Eine direkte Abrechnung mit den Kunden scheidet daher aus, außer der Fokus wird auf Selbstzahler gelegt. Für diese Geschäftsausrichtung dürfte sich allerdings kein ausreichender großer Markt finden.
 

Businessplan: Wie selbstständig machen mit Krankentransport?

Im Businessplan muss deutlich werden, mit welcher Art von Krankentransport sich Gründer selbstständig machen wollen und welche finanziellen und formalen Planungserfordernisse sich daraus ergeben (vergl. die skizzierten Voraussetzungen). Zahlen des Statistischen Bundesamtes legen einen weitaus größeren Markt für den unqualifizierten Krankentransport nahe: 2020 kam es zu mehr als 37 Millionen Fahrten mit Taxen oder Mietwagen. Demgegenüber stehen ‚nur‘ knapp 5,5 qualifizierte Krankentransporte. Das sind übrigens fast genauso viele Fahrten wie mit Rettungswagen.
 

Positionierung durch Standort- & Konkurrenzanalyse

Letztlich ist natürlich die konkrete Konkurrenz- und Nachfragesituation vor Ort zu klären: Wie viele Unternehmen für Krankentransport gibt es bereits? Welchen Aktionsradius soll das eigene Angebot abdecken (maximale Entfernung für Krankentransporte)?

Mit Blick auf die Differenzierung beim Begriff Krankentransport sollte dies auch für die geschäftlichen Möglichkeiten gelten. Generell besteht die Möglichkeit, ein neues Unternehmen für Krankentransport zu gründen oder aber mit dieser Dienstleistung ein zweites Standbein ins Leben zu rufen. Ein solches bietet sich vor allem für Mietwagen- oder Taxiunternehmer an. Je nach Größe des Unternehmens ist der Finanzierungsbedarf nicht zu unterschätzen. Mit dem Businessplan sollten Gründer eine nachhaltige Finanzierungsstrategie präsentieren und wissen, mit welchem Verdienst sie rechnen können.
 

Marketing: Kunden gewinnen für Krankentransport?

Wo kann man einen Krankentransport bestellen? Diese häufige Suchanfrage bei Google zeigt, dass Gründer bzw. Unternehmer im Bereich Krankentransport für Kunden auffindbar sein müssen. Ein Netzwerk wird notwendig sein, um von Beginn an für eine möglichst hohe Auslastung zu sorgen. Diese wird die Basis für einen hohen Verdienst und vor allem einen profitablen Geschäftsbetrieb sein. Denn eines ist vollkommen klar: Fahrzeuge, die nur stehen oder Leerfahrten unternehmen, bringen keine Gewinne ein. Kooperationen mit Heimen oder Arztpraxen können vor Ort ein sehr sinnvoller Weg sein, um eine hohe Auslastung sicherzustellen.

Zudem gilt es, mit einer suchmaschinenoptimierten Homepage für Kunden auffindbar zu sein. Zu prüfen sind auch Portale, auf denen eine reichweitenstarke Registrierung des eigenen Krankentransports sinnvoll sein kann. Auch Organisation wie das Deutsche Rote Kreuz bieten Suchfunktionen für Krankentransporte auf den Webseiten an, sodass sich hier weitere Ansatzpunkte für die Vermarktung von Krankentransporten ergeben können.

Um für Traffic zu sorgen und potenzielle Kunden in der Region zu gewinnen, kann auch ein Blog eine große Hilfe sein. Hier können alle wichtigen Suchanfragen beantwortet werden, die potenzielle Kunden stellen. Erfahrungsgemäß wird es dabei meistens um die Kosten bzw. die Kostenübernahme gehen.
 

Wie viel verdient man mit Krankentransporten?

Pauschal lässt sich die Frage nach dem Verdienst mit einem Krankentransport nicht beantworten, zumal es im Einzelfall auf die Auslastung und die Kostenstruktur des Betriebs ankommt. Durch die sichere Abrechnung mit Krankenkassen steht das gesamte Geschäftsmodell aber finanziell auf einer soliden Basis. Die Vergütung für einen Krankentransport kann sich sehen lassen: Üblich ist eine Pauschale für die Anfahrt, die zwischen 100 und 300 Euro liegen kann. Für jeden zurückgelegten Kilometer ist nochmals mit etwa 2 bis 3 Euro zu rechnen. Hohe Spritpreise und hohe Verbrauchswerte haben auf der anderen Seite einen unmittelbaren Einfluss auf die Gewinnsituation des Krankentransports.

Wer sich zukunftsorientiert aufstellen und ein Alleinstellungsmerkmal nutzen will, kann sich mit Elektrofahrzeugen auch als grüner Krankentransport aufstellen. So ergibt sich beim Marketing die Chance, sich gezielt aus Kundensicht von der Konkurrenz abzuheben. Natürlich sollte eine solche Geschäftsentscheidung durchgerechnet werden. Die höheren Anschaffungskosten können sich durch günstigere Preise für den Stromverbrauch durchaus bezahlt machen.
 

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit Krankentransport‘:

  1. Warum selbstständig machen mit Krankentransport?

Weil die steigenden Zahlen an Krankentransporten in den letzten Jahren für eine belastbare Nachfrage sprechen, von der angesichts der demografischen Entwicklung ohnehin auszugehen ist. Wer bereits ein Taxi- oder Mietwagenunternehmen betreibt, kann mit Krankentransporten ein zweites geschäftliches Standbein aufbauen.

  1. Wer kann sich mit Krankentransport selbstständig machen?

In diesem Beitrag wurden die Voraussetzungen differenziert mit Blick auf den qualifizierten und unqualifizierten Krankentransport beleuchtet. Handelt es sich um Krankentransport mit medizinischer Begleitung, werden Gründer eine Genehmigung erwirken und ihre fachliche und persönliche Eignung nachweisen müssen. Handelt es sich um Unternehmen im Bereich der Personenbeförderung, kann dieses bereits alle formalen Anforderungen für einfache Krankenfahrten ohne medizinische Begleitung erfüllen.

  1. Wie viel verdient man mit Krankentransport?

Das können entsprechende Berechnungen im Finanzteil des Businessplans anhand realistischer Annahmen zeigen. Die Angaben hier zur Vergütung alleine für die Anfahrt beim Krankentransport zeigen, dass es sich um ein profitables Geschäftsmodell handelt. Kunden müssen keine hohe Kosten fürchten, da diese bei vorliegender Arztverordnung von der Krankenkasse übernommen werden.

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