Selbstständig machen als Schausteller (Rummelgewerbe)

Bei der hier vorgestellten Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Schausteller‘ kann die Existenzgründung zu einer aufregenden Achterbahnfahrt im positiven Sinne werden. Wer seine Hausaufgaben als angehender Schausteller jedoch nicht macht, wird sich schnell wie in einer Geisterbahn vorkommen. Damit sind wir bereits mitten im Thema.
 

Mit dieser Geschäftsidee können Kindheitsträume wahr werden …

Ob Kirmes, Jahrmarkt, Volksfeste oder Weihnachtsmärkte: Die diversen Fahrgeschäfte wie Breakdance, Kettenkarussell, Autoscooter oder auch Schieß- und Losbuden sorgen für einen unterhaltsamen Mix, der jedes Jahr Millionen von Menschen anlockt. Was auf den ersten Blick nach einem geschäftlichen Selbstläufer klingt, verlangt in Wahrheit einen harten Kampf und sehr viel Flexibilität. Der Einstieg in das Schaustellergewerbe ist nicht zu unterschätzen. Was vordergründig nach Spaß und Lebensfreude aussieht (aussehen muss!), bringt für den Schausteller viel Arbeit und auch finanzielle Unsicherheit mit. Darüber muss absolute Klarheit herrschen.

Dieser Beitrag zur Existenzgründung als Schausteller möchte die wichtigsten Rahmenbedingungen kompakt beleuchten. Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, wie groß unvorhergesehene Geschäftsrisiken werden können.
 

Wie Schausteller werden?

In der Mehrheit handelt es sich um Familienbetriebe, in die Schausteller traditionell reingeboren werden. Quereinsteiger haben aber auch die Möglichkeit, sich mit entsprechenden Erfahrungen und Branchenkenntnissen als Schausteller selbstständig zu machen. Insofern steht diese Geschäftsidee auch Quereinsteigern offen. Durch feste Strukturen und viele bereits vermietete Stellplätze ist es nicht einfach, als Schausteller mit einem Rummelgewerbe Fuß zu fassen. Daher sollten sich Gründer von Beginn an auch mit Option befassen, ein Fahrgeschäft zu übernehmen oder geschäftlich mit einzusteigen.
 

Das Wichtigste in Kürze zur Existenzgründung als Schausteller mit einem Rummelgewerbe:

  • Diese Geschäftsidee verlangt ein hohes Maß an Flexibilität und Reisefreudigkeit, was eine Herausforderung für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Schule bedeutet.

  • Die Organisation von Stellplätzen wird eine wichtige Herausforderung sein, um über das ganze Jahr gesehen für eine hohe Auslastung zu sorgen.

  • Im Regelfall werden Schausteller ein Reisegewerbe anmelden müssen. Zahlreiche Sicherheitsvorschriften und eine TÜV-Abnahme sind an jedem Standort zu beachten.

  • Je nach Fahrgeschäft ist mit hohen Kosten für die Existenzgründung als Schausteller zu rechnen: Daher sollte vor allem der Finanzteil des Businessplans überzeugen.


Voraussetzungen, um sich als Schausteller selbstständig zu machen?

Mitreisende gesucht! Getreu diesem Motto verlangt die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Schausteller‘ ein Höchstmaß an Ungebundenheit und Reisewilligkeit. Einen festen Wohnort wird es kaum geben können, was vor allem Gründer mit Kindern vor eine Herausforderung stellt. Die Kinderbetreuung und Schule müssen organisiert werden, ggf. mit kostspieligem Privatunterricht. Um Schausteller zu werden, gibt es keine einheitliche Ausbildung. Wichtig sind Erfahrungen, die bereits in jungen Jahren in dieser umkämpften Branche gesammelt werden sollten. Die Selbstständigkeit als Schausteller setzt ein bewegtes Leben voraus, das von ständigen Ortswechseln und viel Rummel geprägt sein wird.
 

Checkliste: Bin ich bereit, mich als Schausteller selbstständig zu machen?

  • Kann ich mir vorstellen, ständig auf Reisen zu sein?

  • Ist der ständige Rummel langfristig das Richtige für mich?

  • Kann ich mit den finanziellen Ungewissheiten aufgrund von äußeren Einflüssen wie Wetter leben?

  • Falls Kinder vorhanden oder geplant sind: Wie soll das Familienleben organisiert werden? Können sich alle mit dem Leben als Schausteller anfreunden?


Lektüretipp: Bereit für das Leben als Schausteller?

Schausteller wird man nicht, als Schausteller muss man geboren sein (https://web.de/magazine/wirtschaft/leben-schausteller-volksfesten-31294794). Das sagt ein Schausteller, dessen Familie bereits seit 1860 tief in dieser Branche verwurzelt ist. In diesem interessanten Interview lesen angehende Gründer mehr über den Einstieg in diesen Beruf und die geschäftlichen Höhen sowie Tiefen. Die Lektüre liefert konkrete Ansatzpunkte für die Ausarbeitung des Businessplans.

Selbstständig machen auf Kirmes: formale Voraussetzungen

Wer sich als Schausteller selbstständig machen möchte, wird ein Gewerbe anmelden müssen, genauer gesagt ein Reisegewerbe. Hierbei wird der Gründer seine persönliche und finanzielle Eignung im Zuge der Gewerbeanmeldung nachweisen müssen (vergleiche hierzu § 60 der Gewerbeordnung).
 

Was ist ein Reisegewerbe?

Hierbei handelt es sich um ein Gewerbe, das mobil ist bzw. immer wieder an neuen Standorten betrieben wird. In der Gewerbeordnung (§ 55 GewO) ist explizit von Schaustellern die Rede. Das schaustellerische Angebot betrifft vor allem Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten und Kirmessen. Neben Fahrgeschäften und Schießbuden ist auch an Geschicklichkeitsstände zu denken (Dosenwerfen, Schießen etc.). Die jeweiligen Sicherheitsbestimmungen sind für das eigene Schaustellergewerbe genau zu prüfen, bevor die Tätigkeit nach der Erteilung des Gewerbescheins aufgenommen werden darf.
 

Vorschriften für Fahrgeschäfte und Spielrecht

So genannte ‚fliegende Bauten‘ müssen bei jeder Aufstellung behördlich abgenommen werden, wozu eine TÜV-Prüfung erforderlich ist. Die Sicherheit muss zu jeder Zeit gewährleistet sein, wenn Schausteller ein Fahrgeschäft betreiben. Es liegt auf der Hand, dass hiermit Kosten verbunden sind. Die Spielverordnung entscheidet darüber, welche Unterhaltungsspiele von Schaustellern angeboten werden dürfen. In einzelnen Fällen ist zu prüfen, ob eine Unbedenklichkeitsbescheinigung zu erwirken ist.


Ausgangsanalyse: Warum selbstständig machen als Schausteller?

Oktoberfest, Cranger Kirmes, Cannstatter Wasen Stuttgart oder die Düsseldorfer Rheinkirmes sind bundesweit die bekanntesten Orte für Schausteller, die Jahr für Jahr Millionen von Besuchern anlocken. Bei der Vermarktung als Schausteller ist auf regionale Besonderheiten einzugehen. Nicht nur die Begriffe Volksfest, Jahrmarkt und Kirmes sind gebräuchlich, sondern auch Kerwen, Kirchweihen und Dulte beispielsweise. Viele Volksfeste und Jahrmärkte weisen eine jahrhundertealte Tradition auf, die zu bewahren ist. Strukturell bringt dies das Problem für Schausteller mit, dass viele Plätze auf Jahre ausgebucht sind. Der Einstieg als Schausteller mit einem Fahrgeschäft kann daher steinig werden.
 

Kennzahlen des Schaustellergewerbes in Deutschland

Eine ältere Studie zu diesem Thema (siehe Quellen) geht von etwa 5.000 Schaustellerunternehmen, mehr als 22.000 Beschäftigen und über 10.000 Fahrgeschäften aus. Abgesehen von etwa 10.000 Volksfesten in Deutschland können Schausteller auch knapp 1.500 Weihnachtsmärkte anvisieren. Insgesamt ist mit weit über 200 Millionen Besuchern pro Jahr zu rechnen. Abzuwarten bleibt, für welchen Einschnitt die Corona-Pandemie im Schaustellergewerbe gesorgt hat. Es ist davon auszugehen, dass sich einige Betriebe nicht halten konnten. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich die Besucherzahlen nach Corona entwickeln werden. Diese beiden Faktoren sollten im Businessplan Berücksichtigung finden.
 

Nachfrage und Ausgaben von Besuchen auf Volksfesten

Wie gesagt: Diese Zahlen sind bereits älter und vor allem vor Corona erhoben worden. Daher sind Gründer gut beraten, mit Blick auf ihr Rummelgewerbe und ihre Standorte für den Businessplan aktuelle sowie belastbare Marktdaten heranzuziehen. Als Orientierung taugen die älteren Werte allemal. Mehr als 30 % der Bundesbürger besuchen Volksfeste, was für eine hohe Nachfrage spricht. 14 bis 17-Jährige besuchen Volksfeste und Kirmessen am häufigsten, über 65-Jährige am seltensten. Insofern ist klar, auf welche Zielgruppe das Fahrgeschäft oder der Stand auszurichten ist. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Besucher wurden vor einigen Jahren mit ca. 22 Euro angegeben. Daraus lässt sich ableiten, dass viele Besucher nicht nur ein Fahrgeschäft nutzen, was für eine gewisse Ausgabebereitschaft steht.
 

Motivanalyse: Warum werden Volksfeste besucht?

Gefragt nach den Motiven, warum Menschen eine Kirmes besuchen, stehen Spaß und Vergnügen mit deutlich mehr als 80 % an der Spitze. Das typische Flair ist für gut 65 % der Besucher reizend, 60 % wollen eine unbeschwerte Auszeit mit Familie oder Freunden genießen. Das eigene Angebot als Schausteller sollte diese Bedürfnisse erfüllen, um für eine möglichst hohe Auslastung zu sorgen.
 

Businessplan: Wie selbstständig machen als Schausteller?

Nun muss aus dem Traum vom Leben als Schausteller ein belastbarer BusinessPLAN werden! Zuerst ist zu konkretisieren, welches Fahrgeschäft betrieben und ggf. auch gekauft werden soll. Von Achterbahn, Autoscooter bis hin zum Kirmesfahrgeschäft für Kinder ist alles denkbar. Neben dem Angebot und den Kosten sollte die hier aufgeworfene Frage sofort betriebswirtschaftlich durchgerechnet werden. Mit welchem Fahrgeschäft lassen sich die höchsten Umsätze erzielen? Welches Fahrgeschäft stellt die höchste Nachfrage und Auslastung in Aussicht? Welches Fahrgeschäft bietet die wirtschaftlichste Kostenrelation (ein großes Karussell kann höhere Einnahmen einspülen, denen aber auch höhere Energie- und Transportkosten gegenüberstehen). Hier wird deutlich, warum Gründer ihre Hausaufgaben in diesem Bereich sehr gründlich machen sollten.
 

Neu oder gebaucht kaufen: Kosten im Businessplan durchrechnen

Es liegt auf der Hand, dass der Kauf eines Fahrgeschäfts mit enormen Kosten verbunden ist. Der Finanzteil des Businessplans sollte eine klare Profitabilität erkennen lassen, um externe Investoren oder Banken zu überzeugen. Beim Kauf eines gebrauchten Fahrgeschäfts lässt sich zwar Geld sparen, langfristig gesehen können Reparaturen und Wartung aber mehr Geld verschlingen. Wer als Schausteller nicht bei null anfangen möchte und bereits Kontakte in der Branche hat, kann nach Einstiegs- und perspektivischen Übernahmeoptionen schauen. Hier (https://www.schausteller.de/anzeigenmarkt/fahr-laufgeschaefte/) können sich Gründer einen ersten Überblick verschaffen, wenn sie (gebrauchte) Fahrgeschäfte kaufen wollen.
 

Marketing: Mitreisende & Unterhaltungssuchende werden gebraucht!

Das Fahrgeschäft sollte Teil eines einzigartigen Konzepts sein, das auf der Kirmes klar hervorsticht und eine magische Anziehungskraft ausübt. Während des Kirmesbetriebs spielen Licht und Musik für die Stimmung eine Schlüsselrolle. Im Businessplan muss klar werden, was das Besondere am Konzept ist und mit welchen Maßnahmen für eine hohe Auslastung gesorgt werden soll. Ganz in diesem Sinne können sich Betreiber eines Fahrgeschäfts über Schlangen freuen. Was auf den ersten Blick für Mitfahrende abschreckend ist, hat psychologisch gesehen eher den gegenteiligen Effekt. Bei vielen wird der Wunsch verstärkt, auch dieses Fahrgeschäft zu testen. Denn was offensichtlich sehr viele wollen, muss gut sein!
 

Es gibt IMMER etwas zu tun!

Das Marketing fängt schon sehr viel früher an, noch bevor der erste Kunde das Fahrgeschäft bzw. die Schaustellerbude zu Gesicht bekommt. Im Vorfeld der Existenzgründung muss der Schausteller sicherstellen, dass er für viele Volksfeste über das ganze Jahr verteilt Plätze bekommt. Diese sollten vertraglich unter Dach und Fach gebracht werden, um mit einer hohen Planungssicherheit agieren zu können. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass eine Pandemie Schaustellern sehr schnell einen Strich durch die Rechnung machen können.
 

Die Lehren aus Corona oder: Überleben als Schausteller in Krisenzeiten

Das Bilden von Rücklagen und die Erhöhung des Eigenkapitals werden angesichts der Krisenerfahrungen wichtige Instrumente sein, die im Businessplan zu konkretisieren sind. Bei den Personalkosten sind Schausteller naturgemäß sehr flexibel, worin aber marketingtechnisch eine immense Herausforderung zu sehen ist. An jedem Standort werden Helfer für den sicheren Betrieb und den Auf- sowie Abbau benötigt. Bei der Planung müssen Schausteller immer die gesamte Logistik für reibungslose Abläufe im Blick haben. Das zeigt, wie anspruchsvoll das Leben bzw. die geschäftliche Tätigkeit als Schausteller ist.
 

Wie viel verdient ein Schausteller?

Das lässt sich angesichts unterschiedlichster Fahrgeschäfte bzw. Geschäftsmodelle und der damit verbundenen Kostenstruktur nicht pauschal sagen. Der Finanzteil des Businessplans sollte auf diese Frage eine aussagekräftige Antwort geben können, wenngleich Umsatzprognosen für Schausteller immer mit Unsicherheit behaftet sind. Schlechtes Wetter kann z. B. an einem Standort für deutlich geringere Einnahmen als vorgesehen sorgen. Mit gutem Wetter steigen die Chancen auf Gewinne. Zudem kommt es darauf an, welche Stimmung auf dem Volksfest herrscht und wie hoch die Standmiete ausfällt. All diese Faktoren haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Verdienstmöglichkeiten auf der Kirmes als Schausteller.

An dieser Stelle sei nochmals auf das Interview über das Leben als Schausteller verwiesen. Der vorgestellte Schausteller sieht sich eher als Glückritter und weniger als Kaufmann. Schwankungen in den Einnahmen liegen in der Natur der Sache, eine verlässlich planbare Einnahmebasis gibt es nicht. Gewinne sind aber bei hoher Auslastung, durchdachten Preisen und einer schlanken Kostenstruktur durchaus möglich. Viele Schausteller leben mit diesem Geschäft einen Traum, der sich nicht reich, aber glücklich macht. Daher sollte sich jeder Interessent vor Aufnahme der Geschäftsplanung ehrlich hinterfragen, was er für die Umsetzung dieser Geschäftsidee bereit ist einzubringen.
 

Welche Versicherungen braucht ein Schausteller?

Auch wenn Fahrgeschäfte an jedem Standort sicherheitstechnisch überprüft und abgenommen werden müssen, lassen sich Unfälle und Verletzungen nicht zu 100 % ausschließen. Schausteller würden sich bei eigenem Verschulden sehr schnell mit hohen Forderungen auf Schmerzensgeld und/oder Schadenersatz konfrontiert sehen. Daher ist der Abschluss einer leistungsstarken Betriebshaftpflichtversicherung ein absolutes Muss. Für das Fahrgeschäft sollte eine individuelle Risikoanalyse erfolgen, aus der sich ein maßgeschneiderter Versicherungsbedarf ergibt. Es versteht sich von selbst, dass Risiken bei einer Achterbahn um ein Vielfaches höher sind als beim Blechdosenwerfen.
 

Zusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Schausteller‘:

  1. Warum selbstständig machen als Schausteller?

Diese Frage sollten angehende Gründer aufgrund des komplexen Anforderungsprofils selber mit der notwendigen Leidenschaft geben können. Schausteller können gutes Geld verdienen, Jahrmärkte und Volksfeste spielen eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Da der Markt aber sehr umkämpft ist, muss mit der Ausarbeitung des Businessplans eine durchdachte strategische Ausrichtung erfolgen.

  1. Wer kann sich als Schausteller selbstständig machen?

Traditionellerweise werden Schausteller in Familienbetrieben in diesen Beruf geboren. Er ist aber formal nicht geschützt, sodass sich auch Quereinsteiger mit Erfahrungen in diesem Bereich (z. B. nach mehreren Ferienjobs) als Schausteller selbstständig machen können.

  1. Wie viel verdient man als Schausteller?

Auf diese Frage müssen angehende Schausteller im Businessplan selbst eine Antwort geben können. Reich werden nur die wenigsten Schausteller, zumal das Wetter als unberechenbare Variable einen erheblichen Einfluss auf die Umsätze eines Schaustellergewerbes haben kann. Rücklagen sind im jedem Fall zu bilden, damit der Geschäftsbetrieb trotz Umsatzschwankungen immer liquide ist.

Quellenangabe: 

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