Selbstständig machen als Bestatter

Bestatter

Das Berufsbild des Bestatters wird immer noch von vielen Menschen mit Argwohn betrachtet. Junge Menschen, die sich für eine Berufsausbildung in diesem Bereich entscheiden, werden oft verwundert nach ihren Motiven gefragt. Dabei erscheint eine Tätigkeit und insbesondere die Existenzgründung in diesem Bereich aus wirtschaftlicher Sicht sehr sinnvoll und nachhaltig, denn in einer stark alternden Gesellschaft werden Bestatter in der Zukunft volle Auftragsbücher haben (so makaber sich dies auch anhören mag). Und abgesehen davon hat sich der Beruf des Bestatters auch deutlich gewandelt, sodass eine selbstständige Berufsausübung neue Chancen und Perspektiven eröffnet. In diesem Beitrag sollen die Branche und wesentliche Voraussetzungen kompakt beleuchtet werden, um sich als Bestatter selbstständig zu machen.

Zur wirtschaftlichen Einordnung: Kostenaspekte einer Beerdigung

In früheren Jahren war es noch üblich, Sterbegeldversicherungen abzuschließen. Nicht ohne Grund, denn selbst bei einer vermeintlich einfachen Beerdigung im kleinen Familienkreis kommen schnell Summen über 5.000 Euro zusammen. Neben dem Sarg sind es vor allem die Kosten für das Grab und die Beisetzung, die die Rechnung schnell in die Höhe treiben. Zahlungskräftige Kunden, die eine ganz besondere Beisetzung wünschen (z.B. eine Seebestattung), werden auch noch tiefer in die Tasche greifen. Das heißt aber noch nicht, dass der selbstständige Bestatter automatisch hohe Gewinnmargen einfährt. Dies liegt in seiner persönlichen Verantwortung, die mit einer sorgfältigen Geschäftsplanung zielorientiert vorangetrieben werden sollte. Der folgende Beitrag nimmt angesichts dessen zu diesen Themen praxisorientiert Stellung:

  • Trends und Entwicklungen im Bestattungsgewerbe
  • Anforderungsprofil: aus dem Berufsalltag von Bestattern
  • Ausbildungsoptionen
  • formale Voraussetzungen für selbstständige Bestatter
  • außergewöhnliche Geschäftsideen: Vom Bestatter zum Eventmanager?
     

Das Bestattungsgewerbe: Trends und Branchenumfeld

Rolf Lichtner, der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, bezeichnet des Bestatter als außerordentlich anspruchsvollen Beruf, der sich immer mehr Richtung Eventmanager entwickelt. Hintergrund ist, dass viele Menschen nicht mehr aktiv in der Kirche sind, sodass Bestatter im Rahmen ihrer Arbeit auch eine gewisse rituelle Begleitung anbieten müssen. Obwohl es erstaunlicherweise für das Bestattungsgewerbe keine großartigen Einstiegshürden bzw. Qualifikationserfordernisse gibt, setzen Beerdigungsunternehmen auf Fachwissen. Auch wenn das Bild des Bestatters in der Öffentlichkeit und Wahrnehmung eher negativ geprägt ist, so handelt es sich um einen stark nachgefragten Beruf. Auf einen Ausbildungsplatz kommen derzeit etwa 20 Bewerber. Das ist eine Quote, von der viele andere Branchen nur träumen können, die händeringend nach Fachkräften suchen. Insgesamt lässt sich der Trend festhalten, dass selbstständige Bestatter ihren Serviceumfang und somit letztlich auch ihre Verdienstmöglichkeiten ausweiten. Neben dem Kerngeschäft ‚Organisation von Beerdigungen‘ werden immer öfter auch Trauerredner vermittelt und eigene Trauerhallen wirkungsvoll eingerichtet.
 

Über sinkende Gewinnmargen im Bestattungsgewerbe

Zu beachten ist aber auch die gefährliche Entwicklung, dass die Gewinnmargen generell eher geringer werden. Dies liegt vor allem daran, dass Urnenbestattungen einen immer größeren Anteil ausmachen. In 50 % aller Fälle entscheiden sich die Hinterbliebenen oder der Verstorbene selbst für eine Urnenbeisetzung. Für diese Form wählen nur noch die wenigsten ein teures Sargmodell. Teure Eichensärge, die mitunter gute Gewinnmargen in Aussicht stellen, werden nur noch selten gewünscht.
 

Zur besseren Orientierung: Struktur der Bestattungsbranche in Deutschland

Damit Interessenten sich ein besseres Bild zur Beurteilung der Ausgangslage machen können, sei an dieser Stelle die Bestattungsbranche in ihren wesentlichen Zügen kurz skizziert. Der Beruf des Bestatters ist frei und ungeregelt. Seit 2003 gibt es allerdings den bundesweit einheitlichen Ausbildungsberuf zur Bestattungsfachkraft. Es ist möglich, den Beruf des Bestatters ohne eine Ausbildung oder Prüfung selbstständig auszuüben. Aktuell gibt es in Deutschland über 5.000 Bestattungsunternehmen, wobei diese Umsätze von deutlich über 15 Milliarden Euro erwirtschaften. Mehr als die Hälfte der Bestattungsunternehmen gehört dem Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. an. Die daraus resultierende Konkurrenzsituation lässt eine Standortanalyse zu Beginn als alternativlos erscheinen. Wie viele Bestattungsunternehmen gibt es bereits? Welcher Aktionsradius soll bedient werden? Welcher Standort erscheint für Geschäftsräume sinnvoll?
 

Berufsbegleitende Ausbildungsoption: geprüfter Bestatter

Für Quereinsteiger ist es auch möglich, eine berufsbegleitende Ausbildung zum geprüften Bestatter zu absolvieren. Dabei wird praxisrelevantes Wissen in den folgenden Bereichen erworben, sodass eine ganzheitliche Geschäftsführung ermöglicht wird:

  • Rechtsaspekte
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Kundenberatung und Betreuung
  • hygienische Versorgung
  • Warenkunden/Grabtechnik
  • Trauerpsychologie
     

Formale Voraussetzungen für die Selbstständigkeit als Bestatter

Grundsätzlich ist es in Deutschland relativ einfach, sich als Bestatter selbstständig zu machen. In erster Linie muss ein Gewerbe angemeldet werden, um die Tätigkeit offiziell ausüben zu dürfen. Eine Eignungsprüfung oder gar ein Meistertitel sind für Bestatter auf dem Weg in die Selbstständigkeit nicht vorgesehen. Bei der Gewerbeanmeldung muss das konkrete Leistungsspektrum möglichst exakt und umfassend angegeben werden. Hieraus können sich Nachweispflichten ergeben. Wer eine Leichenkühlkammer in den eigenen Geschäftsräumen aufstellen will, braucht dazu eine Genehmigung vom Gesundheitsamt. Was die formal korrekte Ausübung des Berufs anbelangt, so müssen zentrale Gesetze und Bestimmungen beachtet werden. In Bezug auf den Bestatter sind das insbesondere…

  1. das Grabnutzungsrecht
  2. das Bestattungsgesetz
  3. geltende Friedhofsordnungen

Existenzgründer in diesem Bereich sollte sich also frühzeitig erkundigen, welche Nachweise für ihre Geschäftsidee in Betracht kommen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Gewerbeanmeldung nicht unnötig in die Länge gezogen wird.
 

Planung und Finanzierung der Anfangskosten für ein Bestattungsunternehmen

Die anfänglichen Investitionskosten können schnell sechsstellig werden, wenn Geschäftsräume umgebaut und eingerichtet werden müssen. Auch ein gewisses Inventar an Särgen und Urnen sollte vorhanden sein, damit Kunden es begutachten können. Da nur wenige angehende selbstständige Bestatter derart viel Eigenkapital mit einbringen können, werden externe Geldgeber mit einem professionellen Businessplan überzeugt werden müssen. Unabhängig davon können und sollten angehende selbstständige Bestatter ebenfalls alle staatlichen Fördermöglichkeiten prüfen. Auch die laufenden Kosten sind gerade in der Startphase stets fest im Blick zu halten.
 

Anforderungen ehrlich prüfen: Was bedeutet der Berufsalltag als selbstständiger Bestatter?

Die Arbeit mit Menschen in einer schwierigen Lebenssituation wird Tag für Tag im Mittelpunkt stehen. Bestatter müssen diskret und verständnisvoll vorgehen und sich schnell auf unterschiedliche Menschentypen einstellen können. Schließlich gilt es, die Wünsche des Verstorbenen und der Hinterbliebenen mit einer perfekten Organisation würdevoll umzusetzen. Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen ist daher eine wichtige Grundvoraussetzung für diesen Beruf. Zudem sind gewisse psychologische Grundkenntnisse erforderlich, auch um zum Teil bewegende Schicksalsschläge nicht zu nah an sich heranzulassen. Buchstäbliche Berührungsängste mit dem Tod sind in diesem Beruf fehl am Platze.
 

Vermarktung mit Alleinstellungsmerkmalen: Außergewöhnliche Geschäftsideen können auch im Bestattungsgewerbe erfolgreich sein

Was die Vermarktung des Bestattungsunternehmens angeht, so spielt die Mund-zu-Mund-Propaganda sicher immer noch eine große Rolle. Auch wenn man in diesem Kontext schwer von Zufriedenheit reden kann: zufriedene Kunden sind auch unaufgefordert dazu bereit, das Bestattungsunternehmen weiterzuempfehlen. Gerade in diesem Bereich spielen persönliche Empfehlungen eine große Rolle. Zeitungsannoncen sollten ebenso zu den Marketingaktivitäten wie eine moderne Homepage gehören. Hier können sich Kunden in aller Ruhe mit den Leistungen und Hilfestellungen befassen und Kontakt aufnehmen. In erster Linie gilt es, online und offline Präsenz zu zeigen und so für potenzielle Kunden auffindbar zu sein. Was die bereits angesprochenen Trends angeht, so hat sich auch im Bestattungsgewerbe viel getan. Beispielsweise erobern immer mehr Discountangebote den Markt. Doch Vorsicht: wer sich in diesem Bereich unternehmerisch beweisen möchte, sollte wirklich alle Kosten und Gewinnmargen fest im Blick haben.

Abgesehen davon bietet sich die strategische Option an, sich durch Alleinstellungsmerkmale wirksam in der Kundenwahrnehmung zu platzieren. In diesem Sinne muss eine Beerdigung durchaus nicht mehr nur trist und schwarz daher kommen. Bunte Elemente erleben ebenso wie individuell gestaltete Särge (z.B. mit Bildern oder Fotomotiven) eine hohe Nachfrage. Insofern sollten selbstständige Bestatter mit Blick auf die Konkurrenz ihr Leistungsspektrum mit Bedacht aufstellen. Neben den traditionellen Erd- und Feuerbestattungen sollte auch geprüft werden, inwiefern am gewählten Standort eine Nachfrage für moderne Bestattungsarten vorhanden ist. Hier ist etwa an eine Baumbestattung zu denken, in Rahmen welcher die sterblichen Überreste symbolträchtig an einer Baumwurzel beigesetzt werden.

Kurzzusammenfassung auf einen Blick: selbstständig machen als Bestatter

  1. Aufgrund der demografischen Entwicklung handelt es sich um einen sehr zukunftssicheren Beruf. Das gesamte Bestattungsgewerbe erwirtschaftet mit über 5.000 Unternehmen jedes Jahr zweistellige Umsätze in Milliardenhöhe
  2. Auch wenn das öffentliche Image etwas anderes vermuten lässt, so sind Ausbildungsplätze zum Bestatter sehr gefragt
  3. Die Einstiegshürden sind auch für Quereinsteiger recht gering, eine Berufsausbildung ist nicht zwingend erforderlich
  4. Eine sorgfältige Kalkulation ist von Beginn an unabdingbar, da die Gewinnmargen in den letzten Jahren gesunken sind. Dies liegt vor allem daran, dass jede 2. Beisetzung ein Urnenbegräbnis ist
  5. Etwaige Nachweispflichten ergeben sich aus dem konkreten Leistungsspektrum, das im Rahmen der notwendigen Gewerbeanmeldung angegeben werden muss
  6. In den letzten Jahren werden Bestatter immer mehr auch zu Eventmanagern. Dies liegt an der abnehmenden Bindung zur Kirche und daran, dass immer mehr Menschen sich eine sehr individuelle Zeremonie für den letzten Lebensweg wünschen.

Das ändert sich bei Ihrer Krankenversicherung, wenn Sie selbstständig sind

Als Selbstständige/r oder Freiberufler/in sind Sie nicht mehr automatisch in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) pflichtversichert. Sie müssen sich nun aktiv für eine Form der Krankenversicherung entscheiden. Die Beitragshöhe in der GKV orientiert sich am Einkommen. Die Kosten für Selbstständige betragen in diesem Jahr zwischen ...

weiterlesen Krankenkassenrechner