Selbstständig machen als Architekt

Architekt am Schreibtisch sitzend

Der Architekt verkörpert für viele einen Traumberuf mit attraktiven Verdienstchancen: Wer sich nach einem notwendigen Architekturstudium selbstständig macht, kann sich kreativ verwirklichen und anspruchsvolle Projekte für mitunter namhafte Kunden umsetzen. Vorher aber gilt es, ein nachhaltiges Fundament für die angestrebte selbstständige Tätigkeit aufzubauen. Aber welche Aspekte sind zu beachten, wenn man sich als Architekt selbstständig machen möchte? Reicht ein entsprechendes Hochschulstudium dazu aus? Diese und weitere Fragen für die Planung der beruflichen Selbstständigkeit werden im folgenden Beitrag praxisorientiert skizziert, wobei wichtige branchenspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden.

Existenzgründung mit einem Architekturbüro: Relevantes Planungswissen für die Selbstständigkeit

  • Analyse relevanter Umfeldbedingungen
  • strategische Positionierung als selbstständiger Architekt
  • Wann darf sich ein Architekt als selbstständig bezeichnen?
  • mögliche Rechtsformen für einen Zusammenschluss
  • Architekturbüro eröffnen: Marketing & Kundengewinnung
  • Statusbestimmung: freiberuflich oder scheinselbstständig?
     

Ausgangsanalyse & Voraussetzungen

Ein zentraler Fakt spricht für die Option, sich mit einem Architekturbüro selbstständig zu machen: Diese Branche weist den größten Anteil an Selbstständigen auf. Daraus folgt, dass eine Anstellung als Architekt zwar möglich, aber eher die Ausnahme ist. Insofern ist die Perspektive der beruflichen Selbstständigkeit schon mit der Wahl des Studiengangs angelegt. Die zuständige Bundesarchitektenkammer geht aktuell von über 55.000 freiberuflichen Architekten in Deutschland aus. Dies erfordert eine entsprechend kluge strategische Positionierung, wenn große Aufträge bzw. renommierte Kunden gewonnen werden sollen. Hinweise für die zukünftige Nachfragesituation kann etwa der Bestand an sanierungswürdigen Altbauten in einem definierten Aktionsradius geben. Auch die Themenbereiche Energieeffizienz und altersgerechtes Wohnen werden angesichts steigender Energiepreise und der demografischen Entwicklung eine zentrale Rolle spielen.
 

Stadt vs. Land

Generell lassen sich in Ballungsräumen bzw. Großstädten mehr freiberufliche Architekten nieder, was mit einer entsprechenden Konkurrenzsituation einhergeht. Auf dem Land ist die Dichte an Architekturbüros entsprechend geringer. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob im ländlichen Rahmen mit einer ausreichenden Nachfrage buchstäblich zu rechnen ist. Eine ganzheitliche Standort- bzw. Wettbewerbsanalyse wird insofern für jeden angehenden selbstständigen Architekten eine Pflichtaufgabe sein.

Experten betonen, dass der Markt für Architekturbüros insgesamt hart umkämpft ist. Der Erfolg einer Existenzgründung in diesem Bereich hängt sehr stark von der Auftragslage der Baubranche ab. Aktuell wird in der Politik diskutiert, wie der vorhandene Wohnungsmangel bekämpft werden kann. Insofern ist in den nächsten Jahren mit einer guten Auftragslage zu rechnen. Größere Investitionen des Staates in den Wohnungsbau und die private Nachfrage können die Säulen einer attraktiven Entwicklung sein.
 

Erfolgsfaktor für die Existenzgründung als Architekt?

Abgesehen von einer ganzheitlichen Planung, die hier skizziert werden soll, sind vor allem Erfahrungen und Kontakte in der Branche aus Expertensicht überaus erfolgskritisch. So kann auf lange Sicht gesehen ein leistungsstarkes Netzwerk entstehen, mit dem selbst komplexe Bauprojekte termingerecht fertiggestellt werden können. Auch eine gute Zusammenarbeit mit Behörden erweist sich in der Praxis als äußerst wichtig. Insofern sollte der auszuarbeitende Businessplan auch überzeugende Bausteine enthalten, mit denen Handlungsstärke sichergestellt werden kann.
 

Standort und Design für das Architekturbüro

Wer sich als Architekt selbstständig machen möchte, ist nicht so sehr auf einen guten Standort angewiesen wie in anderen Branchen. Der Hintergrund ist recht einfach: spontane Laufkundschaft gibt es kaum, da Projekte auf Terminbasis detailliert besprochen werden. Daher sollte eine gute Erreichbarkeit des Standorts gewährleistet sein. Viel wichtiger ist für ein Architekturbüro eher die visuelle Erscheinung, schließlich ist diese eine Art Visitenkarte für das Können und die Ansprüche eines Architekten. Wer will schon einen Architekten beauftragen, der in einem renovierungsbedürftigen Altbau sein Können anpreist? Vielmehr sind moderne Konzepte erforderlich, die auf den ersten Blick überzeugen. Insofern sollten Geschäftsräume repräsentativ sein und mit Bedacht ausgewählt bzw. gestaltet werden. Daher ist es wohl kein Zufall, dass viele Architekturbüros in modernen Bauten anzutreffen ist.
 

Strategische Positionierung als Architekt

Der harte Wettbewerb erfordert es, sich von Beginn an strategisch klug und vor allem nachhaltig zu positionieren. Daher sollte Klarheit darüber herrschen, welche Leistungen bzw. welches Leistungsspektrum für potenzielle Auftraggeber angeboten werden soll. Hier spielen sicherlich die eigenen Fachkenntnisse und Schwerpunkte sowie Erfahrungen eine Rolle. Allerdings sollte auch Klarheit darüber herrschen, welche Zielgruppe anvisiert wird. Nur so kann insgesamt ein durchdachtes Leistungsspektrum entstehen, das eine Berechtigung am Markt hat.

In dieser Branche ist es üblich, auf eine Spezialisierung zu setzen bzw. eine bestimmte Nische zu besetzen. Nur so können sich freiberufliche Architekten aus der Masse abheben und sich als Experte für gewisse Bauvorhaben oder auch Techniken profilieren. Diese Nische kann die Kernkompetenz des Architekturbüros darstellen, die von weiteren relevanten (Service)leistungen abgerundet wird. So kann sich letztlich aus Kundensicht der Mehrwert eines ganzheitlichen Leistungsspektrums ergeben.
 

Architekturbüro eröffnen: Voraussetzungen für die Selbstständigkeit

Grundvoraussetzung für eine selbstständige bzw. genauer gesagt freiberufliche Tätigkeit ist ein Architekturstudium. Hinzuweisen ist auf die Tatsache, dass auch dieser Studiengang auf das Bachelor- und Mastermodell umgestellt wurde. Ein Bachelorabschluss im Bereich Architektur befähigt nicht dazu, sich selbstständig zu machen. Dazu bedarf es eines Masterabschlusses.

Was viele nicht wissen: Absolventen dieser Fachrichtung dürfen sich nicht automatisch ‚Architekt‘ nennen. Wer als Freiberufler selbstständig agieren möchte, muss zunächst Mitglied in der Architektenkammer werden. Voraussetzung für diese Mitgliedschaft ist allerdings eine gewisse Berufserfahrung. Insofern wird der Plan ‚selbstständig machen mit Architekturbüro‘ nicht sofort nach dem Studium umgesetzt werden können. In der Praxis ist es so, dass junge Architekten oftmals Berufserfahrungen in einem vorhandenen Büro sammeln. Dies kann in einem Angestelltenverhältnis oder auf freiberuflicher Basis erfolgen. Die Verdienstaussichten sind für eine selbstständige Tätigkeit deutlich besser, sodass viele Architekten diese Phase nach dem Studium nur als Übergang nutzen. In dieser Phase kann das bereits angesprochene Netzwerk zielfokussiert aufgebaut werden. Zahlreiche Erfahrungswerte helfen später dabei, Kunden zu gewinnen, Projekte professionell zu managen und sich bereits einen Namen als erfolgreicher Architekt zu erarbeiten.
 

Welche Vorteile hat die Mitgliedschaft in der Architektenkammer?

Neben dem formalen Erfordernis der Mitgliedschaft in der Architektenkammer leistet diese auch beratende Hilfestellungen, ebenfalls in Bezug auf nicht unwichtige Publikationen. Mit der Mitgliedschaft erhalten Architekten auch die Bauvorlageberechtigung. Dadurch sind sie berechtigt, Bauanträge zu unterschreiben und sie bei den zuständigen Behörden einzureichen.
 

Marketing und Kundengewinnung für ein Architekturbüro

Wer seine Zielgruppe und deren Ansprüche kennt, kann das Leistungsspektrum exakt darauf ausrichten. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine nachhaltig gute Auftragsentwicklung. Die Berufsordnung für Architekten sieht vor, dass im Grunde jedes Werbemedium genutzt werden kann. Allerdings muss Werbung in diesem Bereich immer sachlich sein. Insofern sollten Werbemaßnahmen ggf. durch einen erfahrenen Anwalt geprüft werden. Es spricht aber nichts gegen eine moderne Webseite und Aktivitäten in sozialen Netzwerken. Zu empfehlen ist der Eintrag in das Büroverzeichnis des jeweiligen Bundeslandes der Architekten- und Stadtplanerkammer. Auf diese Weise besteht gegen eine geringe Gebühr auch die Möglichkeit, das Architekturbüro online zu bewerben. Generell helfen Alleinstellungsmerkmale und überzeugende Referenzen ungemein dabei, den Bekanntheitsgrad als Architekt zu erhöhen und die Kundenakquise so deutlich einfacher zu gestalten.
 

Selbständig machen als freiberuflicher Architekt 

Wer sich als Einzelkämpfer mit einem Architekturbüro selbstständig machen möchte, kann die Vorteile der Freiberuflichkeit nutzen. Laut Gesetz zählen Architekten zu den Freien Berufen, sodass keine Gewerbeanmeldung nötig ist. Auch die notwendige Buchhaltung vereinfacht sich durch diesen Status erheblich. Wer ein ganzheitliches Servicespektrum anbieten möchte, muss ggf. Personal einstellen. Zu denken ist etwa an Bürokräfte oder technische Zeichner. Für junge Architekten kann es aber auch eine prüfenswerte Option sein, sich mit anderen zusammenzuschließen. Auf diese Weise können unternehmerische Risiken gestreut werden und das Leistungsspektrum wird breiter aufgestellt. Für einen solchen Schritt ist eine vorteilhafte Rechtsform als Basis zu wählen. In Frage kommt insbesondere die Partnergesellschaft für Freiberufler. Zu beachten ist, dass insbesondere die Befugnisse klar geregelt werden sollten, damit es im Geschäftsbetrieb nicht zu Problemen kommt.
 

Statusbestimmung: Freiberuflich, selbstständig oder scheinselbstständig?

Wer selbstständig bzw. freiberuflich als Architekt arbeitet, kann frei entscheiden und auf eigene Rechnung arbeiten. Hinzu kommt, dass das unternehmerische Risiko selber getragen wird. Wer als Architektur für einen Kunden arbeitet und in Prozesse/Strukturen eingebunden ist, handelt ggf. weisungsgebunden. Dies wäre mit dem Status der Selbstständigkeit bzw. Freiberuflichkeit nicht zu vereinbaren. Weisungsgebundenheit ist ein Indiz für eine vorliegende Scheinselbstständigkeit. Eine alternative Möglichkeit wäre noch ein Dienstvertrag, der für den Auftraggeber auch die Abführung von Sozialabgaben zur Folge hätte. Wer im eigenen Architekturbüro alles selber lenkt und entscheidet, entgeht dem latenten Risiko der Scheinselbstständigkeit.

Existenzgründung auf einen Blick: Zusammenfassung für die Selbstständigkeit mit einem Architekturbüro

  1. Architekten stellen mit über 55.000 den größten Anteil der Selbstständigen hierzulande. Die Wohnungsknappheit und zukunftsorientierte Handlungsfelder wie energetische Gebäudesanierung und altersgerechtes Wohnen stellen eine gute Auftragslage in Aussicht
  2. Entsprechend hart umkämpft ist der Markt, was eine ganzheitliche strategische Positionierung erfordert
  3. Eine nachhaltige und funktionale Positionierung kann in der Praxis durch eine Nischenstrategie erreicht werden: Es gilt, sich als erfahrener Experte auf einem Gebiet zu profilieren
  4. Der Standort spielt für Architekten nicht die wichtigste Rolle. Vielmehr kommt es auf repräsentative Geschäftsräume an, die gut erreichbar sind
  5. Für eine freiberufliche Tätigkeit als Architekt ist ein Hochschulstudium notwendig (ein Bachelorabschluss befähigt nicht dazu)
  6. Absolventen dürfen sich nach erfolgreichem Studium nicht sofort als Architekt ausgeben
  7. Notwendig ist eine Mitgliedschaft in der Architektenkammer, für die eine Berufserfahrung von mindestens 2 Jahren vorzuweisen ist
  8. Mit der Mitgliedschaft in der Architektenkammer werden selbstständige Architekten bauvorlageberechtigt
  9. Vom Gesetz her zählen Architekten zu den Freien Berufen. Wer nicht als Einzelunternehmer agieren will, kann den Zusammenschluss mit anderen Freiberuflern in einer Partnergesellschaft prüfen.

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