Selbstständig machen mit einem Modegeschäft / Textilhandel

Modegeschäft

Wer eine ausgeprägte Modeaffinität sein Eigen nennt und das Angestelltendasein oder eine Phase der Arbeitslosigkeit hinter sich lassen will, spielt eventuell mit dem konkreten Plan, sich mit einem Modegeschäft/Textilhandel selbstständig zu machen. Doch ist dies der buchstäbliche Stoff, aus dem selbstbestimmte Berufsträume gemacht werden? Dieser Frage soll im folgenden Beitrag nachgegangen werden, indem zentrale Faktoren und Umfeldbedingungen praxisorientiert erläutert werden. Insofern sollen Interessenten nach der Lektüre in der Lage sein, ihr eigenes Vorhaben realistisch einschätzen zu können.

Existenzgründung mit einem Modegeschäft: Was angehende Gründer in diesem Beitrag erfahren

  • Welche fachlichen und persönlichen Voraussetzungen brauchen Gründer?
  • Welche Faktoren sind für die Geschäftsausrichtung erfolgskritisch?
  • Wie stehen die Chancen in diesem Markt? Welchen Gefahren gibt es?
  • Welche formalen Aspekte sind zu beachten?
  • Welche Alternativen zur erfolgsorientierten Positionierung sind vielversprechend?


Berufliche Vorkenntnisse und persönliche Voraussetzungen in der Zusammenfassung

Gründer mit einem Modegeschäft machen sich im Bereich des Einzelhandels selbstständig, sodass eine entsprechende Berufsausbildung sicher ein großer Vorteil ist. Auch ein Designstudium mit Handelsbezug bildet eine vielversprechende Grundlage, die idealerweise schon das notwendige kaufmännische Grundwissen zur nachhaltigen Geschäftsführung beinhaltet. Grundsätzlich können natürlich auch Branchenfremde sich als Quereinsteiger in dieser Branche selbstständig machen. Defizite sind Bezug auf das erforderliche betriebswirtschaftliche Wissen sollten allerdings im Vorfeld ausgeräumt werden. Gründerseminare oder Coachings sind eine gangbare Möglichkeit mit sinnvollen Praxisbezügen.

Für die erfolgreiche Selbstständigkeit spielt auch die Gründerpersönlichkeit eine wichtige Rolle. Disziplin, eine ganzheitliche Sichtweise auf die Dinge und eine Portion Mut zum Risiko sollten angehende Selbstständig mitbringen. Die ersten drei Jahre einer jeden Geschäftsgründung sind eher schwierig, sodass ferner Durchhaltevermögen gefragt ist. Hinzu kommt, dass die Modebranche hart umkämpft ist und Kunden online und im stationären Handel die große Qual der Wahl haben. Insofern kommt der geschickten Platzierung des eigenen Angebotes eine Schlüsselrolle zu. Diesbezüglich ist es für Gründer eine unerlässliche Pflichtaufgabe, einen in sich stimmigen Businessplan auszuarbeiten. In diesem Dokument werden alle wichtigen Geschäftsaspekte mit strategischer Bedeutung dargestellt. Idealerweise entsteht so neben einem zielorientierten Kompass für die anstehende operative Geschäftsgründung auch eine überzeugende Visitenkarte, die externe Geldgeber mit ins Boot holen kann.
 

Marktanalyse, Definition der Zielgruppe und schlüssige Konzepterstellung

Ganz im Sinne des Businessplans sollten der Markt sowie der Standort analysiert werden, um die Absatzchancen realistisch einschätzen zu können. Gerade für den stationären Handel ist der Standort das A&O, denn zu große Konkurrenz oder eine schlecht erreichbare Lage verdirbt jedes noch zu gut konzipierte Geschäft. Zudem ist zu bedenken, welche Zielgruppe anvisiert werden soll. Nur wer seine Zielgruppe genau kennt, kann auch das Angebot dementsprechend darauf ausrichten. Es gilt, die Bedürfnisse seiner Kunden zu kennen und das Produktsortiment sowie die Preise gewinnorientiert daran auszurichten. Mit dem anvisierten Preissegment wird auch die Qualität maßgeblich vorherbestimmt (günstige Massenware vs. teure Designermode). Sofern ein Ladenlokal übernommen wird, sollten Gründe für eine eventuelle Schließung erfragt werden (nicht selten zieht ein Ladengeschäft zu wenig Laufkundschaft an).
 

Finanzielle Aspekte: Kosten eine Ladeneinrichtung

Hat eine ganzheitliche Standortanalyse ein gutes Ladenlokal ergeben, so ist an die Einrichtung der Räumlichkeiten zu denken. Und hierbei sollte nicht gespart werden, denn der erste Eindruck zählt. Eine Boutique bzw. ein hochpreisiger Textilhandel, der von außen wenig einladend wirkt, wird kaum zahlungswillige Kunden anlocken können. Insofern sollte bei der Inneneinrichtung Expertenwissen einbezogen werden, da die visuelle Erscheinung für den angestrebten Geschäftserfolg eine nicht zu verachtende Wichtigkeit hat. Neben den monatlichen Fixkosten für die Miete, Energie und etwaiges Personal ist mit großen Anfangskosten für die Einrichtung und Ausstattung zu rechnen. Man denke etwa an Regale, Umkleidekabinen, Kassen, Schaufensterpuppen, ein ansprechendes Beleuchtungskonzept u.V.m. Ein Risiko tragen Gründer eines Modegeschäfts schon deshalb, da gut gefüllte Kleiderständer Geld verschlingen. Das heißt, dass Selbstständige in Vorkasse gehen und viel Mode auf Vorrat kaufen müssen, bevor der Laden überhaupt erst öffnet. Generell sind allzu große Lagerbestände aber zu meiden, da sie Kapital binden und die Liquidität gefährden können. Hinzu kommt, dass in der Modebranche ohnehin zu jeder Jahreszeit die Kollektion wechselt. Schlussverkäufe leeren zwar die Lager, sie füllen durch hohe Preisnachlässe aber nicht unbedingt das Konto des Ladenbesitzers.
 

Die Grundlage für Gewinne legen: vorteilhafter Einkauf der Waren

Das Ladenlokal samt Einrichtung ist letztlich ohne das passende textile Warenangebot wertlos. Insofern muss natürlich schon vor der Geschäftsgründung klar sein, woher und zu welchen Konditionen die Waren kommen. Erst so lässt sich realistisch kalkulieren, wie groß die Gewinnspanne pro verkauftem Stück sein werden bzw. wie viel pro Tag verkauft werden muss, um von einem profitablen Geschäft sprechen zu können. Die Preise hängen natürlich direkt von der Zielgruppe, deren Preissensitivität und der Qualität ab. Entsprechende Verhandlungen mit Lieferanten sind also gewinnorientiert zu führen. Dies setzt natürlich fundierte Marktkenntnisse voraus, um die Preise für diverse Textilien einschätzen zu können. Zudem sollte die Menge der Bestellung davon abhängen, welches ‚Verkaufsschlager-Potenzial‘ in einem Artikel steckt. Hier zeigt sich erneut ein gewisses Risiko, da sichere Voraussagen nicht möglich sind. Eine Kollektion voller Ladenhüter wird mit Sicherheit schnell zu einem finanziellen Engpass führen. Daher sollten Risiken immer breit gestreut werden, indem auf eine gewisse Vielfalt gesetzt wird (die modebewusste Kunden ja letztlich auch erwarten). Ganz im Sinne der angesprochenen Risikostreuung sind einseitige Abhängigkeiten mit Lieferanten zu vermeiden, auch um sich selber als Geschäftsmann/-frau in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen.
 

Formalen Voraussetzungen bzw. behördliche Erlaubnisse rechtzeitig prüfen

Jeder angehende selbstständige Textilunternehmer sollte sich darüber im Klaren sein, dass er einer gewerblichen Tätigkeit nachgeht, wenn er Bekleidung auf eigene Rechnung gewinnorientiert verkauft. Um das Geschäft eröffnen zu können, muss ein Gewerbeschein beantragt werden, was in diesem Bereich recht schnell möglich ist. Die Kosten sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich, sie liegen in der Regel aber deutlich unter 100 Euro. Auch das Finanzamt kommt ins Spiel, denn eine steuerliche Erfassung für das Geschäft ist nötig, insbesondere was die Abführung der Umsatzsteuer angeht. Für kleine Boutiquen kommt ggf. auch die von der Umsatzsteuer befreite Kleinunternehmerregelung in Betracht, sofern die Umsätze im ersten Jahr nicht über 17.500 Euro liegen.
 

Praxistipp mit Trendorientierung vor dem Hintergrund des Onlinebooms

Selbstständige in diesem Bereich sollten sich keine Illusionen machen, denn die Online Konkurrenz ist groß und vor allem immer verfügbar. Viele verwaiste Ladengeschäfte in Innenstädten und der Niedergang traditioneller Textilunternehmen sollten motivierten Gründern eine Warnung sein. Bekannte Anbieter, die aktuelle Mode aller Marken/Label zu attraktiven Preisen kostenlos nach Hause liefern, sind eine ernste Bedrohung für den stationären Handel. Dies zeigt umso eindringlicher, wie wichtig ein guter Standort und ein optimal auf die Zielgruppe ausgerichtetes Produktspektrum ist. Zu prüfen ist, ob das Internet als zweiter oder gar zentraler Vertriebsweg hinzugenommen werden soll, um in ganz Deutschland Kunden zu gewinnen. Dies setzt aber weitere Investitionen in ein modernes und optimiertes Shopsystem voraus. Auch wäre es denkbar, nur mit einem Online Modehandel durchzustarten, allerdings ist die Konkurrenz immens. Wer sich mit einer Nischenstrategie bzw. einem besonderen Angebot aus der textilen Masse hervorheben kann, dürfte ein leichteres Spiel beim Kundenfang haben. Auch höhere Preise lassen sich in der Modewelt durch einen (suggerierten) Exklusivitätsfaktor durchsetzen.
 

Den anvisierten Geschäftserfolg mit heißer Nadel selber stricken

Wer die entsprechenden Kenntnisse und Fähigkeiten sowie den notwendigen unternehmerischen Mut mitbringt, kann seine eigene Kollektion auf den Markt bringen. Als Spezialist in einer bestimmten Nische können sich selbstständige Modeunternehmer so über einen längeren Zeitraum einen Namen erarbeiten. Allerdings ist dieser weg kein Selbstläufer, denn er bedarf angesichts der großen Konkurrenz eines langen Atems. Um das Risiko zu minimieren, können eigene Erzeugnisse zu Testzwecken im Laden platziert werden. Auch Verhandlungen mit anderen Modeketten können schnell zeigen, welches Potenzial in den eigenen Modekreationen auf dem Markt gesehen wird. So kann letztlich die Vermarktung der eigenen textilen Ideen auf eine noch nachhaltigere Basis gestellt werden.

Stoff für die Geschäftseröffnung - praxisorientierte Zusammenfassung zur Selbstständigkeit mit einem Modegeschäft/Textilhandel:

  • Mit einem Businessplan die Weichen konsequent auf Erfolg stellen: Mit diesem Dokument richten Gründer alle Geschäftsfaktoren ganzheitlich aus
  • Standortanalyse als erste Pflichtaufgabe: Nur ein funktionierendes Ladenlokal wird einen profitablen Geschäftsbetrieb zulassen
  • Das Angebot ist auf die anvisierte Zielgruppe und deren Wünsche abzustimmen. Hieraus ergibt sich auch der Rahmen für Qualitätsanforderungen und das Preissegment
  • Finanzielle Risiken buchstäblich kalkulieren: Für die Ladeneinrichtung und die Ausstattung mit Textilien entstehen hohe Kosten. Sämtliche Fördermöglichkeiten sind auszuschöpfen
  • Angesichts des anhaltenden Booms des Onlinehandels im Textilbereich ist das Internet als zweiter/alternativer Vertriebsweg zu prüfen
  • formale Voraussetzung für die Geschäftseröffnung: Beantragung eines Gewerbescheines
  • Alternative für mutige Gründer: Erfolg durch eine Nischenstrategie mit einer eigenen Kollektion bzw. Modelinie

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