Selbstständig machen als Tiersitter

Frauen gehen mit Hunden gassi

Die Deutschen haben bekanntlich eine sehr ausgeprägte Tierliebe, was in diesem Beitrag auch noch zahlenbasiert nachvollzogen werden kann. Was aber mit dem Haustier zur Urlaubszeit tun oder wenn man selber aus welchen Gründen auch immer verhindert ist? Aus dieser Ausganssituation soll die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Tiersitter/mit Tierbetreuung‘ abgleitet werden. In diesem Beitrag stehen folgende Aspekte im Fokus, um die Planung von Beginn an zielfokussiert aufnehmen zu können:

  • Existenzgründung als Tiersitter: Was sind die finanziellen Perspektiven?

  • Unter welchen Voraussetzungen selbstständig machen als Tiersitter?

  • Wie soll die Kundengewinnung funktionieren?

  • Wie können/müssen Tiersitter sich versichern?
     

Die Existenzgründung als Tiersitter braucht eine Perspektive & klare Ziele!

Es versteht sich von selbst, dass eine ausgeprägte Tierliebe und auch Fachwissen für die Umsetzung dieser Geschäftsidee erforderlich sind. Zudem sollten sich angehende selbstständige Tiersitter im Klaren darüber sein, welche finanziellen Ziele sie mit dieser Geschäftsidee erreichen wollen/können: Soll es sich nur um einen Nebenverdienst handeln? Soll dieser langfristig in die hauptberufliche Selbstständigkeit als Haustiersitter führen? Oder aber lässt es die Auftragslage von Beginn an zu, von der Tätigkeit als Tiersitter leben zu können? Der Businessplan sollten möglichst zahlenbasierte und vor allem realistische Antworten auf diese Perspektiven geben können.
 

Unter diesen Voraussetzungen selbstständig als Haustiersitter machen:

Beim Tiersitter handelt es sich nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung, sodass sich jeder mit dieser Geschäftsidee selbstständig machen kann. Es versteht sich aber von selbst, dass Erfahrungen im Umgang mit den betreffenden Tieren und Fachwissen unabdingbar sind. Da ein Tiersitter für Schäden haftbar gemacht werden kann, ist ein ausreichender Versicherungsschutz in finanzieller Hinsicht eine wichtige Grundvoraussetzungen für die selbstständige Ausübung dieser Tätigkeit. Da der Beruf nicht geschützt ist, gibt es in Bezug auf die Voraussetzungen nicht selten Unklarheiten. Diese sollen so früh wie möglich aus dem Weg geräumt werden, z. B. bei einem Gespräch mit dem zuständigen Veterinäramt. Wer sich selbstständig als Tiersitter macht, muss ein Gewerbe anmelden. Für die hauptberufliche Selbstständigkeit ist eine Erlaubnispflicht gemäß Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes als sehr wahrscheinlich anzusehen. Sofern mehrere Tiere über einen längeren Zeitraum beherbergt werden, geht es um die gewerbliche Haltung. Das konkrete Leistungsspektrum wird die Basis für eine etwaige Erlaubnispflicht darstellen. Je nach Umfang der Tätigkeiten und der räumlichen Gegebenheiten kann es sein, dass sich ein Mitarbeiter des Veterinäramts alles genau anschauen wird, bevor der Antrag auf Erlaubnis erteilt wird.
 

Ausgangsanalyse: Warum selbstständig machen als Tiersitter?

Deutschland ist ganz klar ein Land der Haustiere (https://www.noz.de/deutschland-welt/gut-zu-wissen/artikel/1824718/ob-goldfisch-oder-pudel-so-sehr-lieben-die-deutschen-ihre-haustiere), denn mehr als 34 Millionen solcher Untermieter sind in Haushalten zu finden. Und in den letzten Jahren ist die Haustierpopulation stetig gewachsen. In mehr als jedem zweiten Haushalt lebt in Deutschland ein Haustier. Und in etwa 22 % aller Haushalte leben sogar zwei oder noch mehr Haustiere. Daraus ergibt sich eine potenziell große Nachfrage. Zu klären ist natürlich, an welche Tiere sich die Betreuung richten soll. Was die tierische Zielgruppe angeht, so nehmen Katzen mit knapp 15 Millionen und Hund mit etwa 10 Millionen die Vorreiterstellung ein. Das heißt nicht automatisch, dass Tiersitter auf den Hund oder die Katze kommen müssen. Kleintiere und Ziervögel machen mit ca. 4 und 5 Millionen auch einen beträchtlichen Teil aus.
 

Wann herrscht die größte Nachfrage nach Tiersittern?

Was beim Babysitten völlig normal und gesellschaftlich etabliert ist, ist im Tierbereich noch ganz anders. Das Tiersitting spielt in Deutschland im Vergleich zu den USA beispielsweise noch eine untergeordnete Rolle. Zwar gibt es hierzulande auch Tierpensionen. Private Betreuungsmöglichkeiten sind aber rar. Daher kann die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Tiersitter‘ eine Angebotslücke besetzen, wobei natürlich die konkreten Voraussetzungen am Standort zu analysieren sind.

Wenn es in die Urlaubszeit geht, würden laut einer Befragung 25 % der Besitzer eine Tierpension als Lösung ins Auge fassen. Immerhin 28 % sehen die Leistungen eines Tiersitters positiv. Das sind vor dem Hintergrund, dass es sich um einen Wachstumsmarkt mit viel Potenzial handelt, gute Nachrichten für die Bewertung der Ausgangslage. Mehr als 40 % der Deutschen haben ihr Haustier bereits mit in den Urlaub genommen. Doch das ist angesichts der Länge der Reise und zahlreicher Bestimmungen sicher nicht für jedes Ziel und schon gar nicht für jedes Tier eine Option.
 

Wie viel geben die Deutschen für Haustiere aus?

Eine Studie von Splendid Research aus dem Jahr 2019 zeigt, dass das 36 % der Deutschen pro Monat zwischen 25 und 50 Euro für das Haustier ausgeben würden. Für eine lebenswichtige Operation würden 41 % aller Halter sogar mehr als 800 Euro ausgeben. Hinzu kommt, dass 40 % aller Haustiere versichert sind, was als weiterer Ausgabefaktor zu sehen ist. Interessant sind auch die Top 3 der Gründe, die gegen die Haltung von Haustieren sprechen:

  1. Zeit

  2. Verantwortung

  3. Haltungskosten

Das Angebot eines Haustiersitters könnten die ersten beiden Aspekte aufgreifen und Haltern mehr Zeit ermöglichen, da sie ihre Verantwortung für einen gewissen Zeitraum aus der Hand geben können. Die hohe Ausgabebereitschaft der Deutschen für Haustiere darf Tiersitter zuversichtlich stimmen, gut an dem großen Kuchen mitverdienen zu können. Das setzt freilich eine kluge strategische Positionierung der eigenen Dienstleistungen voraus.
 

Businessplan als Tiersitter ausarbeiten: Diese Aspekte sind wichtig

Businessplan, wofür ausarbeiten (https://www.selbststaendig.de/wissen/businessplan)? Diese Frage werden sich einige Tiersitter angesichts kaum vorhandener Finanzierungskosten sicher stellen (hierin zeigt sich übrigens ein großer Vorteil dieser Geschäftsidee). Für selbstständige Tiersitter hat der Businessplan weniger die Funktion, Geldgeber zu überzeugen bzw. die Finanzierung sicherzustellen. Vielmehr muss es das Ziel sein, die eigene Tätigkeit bestmöglich auf die Nachfrage am Markt auszurichten. Die folgenden Themen sollten daher im Fokus stehen.
 

Wie sind die geschäftlichen Chancen am Standort?

Zu Beginn hat eine gründliche Standort- und Konkurrenzanalyse zu erfolgen. Vor allem, wenn es sich direkt um eine hauptberufliche Selbstständigkeit handeln soll. Zu analysieren ist, wie viele Haustiere überhaupt vorhanden sind und wie die Kaufkraft und auch demografische Variablen ausgeprägt sind? Der eigene Tätigkeitsschwerpunkt sollte optimal zur Ausgangslage vor Ort passen. Wer sich auf Kleintiere spezialisieren möchte, sollte in einem Umkreis von X Kilometern viele potenzielle Kunden und möglichst wenig (direkte) Konkurrenz finden. Dabei kann es sich auch um Tierpensionen handeln. Zudem können Befragungen ein realistisches Bild darüber zeichnen, wie viele Kunden die Dienste eines Tiersitters zu welchen Konditionen (!) tatsächlich in Anspruch nehmen würden.
 

Tiersitter werden: Für welche Tiere?

Die Zahlen legen nahe, dass Tierbetreuung für Hunde und Katzen in Deutschland besonders vielversprechend ist. Genauso könnte der Fokus aber auch auf Kleintieren bzw. Ziervögeln liegen. Je nach Fachwissen ist auch ein Fokus auf mehrere Tiere möglich, solange sich diese gegenseitig nicht ausschließen.
 

Ablauf/Service: Unter welchen Voraussetzungen das eigene Tier betreuen lassen?

Klar ist, dass Vertrauen und Seriosität eine Schlüsselrolle für diese Geschäftsidee spielen. Halter müssen von Beginn an den Eindruck haben, dass die Tiere beim Tiersitter in fachlich und menschlich guten Händen aufgehoben sind. Ein vorheriges Gespräch zum Kennenlernen sollte daher zu einer professionellen Arbeitsauffassung gehören. Dann sind natürlich noch die Details des Ablaufs zu klären: Soll/können die Tiere in ihrer Umgebung bleiben, während Herrchen und Frauchen verhindert sind? Oder aber sollen Kleintiere beim Tiersitter ein neues Zuhause auf Zeit finden können? Das wiederum setzt voraus, dass der Tiersitter selber über ausreichende räumliche Möglichkeiten verfügt. In einer Mietwohnung kann die Geschäftsidee sehr schnell an ihre Grenzen stoßen. Zu prüfen ist definitiv, was überhaupt vertraglich erlaubt ist?
 

Zielgruppe & Leistungsspektrum: Wie Kunden überzeugen?

Zu überlegen ist, welche Leistungen die Betreuung mit Blick auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tiere jenseits der Fütterung und Pflege beinhalten sollte. Bei einem Hund spielt der Auslauf eine große Rolle, bei einer Katze die regelmäßige Reinigung der Katzentoilette. Ziervögel könnten es gewohnt sein, regelmäßig fliegen zu dürfen etc. Um Kunden einen optimalen Service zu bieten, sind in einem persönlichen Vorgespräch individuelle Lösungen zu erörtern. Was wünschen sich Tierhalter wirklich und welche Bedürfnisse hat das Tier?
 

Preisgestaltung, die wichtige finanzielle Seite der Existenzgründung

Letztlich muss die Tierbetreuung trotz der Ausgabebereitschaft bezahlbar sein, damit sie ggf. auch über einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen werden kann. Gründer sollten Preise und Konditionen sehr durchdacht ausarbeiten, um…

  1. möglichst viel mit der selbstständigen Arbeit verdienen zu können.

  2. durch langfristige Aufträge konstante Einnahmen über einen längeren Zeitraum zu erzielen, wodurch sich auch die Planungssicherheit erhöhen lässt.


Marketing: Wie Kunden gewinnen als Haustiersitter?

Um die eigene Bekanntheit im Ort oder ggf. der gesamten Region zu erhöhen, sollte mit Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit als Haustiersitter eine suchmaschinenoptimierte Homepage online gehen. Besonders Local SEO Maßnahmen sind vielversprechend, um die potenziellen Kunden vor Ort zu aktivieren bzw. gezielt anzusprechen. Grundsätzlich müssen Kunden, die nach einer solchen Option für die Urlaubszeit oder den Krankheitsfall suchen, sie auch mit entsprechend relevanten Suchbegriffen finden können. Flyer (auch an Pinnwänden in Supermärkten) und Zeitungsannoncen sowie regional lancierte Pressemeldungen sind weitere zielgenaue und reichweitenstarke Mittel, um Kunden für sich zu gewinnen.
 

Durch persönliche Empfehlungen neue Kunden gewinnen

Da es bei dieser Geschäftsidee auf Vertrauen und Zuverlässigkeit ankommt, werden persönliche Weiterempfehlungen durch Freunde und Verwandte sicher eine Schlüsselrolle spielen. Das zeigt, wie wichtig eine gute und vor allem zuverlässige Arbeit eines Hundesitters ist, die sich in erster Linie direkt am Wohlergehen der Tiere ablesen lässt. Mit dem Ziel, persönliche Weiterempfehlungen zu erhalten, sollten Tiersitter Visitenkarten als sehr klassisches und günstiges Werbemittel fleißig an vorhandene Kunden oder alle Interessenten verteilen. Mittlerweile gibt es auch einige Portale, die für die Tierbetreuung genutzt werden können. Zu prüfen ist allerdings, wie hoch die Kosten für diese Form der Vermittlung sind und ob sich das Ganze dann überhaupt noch rechnet.
 

Wie viel verdient man als selbstständiger Haustiersitter?

Diese Frage sollte jeder Gründer für sich selber beantworten können bzw. klären, welches Verdienstniveau er zunächst und dann perspektivisch anstrebt. Generell sei darauf verwiesen, dass für die Tierbetreuung in Deutschland meistens mit einem Stundenlohn zwischen 10 und 15 Euro zu rechnen ist. Um einen Verdienst von deutlich über 2.000 Euro zu erzielen, wäre über den ganzen Tag verteilt und wohl auch am Wochenende eine hohe Auslastung erforderlich. Um die Verdienstmöglichkeiten als Tiersitter zu verbessern bzw. sie generell auf eine breitere Basis zu stellen, sind weitere Einnahmequellen zu prüfen und ggf. direkt mit in die Planung zu integrieren. Möglich wären etwa folgende angrenzende Geschäftstätigkeit:

  • Tierbedarf direkt an die Halter verkaufen (Pflege- oder Futtermittel).

  • Online-Shop für Tierbedarf gründen.

  • Blog mit Fachtipps ins Leben rufen und bei hohem Traffic eine zusätzliche Einnahmequelle nutzen.

     

Welche Versicherungen braucht ein Tiersitter?

Dort, wo Tiere ausgeführt oder betreut werden, kann es schnell zu Schäden oder Unfällen kommen. Man stelle sich nur vor, ein Hund reißt sich los und verursacht einen Unfall. Daher sollte zu Beginn sichergestellt werden, dass Tiersitter für solche Fälle einen umfassenden Versicherungsschutz genießen können. Eine Haftpflichtversicherung wird mit Sicherheit der Kern einer solchen Absicherung sein. Zudem sollte bei jeder Betreuung ein Vertrag abgeschlossen werden, um für beide Seiten Planungssicherheit herzustellen. Wer haftet in welchem Szenario? An welche Regeln haben sich beide Seiten zu halten?

Zusammenfassung/FAQ zur Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Haustiersitter‘

  1. Warum selbstständig machen als Tiersitter?

Weil die Anzahl der Haustiere in den letzten Jahren stetig gewachsen ist (mehr als 34 Millionen) und sich gerade in der Urlaubszeit bzw. im Krankheitsfall schnell Probleme bei der Betreuung eigener Haustiere ergeben.

  1. Wie gelingt die Kundengewinnung als Tiersitter?

Abgesehen von einer möglichst hohen Reichweite werden persönliche Empfehlungen im Sinne der Mund-zu-Mund-Propaganda sicher eine Schlüsselrolle spielen. Daher wird die Qualität der eigenen Arbeit entscheidend sein.

  1. Lohnt sich die Selbstständigkeit als Tiersitter?

Das muss der Businessplan zahlenbasiert zeigen, den jeder Gründer sorgfältig ausarbeiten sollte. Durch die Erschließung weiterer geschäftlicher Tätigkeiten (Verkauf von Tierzubehör, Betreiben eines Blogs etc.) lässt sich der Verdienst unabhängig von der tatsächlichen Auslastung auf eine breitere Basis stellen.

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