Selbstständig machen als Kinderarzt

Kinderarzt untersucht Kleinkind

Wer mit der Geschäftsidee spielt, sich selbstständig als Kinderarzt zu machen, sollte langfristig planen und schon früh die Weichen auf beruflichen Erfolg stellen. Denn es ist in der ‚Praxis‘ so, dass der Weg vom Abitur, über das mehrjährige Medizinstudium und anschließender Facharztausbildung bis hin zum niedergelassenen Kinderarzt lang ist. Erst in der Zeit als angestellter Assistenzarzt erfolgt die Spezialisierung auf eine bestimmte Fachrichtung. Wenn diese so genannte Praxislernphase mit der Approbation abgeschlossen wurde, steht theoretisch der Eröffnung einer Kinderarztpraxis nichts im Wege. Dieser lange Weg zeigt aber, dass die Beschäftigung mit der Selbstständigkeit als Kinderarzt schon im Studium konkrete Züge annehmen sollte. Notwendiges Wissen (niedergelassene Ärzte sind auch Unternehmer!) sollte langfristig erworben und hilfreiche Kontakte geknüpft werden.

Niedergelassener Kinderarzt als Alternative zur Festanstellung

Doch welche Aspekte sind zu beachten, um sich erfolgreich als Kinderarzt niederzulassen? Welche formalen und planerischen Hürden müssen angehende selbstständige Kinderärzte bewältigen? Und wie gestalten sich die Rahmenbedingungen für diesen Schritt, der sicherlich mit höheren finanziellen Risiken verbunden ist als eine Festanstellung als Kinderarzt. Der folgende Beitrag möchte diese Fragen und folgende Themen im wahrsten Wortsinne praxisorientiert skizzieren, damit aus dem Plan ‚selbstständig machen als Kinderarzt‘ ein beruflich selbstbestimmter Erfolg werden kann.
 

Existenzgründung als Kinderarzt: selbstständig machen als langfristiges Ziel der Fachausbildung

  • Ausgangsanalyse: Situation für Kinderärzte in Deutschland
  • strategische Optionen für eine eigene Kinderarztpraxis
  • rechtliche Rahmenbedingungen für niedergelassene Kinderärzte
  • ganzheitliche Erfolgsorientierung mit einem professionellen Businessplan
  • patientenfreundliche Praxisorganisation & Image als Kinderarzt
     

Ausgangslage & Perspektiven als niedergelassener Kinderarzt

Generell ist es so, dass mit etwa 370.000 Ärzten in Deutschland derzeit so viele wie noch nie aktiv sind. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte (aktuell knapp 120.000) ist seit Jahren leicht rückläufig. Doch die Zahlen trügen, denn schon in wenigen Jahren werden viele erfahrene Ärzte in den Ruhestand gehen und vielerorts eine Versorgungslücke hinterlassen. Gerade diese ist perspektivisch aber eine Chance für junge Kinderärzte, die sich selbstständig machen wollen.

Was Kinderärzte im Speziellen angeht, so spricht der Fachverband vielerorts in Deutschland von einem akuten Mangel bzw. sogar von einer Unterversorgung. Viele Eltern haben es schwer, einen Termin beim Kinderarzt zu bekommen, da der Aufnahmestopp in vielen Praxen leider zur Realität geworden ist. Der Berufsverband für Kinderärzte warnt davor, dass sich diese Entwicklung weiter zuspitzen werde, wenn nicht vom Gesetzgeber entgegengesteuert wird. Der anhaltende Geburtenboom und nicht mehr zeitgemäße Bedarfsplanungen tragen jetzt schon vielerorts zu einem akuten Kinderarztmangel bei. Angehende selbstständige Kinderärzte sollten sich also genau mit der Bedarfsplanung in ihrer Region und daraus resultierenden Chancen für die Niederlassung beschäftigen. Der skizzierte Kinderarztmangel spricht ganz klar für die Gründung einer eigenen Praxis, denn die Nachfrage ist zweifelsohne vielerorts vorhanden. Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren viele niedergelassene Kinderärzte in den Ruhestand gehen werden. Dies wird den Mangel weiter verstärken. Perspektivisch jedoch spricht auch diese Entwicklung ganz klar für die Niederlassung als Kinderarzt, da in vielen Gebieten nicht mit großer Konkurrenz zu rechnen ist.
 

Zwischenfazit zur Selbstständigkeit als Kinderarzt

Auch wenn sich der Begriff Kinderarztmangel negativ anhört, so offenbart er in wirtschaftlicher Hinsicht aussichtsreiche Perspektiven für die nächsten Jahre als niedergelassener Kinderarzt. Generell ist der Gründungsaufwand, der im Folgenden kompakt skizziert werden soll, relativ hoch. Doch der Aufwand und auch der Mut zum Risiko können sich buchstäblich auszahlen, denn Mediziner zählen zweifelsohne zu den Topverdienern hierzulande. Allgemeinmediziner, denen die geringsten Einkünfte im Bereich der Praxisniederlassung nachgesagt werden, erwirtschaften pro Monat im Durchschnitt einen reinen Gewinn von mehr als 10.000 Euro.
 

Standortfaktoren trotz Kinderarztmangel konsequent berücksichtigen

Wer eine Kinderarztpraxis nach erlangter Approbation eröffnen möchte, sollte trotz des beschriebenen Mangels eine Standortanalyse vornehmen. Denn nicht selten ist es so, dass innerhalb verschiedener Stadtteile deutliche Versorgungsunterschiede bestehen. Zu bedenken ist, dass eine gute Erreichbarkeit ein zentrales Kriterium für einen guten Standort als selbstständiger Kinderarzt ist. Gerade Eltern mit Kleinkindern oder sogar Neugeborenen möchten ungerne weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Mögliche Faktoren, die bei der Standortanalyse einzubeziehen sind, sind die Altersstruktur und Kaufkraft. Aus dieser lässt sich ableiten, ob tendenziell mit einer hohen Nachfrage zu rechnen ist. Abgesehen davon können auch Statistiken der jeweiligen Stadt hinzugezogen werden: Wie viele Kinder wurden in den vergangenen Jahren geboren (ggf. in welchen – auch angrenzenden – Stadtteilen)? Wer einen geeigneten Standort gefunden hat, wird vielleicht vor die Frage gestellt, ob auch der eigene Lebensmittelpunkt dorthin verlegt werden soll. Insofern kann eine Tätigkeit als niedergelassener Kinderarzt durchaus auch örtliche Flexibilität für langfristigen Erfolg verlangen.
 

Selbstständig machen als Kinderarzt: Optionen

Grundsätzlich steht jeder angehende niedergelassene Kinderarzt vor der Frage, ob eine neue Praxis gegründet oder eine vorhandene übernommen werden soll. Im Falle der Neugründung müssen geeignete Räumlichkeiten gefunden und sämtliche Gerätschaften gekauft werden. Hieraus resultiert gerade in der Startphase der Neugründung einer Kinderarztpraxis ein hoher Kapitalbedarf. Zu einer der Herausforderungen einer neu gegründeten Praxis wird es gehören, sich einen Patientenstamm aufzubauen. Wer eine vorhandene Praxis übernehmen möchte, erwirbt einen in jeder Hinsicht wertvollen Patientenstamm. Auch kann ein gewisser Ruf genutzt werden, den sich die Praxis über die Jahre aufbauen konnte. Es gilt, diesen mit neuem Leben zu füllen und den Patienten behutsam gegenüberzutreten, da sie bislang ja einen anderen Arzt gewohnt waren. Jeder Arztbesuch, vor allem mit kleinen Kindern, ist Vertrauenssache! Daher sollte dieser Aspekt bei der Übernahme einer Praxis auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Natürlich sind, sofern es sich nicht um Altersgründe handelt, die Motive für den Verkauf der Praxis in Erfahrung zu bringen. Es versteht sich von selbst, dass die Übernahme einer Kinderarztpraxis je nach Ausstattung auch mit hohen Kosten verbunden ist. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass es teils Wartelisten für die Übernahme einer Praxis gibt. Wer selber schneller vorankommen möchte, wird in diesem Falle eine eigene Kinderarztpraxis eröffnen müssen. Experten gehen davon aus, dass die Übernahme einer vorhandenen Praxis die teurere Option ist, obwohl die erworbenen Geräte in der Regel nicht die neuesten sind.
 

Gesetzlich und/vs. privat Versicherte?

Wirtschaftlich gesprochen handelt es sich hierbei um die Zielgruppe der Kinderarztpraxis. Generell ist es so, dass durch die Behandlung von Privatpatienten höhere Honorare erzielt werden können. Die Standortanalyse muss aber zeigen, ob es eine entsprechende Kaufkraft vor Ort gibt. Ansonsten kann es passieren, dass eine Privatpraxis keine hohe Auslastung aufweist und nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Insofern wird es vielerorts die bessere Option sein, privat und gesetzlich versicherte Patienten zu behandeln.
 

Differenzierung über das Behandlungsspektrum

Zu klären ist ferner, ob und ggf. welche Behandlungsschwerpunkte die Kinderarztpraxis anbieten soll. Diese Frage ist auch zentral für die zu erwartenden Investitionskosten, die etwa durch den Erwerb von teuren Ultraschallgeräten o.ä. steigen. Bei der Vermarktung der neuen Kinderarztpraxis können diese Schwerpunkte z.B. auf der Homepage in den Mittelpunkt gerückt werden.
 

Option der Gründung einer Gemeinschaftspraxis

Aus strategischer Sicht kann der Zusammenschluss mit Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis sehr sinnvoll sein, um Patienten ein ganzheitliches Behandlungsspektrum jenseits der Grundversorgung anbieten zu können. Auf diese Weise können auch die Kosten und Risiken geteilt werden, wobei alle Details vertraglich rechtssicher fixiert werden sollten. Wer mehrere Spezialisierungen (z.B. Allergologie, Orthopädie etc.) anbietet, wird auch für eine größere Zielgruppe in einem größeren Umkreis attraktiv (sofern der Standort eine gute Erreichbarkeit gewährleistet). Eine Gemeinschaftspraxis hätte auch den Vorteil, dass in der Urlaubszeit der Betrieb weiter gehen kann, sofern nicht alle Kinderärzte gleichzeitig Urlaub nehmen wollen.
 

Eröffnung einer Kinderarztpraxis: rechtliche/ formale Voraussetzungen

Aus theoretischer Sicht reicht die Approbation, um eine Kinderarztpraxis eröffnen zu können bzw. hauptberuflich als niedergelassener Kinderarzt arbeiten zu können. Wer sich dazu entscheidet, gesetzlich Versicherte zu behandeln, muss Vertragsarzt werden. Hierbei handelt es sich allerdings nur um eine Formalie und nicht um eine Hürde. Vorgenommen müssen lediglich ein Eintragung im Arztregister sowie ein schriftlicher Antrag beim zuständigen Zulassungsausschuss. Die Bewilligung für den Vertragsarzt wird nur in Ausnahmefällen nicht erteilt, wenn es erhebliche Zweifel an der persönlichen Eignung gibt. Bei Privatversicherten erfolgt die Abrechnung in der Regel direkt mit den Patienten. Was die Gebührenordnung und Abrechnungsvorschriften angeht, so sind fundierte Fachkenntnisse erforderlich. Insofern sollten im Vorfeld der Eröffnung diesbezüglich alle Zweifel aus dem Weg geräumt werden, damit die Quartalsabrechnung nicht nur korrekt ist, sondern keine unnötigen Zeitressourcen verschlingt. Ärzte bzw. die so genannten Heilberufe fallen unter die Freien Berufe, sodass keine Gewerbeanmeldung vorzunehmen ist.
 

Businessplan: Die Notwendigkeit der ganzheitlichen Planung

Wer sich als Kinderarzt selbstständig macht, muss neben der Behandlung am Menschen auch in die Rolle eines erfolgsorientierten Unternehmers schlüpfen. Der Businessplan ist ein unverzichtbares Hilfsmittel, um die eigene Praxis von Beginn an auf Erfolgskurs zu bringen. Mehr noch: Nur mit einem professionellen bzw. überzeugenden Businessplan wird es gelingen, Kredite zu erlangen bzw. externe Geldgeber mit ins Boot zu holen. Je nach Größe und Ausstattung der Praxisräume sowie notwendigen Modernisierungsarbeiten entstehen schnell Kosten im sechsstelligen Bereich.
 

Fördermöglichkeiten für niedergelassene Ärzte

Wer die finanziellen Fördermöglichkeiten konsequent ausschöpfen und somit die eigenen Handlungsspielräume vergrößern möchte, kann spezielle Programme für heilkundliche Berufe nutzen. So gibt es z.B. von der Deutschen Bank ein auf dieses Berufsfeld abgestimmtes Förderprogramm.
 

Praxisorganisation & Image: der Konkurrenz einen Schritt voraus sein

Gerade wer sich in Ballungsgebieten niederlässt, kann nicht automatisch darauf hoffen, dass die Praxis immer gut ausgelastet ist. Wer als Patient bzw. Elternteil die Wahl hat, wird sich im Internet informieren oder nach einem ersten Besuch ggf. überlegen, ob diese Praxis für das eigene Kind die richtige ist. Insofern spielt eine professionelle und patientenfreundliche Praxisorganisation eine wichtige Rolle für die Zufriedenheit. Wartezeiten sollten sich in Grenzen halten und das Wartezimmer sollte kindgerecht sein und Spielmöglichkeiten für verschiedene Altersstufen anbieten. So kann die Stimmung für Groß und Klein von Beginn an gelockert werden, schließlich ist ein Arztbesuch immer auch mit Stress für alle Beteiligten verbunden. Wichtig ist auch ein verständnisvoller und kommunikativer Umgang mit Kindern und Eltern, um eine langfristige Bindung als Vertrauensbasis aufzubauen. Zu bedenken ist, dass Eltern letztlich in einer Kinderarztpraxis die Entscheidung für ihre Kinder treffen. Ein niedergelassener Hausarzt muss also ‚beide Zielgruppen‘ konsequent im Blick haben.
 

Patientenzufriedenheit 2.0: Bewertungen auf Arztportalen

Was das Image und auch die reichweitenstarke Vermarktung einer Kinderarztpraxis angeht, so spielt das Internet mittlerweile eine große Rolle. Viele Eltern erkundigen sich online nach Erfahrungen, die andere Eltern in dieser Praxis mit ihren Kindern gesammelt haben. Insofern spielen Bewertungsportale für Ärzte wie jameda.de eine zentrale Rolle für das wahrgenommene Image. Hier wird nicht nur das Kurzprofil der Praxis (Sprechstunden und Behandlungsspektrum) vorgestellt. Patienten können den Arzt in verschiedenen Kategorien bewerten, woraus sich schließlich eine Gesamtnote ergibt. Zu den Bewertungskriterien zählen etwa Behandlung, Aufklärung, Vertrauensverhältnis, Freundlichkeit und genommene Zeit. Es empfiehlt sich, regelmäßig einen Blick auf Bewertungen zu werfen und ggf. mit Kommentaren auf Kritik authentisch zu antworten. Prüfenswert ist auch, ob ein entsprechendes Monitoring (je nach vorhandenen Ressourcen in der Kinderarztpraxis) ausgelagert werden sollte. Schon in der Planungsphase ist zu überlegen, mit welchen Mitteln die Zufriedenheit der Patienten erhöht werden kann. Immer mehr Praxen bieten einen patientenfreundlichen Service an, um online schnell einen Termin buchen bzw. notwendige Rezepte und Überweisungen anfordern zu können.

Selbstständig machen als Kinderarzt: Niederlassung mit diesen Kernthemen ganzheitlich meistern

  1. Die Perspektiven für eine Niederlassung als Kinderarzt sind sehr gut, zumal vielerorts jetzt schon ein Mangel herrscht
  2. Eine umfassende Standortanalyse als ein zentraler Baustein im Businessplan muss zeigen, ob eine langfristige Basis für einen wirtschaftlichen Betrieb gegeben ist
  3. Wer sich als Kinderarzt selbstständig machen möchte, muss die Approbation (erfolgreiche Facharztausbildung) erlangt haben. Insofern handelt es sich bei dieser Geschäftsidee um ein Projekt, das langfristig geplant und möglichst während des Studiums schon konkrete Züge annehmen sollte
  4. Zu treffende Grundsatzentscheidung: Eröffnung einer neuen Kinderarztpraxis oder Übernahme einer vorhandenen (inkl. Patientenstamm). Beide Lösungen sind mit hohen Kosten verbunden, die im Businessplan sorgfältig kalkuliert werden müssen
  5. Wer die Behandlung für gesetzlich Versicherte mit den Krankenkassen abrechnen möchte, muss eine Zulassung als Vertragsarzt erwirken (hierbei handelt es sich in aller Regel aber nur um eine Formalie)
  6. Image und Patientenzufriedenheit als wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Kinderarztpraxis: Bewertungen auf entsprechenden Portalen im Internet sollte strategisch durchaus eine große Bedeutung zugemessen werden.

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