Selbstständig machen mit einem Baumdienst

Baumkletterer sägt Ast
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2025

Wer Bäume liebt, Höhen nicht scheut und lieber an der frischen Luft arbeitet als im Büro, findet im Baumdienst eine hoch spezialisierte Nische mit echter Zukunft. Stürme, Klimawandel, alternder Baumbestand und strenge Verkehrssicherungspflichten sorgen dafür, dass professionelle Baumpflege gefragter ist denn je – von privaten Gartenbesitzern über Wohnungsunternehmen bis hin zu Städten und Gemeinden. Wenn Sie sich mit einem Baumdienst selbstständig machen, verbinden Sie körperliche Arbeit, Technik, Natur und Verantwortung.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Qualifikationen Sie wirklich brauchen, welche rechtlichen Fallstricke lauern, wie Sie Ihr Leistungsspektrum klug aufbauen und welche Versicherungen unverzichtbar sind. Kurz: Sie bekommen einen praxisnahen Fahrplan, wie Sie Ihren eigenen Baumdienst Schritt für Schritt auf ein sicheres und profitables Fundament stellen.

Selbstständig machen mit einem Baumdienst Wer naturverbunden ist und ein großes Betätigungsfeld nutzen möchte, kann sich hier mit einer recht auftragssicheren Geschäftsidee auseinandersetzen: selbstständig machen mit einem Baumdienst. Ob im privaten, gewerblichen oder öffentlichen Bereich, Bäume müssen regelmäßig gepflegt werden, zumal es durch Schäden am Baum oder in Folge von Stürmen zu Verletzungen kommen kann. Es liegt in der Natur dieser Geschäftsidee, dass zahlreiche Entscheidungen gefällt werden müssen. Welche das sind, soll mit Blick auf eine angestrebte Existenzgründung als Baumpfleger/Baumkletterer in diesem Beitrag praxisorientiert erörtert werden. Zugleich zeigt dieser Beitrag, welche formalen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten sind und welche Qualifikationen heute in der professionellen Baumpflege erwartet werden. 

 

Existenzgründung in der Baumpflege: Wissenswertes

Wer sich mit einem Baumdienst selbstständig macht, wird in der Regel als Baumpfleger oder auch Baumkletterer teils in luftiger Höhe arbeiten. Neben diversem Handwerkszeug für das Fällen von Bäumen gehört auch relevante Sicherheitskleidung zum Arbeitsalltag. Auch wenn es sich nicht um einen offiziell anerkannten Ausbildungsberuf handelt, so gibt es zahlreiche Optionen, sich in diesem Bereich fortzubilden. In der Praxis erfolgt der Einstieg häufig über anerkannte Ausbildungsberufe wie Gärtner im Garten- und Landschaftsbau, Forstwirt oder über spezialisierte Fortbildungen in der Baumpflege. Die verfügbaren Ausbildungsoptionen zeigen, dass es sich um einen Tätigkeitsbereich mit hoher Nachfrage und Zukunftsorientierung handelt. Generell hat jeder angehende Existenzgründer aber im Grunde die Chance, sich mit einem Baumdienst selbstständig zu machen bzw. als Baumpfleger/Baumkletterer zu arbeiten. Neben dem Fällen steht die Baumpflege im Mittelpunkt: So müssen Äste entfernt und ggf. der Gesundheitszustand eines Baumes insgesamt mit fachmännischem Blick begutachtet werden. Hinzu kommen je nach Ausrichtung Leistungen wie Baumkontrolle, Kronensicherung, Jungbaumpflege, Verkehrssicherungsmaßnahmen an Straßenbäumen oder die Begleitung von Baustellen im Hinblick auf Baumschutz.

 

Praxistipp: Informationen für die Planung einholen

Lehrgänge zum European Tree Worker (ETW) ermöglichen es, dass europaweit Standards vergleichbar sind. Der ETW ist eine anerkannte Zusatzqualifikation für erfahrene Baumpfleger, die Kenntnisse in Baumbiologie, Baumpflege, Arbeitssicherheit und rechtlichen Grundlagen nachweist. Diese Weiterbildungsmöglichkeit ist prinzipiell vom Jobcenter förderbar. Ob eine Förderung tatsächlich bewilligt wird, hängt jedoch immer vom Einzelfall, dem jeweiligen Bildungsträger und den individuellen Voraussetzungen ab. Quereinsteiger, die sich näher in Bezug auf das Tätigkeitsfeld informieren wollen, können dies hier exemplarisch tun. Ergänzend lohnt sich ein Blick auf weitere Qualifikationen wie „Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsanierung“ oder Zertifikate als FLL-zertifizierter Baumkontrolleur, da solche Abschlüsse im Markt zunehmend als Qualitätsnachweis erwartet werden.

 

Existenzgründung mit einem Baumdienst: selbstständig machen mit ganzheitlicher Planung

  • Analyse der Ausgangslage
  • Baumdienst gründen: Anforderungen
  • Welche Tipps geben selbstständige Baumpfleger?
  • Formale und rechtliche Rahmenbedingungen
  • Versicherungsschutz als selbstständiger Baumpfleger/Baumkletterer 


Ausgangspunkt: Alles startet mit einer Standortanalyse

Wie bereits angesprochen, deuten die zahlreichen Lehrgänge für Baumpfleger/Baumkletterer darauf hin, dass es eine große Nachfrage für solche professionellen Dienstleistungen gibt. Denn welcher Laie kann schon Bäume ohne das notwendige Equipment und Fachwissen fällen? Und darf ein Baum einfach so gefällt werden (nein, nicht automatisch, mehr dazu weiter unten). Egal, ob Privat- oder Geschäftskunden respektive öffentliche Auftraggeber, solche Arbeiten werden eigentlich immer in professionelle Hände vergeben. Insofern sollte Klarheit darüber herrschen, welche Zielgruppe anvisiert werden soll. Eine Standortanalyse kann diesbezüglich wertvolle Hinweise liefern. Wo stehen bzw. wem gehören die Baumflächen in einem nach wirtschaftlichen Kriterien definierten Aktionsradius? Gibt es viele Privatgärten, große Wohnanlagen, Gewerbegebiete, kommunale Grünflächen oder Straßenzüge mit altem Baumbestand? Um einen Standort bzw. Aktionsradius sinnvoll wählen zu können, muss auch eine belastbare Konkurrenzanalyse durchgeführt werden. Insofern gilt es, nicht nur Baumpfleger bzw. Baumdienste auf dem Bildschirm haben, sondern auch Hausmeisterdienste und Unternehmen im Bereich Garten- und Landschaftsbau mit entsprechenden Dienstleistungen. Es darf nicht der Fehler begangen werden, die Ausgangssituation und somit wirtschaftliche Chancen am Standort völlig falsch einzuschätzen. Gerade in Regionen mit vielen etablierten GaLaBau-Unternehmen und kommunalen Eigenbetrieben kann es sinnvoll sein, sich über Spezialisierungen (z. B. schwierige Baumstandorte, Seilklettertechnik oder Gutachten) zu differenzieren.

Generell sind Existenzgründer mit dem Standort für einen Baumdienst recht flexibel, da es je nach Geschäftsumfang nicht unbedingt gesonderter Räumlichkeiten abgesehen von einer funktionalen Fahrzeugflotte bedarf. Beratungsgespräche werden in der Regel direkt beim Auftraggeber erfolgen, da die zu pflegenden Bäume so direkt begutachtet werden können. Eine gewissenhafte Auftragsplanung stellt später einen reibungslosen Service für möglichst zufriedene Kunden sicher. So makaber es klingen mag, aber auch der Klimawandel spricht für die Gründung eines Baumdienstes: Immer häufiger wird es Unwetter geben, sodass entstehende Schäden beseitigt und im Vorfeld entsprechende Pflege- bzw. Schutzmaßnahmen durchzuführen sind. Zugleich leiden viele Bäume unter Hitze- und Trockenstress, neuen Schädlingen sowie Verdichtung und Wurzelraumverlust im städtischen Bereich. Professionelle Baumpflege trägt dazu bei, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und wertvolle Stadtbäume zu erhalten.

 

Erforderliche Fachkenntnisse für die Selbstständigkeit als Baumpfleger

Wer für seine Kunden im wahrsten Wortsinne hoch hinaus wird, muss über entsprechendes Wissen als Baumkletterer verfügen. Mit diesem Wissen wird es möglich sein, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren. Generell sollten Quereinsteiger den Weg in die Selbstständigkeit als Baumpfleger/Baumkletterer nur wagen, wenn sie sich mit der biologischen, rechtlichen und auch kaufmännischen Materie gut auskennen, denn auf all diese Aspekte wird es bei der Existenzgründung ankommen. Je besser Sie hier aufgestellt sind, desto eher können Sie gegenüber Auftraggebern als qualifizierter Ansprechpartner auftreten und Haftungsrisiken minimieren.

 

Notwendige Grundlagen

Baumbiologische Fachkenntnisse sind erforderlich, um verschiedene Arten sachgerecht pflegen bzw. deren Zustand einschätzen zu können. Schäden und erste Symptome müssen zuverlässig erkannt werden, da die Verkehrssicherheit durch herabstürzende Äste erheblich beeinträchtigt werden kann. In der professionellen Baumpflege spielen dabei anerkannte Regelwerke wie die ZTV-Baumpflege und die Richtlinien für Regelkontrollen von Bäumen (FLL-Baumkontrollrichtlinien) eine zentrale Rolle, die für viele öffentliche und gewerbliche Auftraggeber als Standard gelten. Die Durchführung von Regelkontrollen ist ganzheitlich zu planen und professionell durchzuführen. Gleiches gilt für die Klärung des Weiteren Handlungsbedarfes (z.B. Kontrollintervalle oder neue Termine für die regelmäßige Baumpflege). In diesem Kontext wird deutlich, wie durch die Tätigkeit bzw. das Leistungsspektrum aktiv zu einer wünschenswerten Kundenbindung beigetragen werden kann. Baumeigentümer – insbesondere Kommunen, Wohnungsunternehmen und Betreiber von Verkehrsflächen – stehen in der Pflicht, ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Ein qualifizierter Baumdienst kann hier durch wiederkehrende Kontrollen, Dokumentation und Empfehlungen zu Pflegemaßnahmen dauerhaft unterstützen.

Wer sich selbstständig mit einem Baumdienst machen möchte, muss körperlich fit sein. Das gilt vor allem für Baumkletterer. Es handelt sich um alles andere als einen Bürojob. Neben Arbeiten in der Höhe kommen körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten wie das Heben, Ziehen und Tragen von Stammstücken, der Umgang mit schweren Maschinen, Arbeit bei Hitze, Kälte, Nässe und Lärm sowie teils unregelmäßige Arbeitszeiten hinzu. Die notwendige kaufmännische Arbeiten (Buchhaltung: Rechnungserstellung, Kontenführung, Angebote inkl. Kalkulationen erstellen etc.) wird nach der Arbeit am Baum zu erfolgen haben. Letztlich muss vor allem der Arbeitsschutz in diesem Bereich sicher beherrscht werden, da Fehler schnell gravierende Folgen für die Gesundheit und somit die eigene Arbeitskraft als Grundlage haben (beispielsweise sei nur auf die Gefahren einer unzureichenden Sicherung von Baumkletterern oder einer schlechten Sicherung der Umgebung bei Baumfällarbeiten verwiesen). Hierzu gehören neben persönlicher Schutzausrüstung (Helm, Gehörschutz, Schnittschutz, Auffangsysteme) auch eine Gefährdungsbeurteilung, Rettungskonzepte bei Seilkletterarbeiten, regelmäßige Unterweisungen der Mitarbeiter und der Nachweis von Motorsägen- und Seilkletterkursen (z. B. AS Baum / SKT-A, SKT-B).

 

Existenzgründung: Was sagen selbstständige Baumpfleger?

Sucht man im Internet nach Erfolgsbeispielen für die Existenzgründung mit einem Baumdienst, so finden sich einige. Die meisten selbstständigen Baumpfleger/Baumkletterer geben an, zu zweit zu arbeiten. Eine Tätigkeit völlig alleine ist kaum möglich, da die Arbeitsstelle nicht aus der Höhe aktiv gesichert werden kann. In der Praxis gibt es zwar auch Ein-Mann-Betriebe, doch bei Arbeiten im Baum darf aus Sicherheitsgründen niemals wirklich „alleine“ gearbeitet werden – eine zweite Person am Boden ist für Rettung und Absicherung unverzichtbar. Letztlich braucht es auch eine gewisse Manpower, um gefällte Bäume zu zerlegen und sie für den Transport zu bewegen. Im Fachjargon wird neben den Baumkletterern von Bodenleuten geredet. Wer einen Baumdienst gründen möchte, wird sich mindestens einen Geschäftspartner mit ins Boot holen müssen. Dies hätte den Vorteil, dass Risiken auf zwei Schultern verteilt und insgesamt mehr finanzielle Mittel genutzt werden können. Alternativ ist es möglich, mit freien Mitarbeitern oder Subunternehmern zusammenzuarbeiten – hier sind klare vertragliche Regelungen, Verantwortlichkeiten und Versicherungsfragen wichtig. Erfolgreiche Existenzgründer in diesem Bereich betonen, dass die Vernetzung ein sehr wichtiger Faktor ist. Durch Kooperationen mit anderen Teams können auch größere Projekte für alle Seiten flexibel realisiert werden. Teamfähigkeit erscheint in dieser Hinsicht ein sehr wichtiger Faktor zu sein, um sich erfolgreich mit einem Baumdienst selbstständig machen zu können. Langweilig wird es nie, da immer wieder neue Situationen zu beurteilen und zu lösen sind. Nicht selten ist ein gewisses Improvisationstalent nötig, um eine unübersichtliche Lage managen zu können. Gleichzeitig hilft eine saubere Planung mit Arbeitsaufträgen, Checklisten und klar definierten Abläufen dabei, trotz aller Improvisation einen professionellen Standard zu sichern.

 

Auch Selbstständige müssen sich weiterbilden

Wer stehen bleibt, hat schon verloren. Dies ist gilt auch für einen serviceorientierten Baumdienst. Insofern werden regelmäßige Weiterbildungen dafür sorgen müssen, dass Kunden von neuesten und nachhaltigen Lösungen profitieren können. Anders wird sich hohe Kundenzufriedenheit als erfolgskritischer Wettbewerbsfaktor nicht erzielen lassen. Fortbildungen können sich dabei sowohl auf technische Themen (z. B. neue Schnitttechniken, Einsatz von Hubarbeitsbühnen, Baumschutz auf Baustellen) als auch auf Rechtsfragen (Aktualisierungen im Naturschutzrecht, neue kommunale Baumschutzsatzungen) und Unternehmensführung (Marketing, Kalkulation, Mitarbeiterführung) beziehen.

 

Baumdienst gründen & Leistungsspektrum ausrichten

Herrscht Klarheit über die Zielgruppe und den Aktionsradius, so kann auch das Leistungsspektrum näher gefasst werden. In dieser Hinsicht ist zu überlegen, welche Leistungen neben dem Fällen bzw. der Pflege von Bäumen aus Kundensicht Mehrwerte begründen könnten. Letztlich muss es bei der professionellen Baumpflege um Sicherheit und auch Ästhetik gehen. Deshalb sind auch angrenzende Geschäftsideen wie ‚selbstständig machen als Garten- und Landschaftsbauer‘ zu prüfen. Viele Baumdienste ergänzen ihr Angebot um Hecken- und Strauchschnitt, Stubbenfräsen, Erstellung von Baumgutachten, Erstellung und Pflege von Baumkatastern sowie Baumschutzkonzepte bei Bauvorhaben.

Generell muss das Leistungsspektrum hochgradig kundenorientiert sein und einen ganzheitlichen Service eröffnen. Kunden, die ihren Sorgfaltspflichten nachkommen wollen, erwarten nicht weniger als eine professionelle Arbeitsweise mit hoher Rechtssicherheit. Dazu zählen nachvollziehbare Dokumentationen (Fotos, Protokolle, Kontrollberichte), transparente Angebote und die Orientierung an den anerkannten Regeln der Technik. Wer beim Leistungsspektrum innovativ vorangehen und sich von der Konkurrenz abheben will, sollte sich fragen, aus welchen Gründen die anvisierte Zielgruppe einen Baumdienst beauftragen könnte. Diese Gründe wären dann unbefriedigte Bedürfnisse, auf die der Baumdienst mit maßgeschneiderten Dienstleistungen nachfrageorientiert antworten kann. Beispiele sind kurzfristige Hilfe nach Sturmschäden, Spezialfällungen an schwer zugänglichen Standorten, naturnahe Kronenpflege statt radikaler Kappungen oder die Schaffung von Habitatstrukturen für den Artenschutz.

 

Kosten & Geschäftsfelder im Businessplan darlegen

Wer Geldgeber oder Banken überzeugen will, braucht für die Gründung eines Baumdienstes einen stimmigen Businessplan. Letztlich wird sich diese Arbeit in jeder Hinsicht auszahlen, wenn alle Geschäftsbereiche ganzheitlich und maximal zielorientiert aufeinander abgestimmt werden. Vor allem für die Investition in notwendige Technik und Fahrzeuge/Transporter werden schnell hohe Kosten entstehen. Insofern gilt es, auch gebrauchte Techniklösungen in der Startphase ebenso ins Auge zu fassen wie flexible Leasingoptionen. Dazu gehören unter anderem Motorsägen und Schnittschutzkleidung, Seilkletterausrüstung, Häcksler, Anhänger, Winden, eventuell Hubarbeitsbühnen sowie ein oder mehrere Transportfahrzeuge. Neben dem Kaufpreis müssen laufende Kosten wie Wartung, Reparaturen, Prüfungen nach Unfallverhütungsvorschriften, Versicherung, Kraftstoff und Lagerflächen berücksichtigt werden. Im Businessplan sollten darüber hinaus klare Annahmen zu Stundensätzen, Auslastung, Zielumsätzen, Rücklagen für Ersatzinvestitionen sowie ein Liquiditätsplan enthalten sein, um auch saisonale Schwankungen und wetterbedingte Ausfallzeiten abzufedern.

 

Woher sollen Aufträge kommen?

Eine bereits angesprochene gute Vernetzung in der Branche kann dafür sorgen, dass immer wieder neue Aufträge gewonnen werden, z.B. in Form flexibler Kooperationen mit anderen Baumdiensten in der Umgebung. Letztlich hängt die Auftragsgewinnung auch direkt von der Zielgruppe ab, die Marketingaktivitäten sind dementsprechend zielgerichtet anzupassen. Wer Privatkunden anvisiert, wird durch Annoncen in Zeitungen, Flyer, Radiowerbung, Fahrzeugwerbung und vor allem eine suchmaschinenoptimierte Homepage die Auftragsgewinnung ankurbeln können. Heute spielen zudem ein professioneller Internetauftritt, lokale Suchmaschinenoptimierung, ein gepflegter Google-Unternehmenseintrag, Kundenbewertungen sowie soziale Medien (z. B. Fotos und Kurzvideos auf Instagram, Facebook oder YouTube) eine immer wichtigere Rolle. Zu prüfen ist, inwiefern Portale für die Vermittlung von professionellen Dienstleistungen eine Rolle spielen sollten. Für Geschäftskunden erweisen sich die dieselben Marketingaktivitäten als zielführend, wobei sich darüber hinaus Gespräche mit der Geschäftsleitung anbieten. Gerade Wohnungsbaugesellschaften, Hausverwaltungen, Industrieunternehmen und Kirchengemeinden sind interessante Dauerkunden, die häufig wiederkehrenden Bedarf an Baumpflege, Kontrollen und Verkehrssicherung haben.

Wer an Aufträge durch öffentliche Auftraggeber kommen möchte, muss entsprechende Ausschreibungen beachten und sich mit Preisen und Qualität klug gegenüber der Konkurrenz positionieren. Öffentliche Aufträge werden häufig nach den Vorgaben der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) ausgeschrieben. Hierzu ist es nötig, die jeweiligen E-Vergabeportale zu beobachten, formgerecht Angebote einzureichen und die geforderten Nachweise (Referenzen, Qualifikationen, Versicherungsbestätigungen) beizubringen. Gleiches gilt natürlich generell für die Preiskalkulation: Neben dem Orts- und Branchenüblichen sind Stundenlöhne anzuvisieren, die nach Abzug aller Kosten ein zufriedenstellendes Einkommen ermöglichen. Besonders Baumkletterer können sich das nicht zu leugnende Risiko ihrer Arbeit ggf. mit Aufschlägen bezahlen lassen. Angesichts dessen muss das Preisgefüge nicht völlig starr sein, sondern nur einen Rahmen vorgeben. Ein Einsatz in schwer zugänglichem Gebiet darf natürlich mehr kosten als eine völlig problemlose Baumpflege auf einem weitläufigen Firmengelände. Wichtig ist, dass alle Kostenfaktoren – einschließlich Rüstzeiten, Anfahrt, Entsorgung von Schnittgut und Verwaltungsaufwand – in die Kalkulation einfließen, damit der Betrieb langfristig wirtschaftlich arbeiten kann.

 

Formalitäten, um sich als Baumpfleger selbstständig zu machen

Bevor die Tätigkeit mit einem Baumdienst aufgenommen wird, muss ein Gewerbe angemeldet werden. Da die Berufe Baumpfleger und Baumkletterer (noch) nicht geschützt sind und die Tätigkeit nicht dem Handwerksrecht unterliegt, muss keine besondere Qualifikation nachgewiesen werden. In der Praxis wird die Tätigkeit häufig als zulassungsfreies Handwerk oder handwerksähnliches Gewerbe im Bereich Garten- und Landschaftsbau eingeordnet, sodass eine Eintragung in das entsprechende Verzeichnis der Handwerkskammer erforderlich sein kann, auch wenn kein Meisterbrief vorgeschrieben ist. Zu erbringende Nachweise ergeben sich im konkreten Fall ohnehin immer aus dem Leistungsspektrum, das im Zuge der Gewerbeanmeldung vorgestellt werden muss. Eine selbstständige Tätigkeit als Baumpfleger erfordert fundierte Kenntnisse in der relevanten Rechtsmaterie. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das Bundesnaturschutzgesetz. Vor allem Paragraf 39 regelt Verbote und Ausnahmen, die für die gewerbliche Tätigkeit mit einem Baumdienst eine große Rolle spielen. Darüber hinaus sind je nach Standort kommunale Baumschutzsatzungen, Baumschutzverordnungen und Artenschutzbestimmungen zu beachten, die teilweise deutlich über die bundesrechtlichen Mindestvorgaben hinausgehen.

 

Baumfällgenehmigungen im Vorfeld prüfen

Generell muss Klarheit darüber herrschen, dass ein Baum nicht einfach so gefällt werden darf. Hierzu sind die konkreten Vorschriften in der Gemeinde zu prüfen, sodass unter Umständen eine Fällgenehmigung erwirkt werden muss. Da es keine bundeseinheitlichen Regelungen gibt, müssen für den definierten Aktionsradius ggf. alle Rahmenbedingungen geklärt werden. Nur so können sich Kunden auf einen umfassenden und verbindlichen Service verlassen, der ihnen alle Arbeiten idealerweise abnimmt. Maßgeblich für eine etwaige Fällgenehmigung ist der Durchmesser des Stammes (gemessen in einer Höhe von 1 Meter). Hinzu kommt, dass bestimmte Baumarten in einer Gemeinde einem besonderen Schutz unterliegen. Nicht selten ist es der Fall, dass für gefällte Bäume ‚Ersatz‘ angepflanzt werden muss, da der positive Einfluss auf die Luft in Zeiten von Diskussionen rund um Feinstaub wichtiger denn je erscheint. Das Leistungsspektrum könnte solche Auflagen als Chance ergreifen und zusätzliche Einnahmequellen generieren. Wer sich mit den konkreten Anforderungen vertraut machen möchte, sollte eine Recherche vornehmen. Auf den Internetseiten der Behörden der Städte wird in aller Regel kompakt zusammengefasst, unter welchen Voraussetzungen eine Genehmigung für das Fällen von Bäumen erwirkt werden muss. Pauschalisierungen sind hier fehl am Platz! Zudem ist zu beachten, dass das Bundesnaturschutzgesetz in der Regel einen Zeitraum vom 1. März bis 30. September vorsieht, in dem das Abschneiden oder auf den Stock Setzen von Bäumen außerhalb des Waldes und gärtnerisch genutzter Flächen grundsätzlich verboten ist. Zulässig sind in dieser Zeit nur schonende Form- und Pflegeschnitte sowie Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit, sofern keine Nist- und Brutstätten geschützter Arten beeinträchtigt werden. Auch außerhalb dieses Zeitraums dürfen Bäume nicht gefällt werden, wenn Fortpflanzungs- oder Ruhestätten besonders und streng geschützter Arten zerstört würden – hier ist besondere Sorgfalt und gegebenenfalls eine artenschutzrechtliche Prüfung erforderlich.

 

Weitere relevante Vorschriften prüfen

In diesem Sinne sind weitere Vorschriften und Verordnungen zu prüfen, die je nach Gemeinde auch bei der Gewerbeordnung eine Rolle spielen können. Für den operativen Geschäftsbetrieb in einem Baumdienst ist in erster Linie an Baumschutzverordnungen, Unfallverhütungsvorschriften sowie Abfallentsorgungs- und Kompostiervorschriften zu denken. Für den Einsatz von Werkzeugen wie Motorsägen ist im gewerblichen Bereich in aller Regel ein Sachkundenachweis vorgesehen. Wer mit dem Baumdienst auch Transportdienstleistungen anbietet, wird je nach Größe der Fahrzeuge eine Fachkundeprüfung im Güterkraftverkehr ablegen müssen. Hier ist zu unterscheiden, ob lediglich eigene Maschinen und Materialien transportiert werden (Werkverkehr) oder ob Transportleistungen für Dritte erbracht werden. Bei Fahrzeugen über bestimmten zulässigen Gesamtgewichten und eigenständiger Transportdienstleistung können zusätzliche Genehmigungen, Lenk- und Ruhezeitenregelungen sowie spezielle Versicherungen erforderlich sein. Die Unfallverhütungsvorschriften der Unfallversicherungsträger (z. B. der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau) geben zudem detaillierte Regelungen für den sicheren Einsatz von Motorsägen, Seilklettertechnik, Hubarbeitsbühnen und Häckslern vor. Diese müssen in der betrieblichen Organisation verankert und durch regelmäßige Unterweisungen und Prüfungen umgesetzt werden. Bei der Entsorgung von Holz und Grünabfällen ist darauf zu achten, dass die Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes eingehalten werden und belastetes oder von bestimmten Schaderregern befallenes Material gegebenenfalls gesondert entsorgt werden muss.

 

Notwendiger Versicherungsumfang für Baumdienste

Es liegt in der Natur der Sache, dass bei Baumfällarbeiten Schäden entstehen können. Aufgrund dessen ist es unabdingbar, eine leistungsstarke Betriebshaftpflichtversicherung abzuschließen. Es ist im Detail zu prüfen, welche Fälle/Szenarien versichert sind und ob sich diese mit dem Leistungsspektrum des Baumdienstes decken. Versichert sein sollten insbesondere Personen-, Sach- und Vermögensschäden, Tätigkeits- und Bearbeitungsschäden, Umweltschäden sowie Schäden durch den Einsatz von Maschinen wie Hubarbeitsbühnen und Häckslern. Neben der Betriebshaftpflicht kommen je nach Konstellation eine Vermögensschadenhaftpflicht (z. B. bei Gutachtertätigkeit), eine Rechtsschutzversicherung, eine Kfz- und Flottenversicherung für Einsatzfahrzeuge, eine Maschinenversicherung sowie Absicherungen für Arbeitsbühnen und Spezialgeräte infrage.

Zudem sollten Gründer klären, ob für ihren Betrieb eine Pflichtmitgliedschaft in der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft bzw. der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau besteht und wie darüber die gesetzliche Unfallversicherung für Unternehmer und Beschäftigte abgedeckt ist.

Ein besonders wichtiger Punkt ist die eigene finanzielle Absicherung, denn mit der Selbstständigkeit ändern sich viele Grundlagen. Die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung müssen vollständig selbst getragen und aktiv organisiert werden – ein Arbeitgeber, der die Hälfte übernimmt, entfällt. Deshalb sollte frühzeitig geprüft werden, ob die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) oder die private Krankenversicherung (PKV) die bessere Wahl darstellt. Gerade für selbstständige Baumpfleger – deren Arbeitskraft das wichtigste Kapital ist – empfiehlt es sich, den Schutz durch ein Krankentagegeld zu ergänzen, um längere Ausfallzeiten finanziell abzufedern.

Auch die Altersvorsorge darf nicht vernachlässigt werden: Es ist sinnvoll, sich über Rentenversicherungspflichten im Garten- und Landschaftsbau, freiwillige Rentenversicherung oder private Vorsorgealternativen zu informieren und frühzeitig passende Einzahlkonzepte aufzusetzen.
 

 

Faktencheck: Das Wichtigste für Ihre Gründung mit einem Baumdienst

  • Zielgruppe und Standort genau analysieren: Prüfen Sie Privat-, gewerbliche und öffentliche Kunden in Ihrem Einzugsgebiet und arbeiten Sie Wettbewerber, Spezialisierungen und mögliche Kooperationen klar heraus.
  • Qualifikation und Fachwissen ausbauen: Baumbiologie, Baumpflege nach anerkannten Regelwerken, Arbeitsschutz und Rechtsgrundlagen sind Pflichtprogramm, nicht Kür. Fortbildungen wie ETW, Fachagrarwirt Baumpflege oder SKT-Kurse sind ein starkes Plus.
  • Arbeitssicherheit konsequent umsetzen: Nutzen Sie PSA, Motorsägen- und Kletterkurse, Gefährdungsbeurteilungen und Rettungskonzepte , damit Sie und Ihr Team sicher arbeiten können.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen beachten: Informieren Sie sich über Bundesnaturschutzgesetz, kommunale Baumschutzsatzungen, Artenschutz, Fällzeiten und Genehmigungspflichten , bevor Sie Angebote abgeben.
  • Leistungsspektrum scharf definieren: Kombinieren Sie klassische Baumpflege, Spezialfällungen, Baumkontrollen, Gutachten und ergänzende Dienstleistungen zu einem stimmigen, kundenorientierten Paket.
  • Kalkulation und Investitionen planen: Legen Sie Businessplan, Stundensätze, Auslastung, Technik- und Fahrzeugkosten sowie Entsorgungskosten realistisch fest, um dauerhaft wirtschaftlich arbeiten zu können.
  • Marketing professionell aufsetzen: Nutzen Sie Website, lokale SEO, Google-Unternehmenseintrag, Empfehlungen, Social Media und Dienstleisterportale , um sichtbar zu werden und Vertrauen aufzubauen.
  • Versicherung und persönliche Vorsorge regeln: Sichern Sie sich mit passender Betriebshaftpflicht, Kfz- und Maschinenversicherungen, Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung ab und denken Sie an Ihre Altersvorsorge.

 

 

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Als Selbstständiger oder Freiberufler sind Sie nicht mehr in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Sie müssen sich dort nun auf Antrag befreien lassen. Die künftige Beitragshöhe richtet sich nach Ihrem Einkommen. Die Kosten für Selbstständige betragen im Jahr 2025...
 

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