Selbstständig machen als Gärtner
Wer sich als Gärtner selbstständig machen möchte, ‚pflügt‘ seinen bisherigen beruflichen Werdegang kräftig um. Generell handelt es sich dabei für nicht wenige Menschen um einen Traumberuf, der kreativ-gestaltend an der frischen Luft ausgeübt werden kann. Wer selbstständig als Gärtner agiert, kann seine Vorstellungen in Abstimmung mit Kunden frei und selbstbestimmt umsetzen, was der wahre Gewinn des selbstständigen Arbeitens ist. Jedoch sind für diesen Weg in die Selbstständigkeit neben formalen auch persönliche Voraussetzungen sowie branchenspezifische Aspekte zu bedenken. Genau dies soll in diesem Beitrag in praxisorientierter Form kompakt geschehen. Am Ende wird auf zentrale Schlüsselaspekte eingegangen, die bei der bewussten (!) Entscheidung für oder gegen den Weg in die Selbstständigkeit einbezogen werden sollten.
Existenzgründung als Gärtner: Was Interessenten hier erfahren
- Ein lohnenswerter Schritt: Wie sehen die Chancen am Markt aus?
- Welche formalen Voraussetzungen sind zu bedenken?
- Welche persönlichen Voraussetzungen spielen eine Rolle?
- Wie können Kunden gewonnen und gebunden werden?
- Welche Fehler sollten von Beginn an vermieden werden?
Zu treffende Grundsatzentscheidungen für selbstständige Gärtner
Generell gestalten sich die Aussichten in diesem Bereich gut, wobei der Standort natürlich eine wichtige Rolle spielt. Der Weg in die Selbstständigkeit wird naturgemäß auch jenseits der zu pflegenden Beete steiniger, wenn im unmittelbaren Umfeld schon eine starke Konkurrenz anzutreffen ist. Viele selbstständige Gärtner siedeln sich um Friedhöfe an, da hier eines der Hauptbetätigungsfelder liegt. Insofern sollte jeder Gründer genau prüfen, ob noch ein zusätzlicher Bedarf vor Ort besteht oder ob der eigene Aktionsradius ggf. ausgedehnt werden muss. Ganz in diesem Sinne ist auch die Grundsatzentscheidung zu treffen, ob die Selbstständigkeit als Ein-Mann-Betrieb oder Unternehmen mit Personal angegangen werden soll. Bei letzterem steigt natürlich der Planungs- und Kapitalaufwand, dafür können Kunden auf mehr Ressourcen und Leistungen zurückgreifen. Ein ganzbarer Mittelweg wäre es, wenn sich zwei (Landschafts)gärtner zusammenschließen. Zudem sollte überlegt werden, ob ein Geschäft mit integriertem Service oder nur ein mobiler Service angeboten wird. Bei einem Ladengeschäft spielt der Standort eine Schlüsselrolle. Insofern ist es kein Zufall, dass eigentlich vor jedem Friedhof ein Gärtnerfachgeschäft anzutreffen ist.
Lohnt sich die Selbstständigkeit als Gärtner? Marktchancen und Zukunftsaussichten
Die Aussichten in den kommenden Jahren gestalten sich generell gut, da Deutschland eine stark alternde Gesellschaft hat. Viele ältere Gartenbesitzer werden zu potenziellen Kunden, gleiches gilt für die aufwändige Pflege von Gräbern. Hier zeigt sich eine weitere potenzielle Kundengruppe, denn viele Berufstätige finden nicht mehr die Zeit für die Grabpflege. Auch Unternehmen mit Grünflächen auf dem Grundstück, Besitzer von Wohneigentum oder öffentliche Auftraggeber können mögliche Kunden für professionelle Dienstleistungen in diesem Bereich sein. Je nach Standort und anvisierter Zielgruppe ist das Leistungsspektrum dementsprechend auszurichten. So kann es Sinn machen, sich auf die Grabpflege und/oder die Pflege von Gartenanlagen zu spezialisieren. Im Bereich des Landschaftsbaus wäre es auch denkbar, sich ein Alleinstellungsmerkmal durch das Fällen von Bäumen/Baumpflegearbeiten zu verleihen.
Fachliche Voraussetzungen für selbstständige Gärtner
Wer wenig oder gar keine Kenntnisse für den Weg in die Selbstständigkeit als Gärtner mitbringt, sollte sich bei der IHK beraten lassen oder einen speziellen Kurs besuchen. Dort lernen Existenzgründer auch, wie man den so wichtigen Businessplan professionell ausarbeitet. In Deutschland kann sich nicht jeder als Gärtner selbstständig machen, da es sich um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt. Eine absolvierte Berufsausbildung ist daher notwendig. Daraus kann sich auch eine etwaige Spezialisierung des eigenen Geschäfts ergeben, zu denken ist an den Gartenbau, den Landschaftsbau oder die Friedhofsgärtnerei. Ferner ist ein Gewerbe anzumelden, da es sich um eine dauerhaft auf Gewinn orientierte Tätigkeit handelt, die nicht unter die Freien Berufe fällt. Für die Selbstständigkeit ist kein Meisterbrief nötig, er kann jedoch auf Kunden eine starke Wirkung haben. Daher ist über diese erstrebenswerte Option durchaus nachzudenken. In jedem Falle sind Erfahrungen und einschlägige Kenntnisse in diesem Bereich unverzichtbar, um Kunden mit professionellen Dienstleistungen zu überzeugen. Ansonsten kann die Grundlage für den eigenen beruflichen Erfolg im wahrsten Wortsinne ganz schnell verwelken.
Jeder Existenzgründer sollte seine persönliche Eignung ehrlich hinterfragen
Die Aussicht auf Freiheit und Selbststimmung ist verlockend, allerdings sind die ersten beiden Jahre erfahrungsgemäß schwierig und für viele vor allem auch in finanzieller Hinsicht ernüchternd. Insofern sollte nicht unterschätzt werden, dass das Arbeitsvolumen nicht weniger sein wird als bei einem Vollzeitjob. Zwar können die Arbeitszeiten grundsätzlich frei gewählt werden, letztlich aber sind die Wünsche der Kunden entscheidend. Daher sollte dieser große Schritt mit der ganzen Familie besprochen werden und Existenzgründer sollten sich fragen, ob sie sich diese mitunter körperlich belastende Arbeit langfristig vorstellen können. Starke Selbstzweifel sind sicher keine Basis für ein gutes Gedeihen in diesem Bereich. Mit einem Businessplan jedenfalls stellen Gründer ihr Geschäft auf eine nachhaltige Basis. Wer nach der Ausarbeitung das Gefühl hat, völlig überfordert zu sein, sollte den Schritt in die Selbstständigkeit nochmals gründlich überdenken. Ein beratendes Gespräch mit einem erfahrenen Coach kann aus einer objektiven Perspektive zeigen, ob die Grundlagen für eine erfolgreiche Selbstständigkeit gegeben sind oder ob Gründer nicht nur an ihrer Geschäftsidee arbeiten sollten…
Welche Investitionen sind für eine Selbstständigkeit als Gärtner notwendig?
Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Frage sich nicht pauschal beantworten lässt. Maßgebend sind hierfür der angebotene Leistungsumfang und die Art der Unternehmung. Wer einen mobilen Gärtnerservice anbieten will, braucht ein entsprechendes Fahrzeug, ggf. sogar einen größeren Transporter. Durch Leasing lassen sich jedoch kosteneffiziente und vor allem flexible Lösungen herbeiführen. Die notwendigen Werkzeuge und Maschinen können im Bereich des Landschaftsbaus durchaus größer sein und somit eine zum Teil immense finanzielle Belastung darstellen. Wer neben einem mobilen Service auch ein Geschäft eröffnen will, braucht für die Einrichtung mitunter hohe Summen. Sofern die Eigenkapitaldecke gering ist, werden Kredite mit Sicherheit benötigt werden. Und genau an dieser Stelle muss ein gewissenhaft ausgearbeiteter Businessplan seine volle Überzeugungskraft ausspielen können. Zu bedenken ist, dass Gründer momentan mit einer restriktiven Kreditvergabe zu kämpfen haben. Insofern sollten auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten und Förderwege frühzeitig geprüft bzw. konsequent ausgeschöpft werden.
Apropos pflegen und gestalten: virtuelle und visuelle Visitenkarte für die Kundenakquise
Das Pflegen und Gestalten wird in jeder Hinsicht zur Hauptaufgabe in diesem Bereich. Dies gilt insbesondere auch für das Marketing bzw. die am Anfang so wichtige Kundenakquise. Hier kann eine Internetseite wahre Wunder wirken, wenn Kunden auf eine professionelle und serviceorientierte Dienstleistung ganz in der Nähe hingewiesen werden. Neben dieser virtuellen Visitenkarte spielt für Gärtner aber auch die visuelle eine Schlüsselrolle: Überall dort, wo sie tätig sind, lässt sich ihre Arbeit bewundern. Insofern sollten die Arbeitsresultate immer eine überzeugende Werbung in eigener Sache sein. Insofern ist es üblich, mit einer kleinen Tafel auf Gräbern oder Blumenbeeten auf sich aufmerksam zu machen und potenziellen Kunden die Kontaktaufnahme zu vereinfachen. Gerade im Bereich der Grabpflege lässt sich mit einer Art "Dauerauftrag" eine langfristige Kundenbindung sicherstellen.
Branchenspezifische Tipps bzw. Fehler, die es bei diesem Berufszweig zu vermeiden gilt
Wie bei jeder Existenzgründung spielen die finanziellen Ressourcen eine Schlüsselrolle. Es gibt daher keine Alternative zu einer sorgfältigen Planung, die alle Finanzierungsoptionen konsequent ausschöpft. Der gesamte Kapitalbedarf sowie alle sämtliche Reserven sind immer fest im Blick zu halten. Gerade bei Gärtnern können deutliche saisonale Schwankungen auftreten, da im Winter weniger Aufträge vergeben werden. Im Sommer ist also schon eine gewisse Kapitaldecke für umsatzschwächere Monate aufzubauen. Insbesondere was die Einkaufsstrategie angeht, so sind auf lange Sicht gesehen einseitige Abhängigkeiten von Lieferanten oder auch Großkunden zu vermeiden. Andernfalls kann keine Risikostreuung vorgenommen werden. Um sich unnötige Arbeit und Zahlungsverzögerungen oder gar –ausfälle zu ersparen, sollte das Rechnungs- und Mahnwesen immer aktuell gehalten werden. Wer sich in der Materie nicht auskennt und ohnehin kaum die Zeit dafür findet, sollte eine externe Betreuungslösung ernsthaft prüfen. Auch wenn die Verlockung groß und allgegenwärtig ist, so warnen Verbände eindringlich davor, mit hohen Rabatten und Lockangeboten auf Kundenfang zu gehen. Was am Anfang noch funktionieren mag, sorgt am Ende für die Zerstörung der eigenen Einnahmebasis. Und: wer Kunden einmal an Tiefstpreise gewöhnt hat, wird diese nur sehr schwer wieder auf ein gewinnorientiertes Niveau heben können. Vergessen werden sollte nicht: für sichtbare Qualität aus erfahrener Hand werden Kunden mit Sicherheit auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Selbstständig machen als Gärtner: die wichtigsten Tipps und Praxisanforderungen in der zusammenfassenden Übersicht
- strategische Grundsatzentscheidungen (ausgehend von einer fundierten Standortanalyse): Ein-Mann-Betrieb vs. Unternehmen?/ mobiler Gärtnereiservice vs. Ladengeschäft?
- Ausgangslage: in einer alternden Gesellschaft steigt tendenziell die Nachfrage in puncto Gärtnereidienstleistungen
- Mit Blick auf die anvisierte Zielgruppe ist das Leistungsspektrum zu gestalten: Friedhofsgärtnerei, Landschaftsgärtnerei, Gartenpflege etc.
- formale Startvoraussetzungen: es handelt sich um einen geschützten Beruf, daher ist eine Berufsausbildung nötig, ein Meistertitel ist nicht verpflichtend
- vor dem Start des operativen Geschäftsbetriebes ist eine Gewerbeanmeldung nötig
- persönliche Startvoraussetzungen ehrlich hinterfragen: Was bedeutet die Selbstständigkeit für das eigene Leben? Reichen die kaufmännischen Kenntnisse?
- virtuelle Präsenz zeigen: Mit einer Homepage können Kunden gewonnen werden
- reale Präsenz als wirksame Werbung in eigener Sache nutzen: kleine Schilder auf gestalteten Beeten/Flächen/Gräbern können Kunden zu einer Kontaktaufnahme bewegen
- Businessplan ausarbeiten und alle Optionen prüfen: eine unzureichende Planung der Finanzen kann schnell in die unternehmerische Sackgasse führen
- einseitige Abhängigkeiten von Kunden und/oder Lieferanten sind zu vermeiden
- saisonale Schwankungen bei den Einnahmen sind einzukalkulieren (in den warmen Monaten sollten möglichst Rücklagen gebildet werden)
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