Selbstständig machen als Dachdecker

Wer mit der beruflichen Selbstständigkeit hoch hinaus will und darüber hinaus schwindelfrei ist, kann sich hier mit einer Geschäftsidee in einem gefragten Handwerk praxisorientiert befassen: selbstständig machen als Dachdecker. Nach einer kompakten Analyse der Ausgangslage zur strategischen Positionierung der eigenen Geschäftsidee sollen die wichtigsten Handlungsfelder beleuchtet werden. Zudem werden die formalen Zugangsvoraussetzungen (Gewerbeanmeldung und Meisterpflicht) diskutiert, um sich ganzheitlich auf die geplante Existenzgründung als Dachdecker vorbereiten zu können.
Existenzgründung als Dachdecker: selbstständig machen & beruflich hoch hinauskommen
Analyse der Ausgangslage
Businessplan für selbstständige Dachdecker
Kundengewinnung und -bindung im Handwerk
Praxistipp: standortspezifische Spezialisierungen
Voraussetzungen, um sich selbstständig als Dachdecker zu machen
Verdienst als selbstständiger Dachdecker?
Analyse der Ausgangslage
Die folgenden Daten und Entwicklungen können für den Businessplan genutzt werden, um Marktentwicklungen deutlich zu machen. Sich abzeichnende Entwicklungen können für eine kluge sowie nachhaltige Positionierung der eigenen Geschäftsidee am Markt genutzt werden.
Zahlen, Strukturen und Trends für Dachdeckerbetriebe
2017 gab es in Deutschland 15.355 Dachdeckerbetriebe, die insgesamt mehr als 62.000 Mitarbeiter beschäftigen. Seit 2011 ist die Zahl der Betriebe im Dachdeckerhandwerk nun jedes Jahr leicht rückläufig. Angesichts der stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der durchaus vorhandenen Investitionen im Baubereich lässt dies auf einen gesättigten Markt und einen harten Verdrängungswettbewerb schließen. Knapp 2.100 Betriebe (etwa 15 %) beschäftigen keine Mitarbeiter und sind somit als Ein-Mann-Unternehmen tätig. Unternehmen in dieser Branche haben durchschnittlich 5,8 Mitarbeiter. Mehr als die Hälfte der Betriebe beschäftigt weniger als 5 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von weniger als 500.000 Euro. Insofern wird klar, mit welchen Ressourcen personeller und finanzieller Art je nach Leistungsspektrum zu rechnen ist. Die Zahl der Auszubildenden in diesem Handwerk war zuletzt stark rückläufig. Seit 2 Jahren aber stagniert sie.
Umsätze in der Branche
Was die Nachfrage angeht, so ist diese im Zuge der Ausgangsanalyse immer für den anvisierten Standort zu konkretisieren. Wer sich als Zielgruppe auf Kommunen bzw. öffentliche Auftraggeber ausrichten will, sollte bedenken, dass die Kassen für Investitionen vielerorts klamm sind. Die gesamte Branche erwirtschaftete 2017 Umsätze in Höhe von 9,28 Milliarden Euro. In den letzten 3 Jahren sind die Umsätze nur leicht gewachsen.
Aktuelle Zahlen zur Zahlungsmoral
Was die Zahlungsmoral angeht, die sehr wertvolle Hinweise auf die wichtige Liquidität gibt, so zahlen private Auftraggeber mit 60 % innerhalb von 2 Wochen am schnellsten. Gewerbliche Kunden zahlen zu 40 % innerhalb von 2 Wochen, bei öffentlichen Auftraggebern sind es nur knapp 20 %.
Insolvenzen und Löhne im Dachdeckerhandwerk
Zur Beurteilung der finanziellen Solidität in der Branche sei auf die Insolvenzquote hingewiesen, die zuletzt 2017 bei 1,5 % lag und somit im langjährigen Vergleich auf einem recht niedrigen Niveau ist. Wer sich für eine Existenzgründung als Dachdecker entscheidet, wird mit Sicherheit höhere Verdienstmöglichkeiten als wesentliches Motiv ansehen. In dieser Hinsicht sei als Orientierung darauf hingewiesen, dass der Stundenlohn von Dachdecker-Fachgesellen 2017 bei 19,89 Euro lag.
Zielgruppe & Kooperationen für selbstständige Dachdecker
Eine umfassende Standortanalyse muss zeigen, für welche Zielgruppe sich der Betrieb mit welchen personellen Ressourcen aufstellen sollte. Zudem kann je nach Zielgruppe (gewerblich oder privat) eine Spezialisierung bzw. Nischenstrategie am Standort geprüft werden, um Kunden überzeugende Mehrwerte bieten zu können (siehe Tipp weiter unten). Um in der Anfangsphase für eine hohe Auslastung und eine Deckung der Kosten zu sorgen, sind Kooperationen mit Baufirmen oder Architekten sinnvoll. Auf diese Weise können erste Projekte und Kunden gewonnen werden. In puncto Marketing ist heutzutage insbesondere eine große Reichweite gefragt: Die Präsenz auf Handwerkerportalen kann ein effizienter und kostengünstiger Weg sein, um Kunden und Aufträge als selbstständiger Dachdecker zu gewinnen.
Tipp: Standortspezifische Spezialisierungen und Akquirieren von Neubauprojekten
Ein oftmals erfolgversprechender Tipp ist es, seine Leistungen mit einer standortspezifischen Spezialisierung zu präsentieren. So steht in den Mittelgebirgen beispielsweise Schiefer als spezifisches Material zur Verfügung, während im Norden Häuser vorzugsweise mit Reet-Dächern zu finden sind. Möglich ist aber auch eine Spezialisierung beispielsweise auf das Anbringen von Solarzellen, da hier großes Zukunftspotenzial schlummert. Große Wachstumschancen bietet auch die klimafreundliche Gebäudesanierung. Nicht umsonst haben sich bereits zahlreiche Dachdeckerbetriebe auf dieses Segment spezialisiert. Diesbezüglich ist es grundsätzlich empfehlenswert, entsprechende Zusatzqualifikationen zu erwerben. Schließlich ist der Markt bzw. die Menge der zu erwartenden Aufträge limitiert. Hier sollten Sie vor allem die jeweiligen Neubauprojekte beachten und versuchen, dort den einen oder andern Auftrag zu akquirieren.
Basis: professioneller Businessplan als Dachdecker
Wer angesichts der Marktentwicklung und der enormen Konkurrenzsituation vielerorts ein tragfähiges Konzept für die eigene Geschäftsidee entwickeln möchte, muss einen Businessplan ausarbeiten. Alle Geschäftsbereiche sind so zu planen, dass die Profitabilität der Geschäftsidee erkennbar wird. Hierbei handelt es sich um eine Pflichtaufgabe für jeden Existenzgründer, die sich durchaus auszahlen kann. Denn wer mit seinem Konzept zu überzeugen weiß, wird Banken, Geldgeber oder sogar weitere Geschäftspartner mit ins Boot holen können.
Finanzierungsbedarf: Möglichen Forderungsausfällen vorbeugen
Bei der Finanzierung eines Dachdeckerbetriebes sollten Sie sich auf einige branchenspezifische Besonderheiten einstellen. Dabei müssen Sie zu Beginn gar nicht mal eminent große Investitionen realisieren, da benötigte Materialien in der Regel vom jeweiligen Bauherren gestellt werden. So sind lediglich die Kosten für die eigenen Mitarbeiter (mindestens ein bis zwei Mitarbeiter benötigen Sie auf jeden Fall), für Arbeitskleidung, Werkzeug, Werbung sowie ein Arbeitsfahrzeug zu finanzieren. Aber: Da erfahrungsgemäß in dieser Branche mit Forderungsausfällen von rund 20 Prozent kalkuliert werden muss, sollte stets genug Geld da sein, damit Sie auch in solchen Fällen liquide bleiben. Wichtig ist hier, dass Sie im Vorfeld eine exakte Kapital- und Liquiditätsplanung vornehmen.
Kundengewinnung und Kundenbindung: Referenzen und Kontakte sind die wichtigsten Faktoren
Ist die Finanzierung unter Dach und Fach, wartet bereits die nächste große Herausforderung auf Sie. Um als selbstständiger Dachdeckermeister wirklich genügend Geld verdienen zu können, müssen Sie sich nämlich einen guten Ruf als versierter und kompetenter Fachmann systematisch und vor allem nachhaltig aufbauen. Tipp: Suchen Sie bereits in der Planungs- respektive Gründungsphase Kontakt zu Bauherren, die häufig Projekte aus der Taufe heben. Dies ist ein ganz wichtiger Schritt, wenn Sie effektiv Kunden gewinnen möchten. Um Kunden nachhaltig gewinnen und dann auch binden zu können, müssen Sie sich aber vor allem entsprechende Referenzen erarbeiten. Diese sind in einem Geschäft dieser Art quasi das A und O.
Vorteilhaft ist es dabei, wenn Sie bereits in Ihrer Lehr- und Gesellenzeit bei expliziten Projekten mitgewirkt haben und dank Ihrer qualifizierten Arbeit bei den jeweiligen Bauherren einen guten Eindruck hinterlassen haben. Erfolgreich realisierte Projekte sind als Referenzen hier nahezu unersetzlich. Klassische Werbung wie Werbeanzeigen, Flyer, Plakate oder Hauswurfsendungen sind dagegen gerade in Bezug auf die Steigerung Ihres Bekanntheitsgrads wichtig. Zudem ist eine eigene Webseite Pflicht, wenn Sie langfristig als selbstständiger Dachdecker Geld verdienen möchten. Hier können Sie Ihre Fachkompetenz und Ihre Leistungsangebote transparent darstellen und formulieren, so dass ein Interessent in Ihnen bzw. in Ihrer Firma den kompetenten Ansprechpartner sieht.
Mit dem Leistungsspektrum für zukunftsorientiertes Wachstum sorgen
Zum ‚gewöhnlichen‘ Leistungsspektrum von selbstständigen Dachdeckern gehören folgende Fachleistungen, die möglichst mit einem hohen Maß an Serviceorientierung für Kunden zugänglich gemacht werden sollten:
Dächer eindecken
Fassadenbekleidung (Witterungsschutz)
Beratung und anschließende Umsetzung von energetischen Sanierungsmaßnahmen
professionelle Reparatur von Schäden
Wartungsarbeiten am Dach
Was die fachmännische Reparatur von Dachschäden angeht, so sind Kooperationsmöglichkeiten mit Versicherungen schon in der Planungsphase der Existenzgründung auszuloten. Hierbei handelt es sich um mehr oder weniger sichere Einnahmequellen, da Unwetter bzw. Wetterkapriolen durch den Klimawandel immer häufiger vorkommen werden.
Zukünftige Geschäftsfelder anvisieren
Erfolgreich wird die Existenzgründung als Dachdecker vor allem mit einem hohen Maß an Zukunftsorientierung. Immer mehr Dachdeckerbetriebe bieten Lösungen für erneuerbare Energien an und installieren Kunden auf dem fertigen Dach ebenfalls Kollektoren. Durch eine Ausweitung des Leistungsspektrums lässt sich die Einnahmebasis nachhaltig erhöhen und der Dachdeckerbetrieb wird insgesamt für eine größere Zielgruppe interessant.
Voraussetzungen, um sich selbstständig als Dachdecker zu machen
Wer sich als Dachdecker selbstständig machen will, braucht hierfür laut Anlage A der Handwerksordnung einen Meistertitel. Hintergrund ist, dass Arbeiten am Dach sicherheitsrelevanter Natur für das gesamte Haus sind. Wer selbst kein Dachdecker Meister ist und sich selbstständig machen möchte, kann alternativ einen Meister in leitender Position einstellen oder aber eine mehrjährige Berufserfahrung als Geselle in leitender Position geltend machen. Wer sich mit einem handwerksähnlichen Gewerbe in diesem Bereich selbstständig machen möchte, wird viele Arbeiten des oben skizzierten Leistungsspektrum nicht ausüben dürfen. Die Gründung eines leistungsstarken Dachdeckerbetriebes wird daher eigentlich immer einen Meistertitel voraussetzen. Darüber hinaus ist in formaler Hinsicht ein Gewerbe als Dachdecker anzumelden, noch bevor der erste Kundenauftrag umgesetzt wird. Durch die Gewerbeanmeldung ergibt sich eine Mitgliedschaft in der Handwerkskammer. Das Beratungsspektrum der Handwerkskammer sollte genutzt werden, um sich bestmöglich auf die Existenzgründung als Dachdecker vorzubereiten.
Wie viel verdient ein selbstständiger Dachdecker?
Wer sich nach der Ausbildung weiterbildet und den Meistertitel ablegt, wird als Dachdeckermeister aktuellen Angaben zufolge monatlich zwischen 3.000 und 4.500 brutto verdienen. Im Falle der beruflichen Selbstständigkeit muss es das Ziel sein, einen höheren Lohn zu erzielen. Wer Preise klug und vor allem wirtschaftlich kalkuliert sowie eine hohe Auslastung erreichen kann, wird dafür die geschäftliche Basis setzen. Oben wurden aktuelle Löhne als angestellter Dachdecker pro Stunde angeführt. Selbstständige müssen mit höheren Stundenlöhnen rechnen, um sich selbst einen Lohn auszahlen zu können. Von einem mittleren bis hohen zweistelligen Stundenlohn müssen alle Kosten und der Arbeitslohn gedeckt werden. Und natürlich sollten des Weiteren Gewinne übrigbleiben, mit denen weitere Investitionen für den Wachstumskurs des Unternehmens auf den Weg gebracht werden.
Kurzzusammenfassung für die Geschäftsidee ‚selbstständig machen als Dachdecker‘
Der relevante Zielmarkt erweist sich als gesättigt. Die Anzahl der Fachbetriebe für Dachdeckerei ist in den letzten Jahren rückläufig
Die angeführten Zahlen und Entwicklungen können für den Businessplan genutzt werden. Strategische Ableitungen sollten immer mit Blick auf die Besonderheiten der Geschäftsidee vorgenommen werden
Zukunftsorientierte Geschäftsfelder wie die Montage von Solarkollektoren sorgen für eine nachhaltige Entwicklung und bieten Kunden Mehrwerte aus einer Hand
Es handelt sich laut Anlage A der Handwerksordnung um ein zulassungspflichtiges Gewerbe: Für die selbstständige Berufsausbildung als Dachdecker ist ein Meistertitel vorgesehen
Vor Aufnahme der Tätigkeit ist ein erlaubnispflichtiges Gewerbe anzumelden.
Was ändert sich bei meiner Krankenversicherung, wenn ich selbstständig bin?
Als Selbstständiger sind Sie nicht mehr ohne weiteres in Ihrer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Sie müssen sich dort nun auf Antrag befreien lassen. Die künftige Beitragshöhe richtet sich hier nach Ihrem Einkommen. Die Kosten für Selbstständige betragen in 2023 zwischen ...