Tipp: Diese Versicherungen brauchen Sie als Betreiber eines Onlineshops

Shoppingcart auf Händen

Hört man einer Unterhaltung zwischen Onlineshopbetreibern zu, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass sie sich auf einem Minenfeld befinden. Tun sie einen falschen Schritt, könnte das ihre Existenz kosten. Datenschutzverletzungen, Cyberangriffe und Markenrechtsprobleme sind nur drei von vielen Schwierigkeiten, die Onlineshopbetreiber bewältigen müssen. Doch die scheinbar ungünstigen Rahmenbedingungen lassen sich bei genauerer Betrachtung ganz gut handhaben.

Natürlich ist es richtig, dass im Internet einige Gefahren lauern, gegen die sich der kaufmännisch vorsichtige Onlineshopbetreiber tunlichst schützen sollte. Wäre es nicht großartig, wenn es auf dem Markt einfach einen Versicherer geben würde, der die spezifischen Probleme und Haftungsrisiken im Internet pauschal absichern würde? Die Wahrheit ist: Komplette Versicherungspakete eines einzigen Anbieters sind selten und noch seltener ist es, dass dieses Paket haargenau zu Ihren Ansprüchen passt.

Die Regel ist, dass Betreiber eines Onlineshops diverse Einzelversicherungen abschließen. Dieser Beitrag klärt, welche Risiken es überhaupt gibt, ob und wie Sie sich dagegen absichern können und wie sie das möglichst clever tun.
 

Die wichtigsten Versicherungen auf einen Blick

  • Betriebshaftpflichtversicherung

  • Berufshaftpflichtversicherung

  • Inhaltsversicherung

  • Cyberversicherung

  • Rechtsschutzversicherung

Wenn Sie mit knapp bemessenem Budget arbeiten, stellen Sie sich zu Recht die Frage, wie sinnvoll die einzelnen Versicherungen sind. Jede Versicherung hat für sich genommen ihre Berechtigung und kann mitunter unverzichtbar sein. Doch es gilt tatsächlich genau abzuwägen.

Wichtig ist, dass Sie eine individuelle Bedarfsanalyse durchzuführen. Falls Sie nicht wissen, wie das geht, dann sind Sie in bester Gesellschaft und sollten einen Profi – einen Versicherungsfachmann Ihres Vertrauens - hinzuziehen. Im Prinzip steckt es in der deutschen Mentalität, sich doppelt und dreifach abzusichern, doch Sie sollten dabei Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen. Insbesondere in der Existenzgründungsphase können Versicherungsbeiträge ein großes Loch in die Kasse reißen. Auf der anderen Seite sollten Sie Ihrem Sicherheitsbedürfnis Rechnung tragen.

Die folgenden Ausführungen stellen die gängigsten Policen für Onlineshopbetreiber in den Fokus.
 

Die Betriebshaftpflichtversicherung – existenzieller Schutz für alle!

Eine Betriebshaftpflichtversicherung tritt ein, wenn Sie einen Dritten schädigen. Stellt der Geschädigte Schadenersatzansprüche, tritt die Betriebshaftpflichtversicherung ein. Dabei geht es um Schäden an Personen und Sachen sowie um Folgeschäden. Drei kurze Beispiele, um die Risiken zu verdeutlichen:

  1. Ein Onlineshopbetreiber handelt mit Kosmetik und elektronischen Geräten. Eine Kundin erleidet eine allergische Reaktion und macht den Shopbetreiber haftbar. Die Betriebshaftpflichtversicherung kümmert sich um den Fall und kommt für die Kosten auf, die die Behandlung verursacht.

  2. Ein anderer Kunde kauft einen Fernseher im Onlineshop und schließt in ordnungsgemäß an. Ein Fehler im Gerät verursacht einen Kurzschluss beim Kunden und löst einen Brand aus. Die daraus entstehenden Kosten übernimmt ebenfalls die Betriebshaftpflichtversicherung.

  3. Neben ihrem Onlineshop betreiben Sie in der Innenstadt einen kleinen Store. Ein Kunde tritt ein und stolpert über die Türschwelle. Dabei bricht er sich den Unterarm. Die Betriebshaftpflichtversicherung übernimmt die daraus entstehenden Kosten.
     

Produkthaftpflichtversicherung ist Bestandteil einer guten Betriebshaftpflichtversicherung

Das soeben beschriebene Kosmetik-Beispiel ist ein klassischer Fall für eine Produkthaftpflichtversicherung. Sie sichert Schadensersatzansprüche aus Schäden ab, die durch fehlerhafte Produkte bei Ihren Kunden entstehen. Eine Produkthaftpflichtversicherung kann nur in Kombination mit einer Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen werden und ist für Händler im Online-Business relevant. Noch wichtiger wird die Produkthaftpflichtversicherung, wenn Sie selbst Waren herstellen oder erzeugen. Erzeugen Sie die Produkte nicht selbst, sondern treten nur nach außen wie ein Hersteller auf – das nennt sich auch Quasi-Hersteller, haften Sie trotzdem im Schadenfall. Ob Sie Ware importieren oder in Deutschland kaufen spielt keine Rolle. Treten Sie wie ein Hersteller am Markt auf, werden sie auch als solcher haftbar gemacht. Deshalb müssen Händler im Online-Business eine Produkthaftpflichtversicherung abschließen, wenn sie auf der sicheren Seite sein wollen.
 

Die Merkmale einer guten Haftpflichtversicherung für Ihren Onlineshop

Das größte Risiko ist das Haftpflichtrisiko, wenn Sie fremden Dritten einen Schaden zufügen. Deshalb muss die Betriebshaftpflichtversicherung perfekt zu ihrem Profil passen. Wenn sie Produkte verkaufen, muss die entsprechende Produkthaftung – wie oben beschrieben - mit zu dem Versicherungspaket gehörten. Sobald ein fremder Dritter Schadensersatzansprüche anmeldet, prüft die Versicherung, ob diese tatsächlich eine berechtigte Grundlage haben und ob Sie wirklich verantwortlich für den Schaden sind. Das Problem ist, dass Schadensfälle auf der Basis der Produkthaftung nur schwer zu eruieren sind. Die Schwierigkeit, den Schuldigen zu finden bedeutet, dass Sie von der Haftpflichtversicherung einen passiven Rechtsschutz erhalten. Die Versicherung klärt zunächst, wer tatsächlich der Schadenverursacher ist. Wenn sich herausstellt, dass die Forderung berechtigt ist, kommt sie für den Schaden auf. Kommt sie zu dem Schluss, dass Sie nicht haftbar sind, kümmert sie sich um die Schadenabwehr (=passiver Rechtschutz)
 

Berufshaftpflicht = Vermögensschadenversicherung

Die Vermögensschadenversicherung springt ein, sobald Sie einem Kunden einen finanziellen Schaden zufügen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn Sie Markenrechte oder Persönlichkeitsrechte verletzen und deshalb eine Abmahnung erhalten. Sie könnten zum Beispiel eine Abmahnung dafür bekommen, dass Sie Bilder verwenden, ohne die nötigen Lizenzrechte gekauft zu haben. Dadurch entsteht dem Fotografen ein finanzieller Schaden, weil er die Vergütung für die Bildlizenz nicht erhalten hat. Das ist ein reiner Vermögensschaden und fällt deshalb unter die Vermögensschadenversicherung.
 

So schützt eine Inhaltsversicherung

Eine weitere sehr wichtige Versicherung für Onlinehändler mit eigenem Warenlager ist die Inhaltsversicherung. Die Inhaltsversicherung sichert ihre Betriebsgebäude, das Inventar, die Vorräte und den Warenbestand. Angenommen, in Ihren Geschäftsräumen bricht ein Feuer aus, welches nicht nur den Schreibtisch und den Computer abfackelt, sondern auch das Warenlager in Mitleidenschaft zieht. Das bedeutet, dass Sie neue Möbel kaufen, die Räume renovieren und gegebenenfalls einige Teile und Maschinen reparieren müssen. Außerdem müssen Sie neue Waren anschaffen, was manchmal zu den teuersten Punkten auf der To-do-Liste avanciert. Diese Kosten übernimmt eine Inhaltsversicherung. Sie greift übrigens nicht nur bei Feuer, sondern bei Schäden durch Leitungswasser, Sturm und Hagel und auch bei Einbruch und Diebstahl. Inkludiert ist zudem ein Schutz gegen die Folgen von Vandalismus.

Manche Versicherer empfehlen die Erweiterung der Inhaltsversicherung durch einer Betriebsunterbrechungsversicherung. Diese spielt dann eine Rolle, wenn Sie nach dem Schadensfall den Betrieb für einige Zeit stilllegen müssen und dadurch einen Ertragsausfall erleiden. Aus diesem Grund heißt die Betriebsunterbrechungsversicherung bei einigen Anbietern auch Ertragsausfallversicherung.

Beispiel:

Sie nehmen das erste Mal auf einer Messe teil, um Ihre Waren zu präsentieren und neue Kontakte zu knüpfen. Während sie mit potenziellen Interessenten sprechen, stiehlt Ihnen jemand den Aktenkoffer samt Notebook, Werbeartikeln und Smartphone. Sie schaffen sich sofort Ersatzgeräte an und lassen per Express neue Give-Aways kommen, um die Messe entsprechend erfolgreich bewältigen zu können. Dafür müssen Sie 2.000 € bezahlen. Die Sachinhaltsversicherung ersetzt Ihnen den Schaden.


Cyberversicherung: Datendiebstahl und Datenrechtsverletzungen absichern

Spätestens seit die DSGVO im Frühling 2018 in Kraft trat, müssen sich Onlinehändler mit dem Thema Datenrechtsverletzungen und Datendiebstahl auseinandersetzen. Wenn personenbezogene Daten in falsche Hände geraten, bedeutet das in der Regel einen Imageschaden. Bedenken Sie Hype, der aufgrund der Datenrechtsverletzungen bei Facebook entstand. Natürlich werden die Konsequenzen und das Aufsehen in Ihrem eigenen Betrieb nicht annähernd so groß sein, der Schaden bei Ihren Kunden aber und der damit in Zusammenstellung stehende Aufwand ist enorm. Einmal geht es um Ihren Imageschaden, ein anderes Mal um den Schaden beim Kunden und zum Dritten um die Kosten für Maßnahmen, um Ihren Imageschaden möglichst gering zu halten.

Die sogenannte Cyber-Haftpflichtversicherung bietet Versicherungsschutz bei Datenrechts- und anderen Cyberrechtsverletzungen. Das inkludiert zum Beispiel diese Verstöße:

  • Sie verstoßen gegen gesetzliche Bestimmungen des Datenschutzes in Deutschland oder im Ausland.

  • Sie verstoßen geben Geheimhaltungsverpflichtungen bezüglich geschäftlicher Informationen.

  • Von Ihrem Computer geht ein Virus, ein Wurm oder ein trojanisches Pferd an Dritte raus und verursacht massive Schäden.

  • Ihr Computersystem zerstört oder missbraucht das Computersystem eines anderen und verletzt dadurch die Persönlichkeitsrechte.

Auch im umgekehrten Fall macht die Cyberversicherung Sinn. Wenn Ihnen und den mitversicherten Mitarbeitern ein Schaden entsteht, tritt die Cyber-Eigenschadenversicherung ein, die in der Regel Bestandteil einer gängigen Cyberversicherung ist. Sie greift beispielsweise in folgenden Fällen:

  • Ihnen entsteht ein Schaden aufgrund einer Datenrechtsverletzung.

  • Daten, die Sie elektronisch aufbewahren (E-Mails, Websites, Eintragungen in Software), werden durch eine nicht autorisierte Nutzung vervielfältigt, verändert, beschädigt oder gestohlen.

  • Sie werden Opfer einer Cyber-Erpressung mit Hackerangriff oder mit Lösegeld-Forderung.
     

Beispiel:

Sie verkaufen online Kleidung und Ihr Shop wird Ziel eines Angriffs, bei dem der Onlineshop für mehrere Tage vom Netz genommen wird. Sie können keine Waren verkaufen. Dadurch müssen sie enorme finanzielle Einbußen hinnehmen. Der Schaden beläuft sich auf 120.000 €, die von der Cyberversicherung abgedeckt werden.
 

Imageschäden sind schwer zu beziffern. Konkrete Gegenmaßnahmen nicht.

Wie oben beschrieben übernimmt eine gute Cyberversicherung auch die Kosten, die für ein gutes Krisenmanagement entstehen. Dabei ist zum Beispiel der Aufwand gemeint, der Ihnen für die Einschaltung eines Call-Centers entsteht, welches Sie für Fragen rund um den Cyberschaden einschalten, um Kundenanfragen anzunehmen und weiteren Ärger zu vermeiden.

Sogar PR-Maßnahmen werden von manchen Versicherungen übernommen, soweit sie konkret mit ihnen abgesprochen werden. Falls es sich bei dem Schaden um einen Diebstahl von Kreditkartedaten handelt, übernimmt eine gute Versicherung für mindestens ein Jahr die Kosten für den Kreditkartenüberwachungsdienst. Dieser wird eingeschaltet, um betroffene Kunden für die Dauer der nächsten zwölf Monate davor zu schützen, dass die gestohlenen Daten missbräuchlich Verwendung finden.
 

Weitere wichtige Versicherungen: Rechtsschutzversicherung

Eine gute Rechtsschutzversicherung brauchen Sie, um gerichtliche Auseinandersetzungen mit einem versierten Rechtsanwalt zu bestreiten. Zwar haben Sie ein passiven Strafrechtsschutz durch die Haftpflichtversicherung, doch ein Rechtsschutz für weitere Rechtsstreitigkeiten ist immer sinnvoll, weil sie wesentlich weiter geht. Die passive Rechtschutz über die Haftpflichtversicherung greift nur in Zusammenhang mit Haftpflichtschäden. Alles darüber Hinausgehende ich logischerweise nicht abgesichert.

Angenommen, Sie haben viel mit Identifizierungs- und Authentifizierungselementen zu tun, dann kann es geschehen, dass jemand Unbefugtes die Daten ohne Ihre Genehmigung verwendet. In einem solchen Fall müssen sie Strafanzeige erstatten. Von einer geeigneten Rechtsschutzversicherung können Sie sich die Anwaltskosten vom Versicherer zurückholen.
 

Einzelversicherung abschließen oder Komplettpaket buchen?

Um ein möglichst günstiges Angebot für die nötigen Versicherungen zu erhalten, gibt es drei Möglichkeiten.

  1. Suchen sie einen unabhängigen Versicherungsmakler auf. Dieser berät Sie kostenfrei und schlägt Ihnen alle aus seiner Sicht erforderlichen Versicherungen maßgeschneidert vor. Sie haben die Möglichkeit, den Versicherungsfachmann alles zu fragen und können sich später im Schadenfall auf seine Unterstützung verlassen. Voraussetzung ist, dass Sie die Versicherungen beim Makler abschließen.

  2. Sie lassen sich beim unabhängigen Makler beraten, nehmen das Angebot mit und suchen vergleichbare Verträge online. Damit sparen Sie eventuell ein paar Euro, verhalten sich aber nicht fair, denn der Versicherungsmakler hat für Sie vermutlich viel Zeit investiert. Das soll nicht heißen, dass Sie gezwungen sind, die Verträge bei dem Versicherungsmakler abzuschließen. Ein Vorschlag für eine faire Variante: Durch den Vergleich im Internet finden Sie heraus, ob die vom Makler angebotenen Preise in Ordnung sind. Falls dem nicht so ist, haben Sie eine gute Grundlage, um mit dem Makler eine Einigung zu erzielen, die für ihn und für Sie selbst passt.

  3. Sie recherchieren auf eigene Faust und suchen das Günstigste Angebot heraus. Damit haben Sie vielleicht aus finanzieller Sicht vordergründig eine gute Entscheidung getroffen, doch wirklich clever ist das nicht. Unterm Strich brauen Sie im Schadenfall jemanden, der Ihnen bei der Durchsetzung der Forderungen und im Umgang mit den Assekuranzen hilft.

Ob mehrere Einzelversicherungen wirklich die beste Alternative sind oder ob eine Komplettversicherung in Ihrem Fall passend wäre, lässt sich erst entscheiden, wenn Sie den erforderlichen Versicherungsumfang eruiert haben. Es gibt einige Versicherer wie zum Beispiel Hiscox oder Exali, die Komplettpakete anbieten. Würde man die Komplettpakete auseinandernehmen und die einzelnen Bestandteile jeweils gesondert mit einer Police versehen, würde das in vielen Fällen teurer werden. Allerdings stellt sich die Frage, ob Sie wirklich alle Leistungen des Komplettpakets benötigen bzw. haben wollen.

Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich entweder professionelle Hilfe von einem unabhängigen Versicherungsmakler zu holen oder sich intensiv mit den Versicherungsbedingungen mehrerer Versicherunggesellschaften auseinanderzusetzen.

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