Selbstständig und Gesetzliche Krankenversicherung

Selbstständiger beim Arzt

In Deutschland herrscht Versicherungspflicht, sodass sich Selbstständige und Freiberufler obligatorisch krankenversichern müssen. Grundsätzlich steht es jedem Existenzgründer frei, ob er sich freiwillig gesetzlich krankenversichern lassen oder aber in die private Krankenversicherung wechseln möchte.
 

Krankenversicherung für Selbstständige und Existenzgründer: Grundsätzliche Unterschiede

Wer vorher gesetzlich oder privat versichert war, wird in der gewählten Krankenkasse bleiben können, wobei ein entsprechender Antrag zu stellen ist. Mit der Aufnahme der Tätigkeit werden die Beiträge zur Krankenversicherung als Selbstständiger alleine getragen werden müssen. Der 50 %-ige Arbeitgeberanteil entfällt nunmehr. Während in der GKV die Einkünfte maßgeblich für die Höhe der Beiträge sind, richten sich die Beiträge für die PKV unabhängig davon nach Alter, Gesundheitszustand und individuell wählbaren Tarifen bzw. Gesundheitsleistungen.

Der folgende Beitrag beleuchtet mit diesen Themen, was in Bezug auf die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung zu beachten ist und ob die Option der privaten Krankenversicherung prüfenswert ist.

Als Selbstständiger freiwillig gesetzlich krankenversichern lassen: Worüber dieser Beitrag informiert:

  • Anmeldung für Selbstständige bei der Krankenkasse
  • Höhe der Beiträge in der GKV für Selbstständige
  • Möglichkeiten der finanziellen Entlastung für Existenzgründer
  • Prüfung der privaten Krankenversicherung als Alternative
  • Tipps und Tool für die Berechnung individueller Beiträge

 

Schritt 1 für Existenzgründer: Anmeldung in der gesetzlichen Krankenversicherung

Auch wenn es spannendere Herausforderungen gibt: Neben der strategischen Planung für den Weg in die hauptberufliche Selbstständigkeit gilt es, sich frühzeitig mit allen Formalitäten zu befassen. Da die Arbeitskraft gerade für Selbstständige sehr schützenswert ist, sollte sich jeder Existenzgründer um die Krankenversicherung kümmern. Die Krankenkasse sollte daher frühzeitig informiert respektive ausgewählt werden, ggf. ist auch ein Servicebüro in der Nähe vorhanden, sodass alles Notwendige in die Wege geleitet und Fragen direkt geklärt werden können. Selbstständige werden einen Bogen auszufüllen haben, auf dem alle für die Beiträge relevanten Einnahmen sowie Näheres zum Arbeitsumfang angegeben werden muss. Gerade in der Anfangsphase wird es sich nur um eine Schätzung handeln können, die aber einen direkten Einfluss auf die Höhe der Beiträge hat (mehr dazu später). Insofern sollte dieser Kostenfaktor mit Blick auf die generelle Liquidität sorgfältig geplant werden.
 

Vom Angestelltendasein in die Selbstständigkeit

Wer zuvor angestellt und gesetzlich versichert war, kann auch im Jahr 2025 weiterhin in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit dem Status „freiwillig“ versichert bleiben. Zudem bleibt die Möglichkeit bestehen, in eine andere Krankenkasse zu wechseln. Der allgemeine Beitragssatz in der GKV liegt 2025 weiterhin bei 14,6 %, während der ermäßigte Beitragssatz (ohne Anspruch auf Krankentagegeld) bei 14,0 % bleibt.

Deutliche Unterschiede ergeben sich beim Zusatzbeitrag, der im Jahr 2025 durchschnittlich auf 2,5 % angehoben wurde. Somit können Personen, die sich für eine teurere gesetzliche Krankenkasse entscheiden, einen Gesamtbeitrag von über 17 % ihrer Einnahmen zahlen.

Ein Vergleich der Krankenkassen kann sich weiterhin lohnen, da sich das Leistungsspektrum je nach individuellen Bedürfnissen unterscheidet. Wer zu einem späteren Zeitpunkt in eine andere gesetzliche Krankenversicherung wechseln möchte, sollte die Kündigungsfristen beachten, die in § 175 SGB V geregelt sind.


 

Was kostet die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige?


Maximale Kosten für Selbstständige in der GKV

Um die Beiträge zu berechnen, muss der allgemeine Beitragssatz inklusive des Zusatzbeitrags der gewählten Versicherung herangezogen werden. Die zentrale Rechengröße ist die Beitragsbemessungsgrenze, die 2025 bei monatlich 5.512,50 Euro liegt. Je nach Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkasse kann sich somit ein monatlicher Höchstbeitrag von deutlich über 950 Euro (inklusive Pflegeversicherung) ergeben.

Für die Pflegeversicherung gelten 2025 Beiträge in Höhe von 3,4 % für Kinderlose und 3,05 % für Versicherte mit Kindern. Selbstständige sind gut beraten, einen Tarif mit Krankentagegeld zu wählen, sodass bei längerer Krankheit, z. B. ab dem 40. Tag, Zahlungen von der Krankenkasse geleistet werden, um die wegfallenden Einnahmen zu kompensieren. Alternativ kann eine solche Absicherung auch über eine private Zusatzversicherung erfolgen.

Selbstständige müssen dieses Handlungsfeld eigenverantwortlich organisieren, da es im Gegensatz zu Angestelltenverhältnissen keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt.

 

Mindestbeitrag 2025 für hauptberuflich Selbstständige in der GKV

Abgesehen vom genannten Höchstbeitrag gibt es auch 2025 eine Entlastung für Selbstständige mit geringem Einkommen durch die Zugrundelegung eines fiktiven Mindesteinkommens. Der Mindestbeitragssatz greift bei einem Monatseinkommen bis zu 1.280 Euro. Dieser Mindestbeitrag ermöglicht insbesondere Existenzgründern, ihre Liquidität zu schonen und Handlungsspielräume zu erweitern.

Viele gesetzliche Krankenkassen stufen neue freiwillige Mitglieder weiterhin zu hoch ein, oft basierend auf optimistischen Schätzungen der Einnahmen. Es ist daher ratsam, sich zunächst an der Mindestgrenze zu orientieren und mögliche Nachzahlungen zu einem späteren Zeitpunkt zu leisten. Für eine nachhaltige Finanzplanung sollten Rücklagen gebildet werden, um Nachzahlungen oder andere unvorhergesehene Ausgaben abzufedern.

Auch bei der Schätzung der Einnahmen sollte vorsichtig vorgegangen werden, insbesondere im Hinblick auf die abzuführende Umsatzsteuer. Eine zu optimistische Einschätzung kann die Liquidität durch hohe Vorauszahlungen gefährden. Alternativ können Selbstständige prüfen, ob die Kleinunternehmerregelung für sie infrage kommt, um die Steuerlast zu minimieren und administrative Hürden zu reduzieren.


 

Tipp: finanzielle Aufwendungen für die gesetzliche Krankenkasse berechnen

Mit unserem praktischen Krankenkassenrechner können Sie als Selbstständiger oder Existenzgründer die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung konkretisieren, um die Finanzen insgesamt besser planen zu können. Etwaige Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung können dann auch direkt mit mehreren Angeboten für die private Krankenversicherung als Alternative verglichen werden. Unseren kostenlosen PKV-Vergleich finden Sie am Ende dieser Seite.


Festsetzung der Beiträge in der GKV

Seit dem Jahr 2018 bzw. beginnend mit dem Einkommenssteuerbescheid für das Steuerjahr 2018 erheben die gesetzlichen Krankenkassen die Beiträge zunächst nur vorläufig, basierend auf dem aktuellsten Einkommenssteuerbescheid. Sobald ein neuer Bescheid vorliegt, werden die tatsächlichen Krankenkassenbeiträge für den entsprechenden Zeitraum genau berechnet. Dies kann je nach Einkommensentwicklung zu Nach- oder Rückzahlungen führen.

Die Krankenkassen informieren ihre Versicherten ausführlich über diese neuen Modalitäten. Freiwillig gesetzlich Krankenversicherte müssen ohnehin einmal jährlich ihre Einkommensverhältnisse offenlegen und die aktuelle Steuerbescheinigung einreichen. Wer dies nicht wünscht, hat die Option, in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln, wo die Höhe der Einkünfte bei Selbstständigen und Freiberuflern keinen Einfluss auf die Beitragshöhe hat.
 

Als Selbstständiger gesetzlich oder privat krankenversichern lassen?

Mit der privaten Krankenversicherung können sich Selbstständige von den Einnahmen abkoppeln. Sie müssen nicht mit Nachzahlungen bis zur Höhe des Maximalsatzes rechnen, wenn die Geschäftsentwicklung deutlich besser war, als es der letzte Einkommenssteuerbescheid vermuten ließ. Die Höhe der Beiträge in der privaten Krankenversicherung hängt vom Alter und Gesundheitszustand des Versicherten ab, und nicht wie in der GKV vom Einkommen. Hinzu kommt die wünschenswerte Flexibilität, dass sich das Leistungsspektrum mit diversen Tarifen und Bausteinen perfekt auf die jeweilige Lebenssituation abstimmen lässt. Im Gegensatz zur Einheitspolitik mit gleichen Beitragssätzen und Versorgungsniveaus in der GKV lässt sich die medizinische Gesundheitsversorgung in der PKV flexibel individualisieren. Jeder Versicherte kann entscheiden, welche Leistungen für ihn wichtig sind (konkrete Beispiele: Einzelzimmer im Krankenhaus mit Chefarztbehandlung oder Kostenübernahme für homöopathische Behandlungen). Somit ergibt sich eine gewisse Kostenkontrolle, die in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht möglich ist.
 

Beitragsrückerstattungen in der privaten Krankenversicherung

Bei den großen, seriösen Anbietern in der PKV ist es seit Jahren Gang und Gebe, Beiträge in gewisser Höhe erstattet zu bekommen, falls über einen definierten Zeitraum keine Leistungen in Anspruch genommen werden mussten. Hierbei handelt es sich um die so genannte Beitragsrückerstattung. Viele fürchten, dass die Beiträge im Rentenalter in der privaten Krankenversicherung stark ansteigen. Durch gesetzlich vorgeschriebene Altersrückstellungen und optionale Tarifentlastungsoptionen können die Kosten nachhaltig in Grenzen gehalten werden. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung besteht zudem regelmäßig die Option, die individuellen Beiträge durch Tarifoptimierung zu senken.
 

Fazit: Auch bei der Krankenversicherung sollten Selbstständige langfristig denken

Nicht nur bei der strategischen Geschäftsausrichtung ist Nachhaltigkeit gefragt, auch bei der Absicherung der eigenen Gesundheit als Arbeitsgrundlage für die Selbstständigkeit. Wer sehr gut verdient, muss auch in der gesetzlichen Krankenversicherung sehr schnell den Höchstsatz von etwa 950 Euro zahlen. Ungeachtet des Einkommens sollte immer die Option geprüft werden, in die private Krankenversicherung zu wechseln, auch um sich vom Einkommen als Bemessungsgrundlage abzukoppeln. Je jünger und gesünder Existenzgründer sind, desto günstiger wird ein Tarif in der privaten Krankenversicherung sein. Zu bedenken ist aber, dass ein späterer Rückwechsel von der PKV in die GKV (besonders ab 50) nur noch sehr schwer möglich und finanziell auch nicht wirklich vorteilhaft ist, da gebildete Rücklagen verloren gehen können. (Durch den Basistarif in der PKV als Pendant zur GKV wurde dieser jahrelange Nachteil jedoch fast vollständig entkoppelt)  Auch das Thema Familienplanung sollte bei der Entscheidung mit einbezogen werden. In diesem Kontext ist darauf hinzuweisen, dass in der privaten Krankenversicherung im Gegensatz zur gesetzlichen Variante keine kostenlose Familienversicherung vorgesehen ist.

Jenseits der Kosten, die in beiden Systemen unterschiedlich hoch ausfallen können, sollten die gesundheitsorientierten Mehrwerte individuell gewichtet werden. Der höhere Preis einer leistungsstarken privaten Krankenversicherung ermöglicht den Zugang zu modernsten Behandlungsverfahren und Medikamenten, ganz zu schweigen von einer schnelleren Terminvergabe bei Fachärzten.

 

Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige: Das Wichtigste 2025 in der Zusammenfassung

  • Grundsätzliche Wahlfreiheit: Selbstständige und Freiberufler können sich freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern lassen.
  • Nachhaltige Entscheidung: Die Wahl sollte langfristig bedacht werden. Themen wie Familienplanung und mögliche spätere Rückkehr in die GKV sollten eine Rolle spielen.
  • Beitragshöhe in der GKV: Die Beiträge bemessen sich am Einkommen. Der einheitliche Beitragssatz bleibt 2025 bei 14,6 %, durch Zusatzbeiträge kann der Gesamtsatz jedoch über 17 % steigen. Viele Krankenkassen haben den Zusatzbeitrag in den letzten Jahren erhöht (Durchschnitt 2025: 2,5 %).
  • Höchstsatz in der GKV: Der Höchstbeitrag richtet sich nach der Beitragsbemessungsgrenze (2025: 5.512,50 Euro monatlich). Daraus ergibt sich ein Maximalbeitrag von über 950 Euro pro Monat (bei einem angenommenen Beitragssatz von 17 %, zuzüglich Pflegeversicherung von ca. 190 Euro).
  • Entlastung für Geringverdiener: Seit 2020 gilt für Selbstständige mit geringem Einkommen ein gesenktes fiktives Mindesteinkommen. Für 2025 liegt es bei 1.280 Euro monatlich, was zu einem Mindestbeitrag von etwa 218-237 Euro führt. Es kann nachträglich zu Nachzahlungen kommen, wenn das tatsächliche Einkommen höher ausfällt.
  • Vorläufige Beitragsfestsetzung: Seit 2018 werden Beiträge zunächst vorläufig erhoben. Nach Vorlage des aktuellen Steuerbescheids erfolgt eine Anpassung, die Nach- oder Rückzahlungen nach sich ziehen kann.
  • PKV als Alternative: Die private Krankenversicherung bietet mehr Flexibilität, da Einkünfte nicht jährlich offengelegt werden müssen. Durch die Wahl passender Tarife können die Kosten aktiv gesteuert werden.
  • Unabhängige Beratung: Ein Vergleich mehrerer PKV-Tarife hilft, die individuell beste Lösung zu finden.
  • Absetzbarkeit der Beiträge: Die Beiträge zur GKV und PKV können im Rahmen der jährlichen Steuererklärung geltend gemacht werden, was die Steuerlast reduziert.

 


Was kostet die private Krankenversicherung für Selbstständige?