Selbstständig machen als Steuerberater

Steuerberaterin am Schreibtisch

Deutschland gilt weltweit gesehen als das Land mit dem komplexesten Steuersystem. Vor allem die Flut an Regelungen, Neuerungen und Ausnahmetatbeständen stellen viele Privatleute, Selbstständige und Unternehmen vor Probleme. So wundert es nicht, dass nur noch die wenigsten in der Lage sind, steuerliche bzw. buchhalterische Aufgaben selbst zu erledigen. Es ist fast schon zur Normalität geworden, einen erfahrenen Steuerberater zu konsultieren. Er sorgt dafür, dass alle Steuern gesetzeskonform abgeführt und individuelle Einsparpotenziale geprüft werden. Angesichts der großen Nachfrage scheint es sich bei der Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Steuerberater’ um eine vielversprechende berufliche Option zu handeln. Diese soll im folgenden Beitrag anhand erfolgskritischer Themen für die Existenzgründung kompakt beleuchtet werden.

Herausforderungen für die Selbstständigkeit als Steuerberater?

Jede Existenzgründung ist mit einem gewissen finanziellen Risiko verbunden. Wer sich selbstständig machen will, muss dieses Risiko eingehen. Eine ganzheitliche Planung ist eine wichtige Voraussetzung, um Risiken zu minimieren und Erfolgschancen zu maximieren. Ermutigend für die Selbstständigkeit als Steuerberater ist aber die Tatsache, dass die Quote derjenigen, die scheitern, deutlich unter dem in vielen Branchen üblichen Wert von etwa 30 % liegt. Es handelt sich um begehrte Fachkräfte, die auch in Zukunft stark gebraucht werden. Kritisch zu sehen ist allerdings, dass viele Steuerberater nicht die geborenen Unternehmer sind. Unternehmertugenden sind aber nötig, um mit den technologischen und prozessorientierten Chancen der Zeit gehen zu können. Es gilt, für Mandanten optimale Prozesse sicherzustellen, die auf Vertrauen und Transparenz basieren. Zudem müssen Steuerberater in ihrer Rolle als Chef gute Führungsqualitäten mitbringen. Mitarbeiter müssen langfristig motiviert werden und in Bezug auf die fachliche Arbeit sind höchste Qualitätsstandards umzusetzen. Fehler können für Mandanten sehr teuer werden und ein schlechtes Licht auf das Image werfen. Abgesehen von der fachlichen Qualifikation, um Steuerberater werden zu können, sollten angehende Existenzgründer frühzeitig an ihren unternehmerischen Fähigkeiten arbeiten. Das erhöht die Erfolgsaussichten der Existenzgründung immens. Generell ist es als Herausforderung in Zeiten des Fachkräftemangels zu sehen, geeignetes Personal zu finden.
 

Existenzgründung als Steuerberater: selbstständig machen als gefragter Experte

  • Selbstständig machen als Steuerberater? Ausgangslage

  • strategische Optionen für die Existenzgründung als Steuerberater

  • Planung mit soliden Finanzen

  • Mandanten gewinnen als selbstständiger Steuerberater

  • Voraussetzungen, um sich selbstständig als Steuerberater zu machen

  • Verdienst als freiberuflicher Steuerberater

     

Analyse der Ausgangslage: Steuerberater in Deutschland

Die Analyse der Ausgangslage muss direkt am Standort beginnen. Zu analysieren ist, wie viele potenzielle Mandanten die Dienste eines erfahrenen Steuerberater nutzen würden. Gibt es viele Unternehmen, Gewerbetreibende oder Freiberufler? Und wie gestaltet sich die Konkurrenzsituation? Wie viele Steuerberater bzw. Kanzleien gibt es schon im Umkreis? Wie ist es um deren Auslastung bestellt? Eventuell ergeben sich hier bereits Anzeichen für mögliche Kooperationen! Konkurrenz kann das Geschäft beleben und muss nicht sofort negativ gesehen werden.

Grundsätzlich sei angemerkt, dass sich ca. 75 % aller Steuerberater selbstständig machen. Die Anstellung ist in diesem Fachbereich eher die Ausnahme und auch bessere Verdienstmöglichkeiten sprechen klar für den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Die aktuellen Chancen bzw. Zukunftsaussichten sind als sehr gut anzusehen, denn in den nächsten Jahren werden etwa 20 % aller Steuerberater in den Ruhestand gehen. An vielen Standorten ergeben sich somit attraktive Optionen für eine erfolgreiche Tätigkeit als Steuerberater. Zu prüfen ist in diesem Sinne die strategische Option der Übernahme einer Kanzlei (mehr dazu weiter unten). Auch wenn es sich um einen stark gefragten Beruf handelt, so sollten sich Existenzgründer keine Illusionen machen. Denn bis sich gerade eine neue Kanzlei einen guten Ruf erarbeitet hat, kann es einige Jahre dauern. Das heißt aber nicht, dass nicht auch direkt zu Beginn gutes Geld mit zufriedenen Mandanten als Steuerberater verdient werden kann. Im Jahr 2018 wurden deutschlandweit knapp 87.000 Steuerberater gezählt. Vor 10 Jahren waren es mit knapp 74.000 noch deutlich weniger. Das zeigt, dass die Nachfrage groß ist. An vielen Standorten kann sich daraus aber auch eine angespannte Konkurrenzsituation ergeben. Daher muss der Standort für eine Gründung oder Übernahme einer Kanzlei wohl durchdacht sein.
 

Strategische Optionen für die Existenzgründung als Steuerberater

Wer sich mit der notwendigen Qualifikation (s.u.) selbstständig machen möchte, muss zwischen den folgenden drei Optionen abwägen:

  1. Gründung einer eigenen Kanzlei

  2. Übernahme einer bestehenden Kanzlei

  3. Als Partner in eine Kanzlei einsteigen oder gemeinsam gründen

     

Partnerschaft als selbstständiger Steuerberater eingehen

Aktuell ist es so, dass sich gerade viele jüngere Steuerberater bewusst für eine Partnerschaft entscheiden, da Kosten und Risiken geteilt werden können. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, Mandanten durch ein breiteres fachliches Knowhow eine ganzheitliche Form der modernen Steuerberatung anbieten zu können. Damit eine Partnerschaft aber reibungslos funktioniert, sollte vertraglich alles Wesentliche geregelt werden. Wer in eine vorhandene Kanzlei als Partner einsteigt, hat den großen Vorteil, nicht bei Null anzufangen und sich einen Kundenstamm aufbauen zu müssen. Das funktionierende Grundgerüst ist bereits nutzbar!
 

Übernahme einer Steuerberater Kanzlei

Auch wenn dieser Schritt im Einzelfall mit hohen Kosten verbunden ist, so kann er sich schnell und vor allem auch langfristig auszahlen: Mit der Kanzlei wird der komplette Mandantenstamm übernommen, sodass die Arbeit sofort beginnen kann. Natürlich ist am Anfang sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt, was auch für eventuell übernommenes Personal gilt. Ein neues Gesicht wird in der Kanzlei nicht von heute auf morgen alles nach seinen Wünschen ändern können. Insofern werden Existenzgründer mit der Übernahme einer Kanzlei gewissermaßen in ein Korsett gezwängt, das behutsam gelöst werden muss. Hat sich der neue Steuerberater das Vertrauen seiner Mandanten erarbeitet, so wird er auch Neuerungen durchsetzen können.
 

Kanzlei gründen als Steuerberater

Hierbei handelt es sich um die Alternative, die mit den höchsten bürokratischen Hürden verbunden ist und wohl die mit Abstand längste Planungs- und Vorlaufzeit in Anspruch nehmen dürfte. Dafür sind Steuerberater aber völlig frei bei der Wahl eines Standortes und der Räumlichkeiten. Es kann gezielt ein Standort gesucht werden, an dem die Konkurrenz sich in sehr überschaubaren Grenzen hält, wodurch die Akquise deutlich einfacher wird. Nicht zu leugnen ist allerdings die Erfahrung, dass es einige Zeit braucht, bis ein guter Ruf erarbeitet wurde. Hierzu braucht es auch je nach Größe der Kanzlei fähiges Personal, das erstmal gefunden werden muss. Die Suche nach Personal sollte also möglichst früh ganz oben auf der Agenda stehen.
 

Kosten: Planung der Finanzen

Erfahrungen anderer Steuerberater zeigen, dass bei einer Neugründung in den ersten Jahren Schwankungen beim Einkommen normal sind. Es wird daher empfohlen, ca. 10 bis 15 % des Eigenkapitals als Puffer zu verwenden. Vom eigentlichen Preis her ist die Übernahme einer Kanzlei meistens teurer. So werden für den Verkaufspreis auch immaterielle Werte wie der Mandantenstamm oder das Personal einbezogen. Im Businessplan müssen die Finanzen daher neben der Standortanalyse für einen Steuerberater eine Schlüsselrolle spielen. Nur wenn der Businessplan in dieser Hinsicht überzeugt, dürfte sich Banken oder andere Geldgeber leicht überzeugen lassen. Grundsätzlich bringen Steuerberater einen großen Bonitätsvertrauensvorschuss mit, handelt es sich doch um eine Tätigkeit mit überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten. Eine eingehende Marktanalyse und die Prüfung von vorhandenen Angeboten für die Übernahme einer Kanzlei werden zeigen, mit welchem Kostenrahmen selbstständige Steuerberater zu rechnen haben.
 

Mandanten gewinnen als freiberuflicher Steuerberater

Erfahrene Steuerberater, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, berichten, dass vor allem das Netzwerken zu Beginn wichtig ist. Wer gut in der Branche verknüpft ist und viele Kontakte hat, wird in der Regel schneller an Mandanten kommen. Eine erstklassige und serviceorientierte Arbeitsweise ist dann eine wichtige Voraussetzung, um zufriedene Kunden für die Werbung in eigener Sache zu ‚aktivieren‘. Denn wer gute Erfahrungen mit einem Steuerberater gemacht hat, wird ihn bei Kollegen oder im Bekanntenkreis sicher gerne empfehlen. Und mit jeder Empfehlung wächst das Netzwerk und somit die Reichweite des selbstständigen Steuerberaters!
 

Kunden im Internet gewinnen

Abgesehen von dieser realen Form des Marketings muss eine optimierte Internetseite für virtuelle Sichtbarkeit sorgen. Als Steuerberater sollte insbesondere das Handlungsfeld ‚Local SEO‘ in puncto Marketing ganz oben auf der Agenda stehen. Es gilt, für alle Mandanten präsent zu sein, die gezielt einen erfahrenen Steuerberater am Standort bzw. konkret in einer Stadt suchen. Um für möglichst viele Mandanten attraktiv zu sein, sollte das Beratungsangebot ganzheitlich aufgestellt sein. Generell müssen es Steuerberater schaffen, aus einem ersten Beratungsgespräch ein Mandat werden zu lassen. Viele Steuerberater berichten, dass das in der Mehrheit der Fälle auch gelingt. Schließlich suchen potenzielle Mandanten einen fachlich versierten Profi von sich aus auf, da sie selber in der komplexen Steuermaterie verloren sind. Ziel muss es sein, Kunden mit Ehrlichkeit, Transparenz und Zuverlässigkeit von sich zu überzeugen.
 

Voraussetzungen, um sich als Steuerberater selbstständig zu machen

Wie bereits eingangs erwähnt, sind neben fundierten Fachkenntnissen heutzutage vor allem Unternehmertugenden sowie Organisationstalent als selbstständiger bzw. freiberuflicher Steuerberater gefragt. Wenn nicht gleich zu Beginn, dann werden Steuerberater im Laufe der Zeit selber zum Chef. Irgendwann wird die Arbeit allein nicht mehr zu bewältigen sein. Ein Steuerberater muss zudem alle Prozesse service- und kundenorientiert in der Kanzlei planen. Was nützt die akribischste Arbeit, wenn sie für Mandanten zu spät abgeliefert wird (bei vielen Steuerangelegenheiten sind Fristen zu wahren). Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Führungskompetenz und ein ganzheitliches Kanzleimanagement dürfen als wichtige persönliche Voraussetzungen für die Selbstständigkeit als Steuerberater gelten.
 

Steuerberaterprüfung als Voraussetzung

Um selbstständig als Steuerberater arbeiten zu können, muss die Steuerberaterprüfung erfolgreich absolviert worden sein. Um zu dieser Prüfung zugelassen werden zu können, sind folgende Voraussetzungen zu beachten:

  • Fachrelevante Berufsausbildung (z.B. Steuerfachangestellter) und 10 Jahre Berufserfahrung

  • Rechts- oder wirtschaftswissenschaftliches Studium und 2 bis 3 Jahre Berufserfahrung

  • Steuerfachwirte dürfen nach 7-jähriger Berufstätigkeit die notwendige Steuerberaterprüfung ablegen

Die für eine Kanzleiübernahme oder Gründung notwendige Steuerberaterprüfung ist für das gesamte Bundesgebiet einheitlich geregelt. Zuständig ist die Steuerberaterkammer im jeweiligen Bundesland. Zu meistern sind 3 Klausuren und eine mündliche Prüfung. Die Steuerberaterprüfung gilt als anspruchsvoll bzw. eine der schwierigsten überhaupt. Erst nach erfolgreich bestandener Prüfung ist es erlaubt, die geschützte Berufsbezeichnung Steuerberater zu tragen. Eine Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit als Steuerberater ist erst möglich, wenn eine Bestellung vorliegt. Hierfür ist die zuständige Steuerberaterkammer der richtige Ansprechpartner.
 

Status als Steuerberater

Steuerberater arbeiten in der Regel freiberuflich, sodass sie nicht der Pflicht zur Gewerbeanmeldung unterliegen. Eine Einnahme-Überschussrechnung kann daher im Wesentlich für die jährliche Steuererklärung ausreichen, aber das wissen fachlich versierte Experten ohnehin selbst am besten.


Berufshaftpflichtversicherung als formale Voraussetzung

Eine Berufshaftpflichtversicherung für Steuerberater ist zwingend vorgeschrieben, wie ein Blick in Paragraf 67 des Steuerberatergesetzes zeigt. Sie darf auf keinen Fall vergessen werden, um seine Bestellung als Steuerberater nicht zu riskieren. Formal vorgesehen ist ebenfalls, dass die Tätigkeit als Steuerberater spätestens 4 Wochen nach der Aufnahme beim Finanzamt anzuzeigen ist. Wer die selbstständige Tätigkeit als Steuerberater in einer Mietwohnung durchführen will, muss prüfen, ob der Mietvertrag dies grundsätzlich erlaubt oder ob auf andere Räumlichkeiten auszuweichen ist.
 

Verdienst als selbstständiger Steuerberater?

Generell verdienen selbstständige Steuerberater mehr als angestellte Kollegen. Das Gehalt steigert sich in diesem Beruf zunehmender Erfahrung deutlich. Während sich das Durchschnittsgehalt von angestellten Steuerberatern um 5.000 Euro bewegt, verdienen selbstständige Steuerberater zwischen 6.000 und 12.000 Euro pro Monat. Voraussetzung ist natürlich eine hohe Auslastung bzw. ständig neue Mandate. Grundlage für den Verdienst als Steuerberater ist die berufsspezifische Vergütungsordnung, die je nach Einkommen des Mandanten Unter- und Höchstgrenzen festlegt. Für einige Leistungen sind konkrete Gebühren (Stichwort Pauschalvergütung) festgelegt (z.B. für eine Erstberatung), bei anderen spielt das Einkommen des Mandanten eine Rolle. Insofern kann die anvisierte Zielgruppe durchaus einen Einfluss auf den Verdienst als Steuerberater haben. Wer mehr über die konkreten Verdienstmöglichkeiten als Steuerberater erfahren möchte, sollte einen Blick in die Gebührenordnung werfen. So lässt sich z.B. nachvollziehen, wie viel an einem Tag mit bestimmten Tätigkeiten verdient werden kann. Die Gebührenordnung gilt automatisch, sofern nichts anderes vereinbart wurde. In jedem Fall darf Steuerberatung nicht kostenlos sein.

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Steuerberater‘

  1. Durch die Komplexität des deutschen Steuerrechts sind viele Firmen/Selbstständige/Freiberufler bzw. Unternehmen auf die Fachberatung eines Steuerberaters angewiesen

  2. Mehr als 75 % aller Steuerberater in Deutschland sind selbstständig tätig

  3. Die Zukunftsaussichten bzw. aktuellen Rahmenbedingungen für eine Existenzgründung sind sehr gut: In den nächsten Jahren werden viele Steuerberater in den Ruhestand gehen

  4. Für die Selbstständigkeit als Steuerberater ergeben sich drei strategische Grundoptionen: 1. Vorhandene Kanzlei übernehmen, 2. eigene Steuerberatung gründen oder 3. Partnerschaft mit anderen Steuerberatern eingehen

  5. Wer sich als Steuerberater selbstständig machen will, muss eine spezielle Steuerberaterprüfung ablegen. Zugelassen werden nur Kandidaten mit einer relevanten Berufsausbildung und jahrelanger Berufserfahrung

  6. Die Verdienstmöglichkeiten von selbstständigen Steuerberatern sind sehr gut. Je nach Auslastung und Art der Mandate lässt sich pro Monat ein Gehalt von mehr als 10.000 Euro erzielen.

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