Selbstständig machen mit einem Weinhandel

Paar im Weingeschäft unterhält sich

2016 lag der Weinkonsum pro Kopf hierzulande bei 20,6 Litern, womit er sich seit Jahren auf einem vergleichbaren Niveau befindet. Marktexperten haben analysiert, dass die Deutschen für Wein tendenziell mehr Geld ausgeben als für andere alkoholische Getränke. Generell steht deutscher Wein höher im Kurs als andere Rebsorten, wobei für heimische Weine auch höhere Preise akzeptiert werden. Wer sich selber als Weinkenner bezeichnet und schon Erfahrungen im Handel mit edlen Tropfen sammeln konnte, kann sich im folgenden Beitrag mit der Option ‚selbstständig machen mit einer Weinhandlung‘ praxisorientiert auseinandersetzen.

Existenzgründung mit einer Weinhandlung: Worüber dieser Beitrag informiert

  • Fakten und Trends zum deutschen Weinmarkt => strategische Ausrichtung
  • die ersten Schritte in die Selbstständigkeit mit einer Weinhandlung
  • Leistungsspektrum und Warenpräsentation
  • Handel mit Weinen: Woher kommen die edlen Tropfen?
  • Warum das Internet Probleme beim Vertrieb bereiten kann
  • Weinhandlung eröffnen: zu erfüllende Formalitäten
  • Welcher Versicherungsschutz ist sinnvoll?
     

Kurzer Faktencheck zur Lagebestimmung

Wein ist als Massenprodukt mittlerweile überall verfügbar und auch vermeintlich preiswerte Tropfen vom Discounter können Kenner überzeugen. So verwundert es auch nicht, dass 3 von 4 Deutschen ihren Wein beim Discounter kaufen, wobei der durchschnittliche Preis pro 0,7 Liter Flasche bei 2,23 Euro liegt. Für deutsche Weine wird tiefer in die Tasche gegriffen, hier sind es 3,23 Euro pro Flasche. Marktexperten sind der Ansicht, dass der Riesling hierzulande zu den beliebtesten Rebsorten gehört. Insofern ist die Ausgangslage nicht allzu einfach, da Supermärkte und Discounter eine omnipräsente Konkurrenz darstellen, ganz zu von schweigen vom Getränkefachhandel.
 

Der Gegenentwurf zu Discountern

Insofern muss das eigene Angebot am gewählten Standort sich deutlich unterscheiden und somit eine andere Nachfrage bedienen. Möglich wäre es, hochpreisige Weine anzubieten oder solche aus bestimmten Regionen, die es anderswo nur sehr schwer zu kaufen gibt. Der große Vorteil einer Weinhandlung ist aber, dass das Einkaufen zu einem sinnlichen Erlebnis werden kann. Hier haben Kenner und Genussmenschen die Chance, den einen oder anderen Tropfen vor dem Kauf zu verköstigen. Damit kann kein Discounter mithalten, womit aus Kundensicht ein zentraler Mehrwert buchstäblich genießbar wird.
 

Einen Weinhandel eröffnen: die ersten Schritte zur beruflichen Selbstständigkeit

Die Idee für die Existenzgründung muss in Analogie zu Reben ausgereift sein! Der Businessplan ist der beste formale Rahmen, um aus den Gedanken ein strategisch fundiertes Konzept zu erstellen, das externe Geldgeber kompakt von nachhaltigen Chancen überzeugt. Insofern dürfen die folgende Themen und Inhalte nicht fehlen:

  • Marktanalyse und Standortsuche, Beurteilung der Konkurrenzsituation
  • Darstellung der Zielgruppe und entsprechende Preisstrategie
  • realistische Zahlen zu Umsätzen, Kosten und angestrebten Gewinnmargen
  • Planung des Finanzierungsbedarfs in den ersten Geschäftsjahren
  • Darstellung des Angebotsspektrum: Welche Mehrwerte/Alleinstellungsmerkmale sind vorhanden?
  • Welche Vertriebswege sind geplant?
  • Woher sollen die Produkte kommen? Zu welchen Konditionen?
  • Inwiefern ist der gewählte Standort funktional?
  • Wie soll die Weinhandlung effektiv vermarktet werden?
  • Gibt es ein nennenswertes Zusatzangebot?
     

Selbstständig machen als Weinhändler: Was bedeutet das?

Die angesprochenen Fragen zeigen schon, dass eine Leidenschaft für Wein allein nicht ausreichen wird, um erfolgreich respektive gewinnorientiert ein Geschäft zu führen. Neben Kenntnissen in Bezug auf den Markt und Produkte gehört auch unternehmerisches Wissen zum notwendigen Repertoire. Wer die aufgeworfenen Planungsaufgaben professionell angehen will, sollte etwaige Defizite früh beheben und beispielsweise an speziellen Existenzgründerseminaren teilnehmen. Gründer sollten die Bereitschaft mitbringen, sich mit der betriebswirtschaftlichen Seite einer Weinhandlung auseinanderzusetzen und so von Beginn an zielführende Rahmenbedingungen zu definieren.
 

Produktauswahl und Warenpräsentation in der Weinhandlung

Marketingexperten betonen, dass Wein ein emotionales Produkt ist. Kunden bzw. Kenner möchten es sinnlich erleben. Insofern ist eine professionelle und liebevoll gestaltete Weinhandlung der perfekte Ort, um die Leidenschaft für Wein erlebbar zu machen. Angesichts der skizzierten Ausgangslage werden sich Existenzgründer mit einer Weinhandlung von Discounter deutlich abgrenzen müssen, denn ein Preiskampf wird mit Sicherheit die falsche Strategie sein. Vielmehr wird eine Weinhandlung eine eher kleinere Zielgruppe ansprechen, die auch bereit ist, höhere Preise für hochwertige Erzeugnisse zu zahlen. Natürlich ist zu überprüfen, ob eine hochpreisige Strategie mit der generellen Kaufkraft am Standort vereinbar ist.
 

Eine erfolgreiche Weinhandlung braucht ein ansprechendes Konzept!

Die Einrichtung der Weinhandlung sollte übersichtlich sein und sofort Lust auf mehr machen. Holzelemente und eine Optik, die an einen Weinkeller erinnert, können zentrale Inhalte eines wirkungsvollen Konzeptes sein. Da die innere und äußere Präsentation von zentraler Bedeutung für das Marketing und das Einkaufserlebnis ist, sollten Gründer diesbezüglich nichts dem Zufall überlassen und professionelle Dienstleistungen für die Ladengestaltung in Anspruch nehmen. Es versteht sich von selbst, dass hierfür mitunter hohe Anfangsinvestitionen erforderlich werden. Diese sind aber nötig, um der Weinhandlung ein unverkennbares Gesicht zu verleihen. Mit einem überzeugenden Businessplan lassen sich idealerweise externe Geldgeber gewinnen. Ansonsten sollten Existenzgründer frühzeitig prüfen, welche Fördermittel genutzt werden können, um die finanziellen Handlungsspielräume so groß wie nur möglich zu gestalten. Hier auf selbststaendig.de finden Existenzgründer diesbezüglich viele Tipps und praxisorientierte Hilfestellungen.
 

Wichtige Schritte für den Handel mit Wein

Wer sich mit einer Weinhandlung selbstständig machen möchte, sollte über fundierte Markt- und Produktkenntnisse verfügen. Ansonsten wird es schwer, den richtigen Geschmack der anvisierten Zielgruppe zu treffen. Schon in der Frühphase der Planung der Selbstständigkeit mit einer Weinhandlung sollten Einkaufs- und Kooperationsmöglichkeiten beleuchtet werden: Woher sollen die Weine kommen? Hier kann mit Blick auf das jeweilige Angebotsspektrum viel Arbeit auf Gründer zukommen, wenn in aller Welt mit Weinhändlern verhandelt werden muss. Das, was im Businessplan steht, sollte schon Realität sein. Insofern sollten selbstständige Weinhändler bereits sehr früh wissen, woher und vor allem zu welchen Konditionen die Weine kommen. Nur so wird eine aussagekräftige Kalkulation in Bezug auf Gewinnmargen und Umsätze möglich. Um die Qualität der Produkte einschätzen zu können, sollten Weinhändler die Erzeugnisse selber vor der Auswahl kosten oder aber einem fachkundigen Publikum zukommen lassen.
 

Wein online verkaufen? Internet als Vertriebsweg prüfen

In Abhängigkeit vom Standort kann es Sinn machen, das Internet als zusätzlichen Vertriebsweg auszuloten. Allerdings zeigen die Erfahrungen von Händlern aus den letzten Jahren, dass der Weinverkauf via Internet kein Selbstläufer ist, eher im Gegenteil. Wein ist ein Produkt, das sich dem generellen Onlineshopping-Boom entzieht, denn die meisten Kunden wollen es direkt beziehen oder sogar probieren. Da es sich um ein emotionales Produkt handelt, ist es im Internet eher schwer zu vermarkten. Natürlich lässt sich der Geschmack mit blumigen Worten in den Produkttexten beschreiben, aber dies kann ein sensorisches Einkaufserlebnis wie in einer Weinhandlung kaum ersetzen. Wer seinen Wein bewusst nicht im Discounter kaufen will, wird mit Sicherheit auch das Internet nicht als erste Wahl sehen. Insofern sollte überlegt werden, in welchem Ausmaß das Internet als Vertriebsweg in die Geschäftsidee integriert wird.
 

Praxistipp: Mehrwerte für Kunden mit einem exklusiven Onlineshop

Denkbar wäre ein exklusiver Onlineshop, den nur Kunden der Weinhandlung nutzen können. Auf diesem Wege hätten Kunden die Möglichkeit, schnell ihre Lieblingsweine online zu bestellen. Der Weinhändler kann sich dann verlassen, dass der bestellte Wein auch wirklich gut ankommt und abgenommen wird. Zudem verstärkt ein solches exklusives Angebot die wahrgenommene Qualität und es trägt zur erfolgskritischen Kundenbindung bei. Da die Weine nur für einen bestimmten Kundenkreis zugänglich sind, erhöht sich unbewusst auch die Bereitschaft, tiefer in die Tasche zu greifen.
 

Selbstständig machen mit einer Weinhandlung: Formalitäten & Voraussetzungen

Sich selbstständig machen mit einer Weinhandlung erfordert zunächst eine Gewerbeanmeldung, und zwar noch bevor das Geschäft offiziell eröffnet wird. Mit der Gewerbeanmeldung greift auch die Pflicht zur Abführung von Gewerbesteuer, deren Höhe sich maßgeblich nach dem örtlichen Hebesatz richtet. Darüber hinaus begründet sich eine Pflichtmitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer. In der Regel werden Gewerbetreibende in diesem Bereich keine besonderen Qualifikationen nachweisen müssen. Nachzuweisen sind aber Kenntnisse mit Blick auf das Jugendschutzgesetz, da der Verkauf von alkoholischen Getränken an Minderjährige verboten ist. In der Weinhandlung muss das Alter der Kunden im Zweifelsfall anhand eines Personalausweises geprüft werden. Auch für einen Onlinehandel mit Wein ist eine Gewerbeanmeldung erforderlich.
 

Besonderheiten: Verköstigung bzw. Ausschank von Wein

Welche Nachweise und/oder Erlaubnispflichten zu beachten sind, ergibt sich im Einzelfall aus dem konkreten Leistungsspektrum. Dieses muss ohnehin ausführlich und möglichst exakt auf dem Formular zur Gewerbeanmeldung geschildert werden (spätere Änderungen sind anzeigepflichtig). Sofern Wein verköstigt bzw. zum Verkauf ausgeschenkt wird, muss ggf. eine Konzession erwirkt werden. Dies wird auf jeden Fall nötig sein, wenn im Weinhandel ein kleines Café integriert wird. Ein solches kann Kunden je nach Lage im Übrigen einen genussvollen Mehrwert bieten. Des Weiteren sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Einzelhandels für eine Weinhandlung zu beachten. Dies betrifft insbesondere die Einhaltung der gesetzlichen Öffnungszeiten im jeweiligen Bundesland.
 

Praxistipp: individuellen Versicherungsschutz rechtzeitig prüfen!

Wer im Lager sehr viele teure Weine hat, sollte über den Abschluss einer leistungsstarken Inventarversicherung nachdenken. Diese sorgt im Schadensfall dafür, dass der finanzielle Verlust ausgeglichen werden kann. Wer sich selbstständig macht, sollte natürlich immer auch die eigene private Vorsorge im Blick haben. Abgesehen von der Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge öffnet sich der Weg in die private Krankenversicherung.

Was für die Existenzgründung wichtig ist...

  • Jeder Deutsche trinkt pro Jahr über 20 Liter Wein, wobei 3 von 4 Flaschen bei Discountern gekauft werden. Bei diesem alkoholischen Getränk ist die Preissensitivität geringer, sodass gerade für deutsche Spitzenweine auch tiefer in die Tasche gegriffen wird
  • Mit einem professionellen Businessplan wird die Weinhandlung auf eine nachhaltige Basis gestellt
  • Da es sich beim Wein um ein eher emotional behaftetes Produkt handelt, sollte bei der Warenpräsentation und Verkostungsmöglichkeiten in der Weinhandlung nichts dem Zufall überlassen werden
  • Der Vertrieb von Wein via Internet gestaltet sich eher schwierig. Insofern sollte geprüft werden, ob dieser Absatzkanal für das Geschäftsmodell gewinnbringend sein kann
  • Vor der Eröffnung einer Weinhandlung muss ein Gewerbe angemeldet werden. Kenntnisse in Bezug auf das Jugendschutzgesetz sind nachzuweisen. Eine Konzession kommt in Betracht, sobald Wein vor Ort ausgeschenkt wird.

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