Selbstständig machen als Modedesigner / mit einem Modelabel

Modedesigner in Atelier

Dieser Beitrag beschreibt einen Stoff, aus dem kreative Köpfe ihre Träume von einer Existenzgründung umsetzen können: selbstständig machen als Modedesigner bzw. mit einem eigenen Modelabel. Wer sich für Mode interessiert, das nötige handwerkliche Wissen und ein Gespür für Trends mitbringt, kann sich mit einem eigenem Label selbstständig machen. Zu Beginn sollte aber Klarheit darüber herrschen, dass Geduld und Ausdauer vonnöten sind, um sich im hart umkämpften Modemarkt etablieren zu können. Die Konkurrenz ist enorm und vor allem der Preisdruck macht es für Existenzgründer schwer, Fuß zu fassen. Es braucht einen überzeugenden Businessplan, der die Einzigartigkeit und auch Wirtschaftlichkeit der Mode klar erkennen lässt. In dieser Hinsicht sollen in diesem Beitrag die wichtigsten Rahmenbedingungen und Themen für eine Existenzgründung als Modedesigner praxisorientiert beleuchtet werden.

Warum selbstständig machen als Modedesigner?

Selbständige sind ihr eigener Herr. Im Falle der Selbstständigkeit als Modedesigner ist es kein Sprichwort, alle Fäden selbst in den Händen zu halten. Sie können ihre Arbeitsbedingungen frei gestalten und so der notwendigen Kreativität freien Lauf lassen. Wer eine eigene Kollektion bzw. ein eigenes Label auf den Markt bringen möchte, kann als Selbstständiger frei entscheiden, welche Stoffe, Formen, Designs und Qualitätsansprüche verwirklicht werden sollen. Aber für Absolventen im Modedesign gibt es auch strukturelle Gründe, die für eine Existenzgründung sprechen: Bei der Jobsuche kann selbst ein exzellenter Abschluss wertlos sein, da die Stellen begrenzt sind. Bis zu 100 Bewerber melden sich auf eine Stelle. Und die Auswahl der Bewerber verläuft unter kreativen Gesichtspunkten, sodass sich Bestleistungen nicht unbedingt nur in Noten widerspiegeln müssen. Wer angesichts dessen eigenbestimmt und ohne mehrmonatige Enttäuschungen durchstarten möchte, kann sich als Modedesigner selbstständig machen und seine Nische im Markt finden bzw. strategisch klug besetzen. Die folgenden Themen erweisen sich als zielführend.
 

Existenzgründung mit eigenem Modelabel: selbstständig machen mit Stil & Designbewusstsein

  • Analyse der Ausgangslage: Fakten zur Modebranche

  • Betriebswirtschaftliche Entscheidungen für die Existenzgründung

  • Marketing als selbstständiger Modedesigner

  • Voraussetzungen, um sich mit Modedesign selbstständig zu machen

  • Verdienst als selbstständiger Modedesigner?


Analyse der Ausgangslage

Die Deutschen haben 2018 etwa 65 Milliarden Euro für Bekleidung ausgegeben. Über 30 Millionen aller Deutschen geben an, eine hohe Ausgabebereitschaft für Mode zu haben. Etwa jeder Zehnte sagt von sich, dass er jeden Modetrend mitmache. Gut 50 % aller Verbraucher achten in diesem Bereich eher auf den Preis als auf die Marke. Das Vertrauen in Marken spielt im Modebereich eine große Rolle, denn fast 70 % aller Kunden bleiben bei einer Marke, wenn sie damit zufrieden sind. Für fast 100 % aller Kunden sind Passform, Qualität und Bequemlichkeit zentrale Kriterien.

Was die Ausrichtung auf eine Zielgruppe angeht, so geben Frauen für Mode deutlich mehr und öfter Geld aus. Insgesamt aber lässt sich seit einigen Jahren der Trend feststellen, dass die Deutschen weniger Geld für Mode ausgeben. Ein Problem des Modemarktes gerade für kleine Gründer ist, dass viele Kollektionen zu Schleuderpreisen massenhaft vertrieben werden, immer öfter auch bei Discountern. Mode ist zu einer Wegwerfware geworden, sodass viele potenzielle Kunden niedrige Preise geradezu erwarten. Um auf Nachhaltigkeit zu setzen, sollten und können selbstständige Modedesigner zu Beginn nicht den Massenmarkt ansteuern. Vielmehr muss das Motto ‚Klasse statt Masse‘ lauten. Dazu später noch mehr im Kontext der zu treffenden betriebswirtschaftlichen Entscheidungen. Im Zuge der anhaltenden Klimadiskussion kann es ein Erfolgsmodell sein, auf eine nachhaltige und ressourcenschonende Produktion zu setzen.
 

Was sagen Brancheninsider über eine Existenzgründung?

Um notwendige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen, ist ein funktionales Alleinstellungsmerkmal nötig. Es gilt, seine eigene Nische zu finden und mit ausgereiften Kreationen überzeugend zu besetzen. Um das erreichen zu können, sind ausgiebige Recherchen im Vorfeld nötig. Dazu müssen fundierte Marktkenntnisse und ein ausgeprägtes Gespür für Modetrends kommen. Wer sich selbstständig mit einem Modellabel machen möchte, sollte nichts überstürzen, zumal die Planung und Umsetzung einer Kollektion ohnehin Zeit in Anspruch nimmt. Der Modemarkt ist hart umkämpft und Newcomer können sich nicht wie große Marken auf einem starken Image ausruhen. Große Brands sind sehr schnell wenn es darum geht, auf Trends zu reagieren. Nicht selten bringen sie mehr als 10 Kollektionen pro Jahr auf den Markt. Dieses Tempo kann und muss ein kleines Label nicht mitgehen. Es gilt, im Businessplan einen eigenen Weg zu beschreiben und konsequent zu verfolgen. Individuelle Designs, eine detailreiche Verarbeitung und exklusive Materialien aus nachhaltiger Erzeugung können eine Antwort auf die eingangs skizzierte Entwicklung im Modemarkt sein.

Was die betriebswirtschaftliche Seite der Existenzgründung in der Modebranche angeht, so betonen Experten, dass die Gewinnspannen seit Jahren sinken. Verantwortlich hierfür sind im Wesentlichen die aggressiven Preisstrategien von Modegroßhändlern. Und mittlerweile bietet jeder Discounter fast wöchentlich Mode an, die schnell im Einkaufswagen landet. Die Gewinnmargen werden für die Existenzgründung als Modedesigner eine entscheidende Rolle spielen. Daher darf bei der Kalkulation von Preisen und bei Verhandlungen mit Produzenten kein Detail dem Zufall überlassen werden.
 

Betriebswirtschaftliche Entscheidungen im Businessplan strukturieren

Wer selbstständig als Modedesigner arbeiten möchte, kann dies auch ohne eigenes Modellabel verwirklichen. Denkbar wäre es, in einem kleinen Atelier exklusive Kundenwünsche umzusetzen, wobei der Fokus auf eine bestimmte Nische gelegt werden kann (zu denken ist etwa an Brautmode). Darüber hinaus ist es möglich, als freiberuflicher Designer mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die eine Kollektion in Auftrag geben wollen. In diesem Szenario aber ist die eigene Kreativität eingeschränkt, da ja nur die Anforderungen umgesetzt werden.
 

Zu 100 % selbstständig mit einem eigenen Modelabel


Wer sich modisch bzw. beruflich mit voller Kreativität verwirklichen möchte, sollte sein eigenes Modellabel gründen und wirkungsvoll am Markt platzieren. In diesem Fall müssen neben den eigentlichen Modekreationen zu Beginn der Existenzgründung bereits Fragen zu Produktionsstätten und Vertriebsoptionen beantwortet werden. Der Businessplan ist der richtige Ort, um Ordnung, Struktur und Zielorientierung in die Planung zu bringen. Das gilt vor allem für die Finanzen. Denn wer eine Kollektion auf den Markt bringt, geht erst in Vorkasse. Im Idealfall gibt es schon Bestellungen, aber wie sich die Mode tatsächlich verkaufen wird, ist am Anfang ungewiss. Daher muss der Businessplan überzeugend sein und langfristige Potenziale in diesem schwierigen Markt erkennen lassen. Nur so wird sich ausreichend Kapital für die Umsetzung der Geschäftsidee einsammeln lassen.
 

Wo und wie für wen produzieren?

Je nachdem, in welchen Stückzahlen produziert werden soll, fällt Deutschland als Standort aus Kostengründen ggf. aus. Letztlich aber ist die Zielgruppe und deren Kaufkraft entscheidend. Wer Kunden anvisiert, die für gute Mode mit ökologischem Bewusstsein tiefer in die Tasche greifen, so kann hierzulande produziert werden. Wenn es sich um kleine Stückzahlen handelt, kann sogar im eigenen Atelier Mode kreiert werden. Es bietet sich in diesem Fall auch die Option an, ein Ladengeschäft zu integrieren. In jedem Fall sind Exklusivität und Individualität in der Modewelt sehr wichtig. Vor allem Frauen wollen nicht immer beliebige Mode von der Stange kaufen. Es gilt also, für die anvisierte Zielgruppe tragbare Mehrwerte ins Leben zu rufen. Ansonsten sind Verhandlungen mit Produzenten ggf. in aller Welt zu führen. Unternehmerische Fairness und soziale Verantwortung sollten dabei ernst genommen werden, denn viele Kunden haben in diesem Bereich hohe Anforderungen. Wenn die Mode nicht im eigenen Geschäft verkauft wird, sind Vertriebswege zu finden. Abgesehen vom Verkauf im Onlineshop sind Listungen im Handel zu prüfen. Wer es schafft, seine Kollektion in großen Modehäusern zu platzieren, wird die Bekanntheit schnell steigern können. Die Umsätze natürlich ebenso. Wer diesen Weg gehen will, muss rechtzeitig die notwendigen Ressourcen schaffen. Denn nichts wäre ärgerlicher, als eine vorhandene starke Nachfrage nicht bedienen zu können. Abgesehen von modischer Kreativität erweisen sich Verhandlungsgeschick und Durchhaltevermögen als wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Existenzgründung mit einem eigenen Modelabel.
 

Marketing: Sein Können reichweitenstark vermarkten

Um das Marketing zielfokussiert ausrichten zu können, muss die Zielgruppe bekannt sein. Idealweise wird diese durch eine Buyer Persona, also einen typischen Kunden, mit konkreten Wünschen und Anforderungen fassbar. Wie steht es um dessen Modebewusstsein? Welche Altersspanne wird anvisiert? Welche Preisstrategie lässt die Zahlungskraft zu? Welches Preissegment soll mit welcher Marketingkampagne angesteuert werden? Der Stil des Labels bzw. des Designers sollte klar erkennbar sein und einen individuellen Wiedererkennungswert schaffen. Für ein erfolgreiches Modelabel braucht es laut Experten vor allem eines: ein zugkräftiges Alleinstellungsmerkmal. Was macht die Modeschöpfungen besonders anziehend? Warum können Kunden nicht widerstehen? Was bietet das Modelabel, was andere nicht bieten? In diesem Kontext ist oft vom so genannten signature piece die Rede. Es versteht sich von selbst, dass die Alleinstellungmerkmale beim Marketing selbstbewusst in den Fokus gestellt werden sollten.
 

Mit großer Reichweite im Internet Trends forcieren

Um die eigene Bekanntheit schnell zu steigern und sich ein werbewirksames Image aufzubauen, sollte auf Reichweite gesetzt werden. Hierzu ist eine suchmaschinenoptimierte Homepage ins Leben zu rufen, die einen lebendigen Eindruck von den Modekreationen und dem Designbewusstsein verleiht. Gerade beim Thema Mode bietet es sich an, mit Blogs oder Bildern auf Instagram gezielt Trends zu forcieren (Stichwort Influencer). Ein Blog kann zur Kundenbindung beitragen, indem etwa aktuelle Styling-Tipps regelmäßig verkündet werden. Wer vor allem eine junge Zielgruppe erreichen möchte, sollte das Internet konsequent von Beginn an einbeziehen. Auch, weil es sich um einen reichweitenstarken Vertriebskanal handelt. Es spricht nichts dagegen, via Online Marketing eine internationale Kundschaft anzusprechen. Sofern ein Atelier mit Verkaufsräumen vorhanden ist, sollte dieses mit Local SEO Maßnahmen beworben werden. So wird sichergestellt, dass möglichst viel Laufkundschaft gewonnen wird. Um die eigene Kollektion beim Marketing in das beste Licht zu rücken, braucht es in jeder Hinsicht Professionalität. Insofern müssen die Fotos aus Profihand stammen. Gerade bei anspruchsvollen Modekreationen gilt: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!
 

Voraussetzungen, um sich als Modedesigner selbstständig zu machen

Die Bezeichnung Modedesigner ist nicht gesetzlich geschützt, sodass sich jeder so nennen darf. Dieser Beitrag dürfte bis hierhin deutlich gemacht haben, dass es ohne modische und betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse in der harten Branche kaum eine Chance auf Erfolg gibt. Ein Studium im Bereich Mode(management)/-design und/oder eine Ausbildung als Schneider sowie einschlägige Berufserfahrungen sollten die Basis für eine Existenzgründung sein. Beruhigen dürfte die allermeisten angehenden Modedesigner, dass auch die ganz großen dieser Branche klein angefangen haben. Wer bereits beruflich viele Stationen in der Modewelt durchlaufen hat, kann für den eigenen Weg viele Kontakte und Ressourcen nutzen. Das erleichtert besonders die schwierige Startphase, in der das Geschäft zum Laufen gebracht werden muss. Betriebswirtschaftliches Wissen und dessen konsequente Anwendung ist ebenfalls ein Schlüssel für Erfolg.

Was die persönlichen Voraussetzungen angeht, so braucht es ein tiefes Verständnis für die Modewelt und Trends. Nur wer weiß, was (seine) Kunden anziehend finden, wird entsprechende Kreationen entwerfen können.
 

Gewerbe anmelden als selbstständiger Modedesigner?

Wer einen Hochschulabschluss im Modedesign aufweisen kann und somit eine kreativ-künstlerische Tätigkeit ausübt, wird vom Finanzamt eventuell als Freiberufler anerkannt. Eine Gewerbeanmeldung wäre dann nicht erforderlich. Um aber als Freiberufler gelten zu können, müssen alle Leistungen persönlich, eigenverantwortlich und mit einer gewissen Schöpfungshöhe erbracht werden. Wer allerdings einen Handel betreibt, wird sehr wahrscheinlich ein Gewerbe anmelden müssen. Dies gilt vor allem dann, wenn es sich um fremde Erzeugnisse handelt. Die Gewerbepflicht ist also im Einzelfall jeweils mit Blick auf das konkrete Geschäftsmodell zu prüfen. Der Bundesfinanzhof hat jedenfalls in einem Urteil festgestellt, dass Freiberufler als Gewerbetreibende einzustufen sind, auch wenn sie nur in geringem Maß nebenbei einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen. Daraus folgt, dass die Vorteile des Status ‚Freiberufler‘ ihren Preis mit Blick auf nutzbare Freiheiten hat.
 

Verdienst mit einem eigenen Modelabel?

Ein Blick auf das Gehalt von Modedesignern zeigt deutliche Unterschiede je nach Alter, Region, Unternehmensgröße und Stellung. Während Durchschnittsgehälter zwischen 2.500 und 5.000 Euro liegen, können Spitzenverdiener hohe vierstellige Gehälter einfahren. Diese Chance haben auch selbstständige Modedesigner, wenn sie sich klug vermarkten, die Kreationen sich gut verkaufen und der betriebswirtschaftliche Hintergrund stimmt. Alle Preise müssen ganzheitlich unter der Berücksichtigung attraktiver Gewinnmargen kalkuliert werden. Auch wenn nach einer erfolgreichen Existenzgründung in einigen Jahren Ruhm und ein sehr hohes Gehalt winken können, so sind die ersten Jahre meistens finanziell sehr mau. Es dauert erfahrungsgemäß ein bis zwei Jahre, bis die ersten Gewinne eingefahren werden. Und auch wenn das erste große Plus unter dem Strich übrigbleibt, wird das meiste davon wohl für weiteres Wachstum investiert. Auf jeden Fall hat diese Geschäftsidee das Potenzial, ein hohes Gehalt zu erzielen. Setzt die Geschäftsidee auf einen ultimativen Trend, so können die Umsätze sehr schnell durch die Decke gehen. Im Fernsehformat ‚Die Höhle der Löwen‘ gab es einige Beispiele hierfür. Allerding sorgte hier die Fernsehausstrahlung auch für eine immense Reichweite und Bekanntheit von Beginn an. Der ‚Otto-Normal-Gründer‘ wird sich das erst mühsam erarbeiten müssen.

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen mit eigenem Modelabel/als Modedesigner‘

  1. Wer sich kreativ verwirklichen möchte und den richtigen Stoff für eine Geschäftsidee hat, sollte sich selbstständig als Modedesigner machen. Mit der Schaffung eines eigenen Modelabels bietet sich die Chance, schnell bekannt zu werden und eine eigene Nische mit hohem Wiedererkennungswert zu besetzen

  2. Der Modemarkt ist sehr umsatzstark, aber auch von enormer Konkurrenz und von einer aggressiven Preisstrategie gekennzeichnet

  3. Wer angesichts großer Label als selbstständiger Modedesigner erfolgreich sein will, muss eine Nische mit Alleinstellungsmerkmalen authentisch besetzen. Was macht die Mode bzw. das Label aus? Was bieten die Kreationen im Gegensatz zur Konkurrenz?

  4. Ob es sich um eine freiberufliche Tätigkeit oder ein Gewerbe handelt, kann nur im Einzelfall mit Blick auf den Qualifikationshintergrund und das Leistungsspektrum entschieden werden

  5. Die Verdienstmöglichkeiten als selbstständiger Modedesigner sind sehr gut, wenn die Produkte sich zu hohen Gewinnmargen verkaufen lassen und alle Preise ganzheitlich kalkuliert werden

  6. Gelingt es langfristig, eine starke Marke aufzubauen und zu etablieren, dann lassen sich beim Marketing enorme Vorteile durch Vertrauen und Kundenbindung nutzen.

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