Selbstständig machen mit einem Tierheim

Wer ein Herz für Tiere hat und dieser Leidenschaft auch beruflich nachgehen möchte, kann hier eine interessante Geschäftsidee prüfen: selbstständig machen mit Tierheim. In den Nachrichten ist gerade in der Sommermonaten immer wieder davon zu hören, dass Tiere ausgesetzt werden. Diese finden in einem Tierheim ein neues Zuhause.

Auch Tiere, die nicht artgerecht gehalten werden können bzw. mit denen der Halter überfordert ist, können in einem Tierheim ein neues Zuhause finden und weiter vermittelt werden. Alte Tiere können ihren Lebensabend im Tierheim verbringen. Jedes Jahr landen hunderttausende Tiere auf der Straße bzw. in Tierheimen. Durch die Corona-Pandemie haben sich viele Deutsche ein Haustier zugelegt. Jetzt und in Zukunft wird es angesichts der hier skizzierten Zahlen einen hohen Bedarf an Tierheimen geben. Daher liegt es nahe, diese Geschäftsidee für die Existenzgründung näher zu prüfen.
 

Tierheim: Geschäftsidee oder eher (ehrenamtliches) Projekt?

Gleich zu Beginn sollte Klarheit darüber herrschen, dass die Gewinnsituation vieler Tierheime nicht sehr rosig ist. Wer seinen Lebensunterhalt mit einem Tierheim abgesehen vom Tierschutz sicherstellen möchte, sollte von Beginn an die richtigen Weichenstellungen vornehmen. Im Finanzteil des Businessplans muss klar werden, welche Einnahmequellen vorhanden sind oder aufgebaut werden sollen. Um die Finanzierung eines Tierheims sicherzustellen, werden Gründer viel Arbeit auf sich nehmen müssen. Das wird spätestens klar, wenn sie einen Blick auf die Quellen und Beispiele von der Kostenstruktur von Tierheimen werfen.
 

Voraussetzungen, um ein Tierheim zu gründen?

Prinzipiell steht es jedem Volljährigen offen, ein Tierheim zu gründen. Jedoch werden Betreiber eines Tierheims ihre fachliche Eignung nachweisen und das Tierschutzgesetz wahren müssen. Ein Blick in das Tierschutzgesetz zeigt, wie artgerechte Haltung definiert ist bzw. welche Anforderungen die Räumlichkeiten entsprechend zu erfüllen haben. Die Planungen zur Eröffnung eines Tierheims sollten auf dem maßgeblichen Tierschutzgesetz fußen.
 

Welche Genehmigungen sind für ein Tierheim notwendig?

Bevor ein Tierheim seinen Betrieb aufnehmen kann, ist eine Gewerbeanmeldung notwendig. Im Zuge der Gewerbeanmeldung für ein Tierheim werden Betreiber einen Sachkundenachweis gemäß § 11 Tierschutzgesetz einreichen müssen. Das zuständige Veterinäramt wird diesen Qualifikationsnachweis nach einer Prüfung ausstellen. Wichtig bei der Planung und bereits schon bei der Auswahl von Räumlichkeiten ist, dass diese behördlichen Anforderungen genügen müssen. Die wichtigsten Vorgaben für eine artgerechte Haltung im Tierheim leiten sich aus § 2 Tierschutzgesetz ab. Dort wird vor allem auf Hygiene und die Platzverhältnisse eingegangen.

Zu differenzieren ist hier mit Blick auf die Tiere, die das Heim beherbergen soll. Es versteht sich von selbst, dass Hunde mehr Platz und Auslauf als Meerschweinchen brauchen. Ob Räumlichkeiten und somit ein Standort für ein Tierheim geeignet sind, zeigt sich erst nach dem Abgleich mit dem Anforderungskatalog des Tierschutzgesetzes. Dazu sollten Gründer schon in einer frühen Phase wissen, welche Tiere sie aufnehmen wollen. Erst wenn die Räumlichkeiten abgenommen und eine Erlaubnis erteilt wurde, darf das Tierheim seine Arbeit aufnehmen.
 

Das Wichtigste in aller Kürze: selbstständig machen mit Tierheim

  • Es handelt sich im engeren Sinne nicht um eine klassische Geschäftsidee, sondern um ein Herzensprojekt im Bereich Tierschutz.

  • Wer von einem Tierheim leben möchte, wird neben der reinen Aufnahme und Vermittlung weitere Einnahmequellen erschließen müssen (etwa mit einer integrierten Pension).

  • Der Finanzierungsbedarf eines Tierheims ist nicht zu unterschätzen: Daher sollten Gründer im Finanzteil des Businessplans mit realistischen Zahlen rechnen.

  • Das Marketing für ein Tierheim dient nicht nur der Bekanntmachung, sondern auch der Finanzierung: Über Patenschaften und Sponsoren wird sich ein großer Teil der Kosten finanzieren lassen.

  • Eine Betriebshaftpflichtversicherung sollte auf jeden Fall abgeschlossen werden (entlaufene Tiere könnten einen Verkehrsunfall mit immensen finanziellen Folgen verursachen).


Ausgangsanalyse: Warum selbstständig machen mit Tierheim?

Die Frage nach dem Warum? sollten Gründer an dieser Stelle schon mit Überzeugung beantworten können, wenn sie die Planung für das Tierheim vertiefen wollen. In vielen Fällen wird die Liebe zu Tieren bzw. der gelebte Tierschutz eine Schlüsselrolle spielen. Mit einer breiten Ausrichtung wird es möglich sein, sein Tierheim als lukrative Geschäftsidee zu sehen. Durch die Integration einer Tierpension oder einer Hundeschule etwa lässt sich das gesamte Projekt auf einer breiten Basis finanzieren. Entscheidend ist natürlich, welche Erfahrungen und welche Qualifikationen der Gründer für ein Tierheim mitbringt.
 

Tierschutz ist keine völlig neue Erfindung

Das erste Tierschutzgesetz wurde bereits 1822 in England umgesetzt. Die Debatte um mehr Tierwohl bei der Haltung, wie wir sie aktuell in der Fleischindustrie erleben, ist angesichts dessen keineswegs neu. Denn bereits in Zeiten der Industrialisierung wurden Tiere oft als Arbeitskraft eingesetzt. Pferde leisteten unter Tage kraftvolle Dienste. In Deutschland wurde 1837 der erste Tierschutzverein gegründet.
 

Wie viele Tiere werden jedes Jahr ausgesetzt?

Schätzungen gehen davon aus, dass jedes Jahr mehr als 500.000 Tiere ausgesetzt werden (davon etwa 80.000 Hunde und mehr als 130.000 Katzen). Alleine aus dieser hohen Zahl lässt sich die absolute Notwendigkeit von Tierheimen ableiten. Zudem ist von der Nachfrage her auch an die Menschen zu denken, die bewusst einen Hund oder eine Katze aus dem Tierheim adoptieren wollen.
 

Wie viele Tierheime gibt es in Deutschland?

Die genaue Zahl lässt sich nicht festlegen. Beim Deutschen Tierschutzbund sind aber mehr als 500 Tierheime bundesweit registriert. An dieser Stelle wird die Notwendigkeit deutlich, eine fundierte Standortanalyse durchzuführen: Wie viele Tierheime gibt es bereits in einem Umkreis von X Kilometern? Und nicht weniger wichtig: Gibt es Zahlen darüber, wie viele Tiere im Einzugsgebiet vorhanden sind?
 

Businessplan: Wie selbstständig machen mit Tierheim?

Die gerade angeführten Fragen zeigen unmittelbar, wie wichtiger der Standort für ein Tierheim ist: Das Einzugsgebiet sollte möglichst groß sein, um für eine gewisse Auslastung sorgen zu können. Was die Lage selbst angeht, so sollte das Tierheim nicht direkt in einer stark bewohnten Siedlung angedacht werden. Denn dort kann es durch die teils nicht zu vermeidende Lärmbelästigung zu Rechtstreitigkeiten kommen, die nicht im Sinne des Betreibers sein können. In Kombination mit den behördlichen Anforderungen ist die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Tierheim sehr komplex. Daher kann es Sinn machen, Übernahme- oder Einstiegsoptionen bei einem vorhandenem Tierheim zu prüfen. Das kann perspektivisch der Start in die eigene Selbstständigkeit sein.
 

Leistungsspektrum/Zielgruppe: An wen richtet sich das Tierheim?

In erster Linie ist zu klären, welche Tiere schwerpunktmäßig aufgenommen werden sollen. Schließlich müssen für alle Tierarten individuelle Lösungen geschaffen werden, auch eine strikte räumliche Abtrennung ist notwendig. Daher kann es Sinn machen, sich nur auf Hunde und Katzen und eventuell einige Nagetiere zu beschränken. Wer eine Vielzahl an unterschiedlichen Tierarten beherbergen möchte, wird viel Geld für die Ausstattung der Räumlichkeiten einbringen müssen. Und letztlich ist fraglich, ob es für alle Tierarten am Standort einen Bedarf gibt. Macht es z. B. Sinn, Terrarien für Schlangen anzuschaffen?
 

(Laufende) Kosten für ein Tierheim nicht unterschätzen!

In den Quellen finden sich Beispiele für die Kosten bzw. Ausgabenstruktur von Tierheimen. Schnell wird deutlich, dass jeden Monat Kosten in mittlerer fünfstelliger Höhe entstehen können. Die Finanzen und Einnahmen sollten daher im Businessteil sehr genau geplant werden, um nicht mit großen Verlusten zu operieren. Denn das kann auf keinem Fall der Sinn dieser Geschäftsidee sein, selbst wenn sie grundsätzlich keine riesigen Gewinne einspülen wird.
 

Wofür bekommt ein Tierheim Geld?

Für Fundtiere erhalten Tierheime von der Gemeinde/Stadt einen gewissen Betrag. Dieser geht aber mit der Verpflichtung einher, das Tier (auf unbestimmte Zeit!) artgerecht unterzubringen. Interessenten, die ein Tier adoptieren, müssen eine so genannte Schutzgebühr zahlen. Diese liegt für Hunde und Katzen zwischen 100 und 400 Euro. Mit dieser Gebühr sollen Kosten gedeckt werden, die durch Haltung und für den Tierarzt bis dato aufgebracht wurden. Zudem wurde diese Gebühr mit dem Gedanken des Tierschutzes erhoben. Hintergrund ist, dass nur Halter mit ernsthaften und guten Absichten ein Tier aus dem Heim mit nach Hause nehmen dürfen. Diese beiden wichtigen Einnahmequellen reichen bei den meisten Tierheimen aber nicht, um kostendeckend zu arbeiten. Daher sind weitere Einnahmemöglichkeiten wie folgende zu prüfen:

- Mitgliedsbeiträge (Gründung eines Vereins)

- Gewinnung lokaler Sponsoren

- Patenschaften für Tiere und Spenden

- Events wie Tage der offenen Tür, Weihnachtsmärkte etc.

- Einnahmen durch Verkauf von Futter oder Pflegemitteln

- Einnahmen durch eine integrierte Tierpension oder eine Hundeschule

Beim Nachrechnen werden Gründer feststellen, dass viele dieser Einnahmen nicht fix und sehr variabel sind. Demgegenüber steht ein hoher Block an Fixkosten, wie es in den Beispielen aus den Quellen deutlich wird. Wer also in einem Tierheim eine nachhaltige Geschäftsidee sehen will, muss mit einer angeschlossenen Hundeschule, einer Züchterei oder dem Verkauf von Tierbedarf für dauerhaft höhere Einnahmen sorgen. Der reine Betrieb des Tierheims wird keine hohen Gewinne abwerfen, es sei denn, durch Spenden und Patenschaften entstehen dauerhafte hohe ‚Zuschüsse‘.
 

Marketing für Tierheim: Auf den Hund gekommen?

Wer ein Tier abgeben oder bei sich aufnehmen möchte, wird nach einem Tierheim in der Nähe suchen. Eine moderne, suchmaschinenoptimierte Webseite ist die Basis, um für potenzielle Besucher und Helfer (!) Präsenz zu zeigen. Auch über die Mitgliedschaft im Tierschutzbund bieten sich Vermarktungsmöglichkeiten (Tierheim in der Nähe finden , https://www.tierschutzbund.de/organisation/ueber-uns/tierheime/). Flyer und Annoncen in regionalen Zeitschriften sind weitere probate Mittel, um das Tierheim bekannt zu machen.

Als Wert sollte der gelebte Tierschutzgedanke beim Marketing im Fokus stehen. Daher sollten Betreiber gerade bei der Tiervermittlung hohe Standards setzen, damit das Tier in gute Hände abgegeben wird. Mehrere Kennenlerntage sind eine praxiserprobte Methode, um die Harmonie zwischen Mensch und Tier auf die Probe zu stellen.
 

Marketing dient auch dazu, Geld einzusammeln

Angesichts der skizzierten Finanzierung des Tierheims wird das Marketing auch dazu beitragen müssen, Helfer und Geldgeber zu gewinnen. Mit Werbemaßnahmen und gezielten Aktivitäten des Betreibers lassen sich Sponsoren oder auch private Geldgeber finden. Spenden können auch in Form von Futter oder Pflegemitteln erfolgen. Sehr wertvoll sind auch ehrenamtliche Helfer, die Tiere betreuen, pflegen und Hunde ausführen. Ehrenamtliches Personal wird der Schlüssel für eine schlanke Kostenstruktur sein. An dieser Stelle wird nochmals deutlich, dass die Finanzierung eines Tierheims eine Herausforderung ist, die konstante Anstrengungen voraussetzt.
 

Wie viel verdient man mit einem Tierheim?

Oder anders gefragt: Kann man von einem Tierheim leben? Diese Frage müssen Gründer selbst mit der Ausarbeitung des Finanzteils des Businessplans beantworten können, sofern es sich nicht um ein Herzensprojekt handelt, das größtenteils neben dem Beruf aus eigener Tasche bezahlt wird. Die bereits angesprochenen Beispiele zeigen, dass Tierheime jeden Monat eine hohe Kostenstruktur zu tragen haben. Zu denken ist alleine an die erforderlichen Kosten für einen Tierarzt. Demgegenüber stehen mit Schutzgebühren und Zuschüssen von der Gemeinde für die Aufnahme von Fundtieren nicht wirklich fest kalkulierbare Einnahmen auf der Habenseite.
 

So können Tierheimbetreiber mehr Einnahmen erzielen

Wer ein Tierheim als Geschäftsidee sieht, wird jenseits der Kerntätigkeit weitere Leistungen anbieten müssen. Die Integration einer Tierpension oder des Tiersittings tagsüber bietet sich an, da Örtlichkeiten und personal so stets ausgelastet werden können. Patenschaften und ehrenamtliches Engagement sind wichtige Faktoren, um den Verdienst mit einem Tierheim steigern zu können. Schließlich möchten Betreiber für die Arbeit auch angemessen entlohnt werden.
 

Welche Versicherungen für ein Tierheim?

Eine Betriebshaftpflichtversicherung für ein Tierheim ist dringend zu empfehlen, um denkbare finanzielle Risiken bestmöglich abzusichern. Zu denken ist z. B. an Hunde, die sich losreißen und einen Verkehrsunfall verursachen. Auch eine Rechtschutzversicherung kann für den Betreiber sinnvoll sein, um sich bei möglichen Rechtstreitigkeiten zu verteidigen.
 

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit Tierheim‘:

  1. Warum selbstständig machen mit einem Tierheim?

Weil jedes Jahr hunderttausende ausgesetzte Tiere auf ein neues Zuhause auf Zeit warten. Tierheime leisten in Deutschland einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz. Angesichts von Millionen Haustieren in Deutschland ist die gesellschaftliche Relevanz dieser Geschäftsidee nicht zu unterschätzen. Auch wenn die Finanzierung eines Tierheims eine Herausforderung ist, werden ehrenamtliche Helfer und Sponsoren/Spender für finanzielle Handlungsspielräume sorgen.

  1. Wer kann sich mit einem Tierheim selbstständig machen?

Im Grunde alle, die Tiere lieben und Erfahrungen in Haltung sowie Pflege mitbringen. Zu beachten sind die behördlichen Auflagen rund um die Gewerbeanmeldung für ein Tierheim. Gründer werden ihre Eignung mit einem Nachweis gemäß Anforderungen des Tierschutzgesetzes vorweisen müssen. Zudem müssen die räumlichen und hygienischen Anforderungen den im Tierschutzgesetz formulierten Anforderungen entsprechen.

  1. Kann man von einem Tierheim leben?

Von einem Tierheim in der reinen Form (Aufnahmegebühren und Schutzgebühren) werden die meisten Gründer nicht leben können. Hierbei handelt es sich eher um ein Herzensprojekt, das oft eigener oder externer Zuschüsse durch Spenden oder Sponsoren bedarf. Wer in einem Tierheim eine nachhaltige Geschäftsidee sehen möchte, wird sich im Businessplan zahlenbasierte Gedanken über weitere Einnahmequellen machen müssen.

Quellenangabe: 

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