Existenzgründung im Metallbau: Die wichtigsten Vorüberlegungen zwischen Betriebsausrüstung und Standortwahl

Metallbaubetriebe oder Schlossereien sind nach wie vor äußerst gefragte Ansprechpartner. Denn durch ihre enorme Flexibilität können sie nicht nur eine breite Kundenschar zwischen Heimwerker und Großbaustelle bedienen, sondern vor allem höchst individuelle Produkte fertigen.

Wer in diesem faszinierenden Metier gründen möchte, sollte sich jedoch nicht nur um generelle Vorbedingungen wie Businesspläne und Meisterbriefe Gedanken machen, sondern ebenso über einige „handfestere“ Themen nachdenken.
 

Spezialist oder Generalist?

Metallbau ist in der Praxis ein sehr breites, heterogenes Feld. Das beginnt schon dort, wo es um die eigentlichen Dienstleistungen geht, die rund um diese Produkte möglich sind:

  • Urformen: Anfertigen eines Werkstücks aus einem formlosen Stoff; etwa Gießen.
  • Umformen: Dauerhaftes Verformen eines Werkstücks mit verschiedenen Techniken, etwa Schmieden.
  • Trennen: Ändern der Formgebung durch Wegnahme von Material, beispielsweise Drehen und Fräsen.
  • Fügen: Dauerhaftes Verbinden mehrerer Werkstücke, etwa durch Schweißen.
  • Beschichten: Aufbringen eines anderen Materials auf ein Werkstück, beispielsweise durch Verzinken.
  • Stoffeigenschaften ändern: Verschiedene Verfahren, mit denen die Werkstückeigenschaften beeinflusst werden, etwa das Oberflächenhärten.


    Hierbei handelt es sich nur um die Obergruppen der Fertigungsverfahren nach DIN 8580. Schon dabei ist es möglich, sich zu spezialisieren. Zu jeder dieser Maßnahme gehören jedoch teils Dutzende, sich stark voneinander unterscheidende Fertigungsverfahren.

    Allein, was nur die Produktgruppe der Rohre anbelangt, gibt es genügend Optionen für einen Betrieb, um nur damit zu existieren. Etwa, indem er sich auf das Anfertigen von Rohrverbindungen mit Aushalsungen konzentriert und dadurch beispielsweise in Unternehmen die Druckluftversorgung realisiert. Oder denken Sie an Firmen, deren gesamtes Geschäft sich darauf stützt, Pipeline-Elemente zu fertigen und zusammenzuschweißen. Ebenso gibt es Metallbaubetriebe, die nichts anderes tun, als Geländer, Fenstergitter und Tore aus Profilen zusammenzuschweißen und diese zu verzinken oder auf andere Weise zu beschichten.

    Zudem: Grundsätzlich zählt der Metallbau zwar zu den zulassungspflichtigen Handwerken. Allerdings gibt es bereits mehrere berufliche Hintergründe zwischen Schweißer und Zerspanungsmechaniker, mit denen Sie sich mit einem entsprechenden Meisterbrief selbstständig machen können. Überdies existieren verschiedene Kombinationsmöglichkeiten aller Verfahren für ein sinnvolles Angebotsportfolio. Für Sie bedeutet das primär eines: Sie sollten im Rahmen der Marktsondierung nicht nur Ihren eigenen Metall-Background betrachten, sondern eruieren, welche Techniken für Ihre Kundenstruktur interessant wären – und für Sie in Sachen Kosten und Fachkräfte umsetzbar.

    Ob es für Sie besser wäre, wenigstens teilweise ein Generalist zu sein oder sich stark auf einige wenige Bereiche von Produkten und Fertigungsverfahren zu spezialisieren, kann deshalb nicht pauschal beantwortet werden. In beiden Segmenten gibt es sehr erfolgreiche Metallbaubetriebe.
     

    Stahlbauer, Aluminium-Spezialist oder …?

    Bereits die Möglichkeiten aus dem zurückliegenden Kapitel sorgen für eine sehr starke Diversifikation des Metallbaus. Dabei haben wir dort noch nicht einmal einen weiteren Schwerpunkt betrachtet – das Material selbst.

    Es gibt – im weitesten Sinn – zirka 95 unterschiedliche Metalle auf der Periodentafel der Elemente. Davon mag zwar ein Großteil für einen Metallbaubetrieb irrelevant sein, weil die Gruppe der technisch wichtigsten Metalle deutlich kleiner ist. Doch selbst dann müssen Sie noch zwei wichtige Faktoren beachten:

    1. Durch die Mischung von Metallen und anderen Elementen (etwa Kohlenstoff) existiert eine riesige Bandbreite von Legierungen; alle mit unterschiedlichen Eigenschaften hinsichtlich der Werkstücke und deren Bearbeitung. So gibt es allein rund 3.500 verschiedene Stahllegierungen.

    2. Weiter unterscheiden sich die Material- und Bearbeitungseigenschaften massiv zwischen den verschiedenen Basismetallen, auf denen Legierungen basieren. Daher ist beispielsweise eine typische Aluminiumlegierung zwar deutlich einfacher zu trennen als eine aus Stahl. Dafür jedoch ist das Schweißen viel komplexer und verlangt andere Maschinen und Werkzeuge.

    Das bedeutet für Sie: Neben den generellen Fertigungstechniken müssen Sie sich darüber Gedanken machen, welche Metalle Sie überhaupt bearbeiten möchten. Denn damit geht ebenfalls einher, welche Ausrüstung und Fachkräfte Sie benötigen.

    Beispielsweise könnte es einen Stahlbaubetrieb geben, der schlichtweg ablehnen muss, wenn ein Kunde ihn bittet, Stücke aus Aluminiumguss oder Titan zu schweißen – mitunter nur deshalb, weil es im Unternehmen niemanden gibt, der die dafür nötigen speziellen Schweißkenntnisse beherrscht. Diese unterscheiden sich erheblich von denjenigen, die für herkömmliche Eisenmetalle vonnöten sind.
     

    In der Praxis läuft es meist darauf hinaus, dass sich Metallbaubetriebe auf eine von drei typischen Metallgruppen beschränken:

    1. Eisenmetalle: Also alles, was maßgeblich auf Eisen basiert.
    2. Nichteisenmetalle: Generell alle (im Metallbau-Sinn „technisch üblichen“) Metalle, die kein Eisen enthalten.
    3. Leichtmetalle: Eine Gruppe von Nichteisenmetallen, die sich durch eine Dichte kleiner als 5 g/cm³ auszeichnen. Maßgeblich sind hier Aluminium und (mit deutlichem Abstand) Titan und Magnesium.


      Für eine Gruppe sollten Sie sich für den Anfang ebenfalls entscheiden. Zumal es keine Festlegung für immer sein muss, denn eine Erweiterung des Portfolios zu einem späteren Zeitpunkt ist fast immer machbar.
       

      High-Tech oder Handwerk?

      Bei fast sämtlichen Fertigungstechniken (sowohl die Hauptgruppen als auch alle unterhalb davon zusammengefassten Techniken) ist es heute möglich, zwei unterschiedliche Wege zu gehen.

      • Der erste ist der althergebrachte, stark handwerklich Weg. Er stützt sich auf Methoden und Werkzeuge, die mitunter schon seit Jahrtausenden in fast unveränderter Form in Gebrauch sind.

      • Der zweite ist der moderne, hochtechnisierte Weg. Bei ihm kommen modernste Techniken zum Einsatz, bei denen stets der Computer das Werkzeug (hauptsächlich) führt.


      Erneut gibt es aus beiden Bereichen hocherfolgreiche Metallbaubetriebe. Allerdings handelt es sich hierbei um weit mehr als nur eine Glaubensfrage. Mit der Entscheidung stehen und fallen für Sie einige sehr wichtige Faktoren:

      • Die generellen Anschaffungs- und Gründungskosten
        Denn natürlich ist beispielsweise eine rein mechanische Fräsmaschine deutlich günstiger als eine, die komplett computergesteuert wird. Dafür jedoch können die technischen Werkzeuge durch die Güte ihres Arbeitsergebnisses mitunter weitere Bearbeitungsschritte und somit Maschinen und Werkzeuge überflüssig machen.

      • Die Personalbeschaffung und deren Kosten
        Handwerkliche Techniken sind stets personalintensiver. Außerdem hängt das Arbeitsergebnis von menschlichen Qualitäten ab. Dafür jedoch können Menschen mitunter deutlich flexibler agieren als viele Maschinen.

      • Die Schnelligkeit, Präzision und Wiederholgenauigkeit der Fertigung
        Ein erfahrener Metallbauer kann definitiv so präzise und wiederholgenau sein wie eine CNC-Maschine. Nicht umsonst sind beispielsweise die kostbarsten Schneidwerkzeuge der Welt allesamt handgeschmiedet. Allerdings benötigen Sie zumindest ungleich mehr (gutes) Personal, um einen ähnlich hohen Ausstoß zu erzielen. Ein CNC-Laser etwa kann innerhalb weniger Minuten komplexeste Formen aus einer Blechplatte schneiden – beispielsweise als Fassadenverzierung. Ein Mensch mit einem handgeführten Plasmaschneider bräuchte für dasselbe Ergebnis mindestens einige Stunden.

      • Die Erwartungen Ihrer Kundschaft
        Je nach Kundenstamm überwiegt hier entweder die Wertschätzung für Handwerk, wodurch ebenso die Bereitschaft besteht, mehr dafür zu zahlen und länger zu warten, oder der Fokus liegt auf „schnell und viel zu günstigen Preisen“.

      Zugegeben: Mittel- bis langfristig wird der Technisierungsgrad im Metallbau stark ansteigen. Gänzlich verdrängen wird er handwerkliche Methoden jedoch wohl nie. Daher kommt es erneut in hohem Maß darauf an, wo Sie sich ganz persönlich als selbstständiger Metallbauer sehen.
       

      Neu gründen oder Nachfolge antreten?

      Wir kommen zu einem Punkt, der nicht spezifisch für den Metallbau ist, sondern der sich praktisch jedem potenziellen Gründer stellt: Wollen Sie ein Unternehmen gänzlich neu aus der Taufe heben oder lieber eines übernehmen, das mitunter schon seit Jahrzehnten existiert?

      Natürlich hat diese Frage viel mit der Verfügbarkeit in Ihrer Region zu tun. Ebenfalls spielen die Kosten eine oftmals nicht zu vernachlässigende Rolle – ein fix und fertiger Metallbaubetrieb, erst recht mit guten wirtschaftlichen Zahlen, dürfte Sie deutlich mehr kosten als ein kleines Unternehmen aufzubauen.

      Nicht zuletzt sind erneut Ihre Wünsche und Vorstellungen maßgeblich: Wer übernimmt, der fühlt sich oftmals (wenigstens für längere Zeit) nicht so sehr mit seinem Unternehmen verbunden wie jemand, der alles nur durch Eigenleistung aufgebaut hat.
       

      Tatsächlich ist das Thema Neugründung oder Nachfolge so komplex und umfangreich, dass dazu ein eigener Artikel nötig ist. An dieser Stelle deshalb für Sie nur die wichtigsten Schlüsselfakten:

      • Die Neugründung gibt Ihnen volle Handlungsfreiheit, wohingegen Sie bei der Nachfolge ein Unternehmen mit allen Stärken und Schwächen übernehmen.
      • Die Nachfolge limitiert Sie stets auf eine mehr oder weniger kleine Gruppe von am Markt verfügbaren Betrieben – inklusive deren Standort. Beim Gründen hingegen können Sie diesbezüglich völlig frei agieren.
      • Bei der Nachfolge erhalten Sie ein komplett funktionsfähiges, etabliertes Unternehmen mit voller Personalbestückung und Kundenliste, das sofort Umsätze erwirtschaftet (wenngleich nicht zwingend Gewinne). Die Neugründung dauert hingegen deutlich länger.
      • Nachfolge kann mitunter bedeuten, wirtschaftliche Fehler Ihres Vorgängers beheben zu müssen. Einen kränkelnden Betrieb zu übernehmen und erfolgreich zu machen, kann deshalb schwieriger sein, als einfach „bei Null“ zu beginnen – nicht zuletzt, weil ein negatives Image bei den Kunden in ein positives umgewandelt werden muss. Das geht nur durch Geduld, Überzeugungsarbeit (Stichwort Marketing) und bedingungslos gute Auftragserfüllung.
      • Menschlich gesehen ist eine Übernahme nicht immer reibungslos. Erst recht, wenn der neue Besitzer Änderungen durchführen möchte. Nicht zuletzt kann es schwierig sein, gegen eingeschliffene Gewohnheiten anzugehen. Da Sie bei einer Neugründung alle Mitarbeiter gemeinsam in einer neuen Umgebung zusammenbringen, gestaltet sich dieser Punkt deutlich einfacher.

        Erneut gilt: Was für Sie hiervon schwerer wiegt, obliegt einzig und allein Ihrer Verantwortung, muss aber genau deshalb sorgfältig geprüft und abgewogen werden.
         

        Wo gründen?

        Wenn Sie einen bestehenden Metallbaubetrieb übernehmen, dann stellt sich für Sie die Standortfrage schlichtweg nicht. Sie wird jedoch sozusagen doppelt bedeutend, wenn Sie Ihren Weg in die Selbstständigkeit darin sehen, eine Firma neu zu gründen.

        Nun sind die meisten Ausprägungen des Metallbaus nicht sonderlich limitiert, was die gesetzlichen Vorgaben anbelangt. Als typische Handwerksbetriebe dürfen solche Firmen beispielsweise in verschiedenen Arten von Baugebieten eröffnet und betrieben werden – oftmals allerdings je nach Betriebsgröße eingeschränkt.

        Was Emissionen anbelangt, geht es bei der Metallverarbeitung ebenfalls deutlich weniger schwierig zu als in der Metallindustrie – wo es um die Rohmetallerzeugung geht. In der Praxis spielen hier hauptsächlich Geräuschemissionen eine Rolle, nicht beispielsweise Abwässer oder Luftschadstoffe.

        Das bedeutet, es gibt deutschlandweit sehr viele Standorte, die aus rein gesetzlicher Hinsicht für Sie infrage kämen. Aus wirtschaftlicher Sicht allerdings müssen Sie hier weitere Faktoren bedenken und vor der Gründung sorgfältig eruieren:

        • Wie attraktiv ist eine Region hinsichtlich des aktuellen Fachkräftebestands und wie hoch ist die Attraktivität, um Fachleute aus anderen Regionen anzulocken? Der Metallbau ist schließlich geradezu eine Musterbranche für die Notwendigkeit von Präsenzarbeit.

        • Wie wichtig ist das lokale Zielgruppenpotenzial hinsichtlich der von Ihnen angepeilten Produktkategorie? Ein heterogenes Feld: Wenn Sie typische Metallprodukte für den Gebäudesektor fertigen, ist das lokale Potenzial wichtiger, als wenn Sie beispielsweise Schneidwaren produzieren möchten, die sich ebenso gut via Internet verkaufen lassen.

        • Wie ist es an einem Standort um die derzeitigen und zukünftigen Energiekosten und deren Versorgungssicherheit bestellt? Ganz besonders dann, wenn Ihr Geschäft es nötig macht, Metalle stark zu erhitzen oder gar einzuschmelzen, spielen diese beiden Faktoren eine zentrale Rolle.

        • Gibt es in der Region Konkurrenten, die zumindest teilweise eine ähnliche Produktpalette einer vergleichbaren Zielgruppe offerieren? Dies ist dann wichtig, wenn die lokale Abnehmerschaft maßgeblich für Ihren Erfolg ist.

        • Wie positiv ist die Region aus gesellschaftlicher und politischer Sicht gegenüber Ihrem Betrieb bzw. Ihrer Branche eingestellt? Dazu zählen nicht nur solche Faktoren wie die Kommunal- und Landessteuern, sondern ebenso die generelle Offenheit gegenüber dem Handwerk im Allgemeinen und dem Metallbau, respektive Ihrer Sparte des Metallbaus, im Besonderen.

        • Wie ist es vor Ort um die logistischen Gegebenheiten bestellt? Beim Metallbau ist hier vor allem die Verkehrsanbindung von Bedeutung; insbesondere dann, wenn Ihre Ausgangsmaterialien oder Endprodukte von ausgewachsenen LKW transportiert werden müssen.

        All das sind die wichtigsten der zentralen Fragen, nach denen Sie einen Standort auf seine generelle Tauglichkeit hin überprüfen müssen. Etwas einfacher wird es, weil es theoretisch und praktisch nur wenige Kilometer weiter deutlich bessere Bedingungen geben kann.
         

        Fazit

        Einen Metallbaubetrieb zu gründen, ist von einer enormen Vielfalt der Optionen geprägt. Zwischen typischen kleinen Schweißarbeiten und dem Anfertigen von architektonischen Luxusbauteilen in Serie liegen dadurch nicht nur sprichwörtlich Welten.

        Einen Königsweg gibt es indes nicht. Denn so vielfältig wie Metalle und ihre Nutzungsmöglichkeiten sind die Herangehensweisen bei der Gründung. Hier gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur das, was in der Praxis funktioniert.

         

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