Selbstständig machen mit einem Kurierdienst

Kurierdienst Sprinter Heckansicht

Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive mit Selbstverwirklichungsmöglichkeiten oder aber um eine Phase der Arbeitslosigkeit zu beenden, fragen sich viele Gründungswillige, mit welcher Geschäftsidee sich gute Perspektiven nutzen lassen. Gut fahren können Existenzgründer unter Umständen buchstäblich mit der Geschäftsidee, sich selbstständig mit einem Kurierdienst zu machen. Doch in dem zweifelsohne hart umkämpften Markt gilt es, von Beginn an mit einer gewissenhaften Planung und einer nachhaltigen strategischen Ausrichtung die Weichen auf Erfolg zu stellen.

In diesem Beitrag sollen in diesem Sinne neben formalem Rahmenbedingungen und Erfordernissen auch strategische Alternativen skizziert werden. Letztlich soll durch eine breite Sicht auf die Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit Kurierdienst‘ sichergestellt werden, dass die gewerblichen Fahrten mit einem eigenen Kurierdienst nicht in einer wirtschaftlichen Sackgasse landen.

Existenzgründung mit einem Kurierdienst: Themen für den Weg in die berufliche Selbstständigkeit

  • Bewertung der Ausgangslage
  • Ableitung von Chancen (strategische Ausrichtung)
  • Auftragsakquise als selbstständiger Kurierfahrer
  • Kurierdienst gründen: Welche formalen Kriterien gibt es?
  • strategische Alternativen: Franchise oder Subunternehmertum?
     

Ausgangslage einschätzen: Auftragslage für Kurierdienste

Eine kurze Internetrecherche reicht aus, um sich ein Bild von der möglichen Konkurrenzsituation am gewählten Standort zu verschaffen. Neben den großen und bekannten Lieferdiensten gibt es je nach Standort viele kleine Kurierdienste, die sich oft in einer mehr oder weniger profitablen Nische befinden. Generell ist die Nachfrage für Kurierdienstleistungen jetzt und in Zukunft hoch, da alleine durch den boomenden Internethandel immer mehr Güter zuverlässig von A nach B bewegt werden müssen. Auch wenn die Post offiziell noch ein Monopol innehat, so zeigt die aufstrebende Konkurrenz, dass der Markt wohl noch nicht gesättigt ist. Darüber hinaus gibt es eine große Bandbreite an möglichen Kurierdienstleistungen, die sich auf diverse Güter oder auch Formen des Transports ausrichten können. Das Internet kann zudem ein sehr effizienter und reichweitenstarker Kanal bei der Vermarktung von professionellen Kurierdienstleistungen sein. Es gilt, sich von Beginn an medienwirksam und vor allem reichweitenstark aufzustellen, um von potenziellen Kunden überhaupt gefunden werden zu können.
 

Was folgt daraus für die strategische Ausrichtung?

Wer sich mit einem Kurierdienst selbstständig machen möchte, muss sich vollends im Klaren über die schwierige Ausgangslage sein. Die möglichen Perspektiven samt Nachfrage sind gut, die Konkurrenz aber ist enorm. Und dies hat letztlich einen Preiskampf zur Folge, der Existenzgründern gerade in der Startphase zusetzen kann. In diesem Sinne sind Kampfpreise sicher der falsche Weg, um sich langfristig mit einer nachhaltigen Geschäftsbasis am Markt zu etablieren. Ist ein Standort und Aktionsradius als Basis für die Selbstständigkeit mit einem Kurierdienst gefunden, so ist nach einer Angebotslücke zu suchen: Welche Art von Kurierdienst gibt es noch nicht? Welches Kundenbedürfnis wird noch nicht befriedigt? Wer sich diese Fragen stellt, wird automatisch an der strategischen Positionierung seiner Geschäftsidee arbeiten.
 

Chancen einer Nischenstrategie ausloten

In der Regel können kleinere Kurierdienste nur gegen die großen Marktführer bestehen, wenn sie sich spezialisieren und auf eine profitable Nische setzen. Diese gilt es zu finden und erfolgreich zu besetzen. Dabei ist neben dem Fokus auf bestimmte Transportgüter auch an mögliche Transportarten zu denken. In diesem Kontext muss auch schon über das Leistungsspektrum und die Zielgruppe nachgedacht werden, da alles ganzheitlich aufeinander abgestimmt werden muss. Wer sich z.B. auf den Transport frischer Bio-Lebensmittel fokussieren will, kann dies mit Blick auf eine umweltbewusste Zielgruppe als Fahrradkurier verwirklichen. Wer hochwertigen Schmuck (mit entsprechendem Versicherungsschutz!) transportieren will, muss neben Sicherheitsstandards auf geeignete Behältnisse achten. Wichtig ist, dass sich für Kunden ein stimmiges Bild ergibt. Ein Kurier für frische Bio-Lebensmittel, der mit einem alten Diesel-Transporter vorfährt, wird weniger authentisch wirken als ein dynamischer Fahrradkurier, der die Geschäftsidee selber lebt…
 

Mehrwerte & Alleinstellungsmerkmale im Businessplan präzisieren

Der Businessplan ist der richtige Ort, um allen Geschäftsfeldern ein potenzialorientiertes Gesicht zu verleihen. Nur wer in allen Punkten und vor allem bei der Planung der Finanzen glänzen kann, wird mögliche Geldgeber überzeugen. Zu beachten ist, dass im Falle der Gründung einer größeren Unternehmens sehr schnell mit hohen Kosten zu rechnen ist. Man denke an Büroräume, qualifiziertes Personal und vor allem eine funktionale und ressourcentechnisch ausreichende Fahrzeugflotte. Angesichts der ausgeprägten Konkurrenzsituation macht es Sinn, sich auch in puncto Qualität von der Konkurrenz abzuheben. Die meisten potenziellen Kunden werden negative Erfahrungen mit unzuverlässigen Kurierdiensten gesammelt haben. Insofern gilt es, mit konsequenten Qualitätsstandards für zufriedene Kunden zu sorgen. Auf diese Weise kann die so wichtige Kundenbindung verstärkt werden. Zudem sind zufriedene Kunden die besten Werbebotschafter, die sich aufstrebende Existenzgründer wünschen können. Persönliche Empfehlungen oder positive Bewertungen im Internet können wirksame Instrumente sein, um den anvisierten Wachstumskurs des Kurierdienstes zu festigen.
 

Auf der Suche nach DER guten Geschäftsidee…

Nicht wenige ambitionierte Existenzgründer sind auf der Suche nach DER Geschäftsidee. Hier auf selbststaendig.de können angehende Gründer u.a. nachlesen, was eine gute Geschäftsidee (https://www.selbststaendig.de/wissen/geschaeftsidee-checkliste) ausmacht. Letztlich sollte immer aus Kundensicht und nie aus der eigenen Wahrnehmungsperspektive gedacht werden. Es gilt, ein Problem aus Kundensicht effektiv und möglichst ressourcenschonend zu lösen. Wer dann noch innovativ agiert, Kunden positiv überrascht und sich medienwirksam vermarktet, wird wichtige Zutaten für eine gute und vor allem erfolgreiche Geschäftsidee nutzen können.
 

Als selbstständiger Kurierfahrer an Aufträge gelangen

Der Erfolg der Selbstständigkeit mit einem Kurierdienst steht und fällt mit der Auftragslage. Es kann nichts Schlimmeres geben als ungenutzte Fahrzeuge, die nur Geld kosten, aber im wahrsten Wortsinne keine Umsätze einfahren. Insofern sollte die Auftragsakquise von Beginn an auf eine möglichst breite Basis gestellt werden. Existenzgründer sollten schon im Vorfeld der Geschäftsplanung die Option prüfen, mit Kurierzentralen wie DWK oder Birwe zusammenzuarbeiten. Die hierbei vom Kurierdienst zu entrichtende Vermittlungsgebühr kann die Rentabilität allerdings in enge Grenzen setzen. Insofern gilt es, mit einer suchmaschinenoptimierten Homepage und Werbung in lokalen Medien (Zeitung oder Radio) mächtig bzw. besser gesagt reichweitenstark die Werbetrommel in eigener Sache zu rühren. Möglich ist es auch, Kooperationen mit Speditionen als Subunternehmer zu schließen (dazu später mehr). Zudem sollten Internetportale wie uship.com genutzt werden, um die Auftragslage so positiv wie nur möglich zu gestalten.
 

Franchising als strategische Option prüfen

Wer die mitunter hohen Kosten für die Existenzgründung minimieren und sofort auf ein funktionierendes System zurückgreifen möchte, kann in diesem Bereich entsprechende Franchiselösungen prüfen. Mögliche Partner wären German Parcel (General Logistics Systems) und Fastway Couriers. Zu beachten ist aber, dass Startkapital und Franchisegebühren ebenfalls enorme finanzielle Belastungen darstellen können. Die Vor- und Nachteile von Franchiselösungen muss in diesem Sinne jeder angehende Existenzgründer individuell für sich gewichten. Zu den nicht unbedeutenden Nachteilen gehört sicherlich, dass die eigentlich angestrebte unternehmerische Handlungsfreiheit in einem solchen vertraglichen Korsett doch sehr eingeengt sein würde.
 

Subunternehmer und das Risiko der Scheinselbstständigkeit

Gerade im Bereich von Kurierdiensten gibt es sehr viele Subunternehmen, die nicht selten für renommierte Transportunternehmen arbeiten. Diese Option ist mit Vorsicht zu genießen, denn nicht selten führen sie direkt in die Scheinselbstständigkeit. Dies ist immer dann der Fall, wenn vermeintlich selbstständige Kurierfahrer in Strukturen fest eingebunden sind und so de facto weisungsgebunden agieren. Hinzu kommt, dass die Kosten für das Fahrzeug in einem solchen Fall oft selber getragen werden müssen. Welcher Gewinn soll dann erzielt werden, wenn die gezahlte Vergütung pro Paket nur sehr gering ist? Wer sich selbstständig mit einem Kurierdienst machen und diese Option prüfen will, sollte im Vorfeld genau nachrechnen, wann dieses Szenario lohnenswert sein kann. Zudem ist die Frage aufzuwerfen, wie ein mögliches Kooperationsverhältnis rechtlich einzuordnen ist.

Kurierdienst gründen: formale Voraussetzungen

Generell handelt es sich bei einem Kurierdienst um eine gewerbliche Tätigkeit, die anmeldepflichtig ist. Insofern muss vor der Aufnahme der eigentlichen Geschäftstätigkeit zwingend ein Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt angemeldet werden. Ob und in welchem Umfang mit einer gesonderten Erlaubnispflicht zu rechnen ist, hängt von der Art der zu transportierenden Güter und der Größe der Transportfahrzeuge ab. Ohnehin müssen auf dem Formular zur Gewerbeanmeldung detaillierte Angaben zum Leistungsspektrum gemacht werden. Hieraus ergibt sich im Einzelfall, welche Nachweise Existenzgründer für einen Kurierdienst noch einzubringen haben. Um zeitliche Verzögerungen zu vermeiden, sollten die individuellen Voraussetzungen so früh wie möglich geklärt werden. Generell müssen für die Bewilligung des Gewerbescheines etwa 4 Wochen einkalkuliert werden. Dies gilt aber freilich nur für den Fall, wenn mit dem Antrag zur Gewerbeanmeldung alle notwendigen Nachweise und Formulare eingereicht wurden.
 

Existenzgründung mit dem Kurierdienst: Rechtliche Voraussetzungen

Generell ist zu beachten, dass Kuriertransporte mit einem zulässigen Gesamtgewicht unter 3,5 Tonnen genehmigungsfrei sind. Wer also nur kleinere Gegenstände transportieren will, muss nicht mit einer erweiterten Genehmigungspflicht rechnen (es sei denn, die Güter weisen in irgendeiner Form sicherheitsrelevante Fragen auf). Für Kurierdienste, die ein Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen überschreiten, reicht eine einfache Gewerbeanmeldung definitiv nicht aus. Hier greifen die Bestimmungen des Güterkraftverkehrsgesetzes. Vorgesehen ist in diesem Fall eine Fachkundeprüfung, die mit dem Erwerb des Güterkraftfahrscheines abgeschlossen wird. Zudem wird das Gewerbeamt in diesem Fall prüfen, ob angehende Existenzgründer die finanziellen Voraussetzungen erfüllen. In der Regel kann dies durch eine Unbedenklichkeitserklärung vom Finanzamt problemlos nachgewiesen werden.
 

Kurzzusammenfassung zur Existenzgründung mit einem Kurierdienst

  1. Der Markt für professionelle Kurierdienstleistungen ist hart umkämpft, die Zukunftsaussichten sind durch den boomenden Online Handel allerdings sehr gut. Angesichts dessen ist gerade für Existenzgründer eine kluge strategische Ausrichtung sehr wichtig für nachhaltigen Erfolg von Beginn an
  2. Es empfiehlt sich, eine profitable Nische zu besetzen. Aus Kundensicht muss sich ein stimmiges Bild ergeben. Leistungsspektrum, Standort und Zielgruppe müssen dementsprechend perfekt aufeinander abgestimmt werden
  3. Aufträge gewinnen als selbstständiger Kurierfahrer: neben Zentralen sollte vor allem das Internet für die Vermarktung der eigenen professionellen Dienstleistungen genutzt werden. Zudem gibt es spezialisierte Internetportale, auf denen Kurierdienste an Aufträge gelangen können
  4. strategische Alternativen prüfen: Franchiselösungen oder eine Tätigkeit als Subunternehmer (Vorsicht vor dem Risiko der Scheinselbständigkeit!)
  5. Formale Startvoraussetzungen: vor der Aufnahme der Geschäftstätigkeit ist ein Gewerbe anzumelden. Sofern das Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen mit den genutzten Fahrzeugen überschritten wird, ist mit einer erweiterten Nachweispflicht zu rechnen.

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