Selbstständig machen als Polsterer

Polsterer

Wer eine kreative Ader und ein ausgeprägtes handwerkliches Geschick für sich beanspruchen kann, für den bietet die berufliche Option ‚selbstständig machen als Polsterer‘ attraktive Möglichkeiten. Nach einer erfolgreichen Berufsausbildung und einer eingehenden Berufserfahrung steht Polsterern der Weg in die Selbstständigkeit grundsätzlich offen. Insofern ist neben der Festanstellung in produzierenden Betrieben ein eigenes Geschäft eine vielversprechende Möglichkeit, mehr Freiheiten zu genießen und auch die Verdienstchancen nachhaltig zu erhöhen. Neben diversen Möbelstücken kann in dieser Hinsicht auch der persönliche Werdegang in Eigenregie ‚aufgepolstert‘ werden. In diesem Beitrag sollen diesbezüglich alle relevanten Erfolgsfaktoren kompakt beleuchtet werden:

  • strategische Geschäftsausrichtung/Bestimmung des Leistungsspektrums
  • Planung finanzieller Polster im Businessplan
  • formale Voraussetzungen für die Selbstständigkeit als Polsterer
  • Mehrwerte aus Kundensicht: Möglichkeiten zur Spezialisierung (Nischenstrategie)
  • Fazit: Ausblicke und Perspektiven
     

Existenzgründung und Leistung konkretisieren: Wozu brauchen Kunden einen Polsterer?

Auf den ersten Blick mag es sich um einen eher traditionellen Handwerksberuf handeln. Aber hochwertige und nach Kundenwunsch individuell angefertigte Polstermöbel sind hoch im Kurs, zumindest in Bezug auf eine zahlungskräftige Zielgruppe. Insofern wird hier bereits deutlich, dass mit der Aufstellung des Leistungsspektrums auch Klarheit in Bezug auf die anvisierte Zielgruppe herrschen sollte. Polsterer kümmern sich nicht nur um die Fertigung oder Reparatur diverser Möbelstücke mit unterschiedlichsten Materialien, sie können auch passende Accessoires herstellen, die ein stimmiges Raumkonzept mit sichtbarer Individualität ergeben. Neben der Produktion nach Kundenwünschen und professionellen Reparaturen kann sich ein Polsterer auch um die Restauration älterer Liebhaberstücke kümmern, wozu ein fundiertes Fachwissen erforderlich ist. Für eine zu treffende Entscheidung bezüglich der Schwerpunktsetzung sind die eigenen Fähigkeiten, die anvisierte Zielgruppe und auch der Standort mit einzubeziehen.
 

Eine lohnenswerte Unternehmung? Zahlenbasiertes zur Einschätzung der Ausgangslage

Laut offizieller Statistik lagen die Umsätze im Möbelbereich im Jahr 2013 bei deutlich über 40 Milliarden Euro. Dies entspricht rein durchschnittlich gesehen pro Kopf Ausgaben in Höhe von etwa 500 Euro im Jahr. Der anvisierte Markt ist also sehr lukrativ, zumal es sich bei Möbeln um unverzichtbare Güter handelt, die alle X Jahre oder bei einem Umzug erneuert werden. Insofern gilt es, sein eigenes Angebot möglichst wirkungsvoll zu platzieren, um sich von den zweifellos vorhandenen großen Einrichtungsketten abzuheben. Hieran wird schon deutlich, dass selbstständige Polsterer eher keinen Massenmarkt, sondern ihre eigene Nische besetzen sollten. Individuelle Polsterarbeiten finden einen exklusiven Kundenkreis, der auch dazu bereit ist, für handwerkliche Qualität deutlich tiefer in die Tasche zu greifen.
 

Geschäftliche Ausrichtung von Beginn an konsequent vornehmen

Eine Standortanalyse, die die Konkurrenzsituation vor Ort bzw. in einem definierten Umkreis/Aktionsradius genau untersucht, kann ergeben, dass eine Spezialisierung auf eine bestimmte Nische unternehmerisch sinnvoll sein kann (Stichwort Alleinstellungsmerkmal). Ist im näheren Umkreis keine Konkurrenz vorhanden, so kann ein umfangreiches Leistungsspektrum die Anzahl möglicher Kunden erhöhen. Die Qualität sollte aber nie unter einem zu großen Leistungsspektrum leiden. Letztlich müssen Fachwissen und notwendige zeitliche und personelle Ressourcen für die angestrebte Geschäftsausrichtung vorhanden sein. Zudem ist die strategische Grundsatzentscheidung zu treffen, ob nur private, gewerbliche oder beide Zielgruppen anvisiert werden sollen. Auch hierfür sollte eine Standortanalyse möglichst belastbare Daten hergeben. Neben dem Statistischen Bundesamt kann auch die regionale Handwerkskammer wertvolle Hinweise geben. Eine zielorientierte Internetrecherche kann ein aussagekräftiger Weg sein, um sich einen Eindruck über die Konkurrenz, deren Angebot und Preisgestaltung zu verschaffen.
 

Von Beginn an aus Kundensicht in Mehrwerten denken

Erfolgreich wird das sein, was Kunden gefällt bzw. von diesen gefragt wird. Eine noch so gut ausgearbeitete Geschäftsidee kann wertlos sein, wenn sie am Markt keine Abnehmer findet und somit letztlich keine Berechtigung hat. Insofern sollten sich auch selbstständige Polsterer genau überlegen, mit welcher Art von professionellen Dienstleistungen sie in diesem Bereich dauerhaft Fuß fassen können. Im Sinne der erfolgskritischen unternehmerischen Nachhaltigkeit sollte überlegt werden, welche zusätzlichen Dienstleistungen das Angebotsspektrums des Polstereibetriebes attraktiver machen können. Generell sollten diese nicht in Widerspruch zu den Kernkompetenzen des Handwerks stehen, sodass sich aus Kundensicht ein stimmiges Gesamtbild ergibt. In diesem Sinne ist es denkbar, dass sich Polsterer durch Weiterbildungen und entsprechende Erfahrungen auch im Bereich der Raumausstattung betätigen, um für Kunden ganzheitliche sowie individuelle Konzepte entwickeln zu können.
 

Details im Businessplan ausarbeiten: Kosten für die konkrete Geschäftsausrichtung

Neben der handwerklichen Tätigkeit mit Polsterungen und Möbeln diverser Art sind vor allem auch die finanziellen ‚Polster‘ zu prüfen. Der Businessplan ist der richtige Ort hierfür, um einen detaillierten Fahrplan für die angestrebte Geschäftsentwicklung auszuarbeiten. Wer sich als Polsterer selbstständig machen möchte, wird auch Geschäftsräume bzw. eine Werkstatt anmieten müssen. Neben diesen fixen monatlichen Ausgaben sind weitere Kosten für Materialien, Werkzeuge und Transportmöglichkeiten einzuplanen. Hieraus wird schnell ersichtlich, dass am Anfang der Selbstständigkeit als Polsterer mitunter hohe Kosten anfallen können. Da diese in der Mehrheit der Fälle nicht durch das vorhandene Eigenkapital der Gründer gedeckt werden können, kommen externe Geldgeber ins Spiel. Und diese lieben überzeugende und in sich stimmige Businesspläne, um sich am möglichst profitablen Geschäft zu beteiligen. Insofern führt kein Weg an der gewissenhaften Ausarbeitung eines Businessplans vorbei. Neben den Finanzen sollten auch die strategischen Überlegungen zu Preisen, Marketing und Vertriebswegen überzeugen. Alle Zahlenbeispiele sollten realistisch gewählt sein und sich möglichst an vorhandene Quellen anlehnen. Idealerweise wird im Businessplan deutlich, warum Kunden gerade diesen Polstereibetrieb brauchen, wo es doch eine sehr große Konkurrenz in Form von Möbelhäusern (zum Teil mit Discountpreisen) gibt. Mit dem Businessplan beweist der Polsterer, dass er auch das kaufmännische Handwerk versteht.
 

Kaufmännische Aufgaben für selbstständige Polsterer: Diese Tätigkeiten werden auch zum Arbeitsalltag gehören

  • Buchführung inklusive Kontenführung/Zahlungsmanagement (=> Wahrung der Liquidität und Handlungsfähigkeit)
  • nachhaltige Preiskalkulation (=> Erzielung ansprechender Gewinnmargen)
  • Einkauf von Materialien (=> Verhandlungen mit möglichst mehreren Lieferanten, Vermeidung einseitiger Anhängigkeiten)
  • Vermarktung der eigenen Polsterei: wirksame Außenwerbung für das Ladengeschäft, suchmaschinenoptimierte Homepage, Flyer, Zeitungsannoncen, Nutzung von Handwerkerportalen etc.
  • Wer aus einem Angestelltenverhältnis heraus agiert und kaum Kenntnisse/Erfahrungen in diesen Bereichen hat, sollte frühzeitig spezielle Seminare für Gründer besuchen und so das erforderliche Wissen zur Führung eines Betriebes erlangen.
     

Selbstständiger Polsterer: Formale Zugangsvoraussetzungen und Perspektiven

Es handelt sich um einen geschützten, dreijährigen Ausbildungsberuf. Insofern ist für eine selbstständige Ausübung dieser Handwerkstätigkeit eine fundierte Ausbildung nötig. Eine Meisterpflicht ist für dieses Handwerk, das im Bereich der Raumausstattung anzusiedeln ist, nicht vorgesehen. Ein Meistertitel kann aber für das zu gründende Polsterei-Unternehmen sehr wertvoll sein, da es höhere Preise rechtfertigen kann. Darüber hinaus können Meisterbetriebe Lehrlinge ausbilden und so den eigenen Nachwuchs heranführen. Es handelt sich also um eine zulassungsfreie Handwerkstätigkeit, für die vor der eigentlichen Aufnahme ein Gewerbe anzumelden ist. Im Zuge der Gewerbeanmeldung muss das oben beschriebene Leistungsspektrum genau und umfassend geschildert werden. Der gewählte Standort entscheidet auch über die Höhe der Gewerbesteuer, deren Hebesatz von Stadt zu Stadt variiert. Die nach der Gewerbeanmeldung geltende Pflicht zur Abführung der Gewerbesteuer greift erst nach einem jährlichen Freibetrag von derzeit 24.500 Euro.
 

Polster der finanziellen Art für mögliche Risiken bzw. Forderungen von Kunden

Ein in sich stimmiger Businessplan und unternehmerische Flexibilität sind wichtige Voraussetzungen, um die vorhandenen finanziellen Risiken in Grenzen zu halten. Was die Haftung angeht, so spielt auch die zu wählende Rechtsform eine Schlüsselrolle. Wer Möbel von Kunden repariert oder aufwändig restauriert, sollte eine leistungsstarke Betriebshaftpflichtversicherung abschließen. Schäden durch mögliche Fehler können schnell zu finanziellen Forderungen führen.
 

Fazit und Ausblicke für die Selbstständigkeit als Polsterer

Individuelle Möbelstücke erfreuen sich bei einer zahlungskräftigen Zielgruppe einer wachsenden Beliebtheit. Und auch wertvolle Möbel- oder Sammlerstücke werden nur selten aus der Hand gegeben: Hier kommen professionelle Polsterer ins Spiel, um alten Möbelstücken neuen Glanz zu verleihen. Angesichts der hohen jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland agieren selbstständige Polsterer auf einem lukrativen Markt. Die große Konkurrenz in Form von Möbelhäusern erfordert es jedoch, das eigene Geschäft strategisch klug zu positionieren bzw. eine eigene Nische zu besetzen. Dieser Beitrag hat diesbezüglich einige Anregungen vermittelt.

Tipps und Hinweise für den Weg in die Selbstständigkeit als Polsterer

  • Eine Standortanalyse zeigt, welches Leistungsspektrum für welche Zielgruppe vielversprechend erscheint
  • Im Businessplan werden allen relevanten Geschäftsbereiche ausgearbeitet
  • Besonders die Planung möglichst solider Finanzen wird mehr unternehmerische Flexibilität durch größere Handlungsspielräume eröffnen
  • Erfolgreich ist, wer aus Kundensicht bzw. in konkreten Mehrwerten denkt: Was macht das eigene Geschäft für Kunden besonders attraktiv?
  • Für die die selbstständige Berufsausübung ist kein Meistertitel, wohl aber eine Ausbildung von Nöten
  • Vor der Aufnahme der Geschäftstätigkeit ist ein Gewerbe anzumelden
  • Eine Berufshaftpflichtversicherung kann eine sinnvolle finanzielle Polsterung sein, falls Schäden an Kundeneigentum entstehen

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